Unzufriedenheit der Bauern und Bäuerinnen

Wenn man sich die in Medien kolportierten Stimmen und „Umfragen“ so anhört, sind gefühlt irgendwie alle unzufrieden.
Bauern, Bauindustrie, Wohnungsgenossenschaften, KMU, und so weiter.
Jeder möchte seinen Status Quo behalten, aber keinerlei Kompromisse eingehen bzw nicht einen Millimeter von seinem Besitzstand abgeben. Eher noch mehr Zuwendungen. Abgeben bzw verzichten sollen am ehesten die, welche keine Lobby bzw. keine gesellschaftliche Stimme haben.
Dabei werden andere Meinungen immer weniger gehört , teils nicht mehr geduldet.
Einerseits finde ich das für eine Demokratie, die von der gleichberechtigten Diskussion und letztlich Kompromissen lebt, sehr bedenklich.
Andererseits, wenn man das hier und jetzt konservieren möchte und keine Lust auf die Zukunft mit all ihren Veränderungen und Herausforderungen hat, wie meint man dann weiter eine wirtschaftliche Führungsnation mit steigendem Wohlstand bleiben zu können?
Sind wir so naiv oder mittlerweile so abgestumpft?

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Das sind eben „die westlichen Werte“. Mittlerweile haben wir zwei ganze Generationen im Neoliberalismus erzogen, die nichts anderes als Mantra kennen als „wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht“, und als Konsequenz eben „hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand“.

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Eine Partei, die alle Subventionen abschaffen will. Sicher eine gute Idee aus Sicht der Bauern. :+1:

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Aber sind sie das? Sind es nicht einfach nur die unzufriedenen, die sich medial Luft verschaffen, während die zufriedene Mehrheit schlicht keinen Grund hat, sich da einzumischen? Nur als These.

Man könnte anführen, dass wir in unserer individualisierten Welt vielleicht weniger Lust haben, uns a) mit anderen und b) mit den inhärenten Komplexitäten der Welt auseinanderzusetzen. Ist jetzt irgendwie eine Binse, aber wir haben uns vielleicht auch zu sehr daran gewöhnt, dass es immer eine richtige Antwort geben muss. Die gibt es hier aber nicht.

Ja, Landwirten geht es häufig wirtschaftlich nicht schlecht.
Dafür arbeiten Sie aber auch überdurchschnittlich viel.

Ja, die Betriebe gekommen viele Subventionen.
Es ist aber auch sinnvoll, die Produktion lokal zu behalten, um nicht vom Ausland abhängig zu sein und Lebensmittel durch halb Europa zu karren, was klimatisch schlecht ist, wenn es sich vermeiden lässt.
Dann könnte man aber entgegen, dass die massiven Tierprodukteexporte sicher nicht im Sinne der Subventionen sind.

Die Dieselprivilegien sind klassische klimaschädliche Subventionen, die wir loswerden müssen.
Aber warum nicht für alle? Und wie gleichen wir den Nachteil gegenüber französischen Landwirten aus?

Dann der Prozess, dass die Wirte ihre Preise kaum selbst bestimmen können, auf externe Preisschocks also nicht adäquat reagieren können. Die Überdüngung und die Ausbringung von Gift auf den Feldern muss Enden, wird aber auch den Preisdruck weiter erhöhen.

Ohne einen vernünftigen Dialog werden wir da auch kein vernünftiges Ergebnis erzielen können, dass für alle funktioniert. Dazu gehört, den normalen Landwirt nicht sofort mit den Rechtsextremen in einen Topf zu werfen - auf der anderen Seite aber auch das Verständnis, dass die notwendigen Änderungen durch Wirtschaft und Klimawandel nicht daher rühren, dass wir denen das Handwerk madig reden wollen. Ausflüchte zu den Rechtsextremen werden uns am Ende alle schaden, egal welche Anekdoten da jetzt erzählt werden.

Wie gesagt, aufgrund der medialen Darstellung „gefühlt“. Das entspricht definitiv nicht den Tatsachen.

Aber warum dieses Fokussieren aufs Negative?
Geht es allen Bauern so schlecht, das alle kaum was verdienen und ihre Tätigkeit nur noch widerwillig machen?

Vielleicht liegt es unter anderem auch (!) daran, dass man selbst Arbeitszeiten hat die von früh bis spät gehen (natürlich mit Pausen) Wochenendarbeit, wenig freie Tage und minimal Urlaub und dann kommen da Leute daher die für sich selbst eine 4 Tage Woche (28h) bei vollem Lohnausgleich fordern und sich dann beschweren wenn der Landwirt 100.000 Gewinn macht weil sie nicht checken, dass der Gewinn nicht zusätzlich zu den Gehältern der Familienangehörigen drauf kommt sondern das Gehalt aller (!) Familienangehörigen ist.

Wenn ich mir ansehe was für Quatsch teils über Landwirte auf Twitter und co. Verbreitet wird, dann ist das halt auf einem Niveau von „das Kilo Kartoffeln kostet dank Maut, CO2 Steuer und Kfz-Steuer dann 10 €“.

