Unseriöse Angebote von Stromanbietern?

Hallo zusammen,

ich habe vor ein paar Tagen eine Mail von meinem Stromversorger, den Stadtwerken Flensburg erhalten, ob ich nicht von meinem jetzigen Vertrag von ca. 25 ct/ kWh auf einen neuen Vertrag bis ENDE 2023 mit 56 ct/kWh wechseln möchte. Der Duktus der Mail, der ganz offenbar verunsicherte und nicht so gut informierte Kunden locken soll ist schon eine Nummer für sich:

Die Mail kam am 12.10. und die Frist ging bis 16.10. Ich finde das angesichts der aktuell bereits wieder sinkenden Strom- und Gas-Großmarktpreise einigermaßen dreist und unseriös.

Habt ihr von eueren Anbietern ähnliche Aufforderungen erhalten?

3 „Gefällt mir“

Die Frist ist sehr knapp gesetzt, aber der Preis liegt doch im Rahmen dessen, was momentan so angeboten wird. Mein Vertrag bei Vattenfall läuft noch bis Februar nächsten Jahres. Bin mal gespannt, was man mir dann für einen Preis anbieten wird. Momentan liegt er wohl deutlich oberhalb des Preises deines Anbieters:

Quelle: Stromvergleich - CHECK24 Strompreisvergleich

Ich habe bisher von meinem Versorger (Stadtwerke Bochum) noch nichts bekommen, die Zähler wurden gerade erst abgelesen und auch mi der Jahresrechnung wurde noch kein neuer Strompreis angekündigt. Ich hoffe, das bleibt auch noch ein wenig so…

Die Frage, ob das Vorgehen der Stadtwerke Flensburg unseriös und dreist ist, hängt damit zusammen, wie die Situation wirklich aktuell aussieht. Die Fristsetzung von 4 Tagen ist jedenfalls relativ klar zu kurz.

Es geht den Stadtwerken voraussichtlich aktuell darum, dass sie selbst langfristige Stromlieferverträge abschließen wollen, um möglichst wenig vom Spot-Markt abhängig zu sein. Da die Stadtwerke diese langfristigen Verträge aber vermutlich auch zu deutlich schlechteren Konditionen als zuvor abschließen müssen, wollen sie vermutlich möglichst viele Kunden auch zu diesem zukünftig zu erwartenden Preis binden.

Das Interesse der Stadtwerke an einer Planbarkeit deren langfristiger Stromkäufe darf halt auch nicht völlig ignoriert werden. Ist daher schwer zu sagen, ob dieses Angebot unseriös oder schlicht die neue Realität am Strommarkt ist.

2 „Gefällt mir“

Das gleiche bei uns. Abrechnung erfolgt immer im April, und unser Vertrag verlängert sich jährlich zu Ende September immer um ein Jahr.
Seit April haben wir täglich mit dem Erhöhungsbrief gerechnet, gerade weil man immer wieder lesen konnte, dass etliche regionale Versorger die Preiserhöhungen nicht stemmen können.
Es kam aber keine Erhöhung, so haben wir den Nettoarbeitspreis 20 Cent bis 09/23.
Wir sind aber auch bei dem Versorger, dessen (wohl Ex-)Geschäftsführer zur Wahlbeobachtung der Referenden in der Ukraine war.

Ich muss den Vorpostern zustimmen. Ich kann an diesem Angebot nichts unseriöses erkennen.

Der Preis von 56 Cent/kWh ist sicherlich hoch, allerdings momentan absolut üblich (siehe Energiemonitor der Zeit). Das Angebot ist insofern attraktiv, als dass du dir hier diesen Preis für das gesamte nächste Jahr sicherst.
Das ist natürlich ein klassisches Versicherungs-Geschäft. Die Preise können mit der regulären Erhöhung zum Jahreswechsel natürlich viel höher oder viel niedriger liegen.
Du behälst hier deinen aktuellen Preis bis Jahresende, von daher geht es wirklich nur darum, die Erhöhung zu prognostizieren.

