Volkswirtschaft und Schuldenbremse - Teil 1/Juli 22

Genau, jeder Euro der sich im Umlauf befindet entspricht 1 € Schulden + Zinsen. Würden wir also alle Schulden abbezahlen gäbe es kein Geld mehr, nur noch Zinsen die zurück bezahlt werden müssen (ich nehme da jetzt mal kurz Anlagenkäufe der EZB raus, weil wie du sagst, das ist ein Sonderfall). Wenn man sich also als Ziel setzt Deflation zu verhindern, muss sich mit steigender Produktivität die zirkulierende Geldmenge vergrößern, dafür gibt es glaub ich 2 Mechanismen, entweder durch Schulden wird neues Geld erzeugt oder Sparer bringen ihr erspartes Geld in den Umlauf. Die Schuldenmenge müsste glaub ich trotzdem auch ohne Wachstum regelmäßig steigen, damit der Leitzins ausgeglichen werden kann. Aber grundsätzlich muss der Staat sich nicht verschulden, aber da Schulden ein integraler Bestandteil des Systems sind, muss irgendwer verschuldet sein. Das heißt man muss auch nicht so tun, als sei es etwas schlimmes, wenn der Staat verschuldet ist.

Das Sondervermögen widerspricht komplett der Idee der Schuldenbremse. Das ist so als würde man ins Grundgesetz schreiben „Person XY hat durch ihre Straftaten das Recht auf Leben verwirkt. Art 102 GG [Die Todesstrafe ist abgeschafft] ist in diesem Fall nicht anzuwenden.“ Und wenn man sowas machen muss, zeigt das doch, wie schlecht das Gesetz designed ist. Was mich an der Schuldenbremse stört ist, dass sie komplett die aktuelle Schuldensituation ignoriert. Und warum führen wir dann nicht ein Sondervermögen Klimaschutz für 1 Billionen € ein? Ich meine die Schuldenbremse kennt kein zu viel oder zu wenig Schulden und die Last für die folgenden Generationen ist genau gleich, ob wir eine Schuldenquote von 10% oder 100% haben, sie dürfen maximal 0.35% Schulden machen.

Ich wollte eigentlich nur sagen, dass in einer Welt ohne Wachstum, (neue) Schulden nicht unbedingt notwendig sind.

Ich meinte auch nicht, dass die beiden größen korrelieren. Wenn man doppelt so viel Geld druckt und in den Umlauf bringen würde sich ja in keinem Wirtschaftsystem die Produktivität verdoppeln. Was ich meinte war eher, wenn wirklich alles Geld zirkuliert und die Produktivität konstant bleibt, müsste sich bei einer Verdoppelung der Geldmenge, der Wert des einzelnen Geldstücks ungefähr halbieren (hier muss ich aber einschränkend sagen, dass gilt glaub ich nur wenn alle Produkte Konsumprodukte sind). Wir leben aber nicht in so einer Welt, da es Sparer und Änderungen des Produktivitätslevels gibt.

Letztlich glaub ich können wir die Diskussion dabei belassen, dass das von mir beschriebene Szenario nicht auf die reale Welt anwendbar ist.

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Teil 2 siehe:

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