Warum ist privates Feuerwerk noch erlaubt?

Hallo in die Runde,
ich wünsche mir, noch Mal über das Thema privates Feuerwerk zu sprechen. Meine schwangere Freundin wurde gestern (31.12.22) um ein Haar von einer um 19:00 Uhr (also vor Mitternacht) auf uns abgefeuerten Rakete getroffen. Zum Glück ist alles gut gegangen, aber natürlich haben wir uns mit diesem Thema beschäftigt.

Unsere Frage: Wieso ist privates Feuerwerk eigentlich (noch) erlaubt?

Die Argumente gegen privates Feuerwerk scheinen zu überwiegen:

  • Psychologische Belastung von Kriegsgeflüchteten (z.B. Ukraine) und anderen Menschen
  • Gesundheitliche Belastung durch Feinstaub
  • Tierwohl (Haus- und Wildtiere)
  • Finanzielle Belastung durch Schäden
  • Unfallgefahr (bei ohnehin ausgelasteten Krankenhäusern)
  • Vermüllung
  • Tarnung für sonstige (z.B. häusliche) Gewalt und Gewalt auf den Straßen, Raubüberfälle

Zudem scheint sich eine Mehrheit der Deutschen für ein Verbot auszusprechen:

Was sind im Gegenzug die Argumente, um privates Feuerwerk weiterhin zu erlauben? Welches Recht auf „Freiheit“ bzw. Tradition steht den Argumenten entgegen?
Auf den ersten Blick scheint das Thema ähnlich absurd, wie die nicht-Einführung des Tempolimits (mit dem Unterschied, dass Feuerwerk spätestens im Februar erstmal wieder keinen interessiert).

Wir sind gespannt auf die Diskussion.

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Passend dazu diese Meldung, in der gezeigt wird wozu eben dieser Sprengstoff auch zu gern benutzt wird:

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Ich weiß es wurde vor zwei Jahren schon etwas diskutiert, aber ich verstehe immer noch nicht, wie ein allgemeines Böllerverbot noch ein umstrittenes Thema sein kann. Wie kann es sein, dass es ausgerechnet hier in Deutschland, wo gefühlt jede Kleinigkeit reguliert wird, noch erlaubt ist, 14 Stunden lang ununterbrochen so viele Menschen (und Tieren) mit dem ganzen Feuerwerk so zu belasten?

Es gibt so viele gute Gründe für ein Böllerverbot. Umweltverschmutzung, Feinstaub, Tiere, AsthmatikerInnen, das ganze Programm. Natürlich auch Geflüchteten und diejenigen mit Kriegserfahrung. Aber nicht nur. Ich, zum Beispiel, bin neurodivers. In meinem Fall heißt das ganz konkret: Knalle sind für mich fast wie eine Ohrfeige. Ich kann sie nicht ignorieren, und sie unterbrechen jeden Gedanken sofort. Bei Knallen kann ich nicht schlafen, kaum denken. Es ist wie ein kleines Feuerwerk in meinem Kopf, als wären meine Gehirnzellen genauso wie das Feuerwerk angezündet. Und es hört nicht mit der Knallerei auf, sondern verweilt es: heute geht’s mir noch extrem schlecht, und morgen wird’s auch wohl noch schlimm sein. Mein Gehirn ist ständig aktiviert, aber wegen der Schlaflosigkeit auch absolut erschöpft. Es ist die pure Hölle, und es führt dazu, dass für mich die 24+ Stunden rund um Silvester bei weitem die allerschlechteste Zeit des Jahres ist. Ich kann überhaupt nicht feiern, was ich als Kind in den USA, wo das ganze Feuerwerk fast überall verboten ist, ganz gerne getan habe. Ich will das nicht erleben müssen. Ich will nicht mitmachen. Aber ich darf nicht „nicht mitmachen“, weil ich hier wohne, und kein anderes Zuhause habe.

Also: wie kann es denn sein, dass mein Recht auf Selbstbestimmung – mein Recht zu sagen, nein, ich will nicht mehrere Tage komplett am Arsch sein – wie kann es sein, dass das dem Staat weniger Wert ist als diese Böllerei?