Für Gas sinken die Preise aktuell. Das kann sich aber auch schnell ändern, wenn der Börsenpreis steigt, z.B. weil es kalt wird.
Für Strom sehe ich momentan bestenfalls eine Stagnation.

1 „Gefällt mir“

Es gibt aber auch günstigere Anbieter, z.B. diesen hier:
https://www.esb.de/privatkunden/oekostrom/fix-oekostrom

Da kostet mich (als Berliner) deren Ökostromtarif mit einem Jahr Preisbindung 35 ct./kwh.
@ExMod: Ich hoffe die Empfehlung hier ist in Ordnung.

Aber auch sonst ist man ohne Vertrag ja nicht aufgeschmissen, wie die Verbraucherzentrale hier erklärt:

Sollte Ihr Anbieter die Belieferung stoppen, übernimmt der örtliche Grundversorger die Strom- oder Gaslieferung. Es erfolgt keine Versorgungsunterbrechung. Es fließt also immer Energie.

Und darüber hinaus:

Die Preise in der Grund- und Ersatzversorgungwaren in der Vergangenheit regelmäßig hoch. Derzeit sind aber Gaspreise beim Grundversorger oft günstiger als bei anderen Anbietern, was mit der Explosion der Gaspreise insbesondere an den Spotmärkten zu tun hat. – der kurzfristige Wechsel in einen sogenannten Sondervertrag des Grundversorgers kann unter Umständen Geld sparen.

Für mich als Berliner wäre der Grundversorger z.B. Vattenfall und da kostet die kWh aktuell ca. 33 ct/kWh.

All das kann man mit etwas Recherche und nachfragen heraus finden. Und das Schreiben oben wirkt für mich eben so, als wolle man beim Kunden genau diese Erkenntnisse verhindern.

Und die „Preisgarantie“ von der immer gesprochen wird, ist wegen der Mindestvertragslaufzeit sogar eher eine Preisbindung für den Kunden, sollten die Strompreise in den nächsten Monaten weiter fallen.

1 „Gefällt mir“

Auf jeden Fall ein interessantes Angebot. Gilt leider nicht für mich in NRW. Hier habe ich noch nichts derart „günstiges“ gesehen für Neukunden mit Vertrag.

Hier kannst du den durchschnittlichen aktuellen Strompreis sehen:

https://www.zeit.de/wirtschaft/energiemonitor-deutschland-gaspreis-spritpreis-energieversorgung

Der liegt für Neukunden heute bei 56 ct/kWh.

Ich weiß, dass mein Grundversorger (AggerEnergie) auch günstiger ist, als Vattenfall mit Vertrag. Aber die bieten für Neukunden momentan keine Verträge mehr an. Ich kann mich auf den Preis also nicht verlassen. In genau der Situation habe ich mich Anfang des Jahres schon befunden, als mein Gasanbieter mich plötzlich raus geschmissen hat. Hat mich nicht so richtig begeistert.

Wie würdest du dich denn verhalten als Stomverkäufer, der seinem Kunden einen längerfristigen Preis garantieren möchte? Ich finde es nachvollziehbar, dass man den Preis hoch ansetzt, um das Risiko abzuwenden, Verluste zu machen. Ich empfinde das nicht als unseriös.

Was bleibt ist natürlich die viel zu kurze Frist, die ich auch als unseriös empfinde (und so auch noch nicht gesehen habe). Da gibt es doch bestimmt gesetzliche Vorschriften?

Mhh, ich glaube nicht.

Es ist ja ein rein optionales (Werbe-)Angebot - daher: Beim Ignorieren des Angebotes ändert sich rein gar nichts an der aktuellen vertraglichen Situation. Das dürfte daher ähnlich wie bei einer Werbung „So lange der Vorrat reicht“ zu bewerten sein, daher: die Mindestzeit, die ein solches Angebot vorgehalten werden muss, ist sehr niedrig. Oder einer Werbung auf z.B. Flugticket- oder Reisebuchungs-Webseiten, bei der suggeriert wird, dass „das Angebot nur noch x Stunden gilt“.

