Weil es beim Landwirtschaft und Klima eines der wichtigsten Themen und größten Probleme ist, könnte man das vielleicht mal in der Sendung besprechen.
Ich rede von Dürre und Wassermangel. Deutschland hat jetzt seit einigen Jahren immer wieder lange Phasen, wo das Grundwasser bzw. der Mangel an Grundwasser zum Problem wird. Auch das langsame Ende der Alpengletscher wird stark dazu beitragen, dass lange Trockenperioden zu extremen Wassermangeln in vielen Gebieten führen werden.
Trotzdem ist es in vielen Bundesländern immer noch normal nur den Bürger:innen Wasser in Rechnung zu stellen, während Industrie und Landwirtschaft das Wasser kostenlos oder extrem günstig bekommen und die Entnahme überhaupt nicht limitiert wird.
Ein weiteres Problem sind die Wasserstraßen, die durch Niedrigwasser kaum noch befahren werden können und es dafür auch keine Lösungen gibt.
Bitte aber hier auch gleiches mit gleichem vergleichen und nicht völlig unterschiedliche Dinge.
Der immer wieder in diversen Medien gemachte Vergleich des Preises von Trinkwasser inkl. Abwasser inkl. der kompletten Infrastruktur für Wasserentnahme, Aufbereitung, Förderung, Abwasserförderung und Abwasseraufbereitung mit der Nutzung von Wasser durch Unternehmen, die all diese Aufgaben selbst übernehmen ist völlig nutzlos!
Denn die Wasserrechnung des Bürgers setzt sich zum weitaus größten Teil aus Fixkosten für Infrastruktur und Personal zusammen. Würde in einer Gemeinde jeder von heute auf morgen 50% Wasser einsparen, müsste der Versorger umgehend den Preis fast verdoppeln um weiter kostendeckend zu bleiben, da ja die Klärwerke weiter betrieben werden müssen und auch das Personal weiter Geld kostet. Unter Umständen enstehen sogar zusätzliche Kosten weil Kanäle und Leitungen zusätzlich gespült werden müssen.
Unternehmen die Wasser so günstig bekommen greifen in der Regel nicht auf diese Infrastruktur oder höchstens auf Teile der Infrastruktur zu.
Wenn man schon so eine Aussage raushaut, dann fände ich es schon fair diesen Kontext auch bereitzustellen um nicht eine Ungerechtigkeit zu suggestieren die in der durch deine Aussage zu verstehenden Form jedenfalls nicht vorliegt.
Was nicht heißt, dass es nicht auch Gründe dafür gibt bestimmte Formen der Nutzung von Wasser durch Industrie und Landwirtschaft aus ökologischen oder anderen Gründen in Frage zu stellen. Ein 1:1 Vergleich mit Trinkwasserkosten ohne den Kontext welche Leistungen da eingeschlossen sind ist in meinen Augen aber manipulativ und schon (mindestens nahe der) Desinformation.
Nein, ist er tatsächlich nicht. Da diese Unternehmen auf exakt dasselbe Wasser zugreifen wie Gemeinden und Städte. Dass sie es überhaupt reinigen ist eine Errungenschaft der 1980er Jahre, wo Unternehmen ihre Abwässer größtenteils ungeklärt/nicht-aufbereitet wieder in den Rhein zurück entlassen haben und den Rhein zum dreckigsten Fluss Europas haben werden lassen.
Das ist heute glücklicherweise anders. Nur stehen wir heute vor dem Problem, dass Trinkwasser, anders als vor 40 Jahren tatsächlich jährlich knapp wird.
Und wer viel verbraucht muss eben viel zahlen. Wieso genau sollte bspw. ein Braunkohleunternehmen, das über 70 Jahre Profite mit dem Abbau und Verkauf von Braunkohle und Strom gemacht hat, jetzt noch Vorrecht auf fast kostenloses Wasser haben?