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Ich wäre auch für ein vollständiges privates Böllerverbot.

Die einzelnen Städte dürfen gerne an Silvester offizielle Feuerwerke abhalten (von professionellen Pyrotechnikern durchgeführt), aber die private Böllerei ist einfach absurd. Ein zentrales Feuerwerk ist sowohl im Hinblick auf die Unfallgefahr als auch im Hinblick auf den Umweltschutz und die öffentlichen Kosten (Straßenreinigung) einfach so viel vertretbarer.

Wenn man Silvester draußen ist, ist es jedes Jahr das gleiche: Das Knallen der Böller und Raketen wechselt sich ab mit den Sirenen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Die Zahl der Unfälle ist jedes Jahr enorm, ebenso die Zahl der Brände, die durch Böllerei ausgelöst wird. Das muss einfach nicht sein. Rettungsdienst und Feuerwehr sind über Silvester immer vollbeschäftigt.

Dazu eine kleine Anekdote aus meiner wilden Jugend (alles zum Glück juristisch verjährt). Auch aus einfachen Böllern kann man ohne viel handwerkliches Geschick Rohrbomben bauen, wie ich es selbst vor fast 20 Jahren gemacht habe. Durch solche Basteleien kommt es auch jedes Jahr zu schweren Verletzungen oder gar Todesfällen, denn die Sprengkraft, die diese Teile haben, ist enorm (ich könnte da Geschichten erzählen…). Der nahezu völlig unregulierte Zugang zu Böllern ist daher auch hier ein massives Problem.

Jetzt aber zu den Problemen:

Ein effektives Verbot von privatem Feuerwerk wäre wohl nur auf europäischer Ebene sinnvoll umsetzbar. Denn auch in den letzten 2 Jahren, in denen es keinen offiziellen Böllerverkauf gab, wurde Silvester - zumindest hier im Ruhrgebiet - immer noch massiv geböllert. Die Ruhrgebietler fahren dann halt in die Niederlande, die Berliner nach Polen - vom Online-Handel ganz zu schweigen… es ist ja jetzt schon ein Problem, dass es im Ausland so viel „krassere“ Böller gibt als in Deutschland (Stichwort „Polenböller“), sodass selbst das Verbot der Polenböller in Deutschland wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz so gut wie nie verfolgt werden können, obwohl empfindliche Strafen darauf stehen.

Einen Überblick über die Rechtslage in anderen Ländern gibt dieser Artikel.

Hier zeigt sich auch, dass in Ländern mit starker Böller-Tradition wie z.B. Österreich auch Gesetze wie das Verbot des Abfeuern von Pyrotechnik in Städten kaum sinnvoll kontrolliert und durchgesetzt werden kann. Das Problem ist halt: Wenn nur 10% der Bevölkerung sich weigern, dieses Verbot zu akzeptieren, ist die Polizei völlig überfordert, auch nur einen halbwegs sinnvollen Anteil der Straftaten zu verfolgen. Daher: Wenn in Deutschland z.B. 5 Millionen Menschen dennoch weiter ihr im EU-Ausland erworbenes Feuerwerk abfeuern und die Polizei maximal die Kapazität hat, 10.000 Strafanzeigen aufzunehmen, wird sie das Verbot einfach nicht durchsetzen können…

Das ist immer das zentrale Problem mit toxischen Traditionen (Alkoholkonsum, Gewaltakzeptanz in der Erziehung, Böllern, Autofahren). Man kann sie nicht effektiv von Heute auf Morgen verbieten, sondern muss Jahrzehnte lange Kämpfe führen, um diese Traditionen Stück für Stück zu verdrängen, bis man an den Punkt kommt, an dem man Verbote effektiv durchsetzen kann…

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Ich hab da einen Gedanken zu: Volker Pispers hat zur Einführung des Privatfernsehens unter Kohl einmal sinngemäß gesagt: „Das Volk braucht Brot und Spiele und je trocknener das Brot, desto lustiger müssen die Spiele sein.“

Und in der aktuellen Krise ist das Brot bei vielen schon verdammt trocken. Da will die Politik den Menschen nicht auch noch eines der liebgewonnenen Spiele wegnehmen.