Kein guter Stil, aber juristisch vermutlich zulässig, daher: die Grenzen zum unlauteren Wettbewerb sind nicht überschritten. Und natürlich dürfte hier auch das 14-tägige Rücktrittsrecht des Fernabsatzgesetzes gelten, daher: Wer sich durch die kurze Frist benachteiligt fühlt kann noch 14 Tage nach Vertragsabschluss zurücktreten.

1 „Gefällt mir“

Ich bin mal wieder erstaunt, in Berlin scheint’s echt den mit Abstand günstigsten Strom zu geben.

Der Verweis ist auf den Grundversorger mag für dich eine günstige Option sein. Ich (und die meisten anderen auch) lägen beim Grundversorger deutlich über 56 Cent/kWh. Das scheint auch so ein Berliner Ding zu sein.

Wie bereits gesagt, es ist eine Versicherung, bei der man gewinnen oder verlieren kann. In der aktuellen Lage würde ich mich jedenfalls nicht auf fallende Preise verlassen. Wenn der Grundversorger so günstig ist, ist es natürlich leicht, dieses Angebot auszuschlagen.

Da dein bisheriger Anbieter die Stadtwerke Flensburg sind, habe ich mal geschaut: Tatsächlich ist auch dort der Grundversorger-Tarif mit ca. 30 Cent/kWh noch recht günstig.

Insofern stellt sich natürlich schon die Frage, wie man auf die 56 Cent/kWh kommt. Und vor allem, wo du nach der regulären Preiserhöhung im Dezember landen würdest.

Liegt vielleicht an Brandenburg drum herum. Viel erneuerbare Energie, wenig Verbraucher.

Nun ja, die Stadtwerke Flensburg gehören – wie der Name schon sagt – der Stadt Flensburg, und die ist natürlich zuallererst ihren Bürgern verpflichtet. Ich halte es daher nicht für abwegig, dass die den noch verhältnismäßig günstigen Preis für „ihre“ Leute bundesweit durch ihre übrigen Kunden zu einem gewissen Grad crossfinanzieren.

Dass die ihre eigenen Leute querfinanzieren, dürfte nur ein Teil der Wahrheit sein. Die haben vermutlich selbst günstigeren Strom, weil sie viel Windstrom von vor der Haustür im Portfolio haben dürften. Der reicht für die Versorgung im Stadtgebiet und Umland von Flensburg sicher aus. Seit einiger Zeit vermarkten sie den aber bundesweit. Da könnte ich mir gut vorstellen, dass sie eben nicht sicher sein können, allen abgefragten Strom über Winter auch tatsächlich zu günstigen Konditionen kaufenn oder erzeugen zu können. Und dann müssen eben die einen Verträge die anderen mittragen, ganz gleich ob Nord oder Süd, öko oder konventionell.

Vermutlich beim Berliner Grundversorger. :wink:

Ich habe auf die schnelle keine Auswertung für ganz Deutschland gefunden, aber bei der Verbraucherzentrale NRW gibts eine Preisübersicht für alle Grundversorger in NRW:

Und da zahlen nur 11 % der Kunden mehr als 55 cent / kWh bei ihrem Grundversorger. 6 % zahlen sogar jetzt noch weniger als 30 cent. Ist also kein Berliner Phänomen.

Aber ob das jedem Kunden so bewusst ist? Das Schreiben oben suggeriert ja vor allem steigende Preise.

Kann sein, aber vermutlich nicht aus Not, sondern eher zur Gewinnabschöpfung. Beim Grundversorgertarif können sie mWn ja den Preis erhöhen, wenn es wirtschaftlich erforderlich ist. Genauso dürfen sie die Grundversorgung sogar aus wirtschaftlichen Gründen ablehen (Quelle: Bundesnetzagentur).

Neue Kunden außerhalb ihres Grundversorgungsgebietes nehmen die Stadtwerke Flensburg laut ihrer Website aktuell übrigens auch nicht auf.

