in der Sendung von Markus Lanz vom 10.11.2022 war auch Boris Palmer (OB von Tübingen)
und sagte interessante Dinge zur Wärmewende.
Link zur Sendung:
zum Thema etwa bei Min 38:45 - Min 41:48.
Kernaussage:
Die Wärmewende ist wegen der erforderlichen Umrüstung der vielen Häuser nicht zu schaffen, da wir dafür nicht genügend Handwerker haben.
Tübingen baut daher die Wärmeversorgung zentral, legt Rohre in die Häuser und baut 5 größere Anlagen um.
U.a. wird eine Wärmepumpe beim Klärwerk eingebaut.
Im Klimaschutzprogramm werden die Maßnahmen aufgeführt:
Solarthermie, Photovoltaik und Wärmepumpen sind schön und gut.
Aber wäre es evtl. sinnvoller die neuen Technologien in größeren Einheiten umzusetzen, um mehr Effizienz bei der Umsetzung zu erreichen?
Das wurde an anderer Stelle hier auch schon diskutiert. Aus meiner Sicht braucht es beides:
Kommunen müssen mit aller Härte gezwungen werden solche Themen voranzutreiben. Diskussionen über das ob sind sofort zu beenden.
Bürger sollten mit allen Mitteln motiviert selbst etwas beizutragen.
Zusätzlich: Versorger und Netzbetreiber müssen einen genauen Plan vorlegen wie überregionale Themen bis wann umgesetzt werden und werden von der Bundesnetzagentur knallhart überwacht.
Statt die vorhandenen Stromleitungen in den Vororten zu nutzen reißen sie alle Straßen auf und verlegen Fernwärme.
Auf die Idee, dass das Ressourcen und Arbeit sparender ist als die vielen EFH mit Wärmepumpen zu versorgen muss man erstmal kommen …
Was man dagegen sagen kann, ist dass für Mehrfamilienhäuser im städtischen Milieu solche Projekte sicher mehr und schneller Effekt bringen, als wenn man da versucht jede Einheit einzeln umzurüsten.
Die Frage ist dann nur ob die Vermieter solch einen „Zwangsanschluss“ ihres Eigentums mit dem damit verbundenen Kosten befürworten.
Zumindest bei Neubaugebieten kann man das festlegen.
Der Ansatz der Fernwärme ist inzwischen, dass nur relativ niedrige Temperatur in den Netzen ist. Dadurch werden die Leitungsverluste minimiert.
Im Haus hast du dann eine effiziente Wasser-Wasser WP. Wieder viel effizienter als Luft-Wasser
Auch die vorhandenen Stromleitungen kommen irgendwann über Ihre Stromtragfähigkeit bei zunehmender Wärmepumpennutzung. Dann müssen die Straßen auch aufgerissen werden….
Der eigentlich Vorteil von Palmers Vorschlag ist es, dass eine Vorhandene Wärmequelle genutzt wird, statt einfach nur die Energie in die Umwelt abzulassen.
Wenn sie bei uns hier Leitungen verlegen wird morgens die Straße aufgefräst (10cm breit) und das neue Kabel dann 10-15 cm unter den Asfalt gebracht abends ist die Straße wieder zu.
Rohrleitungen musst du die Straße großflächig aufreißen und dauert länger
Ich hab das nicht genauer verfolgt, aber nach dem was hier so in den Posts steht, geht es nicht um die Nutzung einer bereits vorhandenen Wärmequelle, sondern darum die Wärme zentral zu erzeugen weil das angeblich wegen Fachkräftemangel schneller geht.
Wie angedeutet sehe ich durchaus positiv auf sowas, wenn es um „Großverbrauch“ wie Mietskasernen geht, bei den EFH Siedlungen im Vorort glaub ich eher weniger, dass das irgendwie schneller und effizienter wäre.
Dann kann man es auch bleiben lassen. Es reicht ja nicht, irgendwie „grüne“ Wärme in die Häuser zu bekommen. Gleichzeitig muss deren Wärmebedarf so stark gesenkt werden, dass die notwendige Energie überhaupt bereit gestellt werden kann. Sprich: neben der Wärmepumpe braucht es im Laufe der nächsten Jahrzehnte auch eine sanierte Gebäudehülle. Das braucht zigmal mehr Mannstunden als der Wechsel des Heizsystems.
Und ich würde hinzufügen, dass eine zentrale Wärmeerzeugung mit Verteilung per Fernwärme auch technologisch andere Ansätze zur Wärmeerzeugung ermöglicht.