Weil wir als Verbraucher das Wasser dann ja von Nestlé kaufen können während wir „uns einschränken sollen?“
Wie gesagt wir reden hier von einer rarer werden Resource auf die wir als Bevölkerung angewiesen sind und die Konzerne und Landwirtschaft bisher kostenfrei aus Brunnen pumpen dürfen.
Wenn du einen Handwerker der dir ein Haus schlüsselfertig baut mit einer Firma vergleichst, die nur die Steine liefert, dann ist der Preis auch nicht vergleichbar nur weil die Steine die gleichen sind.
Wenn es um die Knappheit geht, dann macht es natürlich Sinn die Nutzung gegebenfalls zu reglementieren, das ist aber eine ganz andere Sache als den Preis 1:1 zu vergleichen von zwei unterschiedlichen Leistungen.
Und dann ist es eben nicht immer das gleiche Wasser. Eine Firma die zur Kühlung Flusswasser nimmt und dieses dann aufbereitet wieder zurückleitet steht nicht in Konkurrenz zum Trinkwasser. Da ist dann eher die ökologische Frage zentral.
Wie gesagt geht es mir ganz zentral um die Frage ob Kritik daran, dass Firmen für weniger Leistung weniger zahlen als Privatleute für mehr Leistung sinnvoll ist.
Die Kritik an Wassernutzung allgemein sehe ich durchaus als ein Thema an welches es verdient diskutiert zu werden, aber bitte auf dem Niveau das es verdient und nicht mit einem plumpen Vergleich von Äpfel mit Birnen.
Ich denke man muss hier genau differenzieren, worüber man sprechen möchte, weil es oft um andere Endprodukte geht. Und andere gesellschaftliche Konflikte und Ziele
das Trinkwasser, das Haushalte beziehen ist aufbereitet worden, also sehr hochwertig und damit teuer
Der Landwirt wässert mit unaufbereitetem Flusswasser. Gleichzeitig verunreinigen Nitratüberschüsse bei Regen die Flüsse. Möchte man für Wasserbezug und Verunreinigung zahlen lassen? Vermutlich würden Lebensmittelpreise steigen und zur Bewässerung gibts kaum Alternativen? Ggf. Förderanreize für wassersparende Bewässerung, Konzepte wie Agroforst und Nitratgrenzwerte prüfen.
Das Kohlekraftwerk kühlt mit unaufbereitetem Flusswasser. Kohlegruben werden entwässert und verunreinigen Flüsse. Möchte man hier Kosten aufschlagen? Aus meiner Sicht legitim, da es Alternative Energiequellen gibt und Umweltschäden ggf. vergesellschaftet werden. Wird es aktuell getan? Das weiß ich tatsächlich nicht. Hätte aber auf jeden Fall eine weitere ökologische Lenkungswirkung, wenn Kohlestrom dadurch noch teurer werden würde
das Wasser, was Industrie beziehen, ist nicht aufbereitet? Ist das so? Ist das bei jeder Industrie so, muss man hier auch unterscheiden? Bezieht Cocacola beispielweise Grundwasser oder aufbereitetes Trinkwasser? Sind die Wasserpreise, die irgendwann mal vereinbart wurden noch legitim oder angesichts steigender Knappheit zu günstig? Da es Trinkwasser aus dem Hahn gibt, würde ich behaupten, dass höhere Preise für Wasser aus Falschen auch keine Katastrophe wäre.
Denke die Fälle müsste man differenziert betrachten und die aktuellen Preise hinterfragen ist nicht verkehrt. Den Konflikt um Wasser gibt es ohne Zweifel. Nur steckt der Teufel im Detail.
Danke für die Auflistung und Differenzierung.
Als Ergänzung: Landwirte dürfen auch Brunnen bohren und mit Grundwasser bewässern.
Dabei gibt es keinerlei Überblick über die Anzahl und entnommene Menge.
Selbst wenn es Trinkwasser ist macht es einen Unterschied in Sachen Infrastrukturkosten ob dieses im großen Stil zur Abfüllung genutzt wird oder im haushalt verbraucht wird.
