Exakt. Genau das hat Pitus vorgeschlagen. Die Reaktionen zeigen wie die Diskussion läuft
Ob es in dem entsprechenden Post von Pitus wirklich nur diese Aussage gab, oder auch andere - auf die sich meine Kritik bezog - können ja alle nachlesen.
Wenn das der Vorschlag ist, warum geht es dann immer und immer wieder um Migranten? Um die dürfte es nur gehen, wenn man über eine bessere Organisation der Verteilung auf die Kommunen (Manche haben noch Platz!) spricht.
Wenn es euch wirklich um die Probleme geht, dann müsst ihr über Entschuldung von Kommunen, Altersarmut, staatlichen Sozialwohnungsbau und vieles andere sprechen. Aber ihr sprecht immer und immer wieder nur über Migranten, Abschottung und Abschiebung. Das ist keine Lösung.
Wie mit der AfD umgehen? Sich klar gegen rechts positionieren, egal ob gerade Wahlkampf ist. Probleme pragmatisch angehen. Geld in die richtigen Gesellschaftsbereiche geben statt zu allem Überfluss noch zu kürzen, wie es gerade passiert. Der AfD und ihren Narrativen keine Bühne bieten.
Wer seinen Beitrag mit: „Ja, wir hatten die Probleme auch schon vorher“ beginnt, um dann doch auf Migration zu sprechen zu kommen, der nutzt die Benennung der schon vorher bestehenden Probleme, um doch wieder zum xten Mal den AfD-Narrativen das Wort zu reden.
An anderer Stelle hatte ich außerdem auch schon einmal Reformen in Justiz, ein Umdenken bei Finanzen und anderen Ministerien zu diesem Zweck angemerkt. Ist aber schon eine ganze Weile her.
Ich denke du hast hier einen falschen Eindruck und interpretierst daher eher negative Dinge hinein, statt wohlwollend an die Diskussion heran zu gehen. Schade. Im Konstruktive Streitkulturthread wurde doch festgestellt, dass man das Gegenüber wohlwollend interpretieren sollte.
Das überzeugt mich wiederum auch nicht. Keines dieser Systeme kann man darauf auslegen, dass sich in einem Jahr die Nettozuwanderung im Vergleich zum Vorjahr (das auch ungefähr den Schnitt der letzten 30 Jahre repräsentiert) fast verfünffacht [1].
Um deinen Vergleich zu den Kindern zu bemühen: selbst wenn wir ein überdurchschnittlich gutes Betreuungs- und Gesundheitswesen hätten, würde das vermutlich nicht mal damit klarkommen, wenn sich die Zahl der Geburten eines Jahrgangs nur verdoppelt.
Daher - ich finde es völlig fair zu sagen: es gibt Probleme dadurch, dass wir in einem Jahr besonders viel Migration haben. Diejenigen, die das hier im Thread so oder ähnlich gesagt haben, haben daraus m.E. auch nicht abgeleitet, dass die Migranten daran Schuld haben (genau so wenig, wie die Neugeborenen an ihrer Geburt schuld sind) und sie haben auch nicht infrage gestellt, dass eine bestimmte Menge an Zuwanderung große Chancen für unsere Gesellschaft bietet.
Die Frage, die man sich hingegen stellen muss ist, ob wir die o.g. Probleme durch Abschottungsversuche lösen, oder ob wir nicht TROTZ dieser Probleme von einer Willkommenskultur gesamtgesellschaftlich mehr profitieren würden. Das ist glaube ich aber nicht unbedingt eine Frage von rassistischer vs. menschenfreundlicher Einstellung, sondern hängt m.E. auch sehr konkret von der genauen Situation und den konkreten (Zuwanderungs-)Zahlen ab.
[1]
Zunächst einmal: ich habe hier von niemanden gelesen, dass die AfD Recht hat und Migration maximal unterbunden werden muss. Im Gegenteil denke ich, dass hier Konsens herrscht, dass man die wirklichen Probleme angehen und lösen muss (und gleichzeitig eine positive Migrationserzählung benötigt).
