Was ist eigentlich Populismus

Ich habe es auch mal versucht:

Prompt: Welches sind gemäß dem wissenschaftlichen common sense die wichtigsten Strukturmerkmale des Populismus?

Die wichtigsten Strukturmerkmale des Populismus:

1. Manichäismus: Populismus zeichnet sich durch eine stark vereinfachte Sichtweise der Welt aus, die in Gut und Böse, „wir“ und „die anderen“ unterteilt wird. Komplexe Sachverhalte werden auf einfache Feindbilder reduziert.

2. Anti-Elitarismus: Populisten wenden sich gegen etablierte Eliten in Politik, Wirtschaft und Medien, denen sie Korruption, Inkompetenz und Untreue zum Volk vorwerfen.

3. Volkssouveränität: Populisten berufen sich auf den Willen des Volkes, den sie als homogen und einheitlich definieren. Sie beanspruchen für sich, die alleinigen Vertreter des „wahren Volkes“ zu sein.

4. Personalisierung: Populisten fokussieren sich auf charismatische Führerfiguren, die als starke Verkörperung des Volkes und seiner Interessen auftreten.

5. Emotionalisierung: Populistische Rhetorik appelliert stark an Emotionen wie Angst, Wut und Stolz. Sie nutzt einfache, zugespitzte Parolen und Feindbilder, um die eigene Anhängerschaft zu mobilisieren.

6. Anti-Pluralismus: Populisten lehnen die Vielfalt der Meinungen und Interessen in einer pluralistischen Gesellschaft ab. Sie diffamieren Andersdenkende als Teil der „Elite“ oder „Lügenpresse“.

7. Exklusionismus: Populisten grenzen „das Volk“ gegen vermeintliche Bedrohungen von außen ab, z.B. durch Sündenböcke wie Einwanderer oder Muslime.

8. Pragmatismus: Populisten verfolgen keine klar definierte Ideologie, sondern orientieren sich an opportunistischen und pragmatischen Erwägungen.

9. Propaganda: Populisten nutzen Medien und Propaganda, um ihre Botschaften gezielt zu verbreiten und ihre Anhänger zu mobilisieren.

10. Institutionenskeptizismus: Populisten stehen etablierten Institutionen wie Parlamenten, Gerichten und Medien misstrauisch gegenüber und versuchen, diese zu delegitimieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Merkmale nicht immer alle gleichzeitig auftreten und dass es unterschiedliche Ausprägungen von Populismus gibt.

Weitere wichtige Punkte:

  • Populismus ist keine Ideologie, sondern eine Strategie, die von Akteuren mit unterschiedlichen politischen Zielen eingesetzt werden kann.
  • Populismus kann sowohl von links als auch von rechts auftreten.
  • Populismus kann eine Gefahr für die Demokratie darstellen, da er die Erosion von Institutionen und die Spaltung der Gesellschaft fördern kann.

Hinweis:

Die wissenschaftliche Debatte über Populismus ist sehr komplex und es gibt unterschiedliche Ansätze zur Definition und Analyse des Phänomens.

Weiterführende Informationen:

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Ich würde nochmal eine Ebene höher gehen und folgende Schnittmenge der Ansätze formulieren:
„eine mit politischen Absichten verbundene, auf Volksstimmungen gerichtete Themenwahl und Rhetorik. Dabei geht es einerseits um die Erzeugung bestimmter Stimmungen, andererseits um die Ausnutzung und Verstärkung vorhandener Stimmungslagen zu eigenen politischen Zwecken“
Das ist die Eingangsdefinition aus Wikipedia, die - wenn man sich die Zusammenfassung der Statements aus den Sozialwissenschaften im Artikel anschaut - aus meiner Sicht eine sinnvolle gemeinsame Grundlage bildet. Interessant daran: zunächst mal sagt diese Definition nichts darüber aus, ob diese Stimmungen ein reales Problem abbilden müssen oder nicht.

Tatsächlich frage ich mich auch, wie wir mit den KI generierten Recherchen hier umgehen sollen. Gerade bei kontroversen Themen glaube ich, dass uns das wenig weiterhilft.

Statt ChatGPT kann ich da übrigens scienceos.ai empfehlen. Leider (noch?) etwas intransparent, was die Vorgehensweise bei der Generierung der Texte angeht, aber es scheint so, dass wissenschaftliche Publikationen (vermutlich eher Abstracts) gescannt werden und dann eine Zusammenfassung generiert wird. Schön ist, dass die entsprechenden Publikationen dann auch verlinkt sind.

