Von der Berichterstattung zum Meinungsjournalismus

Letztes Wochenende sah ich die neue Folge von Phoenix persönlich mit Ulf Buermeyer. Es war ein wirklich gutes Gespräch und an einem Punkt saß ich vorm Fernseher und habe laut gerufen: Ganz genau ! Es war die Bemängelung von Herrn Buermeyer, dass sich die Art des Journalismus im Laufe der letzten Jahre immer mehr von der Berichterstattung über Ereignisse hin zum Meinungsjournalismus entwickelt hat. Und ich ergänze dazu: Letzteres gerne auch mit Kampagnen.
Diese Veränderung findet in vielen verschiedenen Medien statt, zeigt sich aber ganz besonders deutlich in den Talkshows der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Ich nehme diese als Beispiel, denn diese kann jedermann ohne Bezahlschranke kostenfrei anschauen.
Die Talkmaster ( männlich wie weiblich - sorry, ich gender nicht ) erscheinen einem immer mehr, als wären sie auf einer Mission, gewisse Meinungsbilder zu vermitteln. Dies geschieht zb durch das Einladen von oft immer wieder den gleichen Journalisten als sog. Erklärer der Ereignisse. Es erstaunt auch, wofür manche Journalisten inzwischen Fachleute sind.
Namen wie Melanie Amann, Michael Bröcker, Christoph Schwennicke, Helene Bubrowski, Eva Quadbeck, Ulrike Herrmann, Julia Löhr, Kerstin Münstermann etc sind Dauergäste. Die Themen sind da schon fast egal. Da wechselt nur das Namensschild von Maischberger zu Lanz, früher Will, Illner oder auch der Phoenix Runde.
Geht es um das Thema USA, scheint es in Deutschland nur 1 Experten zu geben: Elmar Theveßen. Geht es um den Ukraine-Konflikt, sitzen da entweder Claudia Major, Roderich Kiesewetter oder Carlo Masala. Die politischen Gäste sind ebenfalls immer wieder die gleichen.
Inzwischen schaue ich ernsthaft ServusTV Talkshows, um auch einmal eine andere Meinung zu hören. Dabei geht es nicht darum, wer recht hat, sondern darum, dass ich auch einmal das Gefühl habe, es gibt nicht nur eine Meinungsblase, die tapfer alles andersdenkende außen vor hält.
Was aber alle diese Shows anbieten, ist eben nicht mehr einfach die Wiedergeben von dem, was tagtäglich passiert. Es wird schon vorher vieles ausgespart und das, über was berichtet wird, wird sofort eingeordnet. Als wenn wir selbst als Zuschauer nicht mehr in der Lage wären, dies selbst zu tun.
Ich erwarte vom öffentl.-rechtlichen Fernsehen ganz klar, dass er mich informiert. Ich habe nichts gegen politische Magazine, aber Nachrichten sind erst einmal ein neutraler Bericht darüber, was passiert ist. Und das findet immer seltener statt. Dabei wäre gerade in heutigen Zeiten, in der die Gesellschaft immer wieder auseinander driftet, es so wichtig, den Menschen nicht vorzukauen, was sie denken sollen, sondern ihnen zu zeigen, was passiert ist, und ihnen dann überlassen, was sie davon halten.

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Wenn ein Sender bekannte Rechtsextreme wie Götz Kubitschek und Martin Sellner in Talk Shows einlädt und zu Corona eindeutig verschwörungstheoretisch rumschwurbelt, ist das vieles, aber keine sinnvolle Alternative zum „Meinungsjournalismus“

Seit 2016 wird der Sender insbesondere wegen wiederholter Auftritte von Rechtsextremisten in einer Talkshow sowie des „Wochenkommentar“ des Intendanten Ferdinand Wegscheider als rechtspopulistisch kritisiert. Seit der COVID-19-Pandemie wird dem Sender die Verbreitung von diesbezüglichen Falschinformationen in einigen Sendeformaten vorgeworfen. […] 2016 wurde ServusTV als einziger Sender zum Europäischen Forum Linz, das mit vom Verfassungsschutz beobachteten Publikationen in Verbindung steht, zugelassen […] So wurde etwa nachgewiesen, dass ServusTV-Nutzer in einem höheren Maß zur Verharmlosung des Virus, zum Glauben an Verschwörungstheorien, zu Kritik an den Eindämmungsmaßnahmen und zu Impfskepsis tendieren als die Nutzer anderer österreichischer Fernsehsender.