Das Thema beweget ja viele Menschen, hier auch kein kurzer Beitrag von BR dazu

1 „Gefällt mir“

Was ich besonders dreist finde, ist die Aussage, dass man die Preise ja wieder senken werde, wenn die Erzeugerpreise wieder fallen würden. Als ob!!!

Die Aussage mag an sich gar nicht mal falsch sein, sie ist halt nur unpräzise :wink:

Da stimmt aber irgendwas nicht. Bei meinem Grundversorger (AggerEnergie) hat das Gas (in der Grundversorgung) vor dem 01.10 schon knapp 28 ct/kWh gekostet. Laut der Liste sollen es 18 ct/kWh gewesen sein. Aktuell sind auf der Homepage keine Preise mehr ausgeschrieben.

In der Ersatzversorgung (ich habe noch nicht verstanden, wo da der Unterschied genau ist) hätte das Gas sogar 47 ct/kWh gekostet. Ich hatte zufällig ein Screenshot von dem Preisstand gemacht.

Edit: Laut check24 soll die kWh aktuell 36 ct kosten.

1 „Gefällt mir“

Ja ich bin auch schon auf diesen Begriff gestoßen. Bei der Bundesverbraucherschutzzentrale gibt es wohl mehr dazu:

Man kommt wohl, wenn man kurzfristig auf die Grundversorgung zurück greifen muss, in die Ersatzversorgung nicht in die Grundversorgung. Das war früher wohl fast egal aber seit neuestem dürfen die Grundversorger für die Ersatzversorgung einen deutlich höheren Preis als für ihre reguläre Grundversorgung nehmen.

Aber das Ganze scheint etwas verworren zu sein, denn offenbar dürfen die Grundversorgen einen wohl nicht einfach in die ERSATZversorgung stecken, sondern eigentlich in die GRUNDversorgung:

1 „Gefällt mir“

Den Eindruck teile ich auf den ersten Blick. Ich hatte leider noch keine Zeit, das genau zu recherchieren.

Ich habe mir jetzt mal drei Anbieter raus gepickt, um zu schauen, was die für Preise aktuell ausgeschrieben haben. Aber anscheinend werden die Preise bei vielen nicht (mehr?) einfach auf der Homepage kommuniziert. bei meinem Grundversorger zumindest war das bis vor ein paar Wochen noch so. Damit werden solche Recherchen doch irgendwie aufwendig.

Der mittlere Strompreis für Neukunden fällt auf jeden Fall höher aus:

image

Wäre ja doch mal interessant zu wissen, ob der mittlere Preis der Grundversorger wirklich deutlich niedriger ist. Nachvollziehen kann ich es nicht (und die Werte meines Gundversorgers sind in der Studie der VZ definitiv falsch, was wenig vertrauen erweckt).

Ja, die Angebote sind bei den Grundversorgern derzeit im Allgemeinen deutlich günstiger als bei den überregionalen Versorgern. Aktuell sind es beispielsweise bei der STAWAG 32,02ct/kWh für Strom. Bei meinen Eltern ist der Grundversorger für Strom bei 28,99ct/kWh.

Sowohl bei Strom als auch bei Gas gibt es signifikante Preisunterschiede, was Kunden aktuell zahlen müssen. Je nach Versorgungsgebiet, Anbieter und Preisbindung. Ein kleiner Prozentsatz der Gaskunden hat ja noch eine Preisbindung bis 2023 hinein und die Anbieter sehen sich nicht in der Lage zu erhöhen, während andere Kunden auf einen teuren Grundversorger angewiesen sind und keine Ausweichmöglichkeit bekommen. Das ist für den privaten Kunden ein Glückspiel, wie langfristig der örtliche Grundversorger seine Energie eingekauft hat.

Die Werte von der Verbraucherzentrale NRW sind nicht ganz aktuell, aber die Spreizung wird zutreffend dargestellt. Die Energiepreise sind sehr ungleich verteilt und es wäre sehr spannend die Hintergründe dafür zu erfahren.

2 „Gefällt mir“