Trump und Ukraine

Irgendwie ist der Eklat im Weißen Haus ja aber auch eine massive Chance - sowohl für die USA, als auch Europa:

  1. Europa hat keine Wahl und wird massiv aufrüsten und die Ukraine noch stärker unterstützen müssen um den (möglichen/wahrscheinlichen) Wegfall der USA als Waffenlieferant und NATO Partner zu kompensieren. Trump wird dies als Erfolg für seine „America first“ Politik verkaufen können, da es vermutlich massive Einsparungen im Militärapparat der USA bedeutet. Ggf. sogar in Kombination mit massiven Waffenkäufen der Europäer.

  2. Unter dem Druck hat die EU jetzt eine vermutlich einmalige Chance eine gemeinsame Außen- & Sicherheitspolitik zu etablieren. Nutzen wir die Chance und lassen wir uns nicht von zB Ungarn davon abhalten!

Ist das evtl. sogar das Kalkül von Trump? Ohne diese Show wäre es den EU Regierungen kaum möglich die Bevölkerung für die zur Aufrüstung notwendigen Ausgaben zu motivieren, die natürlich zu Lasten anderer Ausgabeposten in den Haushalten kommen werden müssen. Wäre vermutlich super spannend hier mal bei den vertraulichen Hintergrundgesprächen Mäuschen zu spielen…

Interessanter Gedanke. :wink:

Soviel schauspielerisches Talent würde Trump gute Chancen auf einen Oscar einräumen

3 „Gefällt mir“

Mal an einem Beispiel: Die USA haben quasi die perfekte Abschreckung. Hätten die wirklich Russland wirksam abschrecken wollen, wäre das ohne weiteres möglich gewesen:
Stufe 1 (Drohungen und Machtdemonstration): Russland konzentriert Truppen. Die USA verlegen eine Trägergruppe und landgestützte Luftstreitkräfte in die Region, in einem Ausmaß, das deutlich macht, dass russsiche Truppen, die die Ukraine angreifen würden, eher binnen Stunden als Tagen absolut sicher aufhören, zu existieren. Russland kann dann gesichtswahrend zurückziehen „War nur ein Manöver“, oder weiter eskalieren (ich lasse mal die vielen konventionellen Zwischenschritte aus).
Stufe 2 (begrenzte, konventionelle Operation/Testen): Russland marschiert trotzdem ein, mit einem begrenzten Operationsziel. Irgendeine strategisch wichtige Stadt, oder Schienenkreuzung oder Flussübergang oder so. Die USA machen ihre Drohung wahr, sichern für sich den Luftraum im Operationsgebiet und zerschlagen jedes militärisches Ziel, das sich nicht verstecken kann (also alles, was offensiv eingesetzt wird). Das „gute“: Bisher kein Atomkrieg, beide Seiten haben noch einen Weg „zurück“.
Stufe 3: „begrenzter“ Einsatz von Nuklearwaffen gegen Ziele in der Ukraine und ggf. Die US-Trägergruppe um wenigstens einen Teilerfolg der russsichen Truppen zu erzwingen: die USA reagieren (bei entsprechender Aufklärung auch präventiv) konventionell, schalten Abschusssysteme aus, die an dem Angriff beteiligt sind. Immer noch gibt es eine Restchance, das ganze als Unentschieden zu buchen und von der Schwelle zur nuklearen Eskalation zurückzutreten.
Stufe 4: Strategische Eskalation mit Schlägen gegen Bevölkerungszentren „the End“.
Vor jeder Eskalation wird über transparente Drohungen kommuniziert, dass jeder weitere Schritt noch weniger lohnend für den Agressor sein wird. Damit wird soweit es möglich ist, garantiert, dass für die andere Seite immer klar bleibt, dass sie auf diesem Weg niemals irgendein Ziel erreichen wird.
An welcher Stelle will man lieber eine Strategie vorbereiten, die direkt auf 4 springt? Und wer soll einem das glauben? Wollen wir ernsthaft einen Politiker an die Macht lassen, der den Charakter hätte, auf 1 mit 4 zu reagieren?

6 „Gefällt mir“

Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint mir der Ansatz.

Die USA wollen/müssen sich mehr um China und APAC insgesamt kümmern und es wäre absolut in ihrem Interesse wenn Europa mehr in Verteidigung investiert…

Gibt es irgendwo in den Reden, in der Amtszeit, in der Biographie von Trump irgendeinen Anhaltspunkt, der diese „Hoffnung“ stützt?

4 „Gefällt mir“

Was hat die LINKE damit zu tun? Wieder Sonderschulden für die Bundeswehr? Merz soll die Finanzen klären und Steuern erhöhen.

