Transsexualität- Was bedeutet ‚Geschlecht’? Reform des Transsexuellengesetzes. Braucht es überhaupt einen Geschlechtereintrag?

Ich möchte vorab klarstellen, dass ich absolutes Mitgefühl für die Probleme von Transsexuellen habe. Die Gesellschaft sollte so gestaltet sein, dass diese Menschen sich selbst möglichst gut entfalten können.

Jedoch stoße ich öfters beim Nachdenken auf logische Dilemmata. Hier würde mich interessieren, ob es dafür bereits Lösungen gibt.

  1. Freier Wille
    Unsere Gesellschaft ist auf die Idee des freien Willens gegründet. Es werden lediglich äußere Kriterien geprüft, den Menschen jedoch nicht „in den Kopf geschaut“.
    Warum ich mir z.B. ein Auto kaufe, mich für einen Beruf entscheide oder handle, wird als von mir kontrollierbar angesehen.
    Wenn ich z.B. jemanden töte, ist es keine Ausrede, dass ich auf die Person wütend war. Es wird von mir verlangt, dass ich meine Gefühle zurückstelle und mich ratonal und nicht emotional verhalte.
    Selbstverständlich ist die Entscheidungsfindung psychologisch viel komplexer, das wird sonst jedoch nicht berücksichtigt.
    Mit diesem Ansatz kommen wir bei Phänomenen wie Depressionen und Transsexualität an eine Grenze. Daher drehen wir die Logik um. Der Mensch ist seinen Gefühlen ausgeliefert und kann dies nicht kontrollieren.
    In der Realität sind die Dinge jedoch immer im Zwischenbereich. Eine Mischung aus einer kontrollierten Entscheidung und unterbewussten Einflüssen.
    Wie kann dieser Widerspruch logisch und rechtlich aufgelöst werden?

  2. Klare Festlegung.
    Bei Geburt wird nicht nur das Geschlecht vorgegeben, sondern auch meine Eltern, Geschwister, Geburtsort, Staatsbürgerschaft usw.
    Aus diesen Eigenschaften ergeben sich Rechte und Pflichten. Z.B. kann ich Verwandten erben, aber muss mich auch um sie kümmern. Der Wohnort und die Staatsbürgerschaft sind wichtig, wenn es darum geht, wo ich Steuern zahlen muss oder mein Auto zulassen kann.
    Es gibt natürlich die Möglichkeit zu wechseln, jedoch gibt es hier immer Hürden. Z.B. kann ich mich adoptieren lassen, dann ändern sich auch die Pflichten und Rechte.
    In der Transition ergibt sich nun das Problem des Graubereichs. Hier wurde moniert, dass Menschen darauf bestehen einem mit dem Namen anzusprechen, welcher im Personalausweis steht.
    Aber ich sehe hier eigentlich keine andere Möglichkeit. Wer z.B. zwei Wohnorte hat, muss sich für einen Hauptwohnsitz entscheiden. Hier ist es nicht möglich bei unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Angaben zu machen.
    Meiner Meinung nach muss das auch so sein, da sonst zu viele Graubereiche entstehen. Wenn ich ein Einschreiben bei der Post abholen will, muss eben der Name auf dem Perso mit dem auf dem Einschreiben überein stimmen.

  3. Ist eine Variable genug?
    Logische Systeme - wie unser Rechtsstaat, Computerprogramme, die Mathematik usw. - sind immer auf ein möglichst konstantes Fundament aufgebaut.
    Früher war Geschlecht nur eine einzige Variable, die von Geburt an fest vorgegeben war. Daraus begründet sich dann eine Logik in unterschiedlichen breichen. Wenn a = b, dann gilt, wenn a = 4 ist b =4.
    Wenn a und b unterschiedlich sind, muss meine Logik eben komplexer werden.
    Hier kommt man jedoch wieder in einen schwierigen Graubereich. Geht es z.B. bei der Geschlechtstrennung in Toiletten um das körperliche oder soziale Geschlecht.
    Und wie sieht es bei Diskriminierung aus? Verdienen Frauen z.B. weniger Geld aufgrund ihres sozialen Geschlechts oder weil sie Kinder bekommen können.
    Hier müsse demnach in vielen Gesetzen klar definiert werden, welche Art des Geschlechtes genau gemeint ist.