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Das stimmt doch überhaupt nicht.

Maybritt Illner:

11.04: Kühnert, Major, Bartsch, Eigendorf, Klitschko
21.3: Klingbeil, Mohamed Ali, Leonid Wolkov, Sabine Adler, Paul Ronzheimer
04.04: Schwesig, Bosbach, Dirk Neubauer, Sabine Rennefanz, Eva Linsinger
29.02: Roth, Ischinger, Weisband, Masala, Deitelhoff, Mezowa

Das sind 20 Gäste in circa 6 Wochen mit 2 der von Dir genannten Experten, also 18 anderen Gesprächsteilnehmern.

Du kannst das gerne für die anderen von Dir genannten Formate machen. Aber ich verstehe Dein Problem nicht so wirklich? Dass man zu Themen AUCH die ausgewiesenen Fachexperten und Wissenschaftler hierzu einlädt? Denn es werden sicher nicht NUR die genannten Personen eingeladen. Mit Schwesig, Bartsch, Mohamed Ali sind z.B. zahlenmäßig mehr Vertreter der alten Russlandpolitik vertreten.

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Aber genau das was du forderst hat mit Journalismus nicht mehr viel zu tun. Wenn dann Leute mit Meinungen eingeladen werden, die einfach jegliche Fakten ignorieren, dann ist das kein Journalismus mehr sondern dann ist das schlichtweg ein „Kampf ohne Regeln“.

Ich sehe viel mehr als Problem des modernen Journalismus, dass man nicht mehr Meinungen die auf einem anerkannten Faktengerüst basieren als Grundlage nimmt die diskutiert werden sollen, dann gerne auch unterschiedliche Meinungen, sondern Meinungen die möglichst weit voneinander entfernt sind um eine möglichst kontroverse Diskussion zu erzeugen die am Ende für Einschaltquoten sorgt.

Da sitzt dann eine Wagenknecht und erklärt, dass Russland ja nur missverstanden wird, während sie selbst noch vor dem Angriff die Pläne Russlands völlig missverstanden hat.

Wenn ich mir dann Typen wie Ganser auf Servus TV angucken muss, die ja immer nur Fragen stellen, nie eine Aussage machen und wenn doch, dann ist das ja nur eine persönliche Meinung und der Zuhörer soll sich sein eigenes Bild machen, dabei wird aber ganz selektiv mit Informationen umgegangen, damit diese Meinung auch ja in seinem Sinne ausfällt, und somit Leute manipulieren ohne sich selbst auf Fakten festnageln zu lassen, wo ist das Journalismus.

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Zu Talkshows zum Thema Ukraine in ARD, ZDF und Phoenix gibt es eine Studie, erstens zeigt, dass die Gäste Auswahl vor und nach dem 24. Februar 2024 sich deutlich unterschied und zweitens, dass die genannten danach zwar relativ häufig eingeladen wurden, aber bei Weitem nicht die einzigen sind.
Ich würde das mal zum Anlass nehmen, um vor dem Argumentieren mit solchen „gefühlten Häufigkeiten“ zu warnen.

