Vorschlag: Block zu Berliner Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen

Hast du dafür eine Quelle?
Nur weil ein Großteil von vonovia und Deutscher wohnen im Streubesitz sind sagt das ja erstmal nichts über das Vermögen der Aktionärys.
Und: bis zu welchem Vermögen ist man für dich “normal”?

Spannend fand ich (ohne Wertung) das bei vonovia (die sich ja auch bemühen Mehrheitseigner der Deutschen wohnen zu werden) nur 8,6% der Aktionäre (ich vermute volumensgewichtet) aus Deutschland kommen.

1 „Gefällt mir“

Zum Beispiel all die Leute, inklusive Politiker:innen, die die Kapitalinteressen von Aktionär:innen und „Investoren“ als gleichwertig mit dem Interesse an bezahlbarem Wohnraum einstufen, auch in diesem Thread. Es ist doch kein Geheimnis, dass Immobilien seit Jahren als die Geldanlage gelten. Das Geschäftsmodell basiert auf immensen Teuerungsraten, die wiederum nicht anders realisierbar sind als über sich verteuernde Mieten. Das heißt zum einen, dass ich weiß, was ich „anrichte“, wenn ich in Erwartung hoher Renditen in Immobilien investiere. Zum anderen heißt es, dass die Politik so ein Verhalten entweder befördert oder eingrenzen kann. Und ich finde nicht, dass die Politik dazu verpflichtet ist, im Falle einer Rekommunalisierung von Wohnungen die Renditeerwartungen von Anleger:innen zu bedienen. Mit derselben Logik wären ja sonst auch die Milliardenentschädigungen in Sachen Kohleausstieg an RWE völlig in Ordnung - auch da gibt es ja jede Menge Aktionär:innen.

1 „Gefällt mir“

Nein, zugegeben, ich kann das auch nicht belegen. Genausowenig, wie die implizite Behauptung, dass Enteignung schadlos sei, weil nur unmoralische Institutionen oder Superreiche betroffen seien, belegt ist.

Aber da Deutsche Wohnen und Vonovia im DAX sind und viele Menschen und insbesondere Rentenversicherungen in Indexfonds investieren, wären von einer Enteignung auch all diese betroffen. Und die fallen alle nicht unter Streubesitz.

Bzgl. des Normalitätsbegriffs verweise ich auf die Statistik. Das durchschnittliche Vermögen lag 2017 bei gut 100.000 EUR. Vermögensverteilung | bpb.de

Wer in dieser Größenordnung Vermögen hat, hält mit relevanter Wahrscheinlichkeit auch betroffene Aktien über Fonds, ist aber sicherlich nicht reich…

1 „Gefällt mir“

Ja, das ist sicherlich ein Anstoß zur Reflexion.
Nicht, dass ich die Praktiken der RWE (oder der Deutschen Wohnen et al.) billige, im Gegenteil.
Bei der RWE muss man schon in Rechnung stellen, dass sie etwas leisten, das Gesellschaft und Politik über Jahrzehnte wollten. Daher muss man schon fair mit in gutem Glauben getätigten Investitionen umgehen.
Es kann allerdings sehr gut sein, dass die Entschädigungen in der Höhe total überzogen sind - und Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien für alle Beteiligten besser gewesen wären. Aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zur Deutschen wohnen et al. Nach der Darstellung der Initiatoren des Volksentscheids leisten diese keinen relevanten Beitrag für die Sicherstellung von Wohnraum, sondern profitieren einfach davon, dass der Staat den Fehler gemacht hat, aus dem sozialen Wohnungsbau auszusteigen.
Das mag sehr wohl so sein und in diesem Fall stimme ich zu, dass dies nicht die Art von Wohnungseigentümer oder Investor ist, die wir wollen.
Trotzdem müssen wir einfach schauen, was realistische und faire Handlungsoptionen sind - und den gesamten Jahreshaushalt Berlins für existierende Wohnungen auszugeben oder zu völlig abstrusen Niedrigpreisen zu enteignen kann es m.E. nicht sein. Man kann nicht Jahrelange Versäumnisse mit einem Schlag und auf Kosten anderer heilen.
Und das wird auch nicht geschehen. Der Volksentscheid ist eh nicht bindend, das ist das Gute.
Von daher: stimmt ruhig dafür. Es baut Druck auf die Politik auf, wieder in den sozialen Wohnungsbau einzusteigen, Rahmenbedingungen zu verbessern (z.B. die extrem hohe Grunderwerbsteuer in Berlin) und Mietpreise über den Bund besser zu regulieren.
Ich kann aber für so etwas Sowjetisches beim besten Willen nicht meine Stimme abgeben.

