Den finanziellen Verlust würde sich China sicherlich gerne ersparen wollen, aber unsere Verluste wären nicht nur Geld, sondern vieles ginge einfach nicht mehr. Allein schon weil der Westen in den letzten Jahrzehnten der Globalisierung einen guten Teil der Produktion nach China „ausgelagert“ hat, um von den dortigen geringeren Gehältern und Umweltauflagen usw. betriebswirtschaftlich zu profitieren. Und auch bei manchen Rohstoffen wie den Metallen der seltenen Erden hat China einen sehr großen Anteil am Weltmarkt. Dazu kommt noch, dass die Taiwanesiche Halbleiterherstellungsfirma TSMC in Taiwan sitzt, und die ist der weltweit größte unabhängige Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte.
Ich sehe da ein Risiko, dass der Westen schon am kürzeren Hebel sitzt, wenn er vereint ist. Wenn dann noch in den USA ein Trumpist gewählt wird, sieht es für uns Europäer ganz schlecht aus.
Auf Arte kam eine sehenswerte Kurzdokumentation zum Hintergrund des Ukraine-Konflikts (außerdem wird ab Minute 20 das Ergebnis der UN-Abstimmung und die chinesische Sicht besprochen):
Das ist schwer zu bewerten - für China aber vermutlich auch. Da kenne ich mich zu schlecht aus. Intuitiv würde ich sagen, dass der Rest der Welt zusammen doch irgendwie alles abdecken kann und es für den Westen „nur“ teurer würde.
Gerade was Chipfertigung angeht, weiß ich aber, dass China da absolut nicht sonderlich weit ist. Da die Technologik zur Lithographie da nicht so weit ist die kommt u.a. aus Deutschland von Jenoptik. Russland ist da auch erst bei 90nm angekommen (das ist ca. Stand: 2002)
Aber ich glaube wir sind uns einig: China wird es sich SEHR gut überlegen!
Es sind oft die scheinbar nicht so wichtigen Dinge die Verwerfungen bringen.
Ukraine ist ein großer Hersteller/Exporteur von Weizen und Eisen-/Stahlerzeugnissen.
In meiner Branche geht man davon aus dass sich die Stahlpreise ähnlich wie die Treibstoff-/Heizölpreise entwickeln. Ob und wann es sich wieder „Normalisiert“ ist nicht abschätzbar, was bedeutet dass ein Mangel bzw. hohe Preise sehr lange anhalten können.
Strategisch wäre jetzt die beste Zeit für China aktiv zu werden. Denn das würde für uns ein 2 Fronten-Krieg bedeuten und die Wahrscheinlichkeit dass wir einem Mangel an Rohstoffen aus der Konfrontation mit Russland kompensieren können auf null reduzieren.
Nö, absolut nicht… Es ist aus deren Sicht viel klüger sich in aller Ruhe anschauen was Russland passiert und dann zu handeln.
JETZT Sanktionen wäre tödlich für China. momentan ist ja Russland quasi der einzige Verbündete und die haben gerade andere Sorgen, als China beizustehen…
Wie gesagt: Ich glaube ,dass China sich über kurz oder lang von Russland abwenden wird und sein Fähnchen dort in den Wind hängt, wo es die meisten Vorteile gibt…
Es sei denn natürlich ,dass Rusland kurzfristig sieht. Danach sieht es aber nicht aus (hatte ich auch anders eingeschätzt)
Und das wiederum wäre idiotisch, denn analog dazu, wie die EU und die USA Russland gerade den wirtschaftlichen Hahn zudrehen und beispielsweise die russische Flugzeugflotte mittelfristig für immer auf den Boden zwingen, könnten sie einem China, das Taiwan per Angriffskrieg übernommen hätte, den Zugang zu essenziell notwendigen Stoffen und Ersatzteilen für die Chipproduktion abdrehen.