Ich finde es auch etwas merkwürdig, dass du erst lang und breit über Talkshows redest und dann schreibst, dass du von ÖRR-Medien vor allem informiert werden möchtest. Talkshows dienen je nach Standpunkt der reinen Unterhaltung oder der Einordnung und Kommentierung des aktuellen Geschehens - aber sicherlich nicht der reinen Information. Dass viele Menschen sie in diesem Sinne nutzen (ich hab mal irgendwo gelesen, dass viele Leute inzwischen z. B. „heute show“ oder „Markus Lanz“ anstelle von Nachrichten schauen), kann man m. E. nicht den Medien vorwerfen, zumindest nicht, so lange sie noch andere Formate anbieten, die den von Dir geforderten Zweck besser erfüllen.
Und was Medienangebote wie „Servus-TV“ angeht: Man kann sicherlich der Meinung sein, dass der „Meinungskorridor“ bei bestimmten Themen im deutschen ÖRR zu eng gesetzt ist. Aber ausgerechnet ein Privatsender im Besitz einer deutlich rechtslastigen Person, der immer wieder auch extrem rechte Positionen hoffähig macht, hier die Alternative ist, finde ich schon fraglich. Nichts dagegen, auch mal „Talk im Hangar“ zu schauen, wenn man sich darüber informieren will, wer da mit wem wie diskutiert - aber dass das jetzt in Gänze ausgewogener, meinungsdiverser oder gar „neutraler“ wäre als der ÖRR in Deutschland, finde ich ehrlich gesagt eine sehr gewagte These.

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Ich sprach von einer Häufung, von nichts anderem. Und ich habe ganz klar formuliert, dass die Talkshows ein Beispiel sind für die Medien. Und gerade weil es nicht gerade wenige Menschen gibt, die sich größtenteils so informieren, sollte man auf Vielfalt achten.
Ansonsten habe ich klar gesagt, dass ich die Ausrichtung von ServusTV nicht gutheiße. Und deren Chef schonmal garnicht. Aber in so einigen dieser Talkshows dort saßen den Spinnern entgegengesetzt oft auch sehr vernünftige Leute, die sicherlich auch hier wohlgeschätzt sind. Man muss es sich ja nicht anschauen, aber es pauschal zu verteufeln bringt auch nichts.
Wenn ich aber solche Shows wie die von Lanz anschaue, in denen es mitunter sehr einseitig zugeht und häufiger auch andersdenkende als Lanz verbal abgefertigt werden, dann geht es bei zb Talk im Hangar deutlich gesitterter zu. Im übrigen frage ich mich, wie oft dieser Talk auf ServusTV eigentlich von denen geschaut wurde, die beim Sender die Nase rümpfen.
Und nur zur Erinnerung, in den deutschen Talkshows und zb auch bei ausführlichen Interviews kommen Leute zu Wort, die ebenfalls echt Hardcore sind. Ein Chrupalla dürfte gerade erste bei Miosga so richtig Mist erzählen und niemand konnte ihm so richtig Einhalt gebieten.

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Interessant, was so angenommen wird, nur weil ich eine Alternative anschaue. Ich habe nur bemerkt, dass ich auch andere Meinungen hören möchte. Ich bin durchaus in der Lage, zwischen dem Quatsch, der dort teilweise verzapft wird, und tatsächlich interessanten Gedanken zu unterscheiden. Sich nicht mehr offen zeigen wäre für mich viel schlimmer.
Und in den Talkshows der öffentlich-rechtlichen kommen auch genug Menschen vor, die himmelschreienden Unsinn daherreden.
Was die immer gleichen Fachleute angeht, sollte man schon eine etwas längere Zeit betrachten. 18 andere Gesprächsteilnehmer waren übrings wohl kaum alles Fachleute. Und ich schrieb von mehreren Talkshows, nicht von einer einzelnen.
Was die Gäste angeht, so ist ein nettes Beispiel Frau Göring-Eckardt, die gerade erst innerhalb zweier Sendewochen in gerade mal 8 Tagen in drei Talkshows war.
Vielleicht empfindet das ja mancher anders und sieht oft die gleichen Journalisten gerne. Und vielleicht kann man den einen Unsinn leichter ertragen als manchen anderen. Ich würde nur vorsichtig sein, jede einzelne Talkshow mit jedem darin enthaltenen Gästen und Meinungen zu diskreditieren, nur weil die Senderausrichtung im allgemeinen und der Senderchef im speziellen daneben sind. Nichts und niemand ist nur gut oder schlecht oder falsch oder richtig.
Es gibt genug Menschen, die sich gegenseitig nicht mehr zuhören. Ich will nicht zu diesen Leuten gehören.

