Habe ich auch nicht getan, aber man hätte diese Reaktion von Trump ahnen können, und Selensky war snscheinend nicht darauf vorbereitet außer sich zu wehren. Was eben nicht hilft gegen einen Bully.
Ich sage nicht dass ich einen besseren Plan gehabt hätte, aber ich habe auch keinen Stab an Beratern hinter mir, die das auch alle wissen mussten.
Richtig, und in der Situation kann man dann nicht allen Ernstes ein „normales“ argumentatives Gespräch suchen.
Schwierig für Selensky. Hinfahren, Trump die Füße küssen, die Rohstoffe des Landes quasi verhökern und mit ohne konkrete Sicherheitsgarantien nach Hause fahren?
Nach drei Jahren Krieg und angesichts der aktuell ungünstigen Situation an der Front dann Putin als Opfer des Krieges akzeptieren….also rein emotional hartes Brot.
Das ist Trump egal. Für Trump war das in jedem Fall ein Win:
Entweder, Selensky akezeptiert einen für die USA extrem günstigen Deal, dann hat Trump seinen Deal.
Oder die Ukraine lehnt ab und Trump kann das Narrativ von „Die Ukraine will keinen Frieden, wir stellen jede Hilfe ein!“ spinnen und damit Millariden in seinem Haushalt sparen. Das wird wohl jetzt passieren.
Trump hat die ganze Zeit darauf hingespielt. Entweder die Ukraine kapituliert zu seinen Bedingungen oder er bekommt die Rechtfertigung, jede Hilfe einzustellen, ohne als „Verlierer“ darzustehen.
Und wenn er das gemacht hätte? Hätte Trump gelogen und den Eklat trotzdem erzwungen. Er hat nicht geliefert und er kann nicht liefern, weil das von Anfang an eine Lüge war. Jetzt muss jemand anders schuld sein.
Ja, schwierig, aber auch erwartbar. Dennoch fährt er hin, weil ihm kaum etwas anderes übrig bleibt. Und dann versucht er logisch und argumentativ gegen Trump Punkte zu machen und ihn zu überzeugen. Was einfach vorhersagbar daneben geht, denn Trump und Vance wollen ihn demütigen. Sie wollen, dass er ihre Füsse küsst.
Es war doch von vornherein so angelegt - Demütigung, Bashing, Blaming. Lüge, Wahrheiten verdrehen. Keine Chance. Kann man nur verlieren.
Das kann ja eine Zukunft werden
Wenn du so richtig erkannt hast, dass Trump und Vance genau das wollten, warum wirfst du dann Selensiyj vor, sich schlecht vorbereitet zu haben? Was hätte eine bessere Vorbereitung denn daran geändert? Und was verstehst du eigentlich darunter?
Ehrlich gesagt, habe ich sowas persönlich auch noch nie gesehen vor allem unter „Verbündeten“.
Auch habe ich Selenskyj noch nie so verbittert gesehen wie heute im Oval Office. Nach 3 Jahren Krieg vom größten Verbündeten ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass man sich jetzt gefälligst zu unterwerfen hat… Unglaublich!
Ich denke Selenskyj sieht darin die letzte Chance:
Öffentlich zu machen, was ihm die Trump-Regierung für einen lächerlichen „Deal“ an den Kopf wirft.
Das Problem ist nur, dass Trump und Vance diesen Nonsens vor der gesamten Weltöffentlichkeit einfach wiederholen. Die Ukraine ist den beiden anscheinend vollkommen gleichgültig. Höchstens ne Quelle für billige Rohstoffe.
Also die restlichen „republikanischen“ Politiker sind im System Trump glaube ich nahezu irrelevant (außer Vance, der für einen Vize-Präsident überraschend aktiv und einflussreich zu seien scheint!).
Aber ja, gegenüber den Wählern muss Trump das sicherlich verkaufen. Wobei er natürlich auch da einfach behaupten könnte: Die Leute sind zufrieden und er sei ja eh der beliebteste Präsident seit George Washington. Von Gott erwählt, ist er ja nach eigenen Angaben auch In der Realität hat er gerade eine Zustimmung von 44%… Was nebenbei bemerkt schockierend hoch ist, gemessen daran, was da seit 5 Wochen abgeht
Bei den Zöllen gegenüber Kanada gab es teilweise Zustimmungsraten von unter 10 Prozent. Da hat er auch einfach behauptet „We have great support, the people are loving what we’re doing“.
Wir sind Gott und Könige und sag bitte wie dankbar du für uns und das großartigste Amerika und den großartigen König Trump bist und dann knie nieder und sag am besten noch wie schlau wir sind und dumm die anderen und dass du selbst schuld am Krieg bist. Wie respektlos kann man sein. Selenskys Gesichtsausdrücke sprechen Bände. Was ne Shit Show. Der Vance ist auch nur da, um Trump zu huldigen
Man muss sich das echt mal in Gänze ansehen.
