Ukraine-Krieg: Gedanken über Frieden und Selbstbestimmung

Ich habe mir Gedanken gemacht wie man die Situation in der Ukraine befrieden könnte. Dabei beruhen meine Ideen insbesondere auf dem Gedanken der Selbstbestimmung der Völker. Solche Rechte sind im Völkerrecht und der UN-Charta ausformuliert.

Ebenfalls muss die Kette des Hasses durchbrochen werden. Auch wenn es nicht gerecht ist, muss man einsehen, dass die Kette des Hasses nur zu endgültigen Zerstörung des anderen oder zu einem unendlichen Kampf führt der dieses Ziel nicht erreicht. Auf beiden Seiten leben normale Menschen die vor allem im Frieden leben möchten. Menschen auf beiden Seiten wollen eigentlich nur das Gute, auch wenn die russischen Bürger geblendet wurden, wollen sie ihrer Sicht nach das Gute.

Der Plan sieht zwei Phasen vor:

  1. In der ersten Phase muss die Ukraine befriedet werden. Sofortiger Waffenstillstand und Rückzug der russischen Truppen. Im gesamten Donbass und auf der Krim sollen Sicherheitszonen errichtet werden. Also keine ukrainischen Truppen und keine russischen Truppen. Um die Schutzzonen herum sollte es eine 50km Zone geben in die kein Militär rein darf. Stattdessen sollten UN-Blauhelm Soldaten die Kontrolle in den Gebieten übernehmen und die Region befrieden. Sie sollten erstmal die Verwaltung übernehmen, Konflikte lösen und den Wiederaufbau organisieren.

Diese Phase sollte ein Jahr dauern, dabei sollte erstmal der Fokus darauf gerichtet werden die Gebiete wieder aufzubauen und Geflüchtete zurückzuholen. Es sollte das oberflächlichste geschafft werden und ein halbwegs funktionierendes Leben ermöglicht werden. Informationsquellen von allen Seiten sollten den Menschen zugänglich gemacht werden. Als Zeitraum sollten 1,5 Jahre angepeilt werden. Finanziert sollte es erstmal von der Ukraine und der internationalen Staatengemeinschaft, später soll Russland als Aggressor die Rechnung zahlen.

  1. In der zweiten Phase sollen Wahlen über die staatliche Zugehörigkeit anberaumt werden. In der Ostukraine und auf der Krim gibt es einige Menschen die zu Russland gehören wollen, das müssen alle respektieren. Der Zugang zu allen Informationsquellen soll diesen Menschen eine differenzierte Wahl ermöglichen. Beide Seiten soll es ermöglicht werden auch Wahlkampf für ihre Sache zu machen sowie zu demonstrieren. Konflikte sollen durch neutrale Schiedsstellen geregelt werden.

Es sollte allerdings nur um die Zugehörigkeit zu Russland oder der Ukraine gehen. DNR/LNR sind praktisch nur ein anderer Name für die Zugehörigkeit zu Russland. Die Menschen wollen praktisch zu Russland gehören.

Die UN sollte die Wahl organisieren. Wahlbeobachter sollten von beiden Seiten, international neutralen Staaten (z.B. aus Afrika und Südamerika), westlichen Staaten und China kommen und die Wahl auf die Einhaltung oberster Wahlprinzipien kontrollieren. Auch Privatpersonen sollte die Beobachtung ermöglicht werden um höchstmögliche Transparenz zu schaffen.

Beide Seiten dürfen keine finanziellen Versprechen machen (z.B. starke Erhöhung von Renten, niedrigere Steuern etc.)

Die Ergebnisse der Wahl müssen von beiden Seiten akzeptiert werden. Daraufhin sollte das Land bestmöglich nach dem Willen der Menschen aufgeteilt werden. Um einen Flickenteppich zu vermeiden muss es klare Grenzen geben und die Menschen müssen anhand ihrer Meinung geographisch abgegrenzt werden. Sonst könnten neue Konflikte entstehen. Das bedeutet auch, wenn nötig eine Umsiedlung von Menschen. Auch wenn es definitiv eine schwerwiegende Entscheidung ist, denke ich, dass sie angemessen wäre. Die Kosten dafür soll Russland tragen.