Wasserversorger Arbeiten ja mit einer Kalkulation die letztlich auf Kostendeckung ausgelegt wird. Es wäre tatsächlich nicht vermittelbar wenn die Preise für Großkunden so günstig wären, dass sie die Kosten nicht decken und durch den Privathaushalt quersubventioniert werden. Wenn aber die Kosten gedeckt sind, dann ist letztlich die Kalkulation keine andere als für die Privathaushalte.
Das Pflanzen gewässert werden müssen, lässt sich wohl kaum vermeiden, aber eine pflanzenbasierte Ernährung hat z.B. einen deutlich geringeren Wasserverbrauch, als eine Fleischlastige Ernährung. Ein höherer Wasserpreis würde also das Preisverhältniss zwischen Fleischlastigen und einer pflanzlichen Ernährung hin zu einer pflanzlichen Ernährung verschieben würde.
Auch die Terra-X-Folge zu Trinkwasser macht auf einige Probleme (z. B. die aufwändige Filterung von PFAS) aufmerksam.
Neben endokrin wirksamen Stoffen, die als Human- und Tierarzneimittelreste in die Umwelt und somit z. T. auch ins oberflächennahe Grundwasser gelangen, gibt es hierzulande ein Problem mit der Nitratbelastung durch Gülleausbringung. Das Umweltbundesamt schrieb dazu 2018:
Trinkwasser wird in Deutschland größtenteils aus Grundwasser hergestellt. Doch Grundwasser ist häufig zu stark mit Nitrat belastet. Eine Ursache ist die stickstoffhaltige Düngung in der Landwirtschaft. Neben Mineraldünger werden Gülle aus Mastställen oder Biogasanlagen auf den Feldern ausgebracht. Der Anteil, den die Pflanzen nicht verbrauchen und der im Boden nicht durch Denitrifikation abgebaut wird, gelangt als Nitrat in das Grundwasser. 18 Prozent des Grundwassers in Deutschland hält den geltenden Schwellenwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter nicht ein.
Doch die Wasserversorger stellen sicher, dass das Trinkwasser in Deutschland fast allerorten unbelastet ist. In (nahezu) allen Proben der amtlichen Trinkwasserüberwachung wird der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter nicht überschritten. Um diesen Grenzwert einzuhalten, mischen die Wasserversorger häufiger unbelastetes mit belastetem Rohwasser, vertiefen oder verlagern Brunnen und schützen so das Trinkwasser und unsere Gesundheit.
Wenn die Einträge jedoch zunehmen und die genannten Maßnahmen ausgereizt sind, müssten die Versorger das Nitrat technisch aus dem Grundwasser entfernen.
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft schreibt:
Die landwirtschaftliche Bewässerung konkurriert mit der Wassernutzung für Industrie und Gewerbe auf einer Ebene und ist der Wasserversorgung für die Bevölkerung (beispielsweise als Getränk, zur Nahrungszubereitung, zur Reinigung oder Körperpflege) nach § 50 des Wasserhaushaltsgesetzes nachgeordnet. In den meisten Bundesländern sind außerdem die tieferen und besser geschützten Grundwasservorkommen der Trinkwasserversorgung vorbehalten, so dass die Feldberegnung auf Oberflächengewässer und die oberen Grundwasserleiter zurückgreifen muss.
Diese Prämisse ist problematisch, wenn Wasserentnahmen zu ökologischen Nachteilen für Flora und Fauna führen.
Klimawandelbedingt wird der Wasserbedarf in der Landwirtschaft bis 2050 laut Nationaler Wasserstrategie 2023 und dem Niedersächsischen Wasserversorgungskonzept (2023) um mindestens 25 Prozent steigen. Die dann erforderlichen Wassermengen werden sich in vielen Regionen Deutschlands (beispielsweise Nordostniedersachsen) nicht aus den vorhandenen Grundwasservorkommen decken lassen.
Zielkonflikte bei der Wassernutzung gibt es also durchaus und sie werden sich absehbar verschärfen.
Geeignete Interviewpartnerinnen wären Annika Joeres und Susanne Götze, die „Durstiges Land: Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird“ geschrieben haben.