Aber zum Thema:
Europa muss jetzt Waffen liefern und Munition für die Ukraine produzieren - whatever it takes. Deutschland hat noch genug „altes“ Zeug, was in solch einem Krieg nicht schlecht ist.

Langfristig, aufrüsten. Auch wenn es schmerzt:

Wenn man die Kosten dieses Ansatzes ausblendet, viellleicht. Auf diesem Weg zu kommunizieren, macht die USA aus europäischer Sicht ja nicht zu einem neutralen Staat, sondern zu einem strategischen Rivalen. Allein für die Rüstungsindustrie wäre das Vorgehen ein Desaster: ohne europäisches „Theater“ sinkt der Bedarf der USA an Reserven oder bleibt maximal gleich. Gleichzeitig fallen viele besonders verlässliche und zahlungskräftige Käufer für US-Systeme dauerhaft aus. Das ist nicht allein ein direktes Geldproblem, es reduziert auch die Skalierbarkeit, die grade teure Projekte erheblich günstiger macht und durch die eigene Rüstung der Europäer bekommt man auf den Märkten der Welt für Arbeitskraft und kritische Ressourcen massive Konkurrenz.
Diplomatisch stünde EU im Konflikt mit China mutmaßlich nicht an der Seite der USA, ein wirksames Sanktionsregime wäre damit u.a. ausgeschlossen.
Das sind nur die Probleme, die mir aus dem Stehgreif dagegen einfallen.

4 „Gefällt mir“

Trump hat gar nichts angeboten, wollte aber im Gegenzug praktisch die bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Die Ukraine braucht die USA allerdings nicht, um die besetzten Gebiete aufzugeben, Gegenangriffe zu stoppen, die eigene Regierung auszutauschen und keine Sicherheitsgarantien zu erhalten. Das könnten sie auch nur mit Russland vereinbaren.

9 „Gefällt mir“

Vielleicht würde es in diesem Fall weiterführen, nicht noch länger darüber nachzudenken, sondern Quellen zu Trumps Verhalten zu konsultieren?
Oder, falls du lieber reflektieren möchtest, dann über die Frage, was dafür spricht, dass Trump der EU einen Gefallen machen will. Hast du die Aufnahmen vom Gespräch Trump, Vance und Selenskyj gesehen? Und kannst es dir trotzdem vorstellen, dass er einen klugen, selbstlosen, weitsichtigen Plan hat, um die Verhältnisse in Europa und Russland zu klären?

5 „Gefällt mir“

Die einzige wirksame Verteidigung gegen einen Angriff auf die Sulwaki-Lücke ist die vollständige vorherige Verminung des Gebiets. Damit ist das Gebiet aber praktisch sofort unbewohnbar.

Alternativ braucht es Abschreckung, die bisher durch die Unterstützung der USA glaubhaft sichergestellt wurde. Das ist nun vorbei. Ich bin ehrlich ratlos.

5 „Gefällt mir“

Nun, darauf habe ich ein bisschen gehofft. Jetzt leg ich fairerhalbe auch mal offen, wo meine Worte herkommen.
Und verweise darauf, dass Jede und Jeder aufpasssen sollte, wo wir unsere Meinugsbildungsinfluencer suchen. Irgendwann legt man sich auf ein „Lager“ fest und verharrt und findet alles Andere als falsch oder mindestens als fragwürdig ablehnbar.

Ich höre mir das im Anschluss mal an, möchte aber auch die Gegenposition hier rein geben.
Zeitstempel, ab dem es auf mein Argument zu geht, woher ich es überhaupt erst habe. Weil ich schlicht nicht die Zeit habe, mir so viel Wissen und Zusammenhänge zu erarbeiten, dass ich auf solche relativ unkomprimierten Podcasts und auch den LdN-Podcast, dann in komprimierter Form, zurückgreife. Der LdN ist für mich in Teilen oberflächlich Themen nur ankratzend, erklärt auf Grund der kürze und Themenvielfalt, soll kein Vorwurf sein. Zusätzlich geht es in dem Verlinkten Teil, ab 03:01:28 Kriegsdiskurse hierzulande, auch um eine mir bis gestern noch unbekanntes 7Std Gesrpäch bei der Zeit von Ulf und Phillip, mit für mich unerwarteten Ausschnitten. Diese 7 Std konnt ich bisher noch nicht nacholen, um mir selbst ein Bild zu erschaffen. Das möge man verzeihen.

