Was passiert, wenn die Offensive der Ukraine ein Erfolg wird?

Ein Staat dessen Infrastruktur von einem Aggressor zerstört wird, hat wahrscheinlich selten ein gute Kreditwürdigkeit.

Wir sollten das beste tun. Unsere Hoffnung bringt der Ukraine nicht viel, aber unsere Taten (Waffenlieferungen, Sanktionen gegen Russland u.a.) dagegen schon.

Und das heißt nun was? Dass die Ukraine eigentlich nicht besser als Russland ist?

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Womit wir wieder bei einer Grundfrage wären: Ab wann und wie intensiv darf ich mich wehren? Darf ich mich um des Friedens willen überhaupt verteidigen, da Verteidigung im Grunde „Gegengewalt“ ist und Opfer erzeugen könnte - auf beiden Seiten? Oder muss ich , um Leben zu schützen, Werte wie Freiheit und Selbstbstimmung aufgeben und gilt grundsätzlich, das der Stärkere oder zumindest Aggressivere frei agieren kann, damit es zu keinem längeren Konflikt kommt?
Banal gefragt: Wenn mich auf der Strasse jemand mit einer Waffe attackiert, um mir meine Wertgegenstände wegzunehmen, wie reagiere ich? Gebe ich ihm alles, damit es zu keiner weiteren Gewalt kommt? Nehme ich in Kauf, verletzt oder getötet zu werden, um möglicherweise keine Unbeteiligten zu gefährden?
Sicher etwas sehr vereinfacht, aber aus Sicht eines Landes wie der Ukraine (aber auch Taiwan, Israel oder vergleichbare Länder) eine zentrale Frage.
Und wer entscheidet, welches Land moralisch im Recht ist?

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Auch in zehn Jahren wird sehr vieles noch spekulativ sein. „Was wäre wohl gewesen, wenn…“

Jedenfalls ist die Abhängigkeit von taiwanesischen Chips kaum mit der von russischem Gas zu vergleichen. Russland ist Aggressor und konnte aus einer Position der Stärke heraus agieren, weil wir von seinen Ressourcen abhängig sind. Taiwan wird durch unsere Abhängigkeit beschützt.

Fast richtig. Ersetze „schlau“ durch „zynisch“, dann passt es. Haben wir dann mal unsere Chipindustrie aufgebaut sagen wir zu Xi Jinping „Taiwan? Brauch‘ mer nimmer. Kannst‘ haben!“

Ukrainische Menschenleben willst Du also bewahren, indem sich die Ukraine möglichst schnell unterwerfen soll. Aber Taiwaner sollen möglichst unbehindert überfallen werden können, ohne dass wir davon genervt sind?

Mir scheint, ich erkenne ein Muster: Dich stört die Tatsache, dass militärische Konflikte Einfluss auf unsere Versorgung haben, und die Angegriffenen sollen sich bitte so verhalten, dass dieser Einfluss möglichst gering bleibt.

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Lassen Sie uns doch wieder etwas Realität in die Diskussion bringen, sonst bekommen Sie noch das Gefühl der Rest Deutschlands wäre auch Ihrer Meinung und hält Waffenlieferungen für das Beste. Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen sind weiterhin für Waffenlieferungen an die Ukraine, d.h. ein signifikanter Teil der Deutschen teilt Ihre Meinung nicht. Im Osten wären Sie sogar in der Minderheit mit dieser Haltung. Bezogen auf die Parteien sind die Grünen-Wähler mit 81% am Stärksten für Waffenlieferungen, was mich nicht überrascht.
Gemäß einem bekannten deutschen Philosophen teilt sich das Lager in „Gesinnungs-Ethiker“ und „Verantwortungs-Ethiker“, ich zähle mich eher zu letzterem.

@RPausD hier noch etwas Realität
Umfrage zur deutschen Ukraine-Politik im Juni 2022 | Statista

Ich würde mir wünschen dass sie die Quellen die ihrer Argumentation zugrunde liegen angeben bzw. verlinken.
Ihr Schlusssatz lässt mich dumm und unbelesen zurück da ich diesen bekannten Philosophen nicht erkenne.

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Gemeint ist vermutlich Max Weber - und der war „bekanntlich“ nicht Philosoph, sondern Soziologe.

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Zumindest eine Frage lässt sich nun beantworten:

Was passiert, wenn die Offensive der Ukraine ein Erfolg werden könnte?

Dann lässt Putin einen seiner Hansel ausrichten, er sei durchaus an einer Verhandlungslösung interessiert.

Ich glaube gemeint ist eher jemand, der einen Podcast mit Lanz macht :slightly_smiling_face:

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Das wirft den Grundsatz der hermeneutischen Billigkeit natürlich arg über den Haufen.