Russland sollte weiterhin Reparationen an die Ukraine für die Kriegsschäden zahlen. Die Ukraine muss als souveräner Staat anerkannt werden der seine eigenen Entscheidungen treffen darf. Der Ukraine muss das Recht eingeräumt werden der EU und NATO beizutreten. Jedoch sollen im Falle eines Beitritts keine NATO Truppen und keine sehr schweren Waffen (Nuklearwaffen, Raketen) auf dem Gebiet der Ukraine stationiert werden.

Die Sanktionen sollten teilweise aufgehoben werden und wirtschaftliche Beziehung normalisiert werden. Gleichzeitig muss Russland aber auch klar gemacht werden, dass eine weiterer solcher Krieg nicht geduldet wird. Für besonders vulnerable Staaten sollte man überlegen Sicherheitsgarantieren auszusprechen.

Ein Russland welches irgendwann einmal das System Putin abgeworfen hat sollte es ermöglicht werden auch der NATO beizutreten.

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Du erkennst zwar die Probleme, verkennst aber dabei die Störfaktoren, die deine Lösung unmöglich machen. Es ist ein wenig wie im Nahost-Konflikt, wo jeder meint, er kenne eine Lösung - aber keine dieser Lösungen funktioniert auch nur im Ansatz. So ist es auch hier.

Vor allem Russland würde diesen Lösungen nie zustimmen. Die Ukraine vermutlich ebenfalls nicht.
Auch wenn bestimmte Landesteile zu Russland wechseln wollen würden, müsste es dafür eine Entschädigung an die Ukraine seitens Russlands geben. Und das wird nie geschehen.

Diese ganzen „Ich habe da eine Idee, wie ich die größten Konflikt unserer Zeit lösen kann“-Beiträge fußen alle auf der Annahme, dass die beteiligten Konfliktparteien wohlwollend und rational seien. Und das trifft weder auf den Nahost-Konflikt, noch auf die Ukraine-Krise zu.

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Das ist ein Luftschloss. Russland hat kein Interesse an einem Waffenstillstand.

Hierbei handelt es sich um russische Propaganda. Es gab dort bezahlte russische Provokateure und Demagogen und einige russische Staatsbürger. Die haben die Ukraine mittlerweile verlassen.

Das ist falsch. Es mag Menschen geben, die gerne in einer anderen Staatsform leben würden, solche haben wir auch in Europa zuhauf (Basken, Katalanen, Iren, Bayern, Südtiroler, Reichsbürger, etc…) aber die haben halt Pech gehabt. Keine Verfassung von keinem Land der Welt erlaubt es sich vom „Hauptland“ unabhängig zu machen.
Das Völkerrecht würde es nur bei systematischen Menschenrechtsverletzungen des Hauptlandes erlauben, diese hat aber in der Ukraine den Russen gegenüber nicht gegeben.

Wie müssen die Ukraine dahingehend unterstützen, dass sie ihre territoriale Integrität inkl. Krim wiederherstellt und Russland muss lernen (oder auch nicht) das international anerkannte Staatsgrenzen nicht durch Waffengewalt verschoben werden.

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Ich finde den Plan grundsätzlich gut, nur wird er an der Realität scheitern, denn

  1. Russland betrachtet die Gebiete um Luhansk, Donezk und die Krim bereits als eigenständige Gebiete. Warum sollten sie diese in UN Verwaltung geben?

  2. In den oben genannten Gebieten leben (so erzählten mir zumindest Ukrainer mit familiären Bezug dorthin) bereits eine Mehrzahl Menschen, die sich eher Russland zugehörig fühlen. Wie finden die es wenn man plötzlich die Unabhängigkeit mit Anbindung an Russland durch die UN rückabwickelt.

  3. Die Richtung von Reparationszahlungen wird allgemein mit der Kriegsschuld assoziiert. Russland wird wohl kaum solche Regelungen akzeptieren, denn es würde die Erzählung, die NATO hätte die Zerstörung durch die dauerhaften Waffenlieferungen verursacht, schließlich hätte man sonst chirurgisch und schnell agieren können, zerstören.