Danke für die Antwort.
Wenn Du „normal“ als "durchschnittlich übersetzten möchtest, dann würde ich sagen dass es naheliegender wäre vom Medianvermögen statt vom gemittelten Vermögen zu sprechen, und da sind wir bei 26.000 nicht bei 100.000, laut der von Dir abgegeben Quelle.

Mir ist nicht ganz klar was Du meinst wenn Du sagst „die fallen alle nicht unter Streubesitz“. Wenn ich auf die Homepage von Vonovia gehe und mir die Aktionärsverteilung ansehe dann sehe ich zu 10% die Norgesbank, 9 Blackrock und zu 3%APG (niederländische Pensionskasse), die restlichen 78% sind Streubesitz.
Die Deutschen Rentenversicherungen mit ihren Indexfonds könnten jetzt ggfs. über Blackrock in dieser Statistik auftauchen, meinst Du das? Mir ist nicht ganz klar worauf Du damit hinaus willst :slight_smile:

Abgesehen von der platten Polemik („sowjetisch…“) stimme ich Dir zu, dass der Volksentscheid sowieso nicht so umgesetzt werden wird - wie demokratisch das ist, lasse ich mal dahingestellt sein. Und ich stimme Dir auch zu, dass man jahrelang gemachte Fehler nicht mit einem Schlag rückgängig machen kann. Aber ich denke auch, dass es um eine grundsätzliche Frage geht und dass hier ein radikales (im Sinne von an die Wurzel gehend) Umdenken erforderlich ist. Wenn ich weiter in der Logik von a) Vermeidung von Staatsschulden und b) Wahrung von Shareholdervalues und Investoreninteressen verharre, werde ich die Preisspirale auf dem Wohnungsmarkt nicht zurückdrehen können. Noch denken SPD und Grüne, dass man das mit ein wenig Symbolpolitik kaschieren bzw. abmildern kann, aber das wird nicht mehr lange funktionieren.

1 „Gefällt mir“

Ich habe das Lesen des Threads sehr genossen. Es sei noch eingeworfen: In Deutschland kommen Enteignungen immer mal wieder vor, und dieses Instrument ist gewiss nicht nur irgendeiner radikalen linken Ecke vorbehalten.
Ob für Kohle, Flughafenbau, Autobahn oder die herbeigesehnten Bahnstrecken: Das alles tangiert irgendjemandes Grund und Boden. Für das Allgemeinwohl das Eigentumsrecht anzurühren ist nichts sowjetisches oder sozialistisches, sondern demokratisch durchaus so vorgesehen und wird auch gerne von un-Linken praktiziert.

3 „Gefällt mir“

Exakt das. Alle Riesterrenten und Lebensversicherungen tauchen als institutionelle Anleger in der Liste auf und nicht als Streubesitz.

Zu a) Ja, der Irrglaube der schwarzen Null ist hier wirklich problematisch!

Zu b) shareholder value ist natürlich ein kampfbegriff aus beiden Richtungen und „Investoren“ sind für manche etwas per se Böses, obwohl es eben auch normale Inhaber von Rentenversicherungen sind. Von daher fände ich es ehrlicher, darüber zu sprechen, was denn eine faire Höhe für eine Entschädigung ist. Dazu haben sich die meisten Diskutanten hier geflissentlich ausgeschwiegen.

Ansonsten würde ich sagen, die Welt sähe wirklich anders aus, wenn die Politik mal ernsthaft versuchen würde, Wohnungspolitik zu betreiben.

Die Enteignung ist hingegen reine Symbolpolitik, da nicht umsetzbar und wirkungslos.

Ja, das kann man in der Tat argumentieren. Man muss einfach festhalten, dass es erschreckend ist, wie viele Menschen sehr wenig besitzen. Natürlich ist das zum Teil ok - zum Beispiel ist es nicht verwunderlich und auch nicht problematisch, wenn Menschen in der Ausbildung noch kein relevantes Vermögen haben - aber die, auch im internationalen Vergleich, sehr schiefe Verteilung ist ein Problem.

Von daher möchte ich meine Formulierung ändern, auf das Wort „normal“ verzichten, und darauf hinweisen, dass die Enteignung potenziell auch sehr viele Menschen mit geringen Vermögen treffen wird.

1 „Gefällt mir“