Von der Berichterstattung zum Meinungsjournalismus

Ich fände ja schon gut, wenn man eine Möglichkeit hätte statt Abos für jede einzelne Zeitung ein übergreifendes Abo holen könnte, in dem dann z.B. jeden Monat 50 Punkte enthalten sind und je nach Artikel den ich irgendwo lesen will kostet mich das dann 1 bis 5 Punkte.

Gerade wenn Bezahlartikel nicht in der Printausgabe sind hat man aktuell teils ohne Abo gar keine Möglichkeit diese zu lesen.

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Wie schon mehrfach geschrieben. Talk im Hangar dreht einfach das Verhältnis um. Nur ist es dann halt so, dass sich ein Gast des „Mainstreams“ gegen eine Hand voll Gäste die sehr tendenziös eingeladen sind wehren muss.

Wenn du das Konzept wie diskutiert wird beim einen kritisierst, dann ist es wenig glaubhaft es beim anderen positiv zu finden. Außer es geht einem in Wahrheit gar nicht um die Art, sondern um den konkreten Inhalt was für Positionen sich in der Diskussion durchsetzen.

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Teilweise gibt es ja Versuche, so etwas umzusetzen (etwa Readly), aber so richtig praktisch war das für mich bis jetzt auch noch nicht (in dem Sinne, dass wirklich alles dabei ist, was ich gerne lesen würde).

Größere Bibliotheken (zum Beispiel in Berlin) bieten oft ein erstaunlich reichhaltiges Angebot an digitalen Ressourcen. Viele Artikel kann man erst 2-3 Tage nach Erscheinen lesen und manchmal muss man dazu über Datenbanken gehen oder ein E-Paper runterladen, aber an das meiste kommt man ran - und das für eine Jahresgebühr von 10 Euro.

Und für die Dinge, die es dort nicht gibt, gibt es ja immer noch (vermutlich nicht ganz legale) Angebote wie archive.ph

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Das Thema ist ja nicht neu. In Erinnerung ist mir etwa noch das Buch „Die Vierte Gewalt“ von Harald Welzer und Richard Precht. So haarsträubend ich einige inhaltliche Ansichten vor allem bei Precht finde, haben sie darin m. E. ganz gut gezeigt, wie eben nicht nur die Überschriften, sondern auch die Artikel teilweise einer Social-Media-Logik folgen, sprich: es geht um Empörung und Haltung. Sie zeigen auch, dass das mit den stark veränderten ökonomischen Bedingungen zu tun hat, unter denen private Printmedien heutzutage produziert werden. Aber es erklärt natürlich nicht ganz, warum sich etwa bei öffentlich-rechtlichen Formaten teilweise die gleiche Tendenz zeigt.
Was mir seit einigen Jahren aufstößt, ist (bei verschiedenen Medien mit jeweils unterschiedlicher politischer Ausrichtung) ein Hang zum „Sensationalismus“, der sich auf alle möglichen Themen erschreckt. Verliert ein Fußballverein drei Mal hintereinander, ist er sofort in der „Krise“. Gibt es mal irgendwo auf der Welt zwei Erdbeben in einem Monat (über die wir natürlich sofort alles wissen müssen, auch wenn wir von dem Land noch nie gehört haben), ist das gleich eine „bedrohliche Entwicklung“. Und zum Teil scheinen dabei auch Journalisten diesem Denken zu verfallen. Dazu ein aktuelles Beispiel: Als nach dem Angriff des Irans auf Israel gemutmaßt wurde, wie Israel reagieren würde, waren sich ziemlich sicher, dass es nun eine große Eskalation geben würde und das „Pulverfass“ zu explodieren drohe - bei einigen klang es teilweise schon fast so, als sehne man es herbei. Als sich Israel und Iran dann offenbar darauf einigten, beide keine Eskalation zu wollen, klangen zumindest in meinen Ohren einige Moderatoren (etwa im DLF) geradezu ungläubig. Ich weiß nicht, ob der Punkt klar wird, aber ich bin immer sehr skeptisch, aus jedem Ereignis immer gleich einen Trend ableiten zu wollen.
Das gilt natürlich auch für die Analyse von Medienformaten und -inhalten. Sicherlich gibt es da Entwicklungen, aber ein subjektiver Eindruck kann da eben auch schnell ganz anders ausfallen als es eine fundierte systematsiche Analyse würde (das habe ich auch schon bei mir selber beobachtet).

