Bezüglich der Verzinsung des Risikos einer Anleihe auf Grundlage eines Ratings mag diese Aussage zutreffen. Innerhalb des Währungsraumes führt aber zusätzlich die Erhöhung des Leitzinses zu Zinsanstiegen, ganz unabhängig von der jeweiligen Risikobewertung.
Ein Land kann also zahlungsunfähig werden, wenn die Einnahmen nicht mehr zur Deckung der Ausgaben ausreichen.
Ein ganz vereinfachtes Beispiel, ganz ohne Rating: Land A hat eine Verschuldungsquote von 200% des BIP. Die Einnahmen des Staates betragen 33% des BIP. Bei einem Zinssatz der Staatsanleihe von 1% musste das Land bisher 2 % seines BIP (bzw. 6,6% seiner Einnahmen) für den Schuldendienst aufwenden (ohne Tilgung). Die Zentralbank erhöht den Leitzins step by step um 4 Prozentpunkte; der Zins, den die Staatsanleihe bieten muss, steigt analog auf 5%. Allein die Zinslast der Staatsanleihen steigt dann auf 10 % des BIP bzw. rund 30% der Einnahmen des Landes. Da ein Großteil der Einnahmen des Staates aber für staatliches Handeln benötigt wird bzw. gebunden ist (z.B. Personalausgaben, Pensionen etc.) droht dann irgendwann auch die Zahlungsunfähigkeit.
Wenn man nun das Risiko sogar nicht „sehr deutsch“ bewertet, wird man trotzdem zu dem Schluss kommen, dass der Risikoaufschlag für Anleihen dieses Staates steigen sollte. Die Situation wird verschärft. Steuererhöhungen, die die Einnahmen des Staates erhöhen würden, würgen die Wirtschaft zusätzlich ab. Die Besteuerungsbasis und damit auch die Steuereinnahmen können sinken, trotz Steuererhöhungen. Gleichzeitig dürfte auch die Bereitschaft der Bevölkerung abnehmen, Steuern zu zahlen, da der Staat seine staatlichen Leistungen runterfährt.
Wie so etwas innerhalb der Währungsunion laufen kann bzw. „gelöst“ wird, konnten wir in Griechenland sehen. Das Ergebnis sollte keinen zufriedenstellen bzw. das Risiko, dass es dazu kommt, sollte bestmöglich vermieden werden.
Naja… Im einem Multivariablenmodell muss man, um ein Ergebnis nennen zu können, eben eine Bezugsgröße nehmen. Das BIP ist in der VWL eben eine sehr gebräuchliche und transparente, die auch jedem „Nicht-Ökonome“ zugänglich ist. Klar sollte aber sein, dass das Ergebnis X % des BIP auf einer Vielzahl von zugrundeliegenden Werten für andere Variablen basiert. Ich weiß nicht, ob die Ausweisung einer optimalen Verschuldungshöhe von X in Bezug auf die Auslastung der inländischen Produktionskapazitäten o.ä. jetzt besser wäre.
So lange der Staat bei inländischen Gläubigern verschuldet ist, bestünde durch Besteuerung und Enteignung etc. zumindest theoretisch die Möglichkeit dazu, auf diese Vermögen zuzugreifen. Der Anteil der Auslandsverschuldung spielt bei der Betrachtung der Tragfähigkeit von Staatsschulden daher tatsächlich eine zentrale Rolle.