  4. Für die Ukraine ist die Aufgabe der Gebiete auf der Krim und im Donbass schwer akzeptabel. Erstens geht es um den Nationalstolz und zweitens um 25% der Wirtschaftskraft der Ukraine. Daran ändert auch eine Volksabstimmung unter UN-Mandat nichts, da man fest davon ausgehen muss, dass man diese verliert.

Ich fürchte man wird Russland mehr anbieten müssen während Selenskyjs Regierung über soviel Verluste wohl eher stürzen würde.

Aber grundsätzlich finde ich den Ansatz sehr vernünftig. Mir fehlt halt nur der Glaube daran.

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Das ist vielleicht noch mal wichtig zu betonen. An einem Waffenstillstand hat Russland u.U. schon Interesse, wenn der dazu führt, dass Russland die Gebiete im Osten und Südosten der Ukraine dauerhaft halten könnte. Daher: Gebiete einnehmen, Konflikt einfrieren —> Sieg für Russland.

Russland hat aber vor allem kein Interesse an einer Beendigung des Territorialkonflikts mit der Ukraine. Denn das würde den Weg für einen NATO- und EU-Beitritt der Ukraine bereiten. Nach aktueller Rechtslage könnte die Ukraine nicht in die EU aufgenommen werden, ehe der Territorial-Konflikt mit Russland nicht geklärt ist - und Russland weiß das. Gleiches gilt für die NATO.

Natürlich können NATO und EU ihre Regeln ändern - aber das ist müßig, falls überhaupt möglich (gut möglich, dass es am Einstimmigkeitsprinzip der NATO und der EU scheitern würde, weil in beiden Fällen einige Mitglieder kein Interesse haben, in bestehende Konflikte hineingezogen zu werden, was traurig, aber verständlich ist…). Und deshalb wird Russland nichts zulassen, was diesen Konflikt beendet. Vermutlich nicht mal, wenn eine Beendigung mit klarem Vorteil Russlands möglich wäre. Einfach, weil das Fortbestehen des Konfliktes dazu führt, dass die Ukraine dauerhaft instabil bleibt, was leider in Russlands Sinne ist.

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Hättest du hierzu Quellen? Also ich kenne Menschen mit familiären Wurzeln in der Ostukraine, die durchaus bestätigen, dass man dort mehrheitlich russisch denkt.

Mich würde auch wundern warum diese die Ukraine verlassen sollten nachdem sich die Regionen von der Ukraine lösten (oder herausgelöst wurden) und an Russland rückten. Diese Menschen haben die Russland-treuen Separatisten als Befreier wahrgenommen. Eher dürften die gegangen sein, die für einen Verbleib in der Ukraine standen.

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Ein sehr interessanter Punkt, aber stimmt das wirklich? Zum einen habe ich in den Conditions for Membership der EU [2] nichts zum Thema Krieg/Grenzkonflikte gefunden, aber viel zum Thema wirtschaftliche Stabilität und Rechtsrreue etc. womit die Ukraine zur Zeit auch nicht punkten kann.

Zum anderen hat Frau von der Leyen der Ukraine bei Ihrem Besuch vor einem Monat einen „EU Beitritt in Wochen und nicht Jahren“ versprochen. [1]

Um ehrlich zu sein habe ich mich damals mental auf einen Kriegseintritt der EU innerhalb diesen Jahres eingestellt. Gesichtswahrend für Russland, weil sie dann ohne den Erzfeind NATO aus der Ukraine gedrängt werden.

Ich gebe mich aber keinen Illusionen hin, danach wird eine Jahre dauernde Verhandlung mit Russland folgen.

Leider nein. Ich habe Freunde in Charkiw, Kiew und Schytomir und meine Frau kommt aus Sumy. Ich war selber schon ein paar Mal in Sumy, Kiew, Lemberg und Bukowel und habe die Erfahrungen selbst gemacht. In der Zeit vor 2014 habe ich es ähnlich wahrgenommen. Die Leute haben der Sowjetunion nachgetrauert.