Das gesagt: Doch, natürlich ist es genau so, wie du behauptest, dass es nicht wäre. Wenn mehr Menschen eine Wohnung brauchen, dann ist eine Wohnungsknappheit problematischer, als wenn weniger Menschen eine Wohnung brauchen.
Wenn weniger Schüler in einer Schule eingeschult werden, dann ist ein Lehrermangel weniger gravierend, als wenn viele Schüler eingeschult werden.
Wenn niemand einen Deutsch- und Integrationskurs benötigt, dann ist das Fehlende Angebot von Deutsch- und Integrationskursen nicht so schlimm. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und ich weiß nicht, warum man hier krampfhaft versucht festzustellen, dass 1+1 nicht 2 ist.
Nee, anders: Die Migration hat verdeutlicht, dass es in den genannten Bereichen (Wohnraum, ÖD, Schulen etc.) Probleme zu lösen gibt.
Die anzupackende Stellschraube ist nicht die Migration, denn die wird nicht aufhören und ist auch notwendig.
Dem (dass 1+1 = 2 ist) kann man nicht widersprechen.
Aber was ist die Konsequenz?
Die Konsequenz ist, die Probleme zu lösen. Nichts anderes. Die Probleme müssen gelöst werden.
Mich erschreckt es zutiefst, dass alle demokratischen Parteien (außer vielleicht die Linke ohne Wagenknecht) im Wahlkampf verschärft über Migration sprechen. Dass der Bundespräsident - alt und neu - meinen, das noch verstärken zu müssen, dass manche Politiker sogar schon vom Wegfall des individuellen Rechts auf Asyl sprechen. Schlimm. Vergessen alle die Menschenrechte? Das Grundgesetz? Wo soll das hinführen?
Das löst die Probleme nicht.
Was mir auffällt ist, dass neue Migranten, insbesondere Geflüchtete, immer stark auf ihre Rolle als „Verbraucher“ von Ressourcen reduziert werden. Auf der anderen Seite wird der Wert, den diese Menschen in die Wirtschaft und die Gesellschaft einbringen, ignoriert. Ggf. sollten wir den Blick weiten und mal längere Zeiträume betrachten: Na klar, Leute die heute neu kommen, müssen erstmal versorgt werden, aber über Jahre hinweg können sich die Menschen natürlich schnell zu Netto-Zahlern entwickeln. Bei in Deutschland geborenen Kindern betonen wir ja auch nicht ständig, was diese uns in den ersten 18-25 Jahren ihres Lebens alles kosten. Das setzt voraus, dass wir diese Menschen dann eben auch als Mitglied in der Gesellschaft akzeptieren und entsprechend fördern, und nicht als temporäres Ärgernis betrachten, das dann hoffentlich bald wieder weg ist.
Dass man die Migration kaum sinnvoll steuern kann - sehe ich (siehe andere Threads) ähnlich. Was die Notwendigkeit angeht: ich glaube nicht, dass 1,5 Mio Netto-Zuwanderung pro Jahr notwendig sind. Der Grund warum ich trotzdem relativ entspannt bin ist, dass ich dieses Level - vielleicht im Gegensatz zu manch anderem - für die nächsten Jahre nicht erwarte.
und dann stellt sich wieder die Frage, wer diese Wohnungen bauen soll.
Sondereffekt Ukraine-Krieg - ca. 1.100.000 Menschen davon sind vor der russischen Invasion geflüchtet und werden mutmaßlich nicht langfristig bleiben.
ich weiß nicht, wann du zuletzt auf einer Baustelle warst, aber dort wird typischerweise alles Mögliche gesprochen, nur nicht Deutsch … abgesehen vom Bauherren und der Architektin natürlich, und vielleicht noch dem Meister, wenn es denn einen gibt.
Auf den Punkt gebracht: Wenn wir überhaupt eine Chance haben, die Lücke auf dem Wohnungsmarkt zu schließen, dann durch Zuwanderung von Menschen, die auf Baustellen schuften.