Ich habe gerade leider nicht die Zeit und Motivation, das „Forums-reif“ (generieren, verstehen, verlinkte Quellen überfliegen, zusammenfassen) auf die Frage „Was ist Populismus?“ anzuwenden.

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Etwas Off topic, aber guter Tip! Habe das mal auf das Thema meiner Diss angewendet und erstaunlich gute Ergebnisse bekommen. Freundlicherweise wurde ich dabei auch zitiert. Ich hatte dasselbe mal mit ChatGPT gemacht und völligen bullsh*t heraus bekommen.
Ich hoffe aber, dass wir uns einig sind, dass KI uns im aktuellen Zustand sicher bei der Recherche helfen kann. Aber wir sollten die Ergebnisse kaum als Ersatz der menschlichen Interpretation von Quellen sehen.

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Die Strukturelemente sind alle super. Gelingt es uns, daraus eine wissenschaftstaugliche (Minimal-)Definition zu machen? Das heißt für mich (ich bin Jurist, daher wissenschaftstheoretisch leider schwach, aber Definitionen mögen wir) eine Definition, die alle notwendigen und hinreichenden Bedingungen enthält (wobei Teile der hinreichende Bedingungen auch alternativ erfüllt sein können) - keine mehr und keine weniger.

Insbesondere würde ich gern herausarbeiten, was nur optionale oder alternative Elemente sind und was Begleiterscheinungen, aber keine Wesensmerkmale des Populismus sind.

In den von Dir aufgezählten Elementen

  • halte ich 1.-3. für wesensnotwendig schon wegen des begrifflichen Kerns. Sie decken sich auch in großen Teilen mit den 1.-3. bei @Flixbus/ChatGPT
  • ergibt sich mE 6. aus 3.
    1. und 5. sind eher rhetorisches Beiwerk als Kern der Sache (hier bin ich aber unsicher)
  • gehört 7. mE auch nicht zu den Wesensmerkmalen, da die Homogenität des Volkes bereits durch 3. (und 6.) abgedeckt wird und die Bedrohungen nicht zwingend von außen kommen müssen. 7. kann man eher als Xenophobie charakterisieren.
    1. und 9.: keine Anung, gerade 9. erlaubt doch gar keine Abgrenzung zu jeder anderen Politik
    1. ist sehr interessant. Bin unsicher, ob das bereits durch 2. abgedeckt ist, zugunsten einer Minimaldefinition würde ich sagen: Ja.

Schwieriger wird es dann, wenn man auch noch die von @Flixbus angeführte Dimension der (normativen) Demokratietheorie (bei ihm 4.) berücksichtigen sollte. Ich würde es gern auf die politische Strategie beschränken, die hier im Forum meistens interessieren wird. Die Bewertung von Populismus ist davon zu trennen.
Den Punkt 5. „hybrides politisches Phänomen“ sehe ich als zu wenig komplexitätsreduzierend an, um für eine verständliche Definition zu taugen.

ja, man könnte 6 und 7 wohl als sie nach innen und nach außen gerichteten Spielarten der Xenophobie zusammenfassen und als Gegenpol zur Volkshomogenität in 3 sehen.
Sie konstruieren das Volk also durch eine Starke Abgrenzung zur Umwelt zu der neben anderen „Völkern“ auch die inneren Abweichler gemacht werden. Abweichungen unterhalb der Othering-Schwelle werden hingegen nivelliert

sehe ich genauso.

Ich habe eine zweite Runde mit der KI gedreht und wir sind auf folgende Struktur gekommen:

Merkmale des Populismus:

Methodische Aspekte:

  • Personalisierung: Fokussierung auf charismatische Führerfiguren.
  • Emotionalisierung: Ansprache von Emotionen wie Angst, Wut und Stolz.
  • Polarisierung: Die Welt wird in „Gut“ und „Böse“, „Wir“ und „die anderen“ geteilt.