TSMC könnte eine Woche, nachdem ASML, Trumpf, Zeiss und Lam Research aufgehört haben, sie zu supporten, die Produktion einstellen. Und anders als bei Flugzeugen kann man bei Lithografiemaschinen nicht einfach mal irgendwas notdürftig flicken, ein bisschen anderes Öl einfüllen oder ein paar Maschinen als Ersatzteillager für die anderen missbrauchen, dafür ist die Technologie zu komplex.
Für Putin ist die Ukraine ein Teil Russlands, die Wiege der Nation (die Rus) ist um Kiew. Das ist zwar 1000 Jahre her, aber Putin bringt das in eine Logik, die offensichtlich bei vielen Russen verfängt. Für Polen müsste er sich eine Geschichte ausdenken, die es nicht gegeben hat. Da käme die Propagande an ihre Grenzen. Sollte Putin den Ukrainekrieg politisch überleben und also gewinnen, würde er ein unnötiges Risiko eingehen für wenig Gewinn. Mehr als ein grossrussisches Reich wird er nicht anstreben.
„Strategisch“ wächst die militärische Macht Chinas unter den großen Playern seit Jahren deutlich am schnellsten und wird das auf absehbare Zeit weiter tun. Insofern ist es wohl eher klug noch ein paar Jahre zu warten
Was die Fertigung angeht, magst du vielleicht noch recht haben, aber China ist ein gewaltiger Absatzmarkt, gerade für deutsche „Premium-Automobile“ von BMW usw.
Da scheinst du recht zu haben, hier mal ein recht aktueller Artikel dazu:
Stimmt, musste ich auch erst jetzt lernen bzw. wieder lernen. Dass mit den Lebensmitteln wusste ich schon, aber die Eisenerz-Vorkommen der Ukraine und die Bedeutung der dortigen Stahl-Industrie, auch schon zu Sowjet-Zeiten, war mir neu.
Denke ich auch. Zumindest während des Ukraine-Krieges werden sie sich wohl genau anschauen, was passiert und wie „der Westen“ reagiert. Insbesondere wie die russische Bevölkerung reagiert und wie sich Informationen über den Krieg in Russland ihren Weg bannen.
Da sollte man China nicht unterschätzen. Außerdem haben sie Geld ohne Ende um know how und Personal einzukaufen:
Ich denke auch, dass die Zeit momentan für China arbeitet. Allerdings könnte ich mir auch gut vorstellen, dass der aktuelle Präsident Xi sein „Lebenswerk“ noch mit der Annexion Taiwans küren will. Das würde jedenfalls zu dem Personenkult passen:
[quote=„Matder, post:134, topic:12695“]
Warum sollten sie das tun? Russland hat Rohstoffe, [/quote]
Der Westen hat Geld…
Die können sie sich sonst wohin schieben, wenn sie keine Abnehmer haben.
Russland ist groß, hat aber nur 145 Millionen Einwohner (die kein Geld haben werden)… Wer soll das alles kaufen?
Klar hat China politisch eine größere Nähe zu Russland… Aber was bringt ihnen das?
Am Ende geht es nur um’s Geld
Verdiene ich lieber wenig an jemandem den ich total töfte finde, oder lieber viel an jemandem den ich nicht leiden kann?
Ich hatte eben versucht, den Unterschied zwischen der Ukraine und Polen aus der völkischen Sicht Putins darzustellen. Insofern wäre dein Kommentar nicht stichhaltig.
Der russische Metall-Oligarch Wladimir Potanin warnt angesichts von Überlegungen zur Beschlagnahmung ausländischer Firmenwerte in Russland vor einer Lage in seinem Land wie vor der bolschewistischen Revolution 1917. Werte von Unternehmen, die Russland verlassen hätten, unter staatliche Kontrolle zu stellen, würde das Vertrauen von Investoren erschüttern und das Land für Jahrzehnte ins Abseits stellen, schrieb Potanin auf Telegram.