Abgesehen davon erleben wir auf dem Wohnungsmarkt ein erhebliches Gefälle zwischen Städten, wo Wohnungen typischerweise fehlen, und ländlichen Regionen, wo eher die Menschen fehlen (im Osten noch viel mehr als im Westen). In praktisch jedem Dorf in Brandenburg wäre locker Platz für ein paar syrische Familien … nur haben die natürlich gute Gründe, dort nicht leben zu wollen.
Ja. Ich sag ja, was es braucht ist eine positive Migrationserzählung und die Schritte, sie auch Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist kein Selbstläufer. Schon die Annahme, dass man will, dass Flüchtlinge sich integrieren und dauerhaft hier bleiben, ist nicht selbstverständlich.
Man könnte auch der Meinung sein, dass Flüchtlinge nach Wegfall des Fluchtgrundes in ihr Heimatland zurückkehren sollten und eine Integration dem entgegensteht. (Das teile ich nicht und ich denke es ist ein ähnlich falsches Verständnis wie es das um die „Gastarbeiter“ war.)
Das ist tatsächlich die Goldene Regel der deutschen Migrationspolitik: Integration solange wie möglich verhindern, denn
Das Schlimmste ist ein fußballspielender ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre in Deutschland – als Wirtschaftsflüchtling – den kriegen wir nie wieder los.
(Andreas Scheuer, Quelle: CSU-Generalsekretär zu Asylpolitik: "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese")
Deswegen schaffen wir uns die allermeisten Probleme mit Migration selbst: Bezug von Sozialleistungen, schlechte Sprachkenntnisse, Parallelgesellschaften … alles nicht nötig, aber tragische Folge einer Politik, die Integration in der Regel aktiv verhindert.
Wenn das wahr wäre, dann hätten wir keine Chance, an der >20%igen Zustimmung für die AfD was zu ändern. Denn die allermeisten Rechtsextreme sind all die Argumente unzugänglich. Dann können wir gleich aufgeben. Diese ganze Thread wäre vollkommen sinn- und nutzlos.
Immerhin die Hälfte wollen schon bleiben [1]. Auf die meisten Ukrainer, die ich persönlich kenne, trifft das tatsächlich auch zu. Was den Sondereffekt angeht: 2015 waren wir immerhin auch bei 1,1Mio Netto-Zuwanderung. Ich denke schon, dass man mit solchen Ereignissen immer mal wieder rechnen muss.
[1]
Laut Mitte-Studie gibt es dabei einen Graubereich. Die Prozentzahlen sind erschreckend hoch.
In den von Veche erwähnten Interviews im Deutschlandfunk erwähnen die Forscher die entsprechenden Prozentzahlen des harten Kerns, der nicht rückholbar sei, und des Graubereichs.
Ja, auch dieser Graubereich wiederholt die immer gleichen rechtsextremen Narrative, auch wenn diese Menschen selbst vielleicht nicht ganz und gar rechtsextrem sind.
Nein, das ist nicht die Position der Lage. Bitte bleib bei den Fakten!
Genau: Nur hypothetisch, ein Gedankenspiel: Stell Dir vor, jemand drückt auf den Knopf und plötzlich wären alle Migranten in Deutschland verschwunden.
Hätten wir dann genügend Wohnungen? Wäre der Staat effektiv, effizient und modern organisiert? Hätten wir dann genügend Fachkräfte? Wären unsere Defizite in der Klimakrise verschwunden? Hätten wir ein funktionierendes Gesundheits- und Bildungssystem? Wäre die öffentliche Infrastruktur modern und intakt? Hätten wir eine gerechtere Verteilung? u.s.w.
Nicht eines gravierenden strukturellen Probleme, die die Politik seit Jahrzehnten nicht angehen will oder nicht angehen kann, wäre damit gelöst.
=> Das Problem ist nicht die Migration - das Problem sind die massiven und seit Jahrzehnten nicht bearbeiteten strukturellen Probleme in Deutschland. Mag sein, dass die durch Migration „wie ein Brennglas“ deutlich werden. Aber sie sind auch ohne Migration fast genau gravierend.