Inhaltliche Aspekte:

  • Anti-Elitarismus: Wendet sich gegen etablierte Eliten in Politik, Wirtschaft und Medien.
  • Volkssouveränität: Beruft sich auf den Willen des Volkes, den es als homogen und einheitlich definiert.
  • Ausgrenzung: Grenzt „das Volk“ gegen vermeintliche Bedrohungen von außen ab und lehnt die Vielfalt der Meinungen und Interessen in einer pluralistischen Gesellschaft ab.
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Nur ganz kurz zu dem was ich mich „follow the science“ meinte: ich habe nicht ChatGPT benutzt, sondern ein anderes Sprachmodul und wie beschrieben gezielt nacht politikwissenschaftlichen Ansätzen gefragt. Auch die von @Friedolino gepostete Antwort zeigt ja, dass es gerade keinen „common sense“ oder eine „Minimaldefinition“ gibt, sondern dass bei der wissenschaftlichen Begriffsbestimmung unterschiedliche Dimensionen und Herangehensweisen ins Spiel kommen, die sich zwar vielfach überschneiden, die aber auch unterschiedliche Aspekte hervorheben. So komplex ist (Sozial-)Wissenschaft halt und ich verstehe nicht wirklich, was der Vorteil davon sein sollte, diese Komplexität auf eine möglichst einfache Formel zu reduzieren. Das widerspricht zumindest meinem Verständnis von Wissenschaft.

Weder die Tatsache dass verschiedene Theoretiker verschiedene Modelle entwickelt haben noch die Komplexität verhindern, dass man daraus eine minimal Definition entwickelt. Es ist ja nicht so, dass es eine komplexe Wahrheit gibt die wir nicht entdecken können, sondern es steht uns frei ein eigenes Modell zu entwickeln.

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Die andere Frage wäre, wie uns die Zusammenfassungen der Sprachmodelle bei diesem Thema helfen. Aus meiner Sicht geben sie uns Hinweise, dass irgendwo im Internet diese Definitionen von Populismus umher geistern. Allerdings nicht, ob diese Definitionen sinnvoll oder relevant sind. Das wäre ja aber essentiell, wenn man bei dem Thema weiterkommen möchte.

Die KI Modelle alleine bringt natürlich recht wenig. Wenn ich mich nicht täusche hatte ich aber auch die Quellen dazu reinkopiert und mit etwas soziologischer oder überhaupt akademischer Vorbildung kann man sich über die Quellen doch ein ganz gutes Bild verschaffen.

Gut, dass du’s sagst. Ich hatte nicht verstanden, dass der KI Text und die Quellen zusammen gehören. In der Form finde ich es dann schon hilfreich.

Du hast schon Recht, guter Einwand.
Kleines Aber, weil ich’s nicht lassen kann: Wir arbeiten hier ja auch an unserem eigenen Verständnis und an der Formulierung von Sachverhalten in Diskussionsbeiträgen. Wenn ich mich nur auf die Komplexität der Sache und auf die Uneinigkeit der Expert:innen zurückziehe, begrenzt das meine Sprech- und Handlungsfähigkeit als Bürger schon stark. Also ins Extrem durchziehen lässt sich die Position auch nicht. Wissenschaft will ja auch angewendet werden.

Das wär’s aus meiner Sicht, was wir versuchen: Die Überschneidungspunkte finden, sodass wir sehen, wo sich die Wissenschaft dann doch einig ist - und uns damit gebrauchsfähige Konzepte für unser Sprechen und Handeln liefert.

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Frisch aus dem soziologie studium eines meiner kinder möchte ich folgende definition nicht vorenthalten:

• Als Minimaldefinition für Populismus wird die Polarisierung und Moralisierung von
Politik verstanden. Die Polarisierung bezieht sich auf eine Trennung in zwei als
homogen und sich antagonistisch gegenüberstehend gedachte Gruppen: wie bspw.
ein ‚reines Volk‘ und eine ‚korrupte Elite‘

• Kernelemente eines populistischen Narrativs: 1. das Volk ist Grundlage der
politischen Gemeinschaft, 2. seine Souveränität wird von einigen Akteur*innen oder
Prozessen missachtet, 3. dies muss angeprangert und der Platz des Volkes in der
Gesellschaft wiederhergestellt werden

Oft dient ja auch schon der Populismusvorwurf als Mittel, um die Gegenposition zu delegitimieren.

Wäre es populistisch, auf die Vermögensverteilung in Deutschland und die Responsivität des Bundestages hinzuweisen?
Hierbei werden mE viele Aspekte des Populismus erfüllt.