Ich empfehle natürlich die ganzen kollosal wirkenden, aber in Kapiteln aufgeteilt durchaus verkraftbaren, 5 Stunden Podcast. Ich stimme auch nicht in jedem Punkt zu, der erzählt wird, gilt für ziemlich jeden Podcast. Das ist die Pluralität der Demokratie.

Diese Anwort schliesst den später veröffentlichten Post mit ein:

Möchte mal anmerken, dass auch die USA viel zu verlieren haben. Die rüstungsindustrie dort ist ein massiver Arbeitgeber, auch von Trump Wählern. Klar müssten wir vermutlich die ersten paar Jahre auch in den USA einkaufen. Aber wir haben (Edith: die meiste statt alle) Technik in Europa, teilweise sogar besser. Wenn wir da rein investieren werden die Verkaufszahlen in den USA sinken und damit die stückkosten für die USA selbst steigen und Arbeitsplätze wegfallen. Das kann Trump eig nicht riskieren, da er durch die zölle gerade eh alles teurer macht.
Gleichzeitig sollte man den USA drohen die Militärstützpunkte aufzukündigen, wenn sie sich nicht klar zur Nato und Beistandspflicht bekennen. Das ist dann ein massives Loch.
Die USA brauchen die EU außerdem als Absatzmarkt für hochwertige Produkte. Wenn wir uns insgesamt selbständiger machen geht die American alone Taktik auch nicht auf. Die USA haben Europa nach wwII auch aus diesem Grund so stark unterstützt. Das war keine Philanthropie ohne Selbstzweck.

3 „Gefällt mir“

Trump mag ja ein mehr oder minder erfolgreicher Geschäftsmann (gewesen) sein.

Aber ich würde ihm weder Altruismus noch einen ausgeprägten Hang zum Weltfrieden aus edlen Motiven unterstellen.
Auch wenn ich ihm jetzt ggf Unrecht antue.

Was ich ja nachvollziehen kann, das die USA nicht auf weitgehend eigene Kosten die Sicherheit Europas schultern wollen, sondern das Europa das weitgehend eigenständig regeln sollte.

Aber die Art und Weise wie er mit Verbündeten umgeht, ist schon kernig.
Klare Worte helfen sicher immer, aber soviel Weitblick unterstelle ich Trump irgendwie nicht.

2 „Gefällt mir“

Hier die (vermutliche) Antwort auf meine Frage von oben (Quellen):

  • Die USA erhalten Zugang zu den Ressourcen der Ukraine - etwa Öl, Gas und Seltene Erden.
  • Ein gemeinsam verwalteter Investitionsfonds soll den Wiederaufbau der Ukraine ermöglichen.
  • Die Hälfte der Rohstoff-Einnahmen der Ukraine soll in diesen Fonds fließen.

Das ist zwar nicht nichts aber auch nicht wirklich viel.

Das war aber eher die Idee der Ukraine?

Stimmt, aber:

Dieser Plan sah allerdings auch eine Einladung zum Nato-Beitritt der Ukraine sowie weitere Abschreckungsmaßnahmen vor.

Also genau das, was Trump nicht gewähren will.

Da läuft es wieder auf America First ohne Rücksicht auf andere hinaus.

Bei Fefe wird auf einen Meinungsbeitrag von Döpfner in der Welt hingewiesen:

Nun ist klar: Trumps Amerika opfert die Ukraine, opfert eine transatlantische Sicherheitsarchitektur einer transaktionalen „America First“- und „America Only“-Strategie. Politik ist in dieser Logik ein Geschäft wie jedes andere. Da darf selbst internationales Völkerrecht nicht stören.

Das sind schon deutliche Worte…

1 „Gefällt mir“

Ja, aber bitte ohne in den USA einzukaufen. Man kann der jetzigen US-Regierung nicht mehr vertrauen, dass sie nicht z.B. einfach alle F-35 im Ernstfall unbrauchbar machen, wenn es nicht in ihre Politik passt.

Europe muss seine eigenen Technologien entwickeln. Deutschland baut die besten Panzer und Artillerie, Europa hat konkurrenzfähige Kampfflugzeuge. Was ganz fehlt, ist z.B. Satellitenaufklärung.

Munition kann man überall kaufen.

1 „Gefällt mir“

Dazu muss man in Europa, speziell in Deutschland, mehrheitlich gesellschaftlich wollen, eine starke Rüstungsindustrie zu haben (wie auch immer gestrickt @Geo ), in die man eine Menge Steuergeld pumpt, das man dann halt nicht für Bildung, Bahn und Infrastruktur ausgeben kann.

Das ist wohl im Moment die größte politische Herausforderung, das dem Wahlvolk verständlich zu machen.

3 „Gefällt mir“