Aber als Russland nach der Annexion der Krim sein wahres Gesicht gezeigt hat, hat sich auch die Ukraine gewandelt. Vorher wurde in unserem Freundes und Familienkreis russisch gesprochen, danach sind alle auf ukrainisch umgestiegen.
Die Grenzen zu Russland wurden geschlossen und die Russen, welche öfter mal aus Kursk zum Einkaufen gekommen sind, sind aus dem Straßenbild verschwunden.

Da die Ukraine ihre Renten, Infrastruktur und Gehaltszahlungen an die abtrünnigen Gebiete nach der Annexion eingestellt (bzw. nur auf freiem ukrainischem Staatsgebiet ausgezahlt) hat, hatten die Leute dort nur die Wahl ihre Heimat zu verlassen oder einen russischen Pass zu beantragen. Dementsprechend waren die Entscheidungen der Menschen dort nicht frei.

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Zu dem dem Thema möchte ich noch kurz beisteuern, dass Russland den Krim-Bewohnern 2014 höhere Renten in Aussicht gestellt hat:
Referendum: Viele hoffen auf ein besseres Leben - zeit.de

Tatsächlich sah es 2019 auf der Krim aber alles andere als rosig aus, glaubt man diesem Artikel hier:

Die Botschaft des Artikels:
Die Ukraine hat die Kosten, die die Krim den Russen verursacht in die Höhe getrieben, was ja auch ihr gutes Recht ist. Die Ukraine hat sich also quasi friedlich gegen die Besetzung der Krim gewährt und wie Russland darauf geantwortet hat, sehen wir ja in diesen Tagen.

Hallo @bau Herzlich wilkommen! :slight_smile:

Ich glaube, es ist total wichtig, Vorschläge, wie Deinen zu formulieren und zu diskutieren, selbst wenn sie naiv bezeichnet werden (und vielleicht auch sind). Wie viele andere, sehe ich auch das Problem, dass Dein Vorschlag weder für Russland noch für das Regime Putins (müssen ja nicht notwendigerweise deckungsgleiche Interessen haben) akzeptabel wären. Aber Elemente Deines Vorschlags findet man auch in anderen Debatten. Der etwas umstrittene, da oft polarisierende und pauschalisierende Historiker Edward Luttwak fordert etwa seit Wochen auf Twitter eine Art Peitsche-und-Zuckerbrot-Strategie des Westens und der Ukraine gegenüber Russland:

  • Der Westen liefert der Ukraine so schnell wie möglich schwere Waffen und belegt Russland weiterhin mit Sanktionen. Auf militärischem Weg darf Russland nicht gewinnen können.

Um den Waffenstillstand Russland schmackhaft zu machen, bietet man gleicheitig eine gesichtswahrende Lösung an, die auch den Wegfall von Sanktionen beinhaltet:

  • Ukraine verzichtet von sich aus auf einen NATO-Beitritt (das bedeutet, dass die Regierung Selenski die entsprechende Verfassungsänderung auf den Weg bringen muss), aber der Beitritt zur EU wird forciert.
  • Nach einem Waffenstillstand werden unter internationaler Aufsicht Volksabstimmungen in den Separatistengebieten stattfinden (wahlberechtigt ist, wer dort am 23. Februar 2022 wohnte). Vorbild seien Abstimmungen nach dem Versailler Vertrag, die damals anscheinend relativ problemlos liefen.
  • Der Status der Krim wird für eine Zeit (z.B. 15 Jahre) ausgeklammert.
  • Die Sanktionen gegen Russland werden aufgehoben; bei einer Verletzung des Abkommens wrden sie sofort wieder eingesetzt.

Das sei eine gesichtswahrende Lösung (Selenski hat den Status Quo vor dem Krieg erhalten und kann sich den EU-Beitritt auf die Fahne schreiben; Putin kann zu Hause erzählen, dass er ruhmreich das ukrainische Militär „degradiert“ und „denazifiziert“ hat und die Menschen in den Separatistengebieten gerettet hat).

Ich bin nicht sicher, was ich von dem Vorschlag halte, aber vielleicht kann ja niemand damit gut leben und das wäre dann das Zeichen eines guten Kompromisses :wink:

Richtig, aber gerade das ist doch ein Grund dafür, dass wohl eher Russland-Sympathisanten in den besetzten Gebieten geblieben sind und nicht der ukrainische Patriot. Und damit wären die russlandfreundlichen Positionen wohl eher in der Überzahl.