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Halt ein schlechtes.
Es gab auch schon Leute hier im Forum, die der Lage vorwarfen, sie sei tendenziös und sollte sich mehr um neutralen Journalismus bemühen.
Nein, das muss sie nicht. Ein podcast ist keine Tagesschau und eine Talkshow kein Sommerinterview.
Ich weiß nicht, wie die Talkshow-Landschaft heute ist, ich habe aber früher gerne „unter den Linden“ gesehen, wenn ich z.B. mal Lust auf die liberale Sicht hatte.
Ich denke dass man für jede politische Coleur etwas findet, wenn man möchte.

Was nützt eine gesittete Diskussion wenn am Ende dann unter den Gästen die als Experten vorgestellt werden viele sind, die außerhalb jeglichen wissenschaftlichen Konsens agieren. Es gibt einfach Themen da geht es nur zu einem kleinen Teil um Meinung und zu einem großen Teil um Fakten.

Unter den Leuten die Fakten akzeptieren findet man durchaus oft eine große Bandbreite an Schlüssen die aus den anerkannten Fakten gezogen werden können. Aber eine Diskussion mit solchen Gästen wäre wohl oft zu detailreich und nur für ein kleines Publikum interessant.

Natürlich kann man diesen Vorwurf auch an die Talkshows des ÖRR machen, durchaus auch berechtigt. Talk im Hangar 7 ist aber so ziemlich das letzte Format, von dem man behaupten könne hier wirklich an einer Berichterstattung interessiert zu sein und nicht daran dem Zuschauer eine bestimmte Meinung aufzudrücken.

Gerade das Einladen von Gästen mit Extrempositionen ist doch hier klar darauf ausgerichtet Meinungen die auch weit außerhalb der Mitte sind als Ausgewogen aussehen zu lassen.

Edit: Womit ich übrigens gar nicht verneinen will, dass es nicht auch interessante Gesprächsdynamiken in diesem Format gibt. Aber im Durchschnitt ist die Sendung eben durchaus sehr klar auf ein bestimmtes Meinungsspektrum ausgerichtet.

Du hast - zumindest der Überschrift des Threads nach - eine Entwicklung „von der Berichterstattung zum Meinungsjournalismus“ beklagt und außerdem, dass es eine Einseitigkeit bestimmter Meinungen gäbe.
Ich denke jedenfalls, dass ich nicht der einzige hier bin, der deinen Ausgangspost so verstanden hat.

Und da finde ich Talkshows immer noch ein ungeignetes Beispiel, weil sie schon immer „Meinungsjournalismus“ waren, genauer gesagt sind sie dazu da, dass Menschen mit unterschiedlichen Meinungen aufeinandertreffen. Allein schon die Auswahl der Themen und Gäste lässt darauf schließen, dass es dabei oft mehr um die Unterhaltung geht (und sei es nur dabei zuzusehen, wie andere sich streiten) und um das Bestätigen bestimmter Meinungen, als darum, zu informieren. Was dieses Prinzip angeht, nehmen sich „Markus Lanz“ und „Talk im Hangar 7“ auch nicht viel. Nur haben beide eben leicht verschiedene Sendekonzepte, vor allem aber richten sie sich an unterschiedliche Öffentlichkeiten. In Österreich versuchen Sender wie Servus-TV eben Leute „abzuholen“, die eher FPÖ oder vielleicht noch ÖVP wählen und entsprechende Meinungen zu Themen wie Corona, Ukraine, Migration etc. haben. Und Lanz wendet sich als eine der erfolgreichste deutsche Talkshow an den ZDF-schauenden Mainstream. Der Rahmen ist also sozusagen bei beiden unterschiedlich. Beiden gemeinsam ist aber wieder, dass sie - wie alle Talkshows - ihre „Lieblinge“ haben und das hat unterschiedliche Gründe. Einmal geht es natürlich darum, mit bestimmten Personen innerhalb des jeweiligen „Rahmens“ des Sendeformats bestimmte politische Milieus abzudecken und so entsprechendes Publikum zu binden. Zum anderen bergen bestimmte Positionen ein hohes Potenzial für kontroverse Diskussionen und damit Unterhaltungswert, Einschaltquoten, Klickraten auf Social Media etc. pp.
Gäbe es bei Markus Lanz immer nur eine „Einheitsmeinung“, hätte die Sendung sicher nicht so viele Zuschauer. Andererseits wird der „Mainstream“ in so einer prominenten Sendung natürlich nie grundlegend anders sein als in den Leitmedien - seien es nun ARD & ZDF oder FAZ, Süddeutsche & Bild.

