Natürlich nicht. Jeder sieht doch mittlerweile, dass Herr Sinn da jahrelang kompletten Unsinn erzählt hat. Mir wäre aber nicht bekannt, dass er sich irgendwann mal hingestellt und sich dafür entschuldigt und/oder seinen Irrtum eingestanden hätte. Das wird halt irgendwie unter den Tisch fallen gelassen, so wie Querdenker auch immer behaupten, alle ihre „Vorhersagen“ wären eingetroffen, und wenn man das genauer betrachtet, ist eigentlich nichts davon eingetroffen.
Bis vor kurzem gab es ja auch praktisch keine Inflation bzw. sie lag stetig unter dem 2%-Ziel, obwohl gewisse Leute – weiß jetzt nicht, wie tief Sinn da mit drin hing – uns mindestens seit der Eurorettung permanent gewarnt haben, dass wegen der Erweiterung der Geldmenge eine Hyperinflation unmittelbar bevorstehe. (Nächste Hypothese, die sich nicht bewahrheitet hat.) Und dass die jetzige Inflation nicht Folge irgendeiner EZB-Politik ist, sondern Summe der Angebotsschocks durch Corona und Ukrainekrieg (selbst Corona alleine hat nicht ausgereicht), versteht man auch ohne VWL studiert zu haben. Was wir aber natürlich seit längerem haben, ist eine Vermögenspreisinflation, die u.a. zur Mietpreisexplosion in den Städten führt. Da müsste man tatsächlich politisch einschreiten, z.B. indem man große Vermögen weg besteuert. Oder zumindest indem man harte Preiskontrollen für Immobilien einführt, damit Anleger ihr Spielgeld lieber in Crypto oder irgendwelche anderen Betrugsmodelle stecken, die in der Realwelt weniger Schaden anrichten.
Nein, das ist überhaupt nicht plausibel. Dass man in hindsight wegen Klima vielleicht eher aus der Kohle statt aus der Atomkraft hätte aussteigen können, wäre ja noch eine vertretbare These, aber afair hat Atomkraft in Deutschland nie mehr als einen einstelligen Prozentsatz zur gesamten Energieerzeugung beigetragen, und weltweit betrachtet war die Summe schon immer irrelevant. Soviele Atomkraftwerke kann man gar nicht überall aufstellen, um bspw. den Verkehrssektor mit Atomstrom zu betreiben. Atomstrom war eine teure Luxustechnologie, die im globalen Maßstab nicht skaliert. (Und nebenbei neben den technologieimmanenten Sicherheitsrisiken auch geopolitische in sich birgt, weil man dann ja wieder gar nicht möchte, dass alle möglichen einem nicht wohlgesonnenen Staaten da plötzlich Zugriff bekommen.)
Was wir gerade erleben ist, dass Frankreich als Atomkraftland permanent von uns Strom importiert, und vereinzelte Neubauten im europäischen Ausland Jahrzehnte dauern und Unsummen an Geld fressen. Frankreichs Problem ist, dass sie sich immer auf ihren „CO2-neutralen“ AKWs ausgeruht haben und den Ausbau der EE daher nicht für nötig hielten. Jetzt sind die EEs u.a. in Deutschland aber so billig geworden, dass sich die AKWs und deren intensive Wartung gar nicht mehr rechnen. Die Idee, dass Deutschland jetzt anfängt 100 Atomkraftwerke zu bauen um damit die Zukunft zu bestreiten, ist absurd. Zumal die Brennelemente dann vermutlich auch erstmal aus Russland kommen müssten. m)
Auch theoretisch finde ich das nicht „offensichtlich“.
Theoretisch produziert eine Gesellschaft Waren/Dienstleistungen, und regelt über das Geld, wie diese verteilt werden bzw. wer davon wieviel verkonsumieren darf. D.h. wenn der Mindestlohn steigt, dann findet im Sprachgebrauch der Konservativen eine "Umverteilung"statt. Je nach Betrachtungsweise könnte man allerdings auch sagen, dass dann weniger Umverteilung von den Geringverdienern auf die Profiteure stattfindet. Wie auch immer. Da die Konsumquote am unteren Ende der Einkommensskala höher ist, und die Sparquote geringer als bei den Einkommensstärkeren, ist auch theoretisch völlig logisch, dass ein Mindestlohn zu einer höheren Nachfrage führt und damit in Summe mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu Massenarbeitslosigkeit führt. Natürlich wird der Markt bereinigt um ein paar Geschäftsmodelle, die allein darauf fußen, dass Unternehmen sich über ALG-Aufstockungen staatlich ihre Lohnkosten subventionieren lassen. Das ist ein wünschenswerter Effekt. Mindestlöhne sind also praktisch Abbaukosten für den Rohstoff Arbeitskraft, die der Unternehmer einpreisen muss.