Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch den Menschen gut! Wirklich?

Ich höre häufig: »Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch den Menschen gut. « Das stimmt teilweise, aber ich würde es anders formulieren. Es sollte kein Vorrang für die Wirtschaft geben, sondern ein gesundes Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. »Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, leiden auch die Menschen.«

Welches Wachstum ist wirklich nachhaltig und wünschenswert, und auf welches Wachstum sollten wir verzichten können? Ich würde z.B. gern auf Schadenbeseitigung nach Unfällen und Katastrophen, den notwendigen Neuaufbau nach Krieg, die Herstellung von umweltschädlichen Wegwerfartikeln, die Produktion und Entsorgung kurzlebiger Modeartikel sowie Beratungsleistungen für fragwürdige Finanz- oder Steueroptimierungen verzichten.

Die humoristische Redewendung »Ist das Kunst oder kann das weg? « möchte ich zweckentfremden und damit modernes Wachstum in Frage stellen: »Ist das noch Wachstum oder ist das schon Krebs?« Eine Kreislaufwirtschaft mit moderatem oder schrumpfendem Wachstum, die mittelfristig mit weniger Ressourceneinsatz höhere Gewinne erzielen könnte, würde gemäß heutigem BIP (Bruttoinlandsprodukt) noch negativ bewertet. Man würde schnell von einer Rezession sprechen und den Konsum ankurbeln wollen. Nicht alles, was man messen kann (z.B. BIP), ist für eine Steuerung sinnvoll, und nicht alles, was sich derzeit noch einer Messung entzieht (z.B. Gewinn, Risiko), ist unsinnig.

Jeder Investor weiß, dass am Ende die Rendite zählt. Auf dem Weg dorthin wird immer noch Wachstum um jeden Preis angestrebt, koste es, was es wolle.

Die Kernfrage ist, wie könnte Deutschland die Wirtschaft in Richtung Profit lenken, ohne die Marktwirtschaft außer Kraft zu setzen?

Wie können wir so unterschiedliche Ziele wie Wachstum, Wohlstand, Bürokratieabbau, Umweltschutz, Fachkräftemangel, künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft, Wissensgesellschaft und fehlende Rohstoffe unter einen Hut bringen? Wie sollte man Deutschland steuern?

Ich denke, folgender Satz könnte einige dieser Aspekte verbinden: »Deutschlands Wirtschaft sollte eine hohe gesellschaftsverträgliche, risikoadjustierte Rendite auf das menschliche und intellektuelle Kapital des Landes anstreben.« Rendite im Sinne der Reduzierung wertvernichtender Aufwände, Wartezeiten, Überproduktion, unnötiger Transporte oder Berichte. Gesellschaftsverträglich im Sinne eines optimierten Verhältnisses von Angebot und Nachfrage im Sinne der sozialen Marktwirtschaft. Risikoadjustiert im Sinne von: Je weniger Risiko die Wirtschaft eingeht, um eine Rendite zu erzielen, desto besser. Zu den Risiken gehören Marktrisiken (Länder, Währungen, Rohstoffe), Reputationsrisiken, Umweltrisiken und Sicherheitsrisiken. Menschliches Kapital soll nicht abwertend klingen, sondern den Bezug zu Bildung herstellen. Mit Bildung investieren wir in menschliches Kapital, das dann von der Wirtschaft in Rendite umgewandelt werden kann. Intellektuelles Kapital wird durch Forschung und Entwicklung in Form von Patenten oder anderem Wissen repräsentiert. Beides zusammen stünde einer Wissensgesellschaft gut zu Gesicht.

Die Amerikaner würde es möglicherweise RAPPMIC nennen:

Risk Adjusted Public Performance Manage on Intellectual Capital

Anhang zur Kreislaufwirtschaft:

Vom Verrotten zum neu Denken

Wie wäre es z.B. mit Kreislaufwirtschaft. Hier spricht man von den sechs R‘s. Je kleiner die Ziffer, desto größer der Effekt (Rohstoffe wiederverwenden (3=Reuse) ist besser als Produkte zerlegen (5=Recycle)):

1 Rethink - z.B. den Wirtschaftskreislauf neu denken
2 Reduce - z.B. Rohstoffe sparen
3 Reuse - z.B. Produkte wiederverwenden
4 Repair - z.B. Produkte reparierbar entwickeln
5 Recycle - z.B. Produkte zerlegen und nutzen
6 Rot - z.B. biologisch abbauen