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Das ist durchaus ein valider Punkt.

Fakt ist, wir müssen im Hinblick auf die Erreichung des 1,5°-Zieles (realistischer: des 2,5°-Zieles) in der Zukunft auf jedem Fall einige Entbehrungen akzeptieren lernen. Die Gefahr, dass durch zu viele Entbehrungen die Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen leidet, ist dabei realistisch. Ähnliches galt auch bei Corona - auch hier musste die Bevölkerung auf einiges verzichten und der Staat musste immer abwägen, ob die Vorteile weiterer einschränkender Maßnahmen die Nachteile der dadurch sinkenden gesellschaftlichen Zustimmung aufwiegen.

Oder anders gesagt: Ein gesellschaftlicher Konsens, der „nur“ eine CO2-Reduktion von 50% erreicht, aber von 90% der Bevölkerung mitgetragen wird, ist u.U. besser, als eine Brechstangen-Politik, die zwar in der Theorie eine CO2-Reduktion von 75% erreichen würde, die aber von der Hälfe der Bevölkerung strikt boykottiert wird, wodurch im Ergebnis weniger als 50% CO2-Reduktion bei rumkommen.

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Hallo Daniel,

danke für Deine Antwort und die interessanten Argumente!

Ich stimme Dir dahingehend zu, dass Gesetze von einer kritischen Masse akzeptiert und befolgt werden müssen bzw. die Einhaltung durchgesetzt werden kann. Ich errinerre mich, dass das Thema „Akzeptanz von Gesetzen“ in Bezug auf die Corona-Regeln in der LdN besprochen wurde.

Somit stimme ich Dir auch zu, dass ein lokaler „Flickenteppich“ (z.B. dass jeder Bezirk selber entscheidet) viel zu komplizert, volatil und nicht durchsetzbar ist. Genauso macht wahrscheinlich ein selektives „Böllerverbot“ (z.B. für Sprengkörper einer bestimmten Größe) keinen Sinn.

Ich denke aber schon, dass ein generelles, bundesweites Verbot von a) Verkauf von Feuerwerk und b) Verwendung von Feuerwerk durchaus ein starkes Signal sendet und zu einer effektiven Veränderung führt (selbst wenn noch viele Möglichkeiten bestehen um an die Sprengkörper zu kommen).

Übrigens fordert auch der Berliner Landesverband der Gewerkschaft der Polizei ein weitgehendes Böllerverbot:

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Danke für den Beitrag!
Das Argument kann ich allerdings nicht wirklich nachvollziehen. Die Befragung der Verbraucherzentrale zeigt doch eher, dass ein Verbot für die Mehrheit der Bevölkerung eine Entlastung darstellt. D.h. in der Krise müsste man den Menschen keine weitere Belastung und Gefahr an Silvester zumuten. Oder sehe ich das falsch?

Welche Freiheit würde denn durch ein Verbot genau eingeschränkt werden bzw. welche (evtl. männlichen) Bedürfnisse könnten nicht mehr gestillt werden (bzgl. des „Spiele-Arguments“)?

Kleiner Fakt am Rande: Die Polizei hat in Berlin übrigens 98 Männer und nur 5 Frauen festgenommen: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/2023/pressemitteilung.1279521.php

Aus einer Perspektive der Realpolitik könnte ich das theoretisch verstehen, bis auf eines: wie oben verlinkt wurde, die Mehrheit der Bevölkerung ist für ein Böllerverbot. Aber aus der Perspektive eines funktionierendes Rechtstaats finde ich diese Logik komplett unzureichend.

Ich habe seit 3-4 Tagen krasse Kopfschmerzen, nun mit Licht- und Schallempfindlichkeit. Ich kann mich auf kaum was konzentrieren. Als ich Frühstück kochen wollte, hab ich mir ne halbe Minute lang einfach die Pfanne angestarrt, weil es mir noch nicht eingefallen hat, dass ich Eier brauche, um Eier zu kochen. Ich bin die Treppe fast runtergefallen weil mir manchmal schwindlich wird. Morgen werde ich nicht arbeiten können, übermorgen eventuell auch nicht. Für mich ist das gar kein Spiel.

