"Warum sagt das keiner von den Grünen?"

Das Problem ist aber, dass wir es als Gesellschaft verdrängt haben rechtzeitig darauf zu setzen. Die Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt und an den Lösungen wurde nicht gearbeitet bzw. diese werden aktiv behindert. Daraus kann aber nun nicht die Konsequenz folgen, dass es nun unter dem Deckmantel des „Innovationen werden es Lösen“ weiter nicht gehandelt wird.

Andersherum wird ein Schuh draus und um beim Beispiel der Luftfahrt zu bleiben. Die AnbieterInnen haben sich wieder besseren Wissens nicht darum gekümmert rechtzeitig ein entsprechendes Ersatzprodukt zu entwickeln. Wenn sie nun keine KundInnen mehr finden, die nach einem notwendigen Regulierungseingriff aufgrund höherer Preise mit ihnen fliegen wollen, dann ist es deren Problem. Sie bieten am Markt dann keine entsprechende Lösung an, für die noch eine Zahlungsbereitschaft besteht.

Innovationen sind auch dann noch möglich. Nur vermutlich von neuen AnbieterInnen, die auf den notwenigen Wandel reagiert haben oder entsprechend reagieren werden. Der CO2-Preis ist damit eher der Katalysator, um das zu Beschleunigen.

Das heißt wir sollen weitermachen wie bisher und auf die goldene Lösung warten?

Und nein es ist kein Verbot. Nach der Logik ist dann jede Abgabe / Steuer, die eine Lenkungswirkung haben soll ein Verbot. Aber genau das ist es ja nicht direkt. Man muss nur abwägen, ob es einem Mensch noch wert ist für den Preis in den Urlaub zu fliegen (um bei dem Beispiel zu bleiben) wenn man die wahren Kosten sieht und nicht nur einen Teil. Trotz der Tabaksteuer soll es z.B. immer noch Menschen geben, die rauchen :wink:.

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Das triggert mich irgendwie: Einerseits brauchen Innovationen Zeit (meist so etwa 10-15 Jahre) und lassen sich schlecht planen. Also müssen wir der Wissenschaft Zeit verschaffen, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass da was passiert. Mal abgesehen davon schiebt dieser Wunsch das Problem auf andere ab: „Ich muss halt CO2 ausstoßen, weil sich jemand anderes noch nichts ausgedacht hat – na dann muss halt die nächste Generation das Problem lösen“.
Einige gute Lösungen gibt’s außerdem schon, man möchte Windkraft, Power2Gas, etc. gar nicht mehr aufzählen. Leider scheitern die dran, dass das mit der aktuellen Gesetzeslage entweder schwer zu bauen oder schlicht unwirtschaftlich ist (weil man z.B. für überflüssigen Strom, den man auch mit niedriger Effizienz in Gas umsetzen könnte zusätzlich Zahlen soll). Also dann mal los: #flattenthecurve, damit wir mit Innovationen noch eine Chance haben. Wie? Mit den Sachen, die wir jetzt schon können, einem CO2-Preis mit sozialem Ausgleich, etc. Wenn die Innovationen da sind, kann man den Kram ja wieder zurückfahren. (Was mir nur Sorgen macht, ist die z.T. etwas kaputte Forschungsförderung in Deutschland – hätte ja auch fast keiner damit gerechnet, dass man z.B. Impfstoffe nicht nur entwickeln sondern dann auch mal produzieren muss).

(Bevor jetzt jemand das Argument schwingt „Aber die Leute, die auf das Auto angewiesen sind…“ Ich komme vom Land und habe durchaus Erfahrung damit, wie es ist, mehr als eine halbe Stunde Anfahrt zur Schule oder zu einer Einkaufsmöglichkeit zu haben.)

Mein Fazit daraus: eine Maßnahme allein reicht nicht, das Zusammenspiel ist entscheidend. Um mal auf die Überschrift zurückzukommen: Die Grünen haben sich zumindest mal getraut, daraus ein Programm zu basteln und zu veröffentlichen. Leider werden zu oft kleine Punkte rausgenommen und allein betrachtet. Schade. Eine faire Debatte? Sucht man oft sehr lange.

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Sehr schön, prima! Mit diesem Fazit sind wir wieder an den Ausgang der Diskussion angelangt. Eine zweite inhaltliche Schleife muss man meiner Meinung nach nicht drehen.