Vielleicht sollten sich alle wieder ein wenig differenzierter ausdrücken damit weniger Gegensätze aufeinanderprallen.

Einige wollen aber auch einfach nur keine Veränderung. Und CSU, FW und Co. Bestärken ja aktuell jeden der eh schon mit Veränderung hadert.

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Das wäre wohl ein sehr relevanter Ansatz.

Ist es hier im Forum anders?

Den Linken ist es nicht links genug, den Liberalen zu viele Vorschriften und den Konservativen zu progressiv.

Sehen Sie denn Initiativen gegen die Verkapselung?

Das gibt es. In Österreich hat einmal ein hoch verschuldeter Bauer einen wütenden Post gegen den Falter-Journalisten Florian Klenk verfasst. Daraufhin hat Klenk ihn auf seinem Hof besucht, der Bauer ist im Gegenzug in die Redaktion gekommen. Sie haben sich angefreundet, es gab ein Buch darüber, „Der Bauer und der Bobo“, aus dem wiederum ein Kinofilm entstanden ist. Das hat viele Leute dazu gebracht, beide Seiten zu sehen. Auch der Bauer hat erfahren, dass Journalisten nicht den ganzen Tag herumsitzen und Kaffee trinken.

und

Was wäre denn eine konkrete Forderung, die sich aus den Protesten jetzt ergeben könnte?

Es müsste eine politische Idee geben, wie die Landwirtschaft in zehn, zwanzig Jahren aussehen soll. Eine Vision. Nicht nur für die Bauern, sondern für das ganze Land. Es müsste geklärt werden, wie unsere Gesellschaft unter den Bedingungen des Klimawandels Ernährungssicherheit herstellen und für gesunde, fruchtbare Böden sorgen möchte. Und welche Rolle die Bauern dabei spielen können. Die Bauern, die oft mit einem Horizont von mehreren Jahrzehnten investieren, brauchen eine klare Vorstellung davon, wohin es gehen soll. Wenn man der Meinung ist, dass wir Landwirtschaft nicht mehr brauchen, weil das Getreide aus Südamerika kommt und das Fleisch aus dem Labor, dann soll man auch das aussprechen. Aber die aktuelle Politik, die so sprunghaft und kopflos ist, sorgt in einem Maße für Frustration, die nur rechten Protestparteien nutzt.

Guter Punkt. Da das Forum hier aber durchaus einen gewissen Teil der Bevölkerung abbildet, erwartbar.

Die Ideen gibt es doch, sogar ziemlich gut ausformuliert.

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Unzufriedene sind aber auch immer die Lautesten. Meistens meldet man sich (auch hier im Forum) zu Wort, wenn man nicht einverstanden ist. Wie viele wirklich und mit was genau unzufrieden sind, kann nur durch Studien/Umfragen festgestellt werden.

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Also quasi genau das was in einer Regierung mit einem System bei dem sich Mehrheiten durch mehrere Parteien bilden müssen Standard ist…Kompromisse.

Ich habe aber auch hier im Forum wie auch auf anderen Plattformen immer wieder gelesen wie sich beschwert wird, dass SPD und Grüne ihre Mehrheit innerhalb der Koalition nicht nutzen um z.B. eine Vermögenssteuer durchzusetzen. Dabei ist es ja durchaus demokratisch, dass die FDP da standhaft bleibt, da es quer durch alle Parteien eben weit und breit keine Mehrheit für dieses Thema gibt, damit mutmaßlich auch nicht beim Wähler.

Was Landbevölkerung angeht gibt es aber auch viele Missverständnisse die aktuell von Politikern konservativer Parteien auch regelrecht geschürt werden.
Ich lebe mittlerweile in einer Großstadt und im Gespräch mit Bekannten von Dorf war man sich einig, dass die aktuell schwierige Zufahrt zur Innenstadt der Großstadt eine Folge der Politik gegen Autos zugunsten von Fahrrädern sei.

Dass es aber an der Sanierung einer Bahnunterführung liegt und die Sperrungen wegen der weiträumigen Ausweichrouten für Fahrräder viel negativer sind als für Autos wissen die gar nicht. Einige haben zugegeben seit Jahren nicht mehr in der Großstadt gewesen zu sein und das alles nur aus Erzählungen zu „wissen“.

Gleiches erlebe ich aber auch in der Stadt. Da erzählen mir Freunde die Landbevölkerung sei ja nur zu bequem den ÖPNV zu nutzen (der teils nur 2-3 mal täglich fährt), beschweren sich dann aber, dass in der Stadt am Wochenende der Bus nur alle 30 Minuten fährt und sie da dann doch ausnahmsweise mal das Auto auch innerstädtisch nehmen.

Die Bereitschaft anzuerkennen, dass die Lebenssituationen eben grundlegend anders sind und somit auch die Bedürfnisse ist einfach für ganz viele schwierig.
Vielleicht bin ich da im Vorteil aufgewachsen, dass ich aus der Kleinstadt komme mit Verwandtschaft und Freunden am Dorf und in Großstadt und mit Vater mit Zweitwohnsitz in Berlin. Ich habe daher alle Seiten schon als Kind kennenlernen können.