Im Grundgesetz steht „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt“ und „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Was soll also dem Staat wichtiger sein, dieses Böllerspiel oder dass ich überhaupt an der Gesellschaft teilnehmen darf?

Liberalitas Bavariae, wir sind und werden hier keine sozialistische Verbotsdiktatur, bei uns in der Nähe vom Tegernsee waren die Leute deutlich vernünftiger und es war weniger aber sehr schön!

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Statt einem kompletten Verbot könnte man ja mal damit starten, dass man den Besitz von nicht zugelassenem Feuerwerk unter Strafe stellt, ähnlich wie die oben genannten Rohrbomben. Dann sollte Feuerwerk so hoch besteuert werden, dass zumindest die offensichtlichen Folgekosten wie Müllbeseitigung, Rettungseinsätze, Verletzungen inkl. Folgekosten,… abgedeckt sind und auch ein finanzieller Vorteil für die Gesellschaft entsteht.

Das sehe ich nicht ganz so. Man kann den Besitz von Feuerwerk ja direkt unter Strafe stellen. Wenn dann die Tage vor Silvester an den Grenzen ein paar Zufallskontrollen stattfinden schreckt das schon mal ab. Und dann reicht für die Beweisführung im Prinzip ja ein Foto einer Person mit einem Böller in der Hand. Heißt mit Dashcam kann eine Beweissicherung auch in größeren Mengen erfolgen. Die Auswertung dauert dann vielleicht etwas, aber man kann das ja im Vorfeld ankündigen.
Ich wohne hier in einer Stadt mit historischer Altstadt. In der Altstadt ist seit Jahren Feuerwerksverbot und da gibt es keine Probleme mit der Umsetzung.

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Natürlich kann man das. Das ist ja nichts anderes als Sprengstoff. Der einzige Unterschied zwischen einem Feuerwerk und eine Bombe ist die Form. Man kann übrigens das gleiche sagen gegenüber Waffen; Böller plus Rohr plus Projektil gleich Schusswaffe.

Stell dir vor, es gäbe keine sogennante Tradition. Irgendwelcher Rando geht zum Staat und fragt folgendes:

Hallöchen, ich möchte gerne etwas Sprengstoff kaufen. Nur zum Feiern halt. Ähm, tja, wie viel denn eigentlich? Sagen wir mal… 25 Kilo. Also, bitte, 25 Kilo Sprengstoff. Danke!

Wäre das noch kein Ding, kannst du dir irgendwie vorstellen, dass ausgerechnet Deutschland zu dieser Bitte ja sagen würde? Das ist doch absurd.

Meiner Erfahrung in den USA nach würde ich das nicht als eine feste Regel beschreiben.

Dort ist die rechtliche Lage extrem unterschiedlich, je nach dem Bundesstaat (in manchen Bundesstaaten sogar je nach der Stadt oder dem Landeskreis). In manchen Lokalen gilt die Regel „was nicht explodiert, und nicht höher als 1-2 Meter fliegen kann, ist erlaubt“, in manchen kann man ähnliches kaufen wie das was ich hier auf den Straßen rumliegend sehe. Also kann man fast immer, wenn man will, ein paar (oder sogar 6-10) Stunden fahren um Feuerwerk zu kaufen, dessen Verkauf im Bundesstaat des Wohnsitzes illegal wäre. Da jedoch auch der Besitz solches Zeuges illegal ist, kann das in den meisten Städten ziemlich effektiv kontrolliert werden. Wenn die Polizei aber schon mit ihrem Alltag überfordert ist, stimmt das allerdings nicht. So kommt es das, zum Beispiel, in Oakland, Kalifornien (wo ich 8 Jahre gelebt habe, und wo man 3 Stunden warten kann, um ein Motorrad als gestohlen zu melden, bevor man aufgibt weil offensichtlich keiner kommt), ein krasses Problem mit illegalem Feuerwerk hat, während es 5 km nördlich in Berkeley ziemlich ruhig bleibt. Und selbst in Städten wie Oakland ist das Verbot nützlich als Verschärfung, wenn andere Straftaten mit dem Zeug begangen werden.