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Transsexualität ist keine Krankheit. Transsexuelle Personen leiden in der Regel nicht am trans sein, sondern an den gesellschaftlichen und sozialen Implikationen, die das mit sich bringt. Inwiefern das ein logischer Widerspruch zum freien Willen sein soll, erschließt sich mir nicht.

Im Rahmen des Transsexuellengesetzes wurde eine Namensänderung ermöglicht. Dein „Problem des Graubereichs“ existiert also nur in der Phase zwischen Transition und Namensänderung. Da kann man als Privatperson auch einfach seine sozialen Fähigkeiten auspacken und zwischen dem Dokument Personalausweis und der Person differenzieren.

Die Frage, warum Frauen diskriminiert werden, klingt eher nach einer soziologischen und weniger nach einer gesetzgeberisch-politischen, aber gut.
Abgesehen davon sind die Fragen ja legitim, genauso wie bei Unklarheiten im Gesetz spezifiziert werden könnte, ob jetzt konkret das soziale oder das biologische Geschlecht gemeint ist. Auch hier sehe ich kein „logisches Dilemma“, sondern einfach einen Bereich, der von der Legislative eben wohl noch nicht angegangen wurde.

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Mir geht es nicht darum selbst Stellung gegen die bessere Anerkennung von transsexuellen Menschen zu beziehen, sondern ich sehe das auch als wichtiges Anliegen.

In der vergangenen Folge wurde das Thema ja sehr aus der Sicht der Transsexuellen im Interview beleuchtet, also z.B. das es für den einzelnen Transsexuellen verletzend ist mir dem „falschen Namen“ angesprochen zu werden. Das ist natürlich eine wichtige Sicht.

Mich würde aber auch aus einer Objektiven Sicht interessieren, was man hier machen kann und wo es schwierig wird.

Das Beispiel mit der Depression war vielleicht schlecht gewählt. Es ging mir nicht darum Transsexualität als Krankheit zu stigmatisieren. Mit ging es um den Aspekt, dass jemand der Depressionen hat, eben nicht einfach entscheiden kann, glücklich zu sein und auf die Arbeit zu gehen.

Bei jemandem nicht kranken, wäre „kein Bock auf Arbeit“ ja ein Entlassungsgrund.

… es würde mich nicht wundern, wenn mein Kommentar gar nicht durch den „Filter“ geht …
Vorab: ich bin ein alter, weißer Cis Mann.
Ich bilde mir ein, dass ich sehr liberal bin und denke, dass jeder sein Ding machen sollte … immer so lange, wie es nicht andere belästigt.

Aber diese ganze Trans-Diskussion empfinde ich als totalen Kokolores - mag auch etwas damit zu tun haben, dass mir jedwedes Verständnis dafür fehlt, ich niemanden persönlich kenne, der sich als „Trans“ versteht, und ich auch keine wie auch immer geartete Transferleistung hinkriege.
Am „lustigsten“ finde ich dann die Diskussion, dass
Männer / Transfrauen Zugang zu Frauenhäusern fordern und biologische Frauen dies verweigern … allein dies zeigt die ganze Absurdität der Diskussion.
@moderat

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Könntest du etwas genauer beschreiben, was du hier meinst / ein Beispiel geben? In welchem juristischen Zusammenhang müsste man bei der Diskriminierung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht unterscheiden? Auf den ersten Blick wäre für mich die Diskriminierung weder im einen noch im anderen Fall zulässig.

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Zu 2: das erklärt, warum es wichtig ist, dass die Hürden beim Ausweis geringer werden, man kann heutzutage seinen Künstlernamen eintragen lassen aber hier werden unnötig Steine in den Weg gelegt.
Ansonsten kenne ich durchaus ein paar Leute, die sich mit einem anderen Namen vorstellen, als im Ausweis steht, weil sie ihren Namen nicht mögen oder ein anderer Name eingebürgert hat.
Im offiziellen Kontext geht das natürlich eher nicht, im Privatumfeld sehe ich aber keinen objektiven Grund, warum man das nicht respektieren sollte.