Geothermie hat beispielsweise ebenfalls ein signifikantes Potenzial. Allerdings ist die Anfangsinvestition sehr teuer und mit Einschränkungen sogar riskant, da viele Bohrungen erfolglos sind. Daher fristet die Geothermie aktuell ein Nischendasein. Für Unternehmen sind diese Ausgaben aber wesentlich besser zu stemmen.
Der Punkt ist mir auch aufgefallen. Wärmewende bedeutet genau wie bei der Verkehrswende die Anzahl an Heizungen zu reduzieren. Größere Heizungen sind schlicht und einfach wesentlich besser.
Eine dänische Stadt nutzt zentrale Wärmepumpen mit einer Effizient von 7 (1 kW Strom => 7 kW Wärme). Bei den kleinen Häusern ist es 2-4.
Bei sämtlichen Verbrennungsprozessen wei Müllverbrennung, Gartenabfälle, Pellets, Biogas, usw. ist bei kleinen Anlagen eine Abgasreinigung nicht auf dem Niveau von großen Anlagen möglich. Bestes Beispiel sind die ganzen Holzöfen, von denen die ganze Nachbarschaft etwas hat. Dazu kommt, dass bei der großen Verbrennungsanlagen Strom erzeugt wird und die Abwärme zum heizen verwendet wird, was nochmal die Effizienz erhöht.
Kraft-Wärmekopplung funktioniert auch schon in recht kleinen Einheiten.
z.B. haben hier bei uns schon vor 10-15 Jahren einige Pensionen und Gastwirte ihre Heizungen darauf umgebaut.
Kennst du irgendein Projekt, wo das der Fall ist? Die benötigte Leistung für eine Wärmepumpe im Einfamilienhausbereich ist ein Bruchteil eines jeden Durchlauferhitzers. Dass ein Hausanschluss das nicht packt, ist mir noch nicht untergekommen. Im Mehrfamilienhaus erst recht nicht.
Ja meine Gedanken Bezogen sich eher auf 10 kV-Kabel welche verlegt sind. Also eine Ebene höher. Das die Netzanschlusskapazität eines EFH in der Regel ausreichend ist um ein Wärmepumpe zu betreiben ist korrekt. Die 400 V Kabel ausgehend von der Ortsnetzstation (ONS) sind in der Regel dann auch ausreichend dimensioniert. Für einen hohen Anteil von Wärmepumpen kalkulieren wir aber höhere Gleichzeitigkeitsfaktoren und dementsprechend auch größer dimensionierte Mittelspannungskabel und ONS. Dafür werden definitiv auch Straßenarbeiten fällig. Nur in einem deutlich geringerem Umfang als bei Ausbau eines Fernwärmenetzes. Deswegen würde ich meinen anfänglichen Kommentar auch nicht so stehen lassen und gebe Olaf. K recht.
Du meinst sicher das wird aus wirtschaftlichen Gründen nicht gemacht. Mit der Technik hat das eher nichts zu tun. BTW, Verbrennungsprozesse sollten wir bis auf Ausnahmen eher los werden.
Nein, war in irgendeiner Dokumentation ich meine auf ARD oder ZDF.
Ja, sicherlich auch aus wirtschaftlichen Gründen. Verbrennungsprozesse sollten wir versuchen definitiv loszuwerden, aber für die genannten Beispiele sehe ich da bisher keine sinnvollen Alternativen. Und im großen Stil geht das einfach besser und damit wirtschaftlicher, heißt man kann preiswerter und umweltschonender heizen.
Die stammen noch aus der Zeit, als Gas als Brückentechnologie galt. Ich gebe dir recht, man müsste die sofort abschalten. Aber immerhin ist KWK besser als reine Gasheizung.
Da ist die Gefahr von technischen Fehlinformationen sehr groß
Stimmt, die Quote an Fehlinformationen bei ARD und ZDF ist vermutlich ähnlich hoch wei bei Trump oder Putin und man sollte grundsätzlich dort erstmal alles anzweifeln. Sarkasmus off
Ich frage mich mal wieder was so eine Äußerungen hier bewirken soll. Ja ARD und ZDF sind nicht die zuverlässigsten Quellen, aber wenn das da oben nicht stimmt, liegt es vermutlich eher an meinem Gedächtnis. Ob der Wirkungsgrad von 7 dann richtig ist oder nicht, ist eher zweitrangig. Er war bemerkenswert hoch, das ist mir im Gedächtnis geblieben und das ist auch plausibel, da man große Wärmepumpen effizienter gestalten als kleine. Diese Aussagekraft war mir hier ausreichend, da ich ja nur die Diskussion in diese Richtung anstoßen wollte.