Damit hatte ich in den USA gar keine Probleme. An schweren Tagen wusste ich, okay, zu diesem Zeitpunkt einfach drinnen bleiben. An guten Tagen konnte ich solche Shows sogar geniessen. Jetzt wohne ich aber in Berlin Gesundbrunnen, und zwar mit Hund. Es knallt die ganze Woche lang, ohne Ende. Man kann, wie ich, seine ganze Woche drum herum planen, und trotzdem voll am Arsch sein.

Ich fand die offiziellen Shows in den USA auch viel, viel schöner als das, was man hier erlebt. Manchmal tut man sogar Musik dazu, ich mein, selbst das Dorf in dem ich aufgewachsen bin, konnte sich das mehrmals im Jahr leisten. Es war für mich ein echter Schock als ich erfuhr, dass Feuerwerk in den USA strenger kontrolliert wird als hier in Deutschland.

Okay, nach dem Lesen der bisherigen Beiträge würde ich sagen:

Kurzfristig sollte es eine Steuer auf Böller geben, die hoch genug ist, die Folgekosten (Verletzungen, Todesfälle, Feuer, Straßenreiningung, CO2-Belastung) zu bewältigen. Die illegale Einfuhr von Böllern (an der Steuer vorbei), die Verwendung von in Deutschland verbotenen Böllern (z.B. „Polenböller“) und die Verwendung von Böllern außerhalb des Zeitkorridors von 23 Uhr bis 1 Uhr sollte strikter verfolgt werden.

Mittelfristig wäre ein völliges Verkaufsverbot von Böllern in Deutschland und die Etablierung einer offiziellen Feuerwerkskultur vorausgetrieben werden. Daher: Die Städte machen ein zentrales Feuerwerk.

Langfristig sollte die Herstellung und Verwendung von Böllern generell verboten werden - und zwar europaweit, weil nur so bei offenen Grenzen ein wirksames Verbot durchgesetzt werden kann. Wenn die EU aus Umweltschutzgründen Plastikgeschirr verbieten darf, sollte es bei Böllern wohl kein Problem geben. Erst wenn es durch so ein wirksames Verbot gelingt, die Zahl der Böller sehr niedrig zu halten, wird es möglich sein, Verstöße auch konsequent zu ahnden.

Die städtisch organisierten Feuerwerke würden es den „Traditionsbewussten“ vielleicht etwas leichter machen, sich von der schädlichen Tradition des Böllerzündens abzuwenden. Ich habe zwar immer noch Zweifel, ob das alles in der Umsetzung auch funktionieren würde, aber das wäre m.E. ein vernünftiger Plan, innerhalb von vielleicht 5 Jahren schrittweise zu einer böllerfreien Zukunft zu kommen.

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Hi @Daniel_K

ich finde Deinen Vorschlag, Schrittweise vorzugehen (Besteuerung → Verkaufsverbot → Europweit) gut.

Allerdings möchte ich nochmal auf die „Entbehrung“ eingehen.

Die Gefahr, dass durch zu viele Entbehrungen die Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen leidet, ist dabei realistisch.

Was genau ist denn die Entbehrung bzw. warum ist das Bedürfnis an Silvester zu böllern Schützenswert? Ich würde gerne verstehen, wer das eigentlich unbedingt „möchte“!

@unkreativ, die Argumente mögen bei Dir vor Ort andere sein, aber die Natur am Tegernsee fand das Feuerwerk sicherlich auch nicht so super.

Ich finde es schwierig, dass allgemein die Neigung besteht neue Verbote zu erlassen. Zuerst sollte doch geltendes Recht durchgesetzt werden.

In der (ländlichen) Gegend in der ich wohne gibt es keine nennenswerten Probleme mit dem Silvesterfeuerwerk. Wenn es in einigen Bezirken in großen Städten wie dieses Jahr in Berlin zu solch extremen Ausschreitungen kommt sollte da angesetzt werden.