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Du sagst es ja selbst, aber wenn du informiert werden willst, dann kannst du dir ja die Tagesschau oder Heute anschauen, da wird ME neutral berichtet.

Eine Talkshow schaue ich ja auch, um etwas eingeordnet zu bekommen. Man kann da sicherlich einzelne Besetzungen kritisieren, aber unterm Strich finde ich schon, dass in den meisten Talkshows unterschiedliche Sichtweisen gezeigt werden. Mit ein bisschen Zoff ist es ja auch direkt unterhaltsamer :wink:

Was die Journalisten angeht, stimme ich dir schon zu. Da geht es viel um Meinung, wenn bspw. Frau Hermann wieder ihre Anti-Kapitalistischen Kampfreden schwingt. Für die Transparenz finde ich es da wichtig, dass bspw. das Medium mit genannt wird. Da überrascht es ja bspw. nicht, wenn eine TAZ-Journalistin anderer Auffassung ist als der WELT-Journalist. Mit der Bezeichnung Journalistin kann man Aussagen als Zuschauer schlecht einordnen.

Unterm Strich sehe ich das Thema ORR aber nicht so kritisch.

Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen in der Corona Zeiten zur Impfpflicht. Da war die sog. Faktenlage mitunter sehr ambivalent. Trotzdem gab es da eine ziemliche Hatz auf die, die sich nicht impfen lassen wollten ( ich bin übrings 6x geimpft, nur so zur Vorsicht mal bemerkt). Nur eines von vielen Themen, die angeblich so faktenbasiert gewesen sind.
Und wer regelmäßig Sendungen von Lanz verfolgt, der hat gesehen, dass es oft weder eine gesittete Gesprächsführung gab, noch auch nur die Bemühung, ausgewogen zu berichten. Was da nun besser sein soll als bei Talk im Hangar…
Es ist müßig, weiter darüber zu diskutieren. Ich habe reichlich Talk im Hangar gesehen. Klar haben die so Leute wie Peter Hahne, die Dame Thurn und Taxis uvm. Aber in der Regel werden diesen Leuten eben auch Gegenpositionen dazugestellt. Und tatsächlich wird auch hier häufiger Schwachsinn entlarvt. Dabei verleugnen ich nicht, dass auch hier der Moderator Fleischhacker eindeutig voreingenommen und keinesfalls neutral ist.
Und haben wir in den öffentlich - rechtlichen keine Extremmeinungen in den Diskussionen? Heute ist zb mal wieder der liebe Herr Kubicki bei Maischberger ( der Herr sei seinem verlorenen Verstand gnädig). Da tauchen Leute wie Wagenknecht auf oder ihr lieber Ehemann, der inzwischen auch nur noch extrem ist. Da werden regelmäßig extreme FDP oder CDU/CSU Positionen gegen dogmatischen Grünenmeinungen gesetzt. Erwartet da jemand irgendetwas sinnvolles?
Und um mal vom Fernsehen wegzukommen. Wir erleben immer wieder Kampagnenjournalismus zb in den Printmedien. Die Welt und Bild, die sog Klimakleber als Terroristen bezeichnet und in die Nähe der RAF rückt. Das tägliche Einprügeln auf Arbeitslose und Ausländer. Da geht es schon lange nicht mehr um Fakten. Da werden Fachleute und Zahlen ignoriert.
Halbwegs seriöser Journalismus und der Versuch, neutral zu berichten, das trifft man leider nur noch selten an.
Und ja, da erwarte ich von öffentlich - rechtlichen Medien mehr als von privaten. Denn erstere werden von der Allgemeinheit bezahlt.

