Verkehrsminister Wissing, FDP/ e-Fuels und das EU-Verbot für Verbrenner

Also sorry, wenn du meinem Zitat schon Worte hinzudichten musst, um dich daran abarbeiten zu können, dann kannst du es auch gleich lassen.

Das Argument der Abhängigkeit halte ich aus zwei Gründen für Unfug.

Erstens werden eFuels im Auto nur eine kleine Rolle spielen können und werden, weil das Elektroauto aus heutiger Sicht für die meisten Anwendungen die bessere Wahl ist. Dazu kommt, dass es sich hier nicht um einen Rohstoff für die Industrie, sondern um ein Konsumprodukt handelt. Eine wirkliche Abhängigkeit wie im Falle des russischen Gases entsteht hier also nicht.

Zweitens werden wir gar nicht darum herumkommen, signifikante Mengen an grünen Wasserstoff und eFuels (mindestens Kerosin) aus dem Ausland zu importieren. Die EU selbst hat in ihrem RePower EU Plan als Antwort auf die Gaskrise ihr Hochlaufszenario für den Wasserstoffverbrauch noch einmal ambitionierter gestaltet und sagt explizit, das ein großer Teil dieses Wasserstoffs aus dem Ausland kommen müssen wird.

Zum Thema, es sei eine Lüge, dass der Markt diese Dinge regeln würde: du widerlegst deine Aussage doch im Anschluss selbst. Ja, im Moment haben Wasserstoffantrieb und eFuels keine Chance im Markt gegen reine Batterieautos, weil sie viel teurer bzw. / unreifer sind. Der Markt funktioniert also sehr gut und wird das auch in Zukunft tun, weil bei diesen Technologien im Gegensatz zu fossilen Energieträgern der Markt „alles sieht“. Die individuellen Vor- und Nachteile der Technologien schlagen sich in ihrem Preis wieder und das kann der Markt gut regeln.

Warum dann aber trotzdem eFuels auch in Zukunft nicht kategorisch ausschließen? Weil das doch die eigentliche Lehre aus der Gaskrise ist: wenn man zu früh und ohne Not aus zum Zeitpunkt der Entscheidung guten Gründen pauschal ganze Technologieoptionen für die Zukunft ausschließt, verkleinert man seinen Handlungsspielraum (Beispiel Kernenergie). Wir sind gerade wieder dabei, ohne Not vieles für die Zukunft auszuschließen (eFuels und Wasserstoff für den Straßenverkehr, blauen Wasserstoff aus Norwegen, Wasserstoff aus Kernenergie, etc.). Lasst uns doch so viele Wege zur CO2-Minderung wie möglich erlauben und der Markt zeigt dann, welche Technologien sich wo und wann durchsetzen.

Was ist, wenn wir in Europa eben nicht genug erneuerbare Energie wirtschaftlich bereitstellen können, um den steigenden Strombedarf verlässlich zu decken? Was ist, wenn sich die Rohstoffpreise weiter verteuern und die erwartete Kostenminderung in der Batterieproduktion sich nicht verwirklicht? Was ist, wenn sich herausstellt, dass wir den Netzausbau nicht rechtzeitig hinbekommen? Was ist, wenn der Abbau von Lithium und Kobalt in Zukunft stärker reguliert und damit vermutlich drastisch verteuert wird? Was ist, wenn die Bevölkerung zu einem großen Teil eben nicht vom Auto aufs Fahrrad oder den ÖPNV umsteigen will? Was ist, wenn die benötigten Produktions- und Installationskapazitäten für „neue“ Technologien nicht rechtzeitig entstehen und lange Lieferzeiten alles blockieren?
Alles Fragen, denen wir irgendwann in 2038 jedenfalls nicht komplett überrascht und unvorbereitet entgegnen sollten, falls sie sich tatsächlich stellen.

4 „Gefällt mir“