Geltendes Recht umsetzten ist wichtiger als über neue Verbote zu diskutieren. Meines Wissens ist es nicht erlaubt mit Feuerwerk auf andere Personen geschweige denn Polizei und Rettungskräfte zu „schiessen“.

Mir scheint es eher es gibt in Deutschland ein Problem mit der Bevölkerung in den Großstädten. Von außen scheint es, dass Berlin immer mehr zum rechtsfreien Raum wird. Die Verwaltung funktioniert nicht, wie ihr in der Lage ja auch des Öfteren Berichtet. Extreme Ausschreitungen finden regelmäßig statt, ohne dass es sichtbare Konsequenzen gibt.

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Dem Teil stimme ich durchaus zu, wenn es um unerwünschtes Verhalten geht, aber hier steht eher das Verletzungsrisiko und der Umweltschutz im Vordergrund. Und das kann man am ehesten durch (Handels-)Verbote bekämpfen. Siehe z.B. das Verbot vom Plastik-Einweggeschirr oder Glühbirnen durch die EU. Was nicht im Handel angeboten wird, kann auch nicht - von den großen Massen jedenfalls - gekauft und verwendet werden.

Das wage ich sehr zu bezweifeln. Mal ein paar schwere Unfälle dieses Jahr:

  • In Friemar (999 Einwohner) im Landkreis Gotha wurde ein 42-Jähriger beim Hantieren mit aus dem Internet bestellten Böllern so schwer verletzt, dass ihm beide Unterarme amputiert werden müssen
  • In Schleiz-Crispendorf (378 Einwohner) im Saale-Orla-Kreis verlor zudem ein 21-Jähriger bei einem Unfall mit einem Sprengkörper seine Hand.

Bei anderen Unfällen steht nur das Bundesland und keine Stadt dabei, da gehe ich auch eher von ländlichen Ereignissen aus.

Ich bin vor fast 15 Jahren in einem Landkreis in Ost-NRW Rettungsdienst gefahren und hatte auch einmal über Silvester Schicht. Auch da ging alles drunter und drüber, einschließlich unzähliger mittelschwerer Verletzungen und natürlich Brände. Sorry, aber es ist auf dem Land keineswegs besser.

Es geht hier nicht um die Ausschreitungen. Zu solchen Ausschreitungen würde es auch ohne Feuerwerk kommen, wenn genug Menschen besoffen zusammen kommen. Leider. Hier ist das Alkohol das weit, weit größere Problem.

Nochmal: Der Mensch vom Land ist nicht besser als der Mensch aus der Stadt. Der Unterschied ist nur: Desto mehr Menschen zusammen kommen, desto anonymer die Lebensumstände sind, desto destruktiver wird das Verhalten. In einem Dort, in dem jeder jeden kennt, kommt es natürlich eher nicht zu großen Konfrontationen mit der Polizei.

Dazu kommt, dass in der Stadt eher „gleiches gleiches sucht“, daher: Der Anteil an problematischen Personen ist in der Stadt nicht größer als auf dem Land, aber in der Stadt bilden sich sehr schnell Orte, an denen diese problematischen Personen sich versammeln. Und dann hat man solche Ausschreitungen.

Aber das führt völlig weg vom Thema - es geht hier primär um Umweltschutz und Unfallprävention, nicht um „Ordnungspolitik Stadt vs. Land“. Wie gesagt, solche Ausschreitungen wie zu Silvester gibt es auch zu anderen Anlässen ohne Böller regelmäßig - und so ziemlich immer sind die Betroffenen in großen Teilen stark alkoholisiert (Karneval, Fußball, erster Mai…)

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In dem Falle habe ich dann das Thema verfehlt. Meine Aussage war nicht, dass ein/kein Trottel schafft sich mit Feuerwerk zu verletzen. Eine Selbstverletzung stelle ich aber in die Kategorie Darwinismus ein. Es ist natürlich für die einzelne Person tragisch und es mag für die Rettungskräfte auch besseres zu tun geben. Letztendlich könnte man mit der gleichen Argumentation auch jegliche unnötige Motorrad oder Autofahrten verbieten.

Na dann verbieten wir doch lieber gleich den Alkoholkonsum :wink: stattdessen diskutieren wir lieber die Legalisierung weicher Drogen.