Unerträglich. Ich erwarte jetzt von Obama, Clinton, Biden und Bush, dass die öffentlich gegen diese Peinlichkeit von Präsident öffentlich Stellung beziehen und Trump und Vance zum Rücktritt auffordern…
In wissenschaftlichen Kursen zu Verhandlungen wird gelehrt, dass man entweder bereit sein muss keinen Deal einzugehen (d.h. bereit sein aufzustehen und zu gehen) oder zumindest glaubwürdig den Eindruck erwecken muss es sei so, um ein für seine Seite bestmögliches Ergebnis zu erzielen.
Das ist die Grundidee mit natürlich mehr Komplexität in der Realität. Ich hoffe mal, dass die Reaktion des ukrainischen Präsidenten, die ich sehr gut nachvollziehbar kann, vllt nicht schadet sondern sogar hilft.
Was mich darauf hoffen lässt ist eine Analyse, die ich im Interview mit Carlo Masala gehört habe:
Trump hat wohl meist Interesse an einem schnellen Deal und das ist ihm wichtiger als ein bestmöglicher Deal. Belege dafür sind Kanada und Mexiko. Bewegt man sich wenig in einer Verhandlung, kann man durchaus Eingeständnisse von ihm erzwingen.
Bestimmt spricht auch Wunschdenken aus mir - aber plausibel klingt es trotzdem.
Trump ist aber vor allem extrem vindikativ, rachsüchtig.
Er hat Selensky nie verziehen, dass er ihn nicht dabei unterstützt hat, gegen Hunter Biden vorzugehen. Nach dieser Sache kann man vermutlich sagen, dass er Selensky hasst und nichts tun wird, was Selensky in irgendeiner Art hilft. Er wird das meines Erachtens nun als Vorwand nutzen, alle Ukraine-Hilfen einzustellen und die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Dadurch werden die europäischen Sanktionen gegen Russland komplett ausgehebelt, sodass wir quasi gezwungen sind, sie auch aufzuheben (weil Russland alles, was es aus Europa bekommt, auch aus den USA bekommen kann, wir uns mit den Sanktionen dadurch tatsächlich deutlich mehr schaden würden als Russland…).
Er wirft die Ukraine unter den Bus, um Staatsausgaben zu reduzieren (Ukrainehilfen) und die Wirtschaft anzukurbeln (Aufhebung der Sanktionen), also „America First“ durch und durch. Die langfristigen Probleme, die er damit erzeugt, sind ihm dabei egal. Kurzfristig etabliert er damit ein internationales Recht des Stärkeren (dh. er kann seine Panama-Pläne rücksichtslos verfolgen…), die langfristige Stärkung Russlands und die langfristige Schwächung des internationalen Rechts wird erst voll durchschlagen, wenn Trump nicht mehr im Amt ist… Wenn Russland sich dann bis 2030 erholt hat und in’s Baltikum einmarschiert kann Trump dann sagen: „Seht ihr, kaum bin ich nicht mehr im Amt, gibt es wieder Krieg… mit mir wäre das nie passiert!“.
Es ist so zum verzweifeln, dass dieser populistische Bullshit so offensichtlich ist und doch so gut funktioniert…
Ich wünschte, die EU hätte diesen Mut. Aber da die USA klar sagen werden, dass es dann kein NATO-Bündnisfall wäre, wenn die EU dadurch in einen Krieg mit Russland gerät und die EU militärisch immer noch ein Entwicklungsland ist sehe ich das leider nicht.
Wenn die USA die Ukraine unter den Bus werfen ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Rest der westlichen Welt das gleiche tut. Exakt wie in Afghanistan. Übrigens ist dort das gleiche passiert: Trump „verhandelt“ einen schrecklichen Frieden, und weil er bei der Ausführung dieses Friedens schon wieder aus dem Amt ist, schiebt er der Nachfolgeregierung das Versagen dieser Friedenslösung in die Schuhe. Es ist immer das gleiche Playbook… und wie lange hat der Rest der Welt die Zivilgesellschaft in Afghanistan gegen die Taliban unterstützt, nachdem Trump den Stecker gezogen hat? Richtig, keine fünf Minuten…
So wie ich Trump verstehe, wird es ohne große finanzielle Gegenleistungen so oder so keine Unterstützung im Bündnisfall geben. Die NATO ist im Prinzip tot.
Europa wird nicht drum herum kommen, sich alle um die Ukraine zu kümmern.
Auch eine internationale Friedenstruppe sehe ich nicht. Dafür ist Ukraine zu unwichtig.
Bei aller Sympathie für das Land darf man nicht darüber weg sehen, dass es, wie die meisten Ostblock-Staaten extrem korrupt und von Oligarchen durchsetzt ist.
Es ist auch nicht hausgemacht, dass nach den nächsten Wahlen nicht doch ein russlandaffiner Präsident an die Macht kommt. Dann haben wir einen zweiten Orban mit dem wir klar kommen müssen.