Und genau hier sehe ich für uns das größte Problem. Putin könnte mit einem Atomschlag drohen und diesen auch wirklich bitterernst meinen, wenn die Sanktionen nicht zurück genommen werden würden, um genau dieses Szenario eines anachronistischen, in der Zeit völlig zurück gefallenen Russlands zu verhindern. Wenn er aber gleichzeitig auf der Ukraine besteht, kann der Rest der Welt nicht statt geben. Es ist selten, dass ich das mal sage, aber genau dieses Szenario macht mir Angst. Da kann ich nur noch auf Putins Entmachtung durch eigene Kräfte hoffen.
An diesem Aufsatz ist verhaeltnismaessig wenig auszusetzen und Jelzin hat schon im Wesentlichen das gleiche gesagt. Es ging immer um die Osterweiterung. Das Baltikum haben sie hingenommen. Die Ukraine war dann zu viel. Toetungslisten muss man vielleicht auch als Listen interessanter Leute lesen, um die man sich einmal kuemmern muss. Vielleicht haben sie auch nur von sich auf andere geschlossen nach dem Motto: Der prorussische Blogger wurde erschossen (liveusamap). Auf der Suche nach Saboteuren und Verraetern. Wovon auch die TAZ ohne jede Distanzierung berichtet hat, zum Beispiel aus Odessa. An der Sprache soll man es erkennen. Sternstunden der Menschheit.
Das ist mal wieder nulla poena sine lege scripta am falschen Ort. Als Idee gab es dieses voelkerrechtliche Delikt schon immer oder doch jedenfalls seit dem verlorenen WWII. Erinnert an die Leipziger Prozesse nach dem WWI, seit denen die deutsche herrschende Meinung meint, Soldaten seien Moerder, wenn auch durch das Kriegsrecht gerechtfertigt. Zu der modernen Regelungstechnik gehoert dann auch, das Kochen in einem besetzten Haus fuer eine Pluenderung zu halten. Die armen ISIS-Maedchen. Das Weltrechtsprinzip ohne Sinn und Verstand.
Die Ostpolitik hat uns immerhin die Wiedervereinigung gebracht. Die wir im entscheidenden Moment im Wesentlichen allein Vater Bush verdanken. Mitterant und Frau Thatcher haetten sie von sich aus nicht erlaubt. Aus den gleichen irrationalen Gruenden, aus denen „der Westen“ auch immer gegen NS 1 und 2 war. Frau Thatcher wollte allerdings auch keine baltischen Staaten in der NATO. Das erinnert wiederum an Vater Bush 1991 in Kiew. Enter Bill Clinton: das ist mir egal.
Naja, mein Ausbilder in der Rechtsanwaltsstation meiner Referendarzeit ist als Kind in Schlesien von Polen gefoltert worden. Ich weiss auch nicht, was an der Ostpolitik naiv gewesen sein soll. Erpressbarkeit heisst gar nichts, es muss einen auch jemand erpressen wollen. Man koennte auch das hinter der Kritik daran stehende mechanische Weltbild fuer naiv halten. Wenn es nicht ohnehin immer nur ein vorgeschobenes Argument war und ist.
NS1 und 2 hatten auch den Grund, der Ukraine die Moeglichkeit des Gasdiebstahls zu nehmen. Der staatsnahe Gashandel, die wunderbaren 60 Millionen des Goldloeckchens. Gasprom war gut versichert. Und irgendwer hat sich dann einen solchen scheinbar wertlosen Anspruch gegen die Ukraine abtreten lassen und dann erfolgreich in ukrainisches Vermoegen im Ausland vollstreckt. Ein Gericht in London hielt den von einem Gericht in Moskau festgestellten Anspruch fuer gegeben.
Ich fuehle mich dadurch nicht bedroht. Ich verstehe nur die Liebe der Ukrainer zu ihrem Land. Nach dem Motto der Austauschstudentin von der Krim: Vier Monate in Berlin und schon ist mein Land weg. Den Praesidenten verstehe ich nicht.