Erkennst du wohin das führt?

Ich möchte keinen bevormundenden Nannystaat in dem alles mögliche verboten wird. In dem Eigenverantwortung klein geschrieben wird und das logische Denken des Einzelnen nicht mehr gefordert ist, da alles strikt Reglementiert wird.

Haben wir nicht alle gelacht als auf Mikrowellen in den USA Warnhinweise gedruckt wurden, dass man darin sein Haustier nicht trocknen soll….

Nachtrag: Ich teile die Meinung von Herrn Czaja hier vollkommen.

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Ich bin im Grundsatz völlig bei dir. Mein Post sollte auch keine Wertung enthalten sondern nur darstellen, warum mMn Teile der Regierung sich nicht für ein Böllerverbot einsetzen wollen.

In dem Zusammenhang finde ich auch die östereichische Regelung recht gut, dass Feuerwerk ab einer bestimmten Klasse innerhalb von Ortschaften generell verboten ist:

Wäre eventuell ja auch eine erste „Zwischenstufe“ für Deutschland zumal man am Österreicher Vorbild lernen könnte, ob es z.B. Ausweichbewegungen in ländliche Gebiete gibt und ob dadurch ggf. Waldbrandgefahr steigt.

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Ein vollständiges Verbot sehe auch eher kritisch. Ich denke ein stärkere Regulierung, größer Bannmeilen z.b. auch um Biotope, wäre zielführender. Vor allen folgende Punkte würde eher gegen ein Verbot sprechen:

Eine Verbot würde den Schwarzmarkt befeuern, die Qualität und Sicherheit von legalen Feuerwerk kann überwacht werden.
Der Jugendschutz ist besser zu gewährleisten.
Ein Verbot bindet Ressourcen in Polizei und Gerichten, die wir anderswo dringend benötigen.
Das Verbot außerhalb der erlaubten Zeiten Feuerwerk zu zünden, wird ja bereits heute nicht durchgesetzt.
Die Legalisierung bei gleichzeitiger Aufklärung hilft, das Feuerwerk auf ein erträgliche Maß einzudämmen. Gerade ein Tabu zieht viele an.

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Ich habe bis April letzten Jahres mein ganzes Leben in den USA gelebt. So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen, Punkt, und das hat sowieso überhaupt nichts mit diesem Thema zu tun. Wir reden hier von staatlichen Aktionen. Wenn komische Warnhinweise in den USA erscheinen, geht es nicht darum, dass das gesetzlich vorgeschrieben wurde, sonder darum, dass der Hersteller nicht verklagt werden will. Das geht also um den sogennanten „tort reform“ in den USA und hat wirklich gar nichts mit dem Verbot von Feuerwerk zu tun.

Ja aber das geht nicht nur um Selbstverletzung. Das geht nicht um Stadt vs Land, das geht nicht um „bestehendes Recht umsetzen“. Ich blieb den ganzen Abend in der Wohnung. Nichts illegales wurde mir angetan, nichts. In meinem Fall geht es darum, dass alleine der Knall verletzend ist, und ich bin bei weitem nicht der einzige, dem es so geht. Personen wie mich gibt’s auch auf dem Land. Personen mit Kriegserfahrung gibt’s auch auf dem Land. Geflüchteten gibt’s auch auf dem Land.

Ich wurde durch die Handlung von fremden Menschen verletzt, ohne dass ich irgendwas damit zu tun hatte. Nur weil diese Verletzung relativ unsichtbar bleibt, heißt noch lange nicht, dass es sie nicht gibt. Feuerwerk war das Mittel, das benutzt wurde, um diese Verletzung durchzuführen. Und es gab nichts, gar nichts, was ich oder die Polizei dagegen tun konnte. Das entspricht nicht meinem Bild von einem funktionierenden Rechtsstaat.

Sorry, aber das ist doch absurd. Wir reden hier von keinem Nannystaat. Wir reden hier von einem Verbot, Sprengstoff komplett unkontrolliert und unreguliert zu verkaufen und anzuzünden, nur weil es einigen Spaß macht.

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