Und? Das ist doch in vielen anderen Fragen nicht anders. Aber wie Sie selbst schreiben: die Mehrheit ist für Waffenlieferungen.

Da im Osten z.B. Ressentiments gegen Ausländer, Skepsis gegenüber der Demokratie und allgemein die Wahlergebnisse rechtsextremer Parteien höher sind, habe ich damit wirklich kein Problem.

Mal abgesehen davon, dass ich diese angebliche Gegenüberstellung erst seit der „Flüchtlingskrise“ kenne, wo Wohlstandsbürger sich „Verantwortungsethiker“ nannten, wenn sie die Aufnahme von Geflüchteten kritisiert haben („man könne ja nicht alle aufnehmen“), frage ich mich, wo denn die Verantwortung im Fall des Ukraine-Kriegs liegt. Die Hände in den Schoss legen und zusehen, wie ein unabhängiges Land zerstört wird, hat für mich nichts mit Verantwortung zu tun.

Markus S hat einen wichtigen Hinweis bezüglich des Philosophen gegeben, es war nicht Max Weber. Meine Aussagen basieren natürlich auf einer seriösen Quelle.

Du hälst es also nicht für schlau sondern für zynisch (also menschenverachtend und gefühllos) wenn die USA und Europa der nahenden Gefahr eines Angriffs der Chinesen auf Taiwan begegnen in dem die USA und Europa eigene Fabriken zur Chip-Produktion aufbauen?! Wir sind ja ein freies Land und ich bin ja durchaus tolerant, denke einfach noch mal drüber nach was Du da so von Dir gibst. Zum Glück ist die Mehrheit in Europa und den USA meiner Meinung, sodass schon konkrete Vorhaben in diese Richtung auf den Weg gebracht wurden. (einfach mal bei google informieren)

Ich halte Deine Haltung für unverantwortlich und gefühllos gegenüber den hunderten von Millionen Menschen im Westen, die genau von dem Problem betroffen wären, zum Glück gibt es aber genügend Politiker die sich dem Thema verantwortungsvoll annehmen. Die haben verstanden, dass es aufgrund der Digitalisierung um die gesamte Industrie und auch um unsere Verteidigungsfähigkeit geht.

Wenn man noch ein bisschen weiter denkt, könnte der Appetit Chinas auf Taiwan gegebenenfalls auf Taiwan noch sinken, wenn sie verstehen, dass die westliche Welt mit eigener Chip-Industrie voller Stärke in diesem Konflikt auftreten können.

@RPausD ich finde es sehr Aufschlussreich dass sie immer nur Teile eines Zitates für eine Antwort nehemen.

Den eigentlichen wichtigen Teil der Aussage

aber geflissentlich ignorieren. So aus dem Kontext gerissen kann man dann in seine eigene Denkrichtung argumentieren.

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Ich teile Deine Einschätzung und denke, dass deshalb hier keine echte Diskussionsentwicklung mehr zu erwarten ist, Alle Beteiligten haben sich klar positioniert oder können das noch tun, ehe ich den Thread heute ab 20:00 Uhr schließe.

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Ich denke die Argumente sind soweit ausgetauscht. Sie können mir gern per Nachricht weiter schreiben und ggf. einen Hinweis geben, auf welchen Teil Ihrer Argumentaton ich eingehen soll. Ein Diskussionsforum ist natürlich auch ziemlich ineffizient, was man in Stunden schreibt hätte man in Minuten bei einem Bier geklärt, oder eben nicht geklärt. Es ist auch ein schwieriges Thema, daher kann ich auch gut verstehen, dass die Bevölkerung sehr gespalten ist (siehe Umfragen).

Ich danke Ihnen vielmals für die Einwände an meinen Positionen. Ich hoffe dass ich nicht zu aggressiv aufgetreten bin, wobei mir das in politischen Diskussionen echt schwer fällt. Ich bin ja irgendwie auch davon überzeugt, dass ich richtig liege, wobei in diesem Podcast/Forum die Übermacht der Foristen meistens auf der anderen Seite steht. Ihnen noch eine schöne Zeit und nochmals danke.

Viele Grüße von der holländischen Nordsee bei angenehmen 22 Grad !

Ich denke die meisten Argumente sind ausgetauscht. VIelen Dank für die Einwände zu meinen Argumenten. Aus Ihrem letzten Post nehme ich mit dass Sie die Meinung von Ostdeutschen Bürgern für wenig qualifiziert halten und die Verantwortungsethik eher für eine „Wohlstandsgemeinde der Hände in den Schoss legenden“ halten.

Die Diskussion wird bald geschlossen - ich wünsche Ihnen noch eine schöne Zeit und nochmals vielen Dank, es hat sehr viel Spass gemacht.