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[quote=„Moreau, post:1, topic:23694, full:true“]
Ich erwarte vom öffentl.-rechtlichen Fernsehen ganz klar, dass er mich informiert. Ich habe nichts gegen politische Magazine, aber Nachrichten sind erst einmal ein neutraler Bericht darüber, was passiert ist.[/quote]

Also hier geht jetzt aber einiges durcheinanders. Nachrichten sind weder politische Magazine noch Talkshows sondern Nachrichten. Wenn sie also informiert werden wollen, dann schauen sie die Tagesschau oder eben die Nachrichten ihrer Wahl im TV oder Netz. Und wenn sie unterhalten werden wollen, dann schauen sie Diskussionsrunden. Und diese verbreiten selbstverständlich Meinung.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Wahrnehmung da auch etwas verzerrt ist. Wenn früher etwas in der Zeitung stand oder im Fernsehen gesagt wurde, hat man das so hingenommen. Wir sind viel informierter und damit viel sensibler, was Falschmeldungen angeht.
Aber ich erlebe auch, dass immer mehr mit unserer Lokalzeitung hadern, die ungeschminkt abdruckt, was der CSU-Abgeordnete in seine Pressemitteilung packt.
Aber guter Journalismus kostet Geld und da immer mehr Informationen online kostenlos verfügbar sind, kündigen immer mehr Leute ihre Abos, junge Menschen haben es mit dem Lesen eh nicht mehr so. Wenn da die Preise nach oben gehen und die Qualität des Journalismus nach unten ist das wenig überraschend.

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Außerdem müsste ja erst mal definiert werden, was denn noch eine akzeptable „Ausrichtung“ eines Mediums ist und ab wann es eine illegitime „einseitige Berichterstattung“ oder gar eine „Kampagne“ ist.
Und auch die Auswahl von Themen, Interviewpartnern etc. hat natürlich einen Effekt So wurde zum Beispiel gemessen an der Anzahl der Demonstrierenden über Pegida zigmal mehr berichtet als über Fridays for Future, um nur ein Beispiel zu nennen. In diesem Sinne ist Journalismus nie „objektiv“ gewesen. Die Kritik an Talkshows in diesem Thread war m. E. auch widersprüchlich. Einerseits wurde bemängelt, dass es eine „Einheitsmeinung“ und immer dieselben Gäste gibt, aber andererseits, dass „exotische“ Positionen oder Personen zu viel Gewicht erhalten (etwa Chruppalla bei Miosga) - aber beides zusammen passt irgendwie nicht.

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Ich finde, das gelingt den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten schon ziemlich gut. Die berichten faktenbasiert und recht ausgewogen mit dem Ziel neutral zu informieren. Klar gibt es bei den Talkshows auch verschiedene Meinungen aber das liegt doch in der Natur der Sache. In der Regel (mag im Einzelfall Ausnahmen geben) bemühen sich die Gastgeber aber, die verschiedenen Positionen des Meinungsspektrums durch die Auswahl ihrer Gäste abzudecken.

Beim Meinungsjournalismus geht es eben gerade nicht um die Offentlich-Rechtlichen, sondern um alternative Medien denen diese Faktenbasiertheit und Ausgewogenheit fehlt. Alternative Medien vertreten häufig einseitig nur bestimmte Meinungen und arbeiten auch teilweise mit Populismus und Desinformation. Das ist tatsächlich ein zunehmendes Problem in der Medienlandschaft. Da können wir eigentlich froh sein, dass wir mit den Öffentlich-Rechtlichen ein gewisses Gegengewicht zu dieser Flut der Manipulation und Desinformation haben.