Bleibt nach wie vor die Frage, ob und wie die Grünen ihre Inhalte besser vermitteln können. In der jetzigen Form erreichen sie am Wahltag nur ihre eigene Klientel. Um andere Wählerschaften zu erreichen müssten sie hinterfragen, ob sie deren Sprache sprechen und in diese Köpfe rein kommen. Dazu zählt auch dass vermeiden von Fallstricken ihrer politischen Gegner.

Kein einfaches Unterfangen, aber man erkennt nicht so recht, dass sich an der Debattenführung etwas grundsätzliches ändert.

Nur hier ist das Problem. Wer macht sich dafür stark, dass Autofahren teurer werden soll? I.d.R. Menschen die in einer Großstadt wohnen. Aber das ist in diesem Podcast ja nicht anders.

Auch wenn ich einen Großteil des Programmes der Grünen äußerst fragwürdig finde, haben Sie hier einen Punkt. Wir befinden uns einfach in einer Zeit, in der man mit der Wahrheit keine Wahl gewinnen kann (siehe hierzu: ein nichtssagendes Wahlprogramm der CDU/CSU).

Ich finde das Problem ist aber noch größer, als es zunächst wirkt. Denn die 16Cent Aufschlag auf mein Benzin ist auch nur ein Bruchteil von dem, was sich die Grünen vorstellen. Öffentlich sagen tun sie es aber auch nicht.

Denn wenn wir ehrlich sind, wird das Klima nicht dadurch gerettet, wenn wir den Flugpreis um 20% erhöhen, sondern dadurch, dass das Flugzeug am Boden bleibt. Da man das einem Volk aber nicht vermitteln kann, werden Preise angehoben in der Hoffnung, dass es sich weniger Menschen leisten können.

Ich hätte besser sagen sollen, dass eine konservative Haltung bei den meisten Konservativen sehr tief verwurzelt ist. Was schon genetisch angelegt ist, weiss man ja immer noch nicht.

Sehe ich auch so.

Sehe ich leider auch so. Zu den sich progressiv Fühlenden kommt da noch die Gruppe der bequemen Progressiven dazu, die Gewinn daraus ziehen, gemeinwohlorientiert zu labern, während sie bei Gelegenheit gerne heimlich zulangen, wenn Vorteile in Aussicht sind, die sie ihrem Reden nach nicht nehmen dürften. Da sind mir ehrliche Konservative wirklich lieber.

Ja genau. Eine schöne und sehr wichtige Erzählung - aber noch schwerer zu vermitteln als obige heutzutage - wäre die, dass die Leute wieder mehr zusammenbleiben, eine gute Nachbarschaft pflegen und sich nicht völlig auf weit verstreute sog. Freundeskreise zurückziehen, die sich zu selten und zu wenig in echten Lebenslagen bewähren müssen, als dass sie belastbare Freundschaften wären. (Echte Freundschaften sind natürlich nicht ausgeschlossen, aber viel seltener als man denkt.)
Ich glaube, der Mensch kommt anlagemässig eher klar mit einer guten nachbarschaftlichen Beziehung (nicht Freundschaft im modernen Sinn) als dass er die Aufgabe bewältigt, sich „gute“ Freunde zu suchen, die möglichst den Status heben um die Nachbarn links liegen lassen zu können. Diese Rosinenpickerei funktioniert nicht wirklich, vor allem nicht für Alle.

Früher gabe es bei den Bauern sehr viele „Bauernfeiertage“, das waren die Urlaubstage auch für die Knechte und Mägde. Aber sie waren in der Mehrzahl einzeln im Kalender, aber alle hatten an den selben Tagen frei. Da besuchte man sich in der Nachbarschaft, feierte Feste und fuhr mal vielleicht 20 km mit dem Rad auf Besuch.

Heute hat jeder seinen eigenen Urlaub, die Leute stieben auseinander in alle Richtungen, sobald Urlaub ist. Das bewirkt extreme Mobilität, die eben ein Teil des Problems ist. Dabei wäre es bei genauem Hinsehen andersherum schöner, einfacher und viel sparsamer. Nur glaubt es jetzt kaum jemand. Wenn etwas teuer ist, muss es doch besser sein! Und wofür rackern wir uns sonst ab wenn nicht für statusgemässen Konsum? Ich mach es anders, dabei bin ich weder Idealist noch Asket und schon gar kein Moralist. Ich schaue voraus so weit meine Vorstellung reicht und handle so, dass ich bestmögliche Chancen auf ein gutes Leben habe. Das läuft zwingend darauf hinaus, dass ich Umwelt und Mitmenschen so gut behandle wie es nur geht.

@heinrichsgeist, dein Kommentar hat mich gefreut.

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