Ich halte es (u.a. daher) für falsch Linkspopulismus als negativ anzusehen. Der Populismusbegriff ist zunächst als wertfreies Analysetool zu betrachten, er ist nicht per se schlecht oder gut. Meiner Ansicht nach ist ein Populismus von Links ein sehr mächtiges und sinnvolles Mittel, um Politik im Sinne der Mehrheit durchzusetzen. Es ist ja nun keine Verschwörungstheorie, dass es eine recht kleine Elite (einige tausend Personen) gibt, die große Teile der politischen/wirtschaftlichen Macht innehaben (kann dazu nur das Interview mit dem Soziologen/Elitenforscher Michael Hartmann bei Jung & Naiv empfehlen: Soziologe Michael Hartmann über seine Elitenforschung - Jung & Naiv: Folge 691 - YouTube).
Da diese Elite sehr wirkmächtig ist und eine Einschränkung der Macht von dieser nur schwer gegen diese durchsetzbar ist, ist es 1. sinnvoll jedes verfügbare Mittel im politischen Kampf gegen diese einzusetzen und 2. zutreffend, wenn man einen Interessenkonflikt zwischen der herrschenden politischen/wirtschaftlichen Klasse und der Mehrheit der Bevölkerung als solchen auch benennt. Natürlich sollte man bei einer solchen populistischen Strategie auf dem Boden der Tatsachen bleiben, aber sofern man das tut sollte man das Nutzen dieses Machtmittels von progressiven Kräften begrüßen.

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Kommt vielleicht drauf an, wie man links definiert. Populismus ist zwar einerseits ein Analysegegenstand, aber andererseits eben auch eine bestimmte Art und Weise, Menschen anzusprechen, zu mobilisieren, Öffentlichkeit herzustellen etc. Und da sehe ich jenseits vom Inhalt (also egal ob es jetzt meinetwegen um mehr soziale Gerechtigkeit geht) eine ziemliche Lücke zwischen den Effekten von Populisus - u. a. Emotionalisierung von politischen Debatten, Denken in Freund/Feind-Schemata etc. und dem, was für mich demokratisch (oder auch links) wäre, nämlich Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status in die Lage zu versetzen, ihre Interessen wahrzunehmen, zu artikulieren und mit anderen auszuhandeln - und zwar im Interesse der Allgemeinheit.

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Ich würde nicht sagen, dass Emotionalisierung Wesenskern populistischer Politik ist.
Denken in Freund/Feind-Schemata ist nichts per se schlechtes (auch wenn man nicht von Feinden in der politischen Debatte sprechen sollte). Denn es ist ja nicht so, dass sich alle nur auf die vernünftige Position einigen müssen, und dann ist allen Interessen am Besten gedient. Es gibt durchaus widerstrebende und nicht vereinbare Interessen. Beispiel: Die Interessen bspw. eines Konzernchefs ist konträr zu denen der Arbeitnehmer. Der Arbeitnehmer will mehr Lohn, das bedeutet jedoch weniger Gewinn für den Unternehmer, er will das Gegenteil. Im Zweifel setzt sich die mächtigere Person/Kraft durch. Insofern ist eine politische Polarisierung zwischen der Spitzenetage der Gesellschaft und der Mehrheitsbevölkerung sinnvoll – sie kann andere Polarisierungen, die innerhalb der Mehrheit vorhanden sind, die tatsächlichen fundamentalen Interessenskonflikte aber überlagern (vor allem kulturelle Konflikte, etwa entlang des Genderns), in den Hintergrund treten lassen.
Insofern kann Populismus ein zutiefst demokratisches Mittel sein zur Ermächtigung der Bevölkerung. Es ist tragisch, wie sehr der Populismusbegriff in Deutschland zum Kampfbegriff verkommen ist.

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Diese Einschätzung steht m. E. ziemlich im Widerspruch zu den am Anfang dieses Threads aufgelisteten (wissenschaftlichen) Ansätzen zu Populismus. Zudem ist die von Dir ja eher befürwortete Freund-Feind-Unterscheidung ja gerade ein zentrales Mittel dieser Emotionalisierung - die du wiederum bestreitest. Das erscheint mir etwas widersprüchlich. Allerdings ist mit Freund-Feind-Schema auch etwas Spezifischeres gemeint, als die bloße Benennung von unterschiedlichen politischen Interessen - inklusive des seit Marx bekannten Klassenwiderspruchs. Insofern bleibt aus meiner Sicht offen, was genau aus Deiner Sicht einen positiv zu vestehenden Populismus ausmacht.
Die Idee dieses Threads war ja gerade, die Diskussion über Populismus auf eine solide begriffliche Grundlage zu stellen - und damit von einem reinen Kampfbegriff wegzukommen.