Vom Podcast der Tag von der Zeit gibt es eine Folge, wo sie sich kritisch mit ihrem Corona-Journalismus auseinandersetzen.
Da ist sicher vieles schief gelaufen. Aber auch Journalisten sind nur Menschen. Und wenn eine Minderheit auf die Straße geht Parolen brüllt, Lügen verbreitet und Wissenschaftler bedroht, weckt das Widerstand.
Streeck hat trotzdem oft die Möglichkeit bekommen die Gegenmeinung zu Drosten auszubreiten.

Wie schon gesagt finde ich Talk-Shows generell ein schlechtes Beispiel und bin auch mit denen im ÖRR nicht sehr zufrieden. Trotzdem ging es in Talkshows schon immer vorwiegend um Meinungen. Nur hat man früher eher weniger Extrempositionen in die Diskussion gebracht.

Dadurch entstanden auch viele Diskussionen in denen es dann sehr ins Details ging.

Heute streitet einer mit Extremposition mit einem Experten, einem Politiker der kapital aus der Diskussion schlagen will und einem der das Thema aus einer außenstehenden Position betrachtet. In der Diskussion kommt es dann so rüber als hätten sowohl der Experte als auch die Extremposition valide Argumente weil da mir auf die schnelle (als Gast selbst) nicht widerlegbaren Zahlen argumentiert wird die aber hinten und vorne nicht stimmen.

Und bei Talk im Hangar 7 sind mir da Diskussionen in Erinnerung, z.B. einmal zum Thema Corona, einmal zum Klimawandel und einmal zu Migration, da war durch die Gästewahl und wem sie zugestimmt haben tatsächlich der einzige moderate Experte in einer ziemlich isolierten Rolle und für den Zuschauer ohne Hintergrundwissen wurde der Eindruck vermittelt dieser Gast wäre der Gast mit der Minderheitenmeinung.
Ganz schlimm auch eine Ausgabe in der über Elektroautos diskutiert wurde. Was da an Quatsch von angeblichen Experten erzählt wurde war schon fast peinlich. Und auch dort bringt man im Zweifel immer wieder den gleichen „Experten“ in die Sendung wenn es ins Konzept passt.

Ich will nicht behaupten, dass das bei Talkshows im ÖRR nie vorkommt. Ich will lediglich zum Ausdruck bringen, dass deine Kritik etwas komisch wirkt, wenn du ein Format als sinnvolle alternative ins Spiel bringst, die genau das was du kritisieren willst noch extremer umsetzt.

Aber wenn wir über Journalismus reden gibt es ja von Print über Hörfunk, TV bis hin ins Internet eine Vielzahl an Formaten die überhaupt als Berichterstattung bzw Informationsbeschaffung ausgelegt sind und in denen Meinung eine weitaus geringere Rolle spielt.
Der Fokus auf Talkshows irritiert.

Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber wenn das stimmt finde ich das äußerst irritierend, haben doch Ulf und Philip in den letzten Jahren diese Transformation selbst durchgemacht.

Ich habe 2018 oder 2019 begonnen die Lage wegen der hervorragenden, vertiefenden Sachberichterstattung zu hören. Heute nehme ich in fast jeder Sachberichterstattung mindestens auch 50% Meinung wahr, bei sozialpolitischen Themen sogar deutlich mehr. Die Untermauerung mit Zahlen und Fakten, die unvoreingenommen präsentiert wurden nahm dabei meiner Wahrnehmung nach eher ab. Begonnen hat das meiner Meinung nach Mitte der Coronapandemie.

Vielleicht ist das aber auch der Preis des Erfolgs, den man zahlen muss, um vom Nerd Podcast zum Mainstream Medium aufzusteigen?!