Aber gilt das für die große Masse der Menschen in Luhansk oder Donezk oder eher für ihren vielleicht eher westlich geprägten Freundeskreis? Ich will Ihnen keinesfalls etwas unterstellen, aber kann es nicht sein, dass viele Menschen in den oben genannten Gebieten eben nicht traurig oder wütend auf die Separatisten reagierte und eher unter den nachvollziehbaren Versuchen der Ukraine litt die Gebiete militärisch zurück zu holen?

Vielen Dank für eure Antworten.

Zuerst sollte ich klarstellen, dass es als generelle Idee zu verstehen ist. Mir ist bewusst, dass Russland etwas derartiges zumindest momentan nicht akzeptieren wird. Aber irgendwann wird hoffentlich die Situation eintreten, in der Putin erkennt, dass der Krieg so nicht zu gewinnen ist. Mit schweren Waffen glaube ich, dass dieser Zeitpunkt früher eintritt und damit auch den Krieg verkürzen kann.

Dann hat er die Chance, entweder noch stärker zu eskalieren oder einzulenken. Da müssen wir dann bereitstehen und eine Lösung anbieten.

Über familiäre Kontakte und Kontakt zu Flüchtlingen muss man sagen, dass einige Menschen wirklich zu Russland gehören wollten. Manche jetzt nicht mehr, manche denken die Ukraine würde die Zerstörung verursachen und stehen immer noch zu Russland.

Der Knackpunkt ist wahrscheinlich wirklich die Krim. Die Krim aufzugeben, wäre ein sehr starker Verlust für Putin. Insbesondere nach Aussagen, dass man dort für immer bleiben will.

Ich hätte die Idee, dass beide der Idee etwas abgewinnen könnten: (Russland Donbass, Ukraine Krim). In der Öffentlichkeit ist es auch sehr schwer zu vermitteln, wieso ein Plan, der die Belange der Bevölkerung an erster Stelle bringt, schlecht ist. Falls dann gesagt wird, wir können Putin nicht vertrauen, kann man die UN und Transparenz als Gegenargument anführen.

Die Krim könnte man, falls es gar nicht gehen sollte auch als Sonderzone von beiden gemeinsam verwaltet werden, mit offenen Grenzen zu Russland und der Ukraine. Ein paritätisch besetzter Rat soll dann die Belange regeln.

Den Ansatz von Zuckerbrot und Peitsche finde ich richtig und strategisch klug. Aber Putin muss einsehen, dass die Ukraine als eigenständiges Land jedem Bündnis beitreten darf. Die Stationierung von Truppen/Waffen ist aber ein valides Interesse meiner Meinung nach. Darüber sollte man zu einem Kompromiss kommen.

Exakt. Die russischen Streitkräfte scheinen sich gerade am südwestlichen Frontverlauf einzugraben und am nordöstlichen Frontverlauf hinter den Siwerskyj Donez zurückzuziehen. Möchte man erreichen, dass Russland mit weniger als den bisherigen Geländegewinnen aus dem Krieg ausscheidet, so muss man wohl einen Feldzug gegen gut befestigte Verteidigungsstellungen starten.

Eher Pragmatismus. Wir haben unsere Schwiegereltern in Sumy angefleht zu fliehen und zu uns zu kommen, aber sie wollten in Ihrer Heimat bleiben und ihr Land bestellen. Für sie kam es in ihrem Alter nicht infrage noch mal neu anzufangen. Sie kennen die Sowjetunion von früher und hätten sich mit den Russen arrangieren können. Der Preis ist eine Art „Maulwurfleben“. Man redet nur mit seiner Familie und alle Fremden sind potentielle Agenten. Man versteckt jeglichen Wohlstand, denn wenn sich herumsprechen sollte, dass es was zu holen gibt, dann kommt ein Beamter vorbei und brummt einem eine ausgedachte „Steuer“ oder „Gebühr“ auf.