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Emotionalisierung wurde dort doch nur in einer Antwort von ChatGPT genannt, oder habe ich da etwas übersehen? ChatGPT ist nicht gerade die allerwissenschaftlichste Quelle.

Ich würde es nicht mit so drastischen Begriffen bezeichnen, aber eine solche Unterscheidung drückt sich m. E. nicht per se emotional aus. Sie kann sehr wohl auf realen Tatsachen beruhen, bzw. durch die Darstellung dieser Tatsachen sachlich artikuliert werden. Etwa wenn ein/e Wahlkämpfer/in ausdrückt, dass ‚die Elite‘ andere Interessen als die der Mehrheitsbevölkerung verfolgt und deshalb nicht auf ihrer Seite steht.

Well, meistens gehts bei einem Freund-Feind-Schemata um Kritik an der Elite und der Klarstellung der hier von der Bevölkerung divergierenden Interessen. Flapsig ausgedrückt: Elite = ‚Feind‘, meine progressive Bewegung = Freund

Hab ich doch bereits unmissverständlich ausgedrückt, das was man allgemein unter Populismus versteht: eine Politik, die an den Interessen der Mehrheitsbevölkerung ausgerichtet ist und die Problematik der Hegemonie der Elite benennt. Meiner Ansicht nach kann daraus (wenn man es ernst meint) nur eine linke Politik folgen, da traditionell linke Themen wie z. B. Umverteilung, Demokratisierung, Sozialisierung der Wirtschaft, usw. im Sinne der Mehrheit sind. Eine Bewegung, die sich glaubhaft daran ausrichtet, kann, wie ich glaube, Nichtwähler zurückgewinnen und auch aus anderen Parteien Menschen zu sich holen. Exemplarisch zeigt das zum Beispiel die KPÖ in Österreich, die erstaunliche Wahlergebnisse in letzter Zeit einholt (Salzburg bspw. ~20 Prozent Plus zur vorherigen Wahl), geschafft durch glaubwürdige volksnähe und ein realistisches Programm, dass die Situation der Menschen vor Ort verbessern kann (bspw. vermehrter öffentlicher Wohnungsbau für günstigere Wohnungen). Auch Spanien ist kein schlechtes Beispiel, wo sich die regierende linke PSOE trotz kurzer regionaler Wahlerfolge der Rechten wieder zur fast stärksten Kraft hat wählen lassen, eine der wenigen Ausnahmen in Europa, wo die Rechten nicht die politische Arena gewonnen haben. So kann sie jetzt erneut die Regierung stellen.

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Da bin ich anderer Meinung. Ich denke, das Emotionalisierung tatsächlich ein Wesenskern populistischer Politik ist. Das Schaffen von Empörung gegenüber „denen da oben“ ist ein wichtiges Mittel zur Mobilisierung.

Der Zweck heiligt die Mittel ? Auch das sehe ich anders. Populismus ist Populismus. Linkspopulismus ist daher genauso schlecht wie Rechtspopulismus. Populismus bedeutet Stimmungmache gegen eine andere Gruppe durch Emotionalisierung und mit unfairen rhetorischen Mitteln (von denen Mai ja einige in ihrem Video genannt hat). Wenn Arbeitnehmer mehr Lohn wollen, dann ist nicht Populismus gegenüber Arbeitgebern das richtige Mittel, sondern sachliche Argumente, Gewerkschaften, ggf. Streiks und letztlich hat jeder natürlich die Möglichkeit das richtige Kreuz an der Wahlurne zu setzen. Arbeitgeber sind im übrigen ja auch keine homogene Gruppe - Populismus hieße, alle gleichzusetzen.

Außerdem kann man Populismus gar nicht immer klar links oder rechts zuordnen. Nehmen wir die Impfgegner während der Corona-Pandemie. Dort wurde mobilisiert gegen “die da oben”, die der Bevölkerung den gefährlichen Impfstoff aufzwingen wollen. Und wer fühlte sich angesprochen ? Eine bunte Mischung von rechten Gruppen bis hin zu Alternativen und Esoterikern, die man eher dem linken Spektrum zuordnen würde.

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