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Moin, ich hatte das Beispiel Talkshows gewählt, weil sich für mich dort am populärsten gezeigt hatte, wie etwas verrutscht ist. Natürlich sind sie auch Unterhaltung, aber nach wie vor kommen dort haufenweise Journalisten zu Wort. Es gab da durchaus Zeiten, in denen sich diese bemüht haben, tatsächlich Dinge halbwegs neutral zu erklären. Das ist heutzutage aus meiner Sicht anders.
Aber ich räume ein, dass der Rahmen Talkshows doch zu eng ist und man sich auch andere Medien anschauen muss.
Es gab sicherlich Zeitungen oder Zeitschriften, die schon immer Meinungsjournalismus gemacht haben. Dazu gehören zb die Bild oder je nach Thema gerne auch der Spiegel. Und viele Printmedien hatten auch schon immer - sagen wir - eine gewisse Ausrichtung. Dementsprechend hatte die FAZ natürlich eine andere Leserschaft als die Süddeutsche.
Meiner Beobachtung nach hat es aber eine Entwicklung gegeben, wo man inzwischen oft nicht mehr von Ausrichtungen sprechen kann, sondern dass es bis hin zur einseitigen Berichterstattung und zur Kampagne geht. Beispiele wie die Berichterstattung über die sog. Klimakleber, die Bauernproteste, das Bürgergeld usw gibt es genug. Ein wunderbares Beispiel ist auch das Gebäudeenergiegesetz , meist als Heizungsgesetz bekannt. Von Anfang an gab es da quer durch die Printmedien nur selten tatsächliche Erklärungen, die nur informiert hätten. Da wurde ein unfertiger Referentenentwurf als fertiger Gesetzesentwurf behandelt und losgeschossen auf die Grünen, als wenn es kein Morgen gibt. Ich glaube, die Zeit war eine der wenigen Zeitungen, die tatsächlich zumindest am Anfang versucht hatten, darüber neutral zu informieren. Das, was damals alles so falsch berichtet wurde, hält sich bis heute. Ich begegne noch immer Leuten, die tatsächlich denken, die Grünen wollten sofort an ihre Heizung ran.
Das sind Beispiele zu meinen Gedanken, wie sich Journalismus verändert hat. Einige andere finden sich in verschiedenen obenstehenden Beiträgen.
Jeder macht sich sein eigenes Bild. Wenn hier einige anders denken und mehr oder weniger mit dem heutigen Journalismus zufrieden sind und/oder ihn weniger kritisch sehen, ok. Das Gleiche gilt für den Auftritt von Journalisten in Talkshows. Was ich bemängele stört den nächsten vielleicht kaum oder garnicht. Möglicherweise haben wir auch sehr unterschiedliche Erwartungshaltungen. Wobei ich natürlich weiß, dass eine Talkshow auch der Unterhaltung dient. Nur entbindet das Journalisten nicht davon, zu versuchen, sich halbwegs seriös zu verhalten.

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Ich würde soweit gehen zu sagen, dass alle Printmedien schon immer eine gewisse Ausrichtung hatten.

Jetzt müssen wir aber sagen, dass wir vor 30 Jahren, wenn wir über Printmedien reden wirklich über Artikel die recherchiert, verfasst und am nächsten Tag gedruckt wurden reden. Heute reden wir überwiegend von den Artikeln die Online von jetzt auf gleich zur Verfügung gestellt werden. Die klassischen Artikel aus den Printausgaben sind oft hinter einer Bezahlschranke.

Ich glaube, dass wenn wir die großen Printmedien miteinander vergleichen und hier wirklich die gedruckten Artikel zugrunde legen, gar keine so riesige Veränderung zu sehen ist. Diese Artikel nehmen im Vergleich zur Flut an online Verfügbaren Artikeln aber nur einen sehr kleinen Raum ein, zumindest jenseits der Printausgaben.