Ich bin keine neutrale Quelle, keinesfalls. Ich selbst bin Pole und meine Frau wie gesagt Ukrainerin. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs leiden unsere Völker unter Russland und ich wünsche mir, dass dieses korrupte und kaputte Land kollabiert. Und ich sehe mir gerade mit Freude an, wie sich deren Armee als potemkinsches Dorf erweist.

Die Ukraine hat zwischen 2014 und 24.02.22 keine militärischen Versuche unternommen die Separatistengebiete zurück zu erobern.

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Da hätte ich genauer formulieren sollen. Mir geht es nicht um Versuche die Gebiete zurück zu erobern sondern um die stetigen Kampfhandlungen zwischen Separatisten und Ukraine, denen nach Schätzungen der ukrainischen Regierung 14.000 Menschenleben zum Opfer fielen.

Die Wahlen wären ob der vielen Vertriebenen, Deportierten und Geflüchteten nicht repräsentativ. Es müsste ein Bevölkerungszustand von vor 2014 wiederhergestellt werden, damit eine solche Wahl auch nur ansatzweise eine Legitimität hätte.

Das wird nicht eintreten. Es würde nur mit einem militärisch komplett unterlegenen Russland möglich sein. Und da sie Atomwaffen haben, ist eine totale militärische Niederlage ausgeschlossen. Ergo: Wird’s nicht geben.

Umsiedlungen? Ich kann nicht glauben, was ich hier gerade lese. Ich finde nicht, dass das eine Lösung für was auch immer sein kann. Erst Recht nicht iim Jahre 2022 in unserem Europa. das wir als zivilisiert erachten. Und es ist auch nicht davon auszugehen, dass dies gewaltlos vonstatten gehen wird. Eigentlich lehrt uns die Geschichte, dass sich Menschen gegen solche vermeintlichen Lösungen zur Wehr setzen.

Es ist erschreckend, welch Zwietracht die russische Propaganda gesät hat! Tatsächlich ist diese Zwietracht im Kern substanzlos, wie ich finde. Als ob die sich Russland zugehörig fühlenden Menschen in der Ukraine die einzige Minderheit auf dieser Erde wären. Putin hat Wind gesät und erntet jetzt seinen Sturm. So einfach ist das. Und das zum Anlass zur Zersplitterung eines souveränen Staates und zur (möglicherweise gewaltsamen?) Umsiedlung ganzer Regionen zu akzeptieren wäre ein großer Fehler mit krassen Folgen. Welch untragbare Präzedenz dadurch geschaffen würde!

Das ist eine ganz schlechte Idee. Russland hat in der Nato nichts verloren. Die Nato ist ein Bündnis westlicher (im weitestgehende Sinne nord-atlantischer) Demokratien zum gegenseitigen Schutz. Ursprünglich gegründet gegen die Atommacht Sowjetunion. In der Präambel des Nordatlantikvertrages bekennen sich die Mitglieder zu Frieden, Demokratie, Freiheit und der Herrschaft des Rechts. Da passt Russland aber sowas von nicht hinein. Und ich kann mir in den nächsten Jahrzehnten auch nicht vorstellen, dass sich daran was ändert. Schlimmer noch: Russland könnte die Nato dann quasi von innen zerstören. Die würden sich umgehend nach dem Beitritt das Baltikum einverleiben.

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Mit Verlaub, aber das fällt so ein wenig in die Kategorie Fakenews. Selbstverständlich hat die Ukraine versucht, ihre Territoriale Integrität wiederherzustellen, genau das ist der Grund für den bewaffneten Konflikt. Nicht falsch verstehen, es ist das RECHT der Ukraine sich gegen die versuchte Annexion im Osten zur Wehr zu setzen. Zu behaupten, die sei nicht geschehen, ist aber schon eine interessante Sichtweise. Die Verhandlungen in der Folge sprachen ja denn explizit auch davon, dass BEIDE Seiten ihre schweren Waffen zurück ziehen müssten und Fortschritte gab es, wenn überhaupt, dann auch nur auf Druck des Westens (Russland hat sich ja diplomatisch geschickt aus der Affäre gezogen, indem es in den Minsker Verhandlungen als offizielle Kriegspartei gar nicht erst auftaucht).