Das Problem ist aus meiner Sicht, dass man sich für gute, neutrale Berichterstattung Zeit nehmen muss als Empfänger. Weil eine ausführliche Tatsachenberichterstattung über komplexe Sachverhalte sender- und empfängerseitig Zeit kostet. Die braucht es aber, um die sich die eigene Meinung zu bilden.
Wenn die Empfänger sich aber keine Zeit nehmen wollen, alle Fakten aufzunehmen und diese selbst einzuordnen, dann findet Meinungsjournalismus Abnehmer.
Und ich nehme mich da nicht aus. Wenn ich zu allen Themen, die ich für wichtig halte, eine eigene Meinung aus Fakten bilden wollte, würde ich den ganzen Tag nichts anderes mehr tun. Deshalb bin ich an manchen Stellen froh, wenn das andere für mich tun. Natürlich neige ich dann dazu, lieber denen zuzuhören, bei denen ich schonmal festgestellt habe, dass deren Einordnung mit meiner übereinstimmt.
Davon abgesehen halte ich es für wahnsinnig schwer in sehr kurzen Nachrichten neutral zu bleiben, wenn ich sehr viele Hintergrundinformationen weglassen muss. Letztendlich entscheiden ja Menschen, welche Details sie für relevant halten und da die eigene Meinung außen vor zu halten dürfte nahezu unmöglich sein.

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Ja, es ist schwer, die Geduld und die Zeit aufzubringen, komplexe Sachverhalte aufzunehmen. Und viele Menschen haben diese Zeit auch nicht oder nicht mehr. Dazu kommt, dass die notwendigen Informationen oftmals auch nicht zur Verfügung stehen.
Kein Mensch ist - da stimme ich ebenfalls zu - in der Lage, so viel aufzunehmen, dass man sich zu allem eine Meinung bilden kann. Aber dann hat man eben keine Meinung, sondern maximal einen Eindruck. Und man sollte generell immer offen bleiben, dazuzulernen. Ich selbst bin froh und dankbar, dass ich begriffen habe, dass ich nie auslerne und jeden Tag mir etwas begegnen kann, was das, was ich bis jetzt dachte, umwerfen kann. Ein Satz a la „das ist meine Meinung und davon lasse ich mich nicht abbringen“ ( gerne ergänzt mit den Worten: und die meisten Deutschen denken so ) würde mir nicht über die Lippen kommen.
Nur erwarte ich, ganz egal, ob in einer Talkshow oder in den Nachrichten, dass ich nicht angelogen werde. Und das passiert ständig. Oder das so lange auf etwas herumgeritten wird, dass die Leute glauben, eine Sache wäre tatsächlich wichtig und/oder entscheidend. So zb unsere geradezu irrwitzige Anzahl von Arbeitsverweigeren. Oder die berühmten Pullfaktoren. Es ist völlig egal, wieviele Fachleute klarstellen, dass da Mist erzählt wird, das interessiert gewisse Moderatoren oder Journalisten nicht die Bohne.
Wie bereits gesagt, gewisse Grunderwartungen darf man selbst an jede Unterhaltungstalkshow haben. Das gilt sowohl für die deutschen als auch die östereichischen auf ServusTV.

Das halte ich in Zeiten von Internet, Social Media, OSINT etc. doch für eine sehr pauschale Aussage. Es mag ja sein, dass nicht immer alle Informationen für alle leicht genug zugänglich sind, aber dass sie überhaupt nicht „zur Verfügung“ stehen? Und das auch noch „oftmals“?

Auch das halte ich doch für eine grobschlächtige Übertreibung. Denn wenn das „ständig“ passiert, kann es sich jawohl kaum um Irrtümer handeln, das heißt du suggerierst hiermit einen Vorsatz.
Machen wir es doch mal konkret: Womit wurdest du gestern (23.4.2024) in der Tagesschau oder in den Nachrichten des DLF „angelogen“?

Dazu habe ich gerde in einer Sendung des ÖRR gehört, wie absurd diese Kampagne der FDP ist und dass es in Wirklichkeit um eine winzig kleine Zahl von Leuten geht.

Nun, wenn es um bestimmte Personen geht, wäre es ja ein einfaches, denen einfach nicht mehr zuzuhören. Wie gesagt: Niemand ist gezwungen, Markus Lanz zu schauen und erst recht niemand, das für eine „neutrale“ Informationssendung zu halten. Aber was du machst, ist m. E. ein völlig überzogener und unbegründeter Rundumschlag gegen „die Medien“. Und auch diese Aussage ist - auch wenn du dich nicht darauf berufst - ein in bestimmten Millieus in Deutschland durchaus hegemoniales Narrativ.