Und online gelten andere Gesetze. Selbst seriöse Medien überbieten sich in Clickbait-Titeln. Wenn irgendwo im hinteren Oberfranken eine Firma (im weitesten Sinne Automobilzulieferer) mit 60 Mitarbeitern den Betrieb einstellt, weil nach Insolvenzen 2015, 2018, 2020 und 2024 endgültig kein Fortführen des Unternehmens mehr möglich ist, dann berichtet nicht nur die Lokalzeitung, wie es vor 30 Jahren üblich war, sondern dann berichten viele großen Medien mit dem Titel „Der nächste Autokonzern pleite“. Die obersten Absätze erzählen einem dann erstmal, wenn das Medium den Grünen und/oder der Ampel eher kritisch gegenüber steht von all den Problemen die die Ampelpolitik verursacht und dass ein Betrieb nicht mehr gewinnbringend möglich war. Und erst weit, weit später, nach diversen Werbungen kommt dann die Info, dass der Autokonzern ein kleiner metallbearbeitender Betrieb mit zuletzt 60 Mitarbeitern war, der schon mehrfach Insolvenz angemeldet hat und dessen Ende eine Frage der Zeit war.

Gerne wird der Artikel dann auch von einem Medium noch in 3 Varianten auf Social Media gepostet, und in 4 Monaten nochmal, mit dem Vermerk aus dem Archiv, weil es so viele interessiert hat.

Die Frage ist aber wie viel davon Meinung erzeugen soll und wie viel davon einfach nur Klicks erzeugen soll sowie die Leute dazu animieren soll an möglichst viel Werbung vorbei zu scollen. Ich denke beides spielt eine Rolle, je nach Medium das eine oder andere mehr oder weniger.

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Es freut mich zu lesen, dass ich nicht als einziger den Eindruck habe. So gerne ich die Lage in jeder Woche höre und mich auf jede Episode freue, hat sich die Berichterstattung im Mittel verändert.
Die früher gefühlt recht klare Trennung zwischen Faktenaufbereitung und dann klar gekennzeichneter Kommentierung / Meinung nehme ich so kaum mehr wahr.
Aus meiner Sicht leider ein Verlust.

Aber wie du bereits sagtest ist das eventuell ein normaler Prozess über die Zeit.

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Ja, die Transformation von Print zu Online hat leider vieles verändert. Da stimme ich zu. Auch die Art, wie Artikel geschrieben sind. Leider lesen viele Leute nur noch Überschriften und bilden sich so ihre Meinung.
Auch wenn das jetzt das Thema jetzt ein wenig verläßt, aber die vielen Bezahlschranken der Medien zusammen mit den inzwischen gesalzenen Preisen für Printausgaben ( selbst für Printausgaben als digitale Versionen ) machen es vielen schwer, sich noch vernünftig zu informieren. Ja, es gibt immer noch einige gute Quellen. Aber für viele ist da dann auch ein Zeitaufwand von Nöten, die sie kaum noch haben (Arbeit, Familie etc. wenn dann am Abend noch 1-2 Stunden Freizeit bleiben - wenn überhaupt -, wer will dann noch Nachrichten recherchieren).
Es wäre schön, wenn Medien gerade die interessanten Hintergrundartikel, die oft hinter Bezahlschranken sind, nach einer gewissen Zeit freigeben. Oder man macht einen Nachrichtenpool, wo solche Artikel nach zb 1 Woche dann abrufbar wären und man würde für so einen Pool 10-20 Euro bezahlen, die dann an die Medien, die daran teilnehmen, verteilt werden.
Fakt ist leider, je weniger Geld man heute hat, desto schwerer wird der Zugang zu Informationen.

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Mein Eindruck ist schon seit vielen Jahren dass Infotainment Sendungen wie Lanz, Maischberger & Co zu meist tendenziös berichten. Ob Grexit, Migration oder Ukraine: es müssen sich ein bis maximal zwei Gäste gegen die Vertreter der veröffentlichten Meinung wehren. Talk im Hangar ist mit in der Hinsicht ebenfalls positiv aufgefallen

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