Die Frage, wie ein Frieden aussehen kann, hat natürlich viel mit der Frage zu tun, was Putins Regime in der Ukraine eigentlich will. Ich persönlich sehe da 3 Dinge:

  1. Die Ukraine soll die Krim völkerrechtlich bindend an Russland abgeben.
  2. Russland will die Ostukraine und deren Rohstoffe und die, zumindest ehemalige, Industrie.
  3. Russland will die Versorgung der Krim erleichtern und am besten einen Landkorridor zwischen Ost-Ukraine und Krim. Aktuell ist die Krim als Exklave sehr teuer für Russland (hatte ich oben schon verlinkt).

All diese Ziele hätte Russland durch einen erzwungenen Regierungswechsel in Kiew wohl erreichen bzw. stark voran treiben können, denn das war ja ihr ursprüngliches Ziel Ende Februar, als Russland auf Kiew vorgerückt ist.

zu 1.
Vom ersten Ziel hat sich Putin inzwischen vermutlich verabschiedet, dass ist aber auch erst mal nicht weiter schlimm, denn die letzten 8 Jahre ging es ja auch als völkerrechtswidrige Besetzung und Russland ist vermutlich auch weiterhin bereit für seinen wichtigen Schwarzmeer-Hafen einen hohen Preis zu zahlen.
Und das die Ukraine in der Lage ist, die Krim zurück zu erobern, halte ich aufgrund ihrer Insel-Lage und der russischen Marine für eher unwahrscheinlich.

zu 2.
Das ist wohl der wirklich Zankapfel und hier wird die Ukraine wohl auch nicht nachgeben. Ich glaube, die Ukraine muss hier einfach militärisch quasi auf Augenhöhe mit Russland kommen, erst dann wird Putin zu Verhandlungen bereit sein. Aktuell sieht es aber so aus, dass sich Russland hier eingräbt und wohl auch bereit sein wird, das Feld zu räumen.

zu 3.
Ähnlich wie im Osten des Landes gräbt sich Russland im Südosten ein und es wird schwierig für die Ukraine hier Geländegewinne zu machen.

Aktuell sieht es also eher nach einem langen Krieg aus, den wohl keine Seite wirklich schnell gewinnen kann.

Die Ukraine ist offenbar entschlossen sich zu verteidigen, was sogar im russischen Staatsfernsehen zugegeben wird (Quelle) und viele Länder unterstützen sie.

Allerdings geht die Unterstützung nicht weit genug, den obwohl der Krieg für Russland extrem teuer ist, mit 9 Milliarden Euro im April (Quelle), kann es sich durch Energie-Exporte und massiven Kürzungen wohl trotzdem erst mal weiter finanzieren.
Der russische Haushalt ist im April allerdings erstmals in die roten Zahlen gerutscht.

Alles habe ich im Moment wenig Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende. Und da ich glaube, dass so ein Kriegsende stark von der jeweiligen strategischen Situation (Frontverlauf, kontrollierte Gebiete) abhängig ist, kann ich mir aktuell viele Freidens-Szenarien vorstellen.

Ich glaube was @Schorschie meinte ist, dass die Ukraine keine großen Offensiven gefahren ist sondern es eher Grenzscharmützel gab. 14.000 Tote sind trotzdem für den nicht existenten Erfolg eine riesige Tragödie.

Kann schon sein, dass er das meinte, aber auch dann ist das nicht richtig. Die Ukrainische Armee hat mehrere Ortschaften von den sog. Separatisten zurück erobert. Diese haben sich dann zurück gezogen u.A. nach Donezk, was der Grund dafür ist, dass die sog. Separatisten (vor dem russischen Einmarsch) nicht das ganze Gebiet der Oblast Luhansk und Donezk gehalten haben. Es waren genau diese Militäroperationen bei denen viele Menschen gestorben sind. Anschließend wurde der Konflikt gewissermaßen eingefroren weil die Ukrainische Armee nicht weiter vorrücken konnte und die Separatisten ebenso wenig. Infolge dessen kam dann das Minsker Abkommen und der Rückzug der Schweren Waffen. DANN folgten "Grenzscharmützel und der schleppender Prozess rund um das Minsker Abkommen.