Da viele Teile der Medien natürlich aus Großstädten arbeiten kommt der ländliche Raum oft auch in den Medien eher schlecht weg. Probleme werden entweder kleingeredet oder gar romantisiert.

Der oft zu hörende Satz man solle dann halt einfach in die Stadt ziehen ist in Anbetracht einer Verwurzelung inkl. Familie und Freundeskreis dann eher Hohn. Wenn gleichzeitig dann auch noch die Leute in der Stadt einen Umzug wegen mangelndem Wohnraum in den benachbarten Stadtteil oft als unzumutbar bezeichnen, wird dieser Vorschlag noch absurder.

Dies dazu, dass am Land viele sich unverstanden fühlen. Es gibt natürlich auch die andere Seite, dass viele tatsächlich rückständig im Denken sind alles ihnen noch Fremde kategorisch ablehnen. Egal ob gendern, E-Autos, wärmepumpe, etc.

Vieles verstärkt sich dann gegenseitig.

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Von dem Bericht hab ich nun schon mehrmals gelesen, der Prozess soll vorbildlich gewesen sein.
Interessant wäre jetzt, was denn draus geworden ist.
Er hat uns zumindest 300.000€ gekostet (wobei die ideelen Kosten noch schwer wiegender dürfen, wenn daraus nichts wird) - da können wir ja schonmal was erwarten.

Laut Umfragen befürworten 73% der Deutschen die Einführung einer Vermögenssteuer (Quelle).

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Ändert aber nichts daran, dass signifikante Teile dieser 73% Parteien wählen die sich in ihrem Programm explizit dagegen aussprechen oder nicht zur Wahl gehen.

Da ist es völlig legitim, dass die Parteien die explizit eine Vermögenssteuer ausschließen dann auch auf diesem Punkt beharren, wenn die Parteien im Bundestag eben eine klare Mehrheit gegen eine Vermögenssteuer haben. Wäre es den 73% als Thema so wichtig hätte man eben eine Partei wählen müssen die diese Steuer im Programm hat (habe ich getan).
Das gilt es in einer repräsentativen Demokratie dann eben auch zu akzeptieren.

Wenn wir trotz fehlender Mehrheit im Bundestag mit Verweis auf Umfragen jetzt eine Vermögenssteuer wollen, dann müsste man den Mehrheitswillen laut Umfragen ja auch bei anderen Themen als das Nonplusultra akzeptieren (z.B. Gendern). Das will ich aber auch keineswegs.

Das ist nicht mal richtig.
Wenn man das Zweitstimmenergebnis der letzten Bundestagswahl nimmt, stehen sich 45,2% contra und 45,5% pro gegenüber.
Erst die Überhangmandate verschieben das Verhältnis Richtung Contra.

Edit: das mit den 10 Sitzen kann nicht stimmen. In der Auflistung fehlten die Sitze nach Zweitstimmenergebnis, die Direktkandidaten besetzten.

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Also wenn wir nur die Parteien im Bundestag zählen, komme ich auch nach Zweitstimmen auf eine Mehrheit der Stimmen für Parteien die sich gegen eine Vermögenssteuer aussprechen.

Ist letztlich aber auch egal, weil es mir ja um den Aspekt ging, dass die Vorgehensweise sich wahlweise Mehrheiten in Sitzen, Stimmen, Umfragen oder was auch immer als Argumentation zu suchen und wenn es nichts davon gibt zu sagen Demokratie bestünde aus mehr als aus Mehrheiten kommt eben bei vielen so an als wäre das einzige was „Linke“ wollen ihr Ding um jeden Preis durchzusetzen.

Ich betone aber, dass ich damit nicht namhafte Politiker von spd und grünen meine sondern vorwiegend Reichweitenstarke Accounts. Da die aber eben gerne zitiert werden, prägen die dann das Bild.

Vermögenssteuer ab 1. Mio ohne weitere Schonbeträge würde übrigens viele, nichtmal sehr große Landwirte bereits betreffen.

Es werden aber Parteien gewählt und nicht einzelne Punkte im Programm. Das bedeutet es kann durchaus sein, dass die angegebene Zahl Menschen für eine Vermögenssteuer ist, aber eben 80% des restlichen Programms ablehnen. Sie wählen dann die Partei, die das meiste der eigenen Wünsche erfüllen möchte und man macht Abstriche bei anderen Sachen. Von daher ist diese ganze Diskussion gerade einfach nur Zeitverschwendung und lenkt vom Thema ab.

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Ehrlich gesagt sehe ich deine Wörter, aber verstehe die Aussage nicht. Ich habe eine Vermutung, aber vielleicht magst du den Beitrag noch mal zu einer kurzen prägnanten nachvollziehbaren Aussage zusammenfassen bevor ich ins blaue antworte.