Zu 3: eigentlich haben wir mit Mann/Frau sprachlich schon die Basis für multiple Geschlechter gelegt, ansonsten hätte Mann/Unmann auch gereicht. In Schweden gibt es nur Unisex-Toiletten, wer schon einmal bei einer Massenveranstaltung war, konnte sehen, wie Frauen ganz undamenhaft die weniger überfüllte Männertoilette benutzten. Vielleicht müssen manche Grenzen im Laufe der Zeit neu gedacht werden. Das aber nur mein küchenpsychologischer Beitrag

@Bembel du hast ja schon damit gerechnet, dass hier manche deine Meinung nicht teilen :slight_smile:
Ich denke, man sollte sich bei manchen Dingen fragen, ob es so schlimm wäre, es umzusetzen.
Wenn ich gendere oder jemanden so anspreche, wie er oder sie es wünscht, macht es mir wenig Mühe und ich mache im Gegenzug jemandem eine große Freude und zeige meinen Respekt.

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… ich denke, dies ist ein wunderbares Beispiel für ein „1st World Problem“ … es grenzt nicht mehr nur an Absurdität, sondern ist weit darüber hinaus, wenn ich die Auseinandersetzung zwischen Feministinnen und „Trans-Personen“ als Außenstehender beobachte.
Ich finde es auch wunderbar, wenn man in der letzten LdN merkt, wie sich bei Philip alles zusammenzieht, er aber pc bleibt :joy:

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Du hast es ja eben schon geschrieben, dass du als „alter weißer cis Mann“ „Außenstehender“ bist. Wieso denkst du deshalb, dass du das Problem als 1st world problem bezeichnen kannst? Ich denke man hat an den Äußerungen von Nyke Slawik schon sehr gut gesehen, wie sehr das für die Betroffenen eben genau kein „1st world problem“, sondern eine sehr belastende Situation ist. Und das kann man Nyke Slawik dann durchaus auch glauben, wenn sie das sagt, da sie vermutlich einiges davon selbst durchgemacht hat. Umso eindrucksvoller, dass sie sich jetzt politisch für das Thema einsetzt (bzw auch dafür, denn es ist mitnichten ihr Hauptthema). Wie auch immer, die Debatte wird doch nicht dadurch absurd, dass Teile einer anderen historisch diskriminierten Gruppe (Frauen) sich Sorgen macht. Im Gegenteil, es stellt deutlich heraus, dass unsere Gesellschaft lange nicht da ist, wo sie sich manchmal selbst schon angekommen wähnt.

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Das ist es eben nur für dich. Betroffene sind derart extrem betroffen, dass die Suizidraten unter Transsexuellen höher sind als unter jeder anderen Gruppe. Ist nicht allein das Grund genug, deren Rechte und Bedürfnisse anzuerkennen?

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… das Problem, welches Nyke Slawin oder auch Ihre Kollegin Tessa Ganserer haben, kann ich Ihr aus meiner Sicht nur glauben oder ich kann es lassen - selber kann ich es in keinster Weise nachvollziehen … ich habe keinerlei Vergleiche und ich kann noch nicht mal Transferleistungen heranziehen (anders z.B. bei Homosexualität - auch wenn ich selber vielleicht nicht homosexuell bin, kann ich doch eine Transferleistung erbringe, dass jemand jemanden liebt) - ich neige halt dazu es für eher absurd zu halten, Du neigst dazu es Ihr zu glauben, dass sie sich als Frau fühlt gefangen im Körper eines Mannes … ich denke mal, dass Du es auch nur glauben kannst oder Du glaubst es halt nicht; wie gesagt, dass diese Personen ein Problem haben bezweifle ich nicht, nur das es das Problem ist, stelle ich in Frage.

Warum ich dies für ein 1st-World-Thema halte? Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass sich jemand in der Sahel-Zone Hormone oder gar eine angleichende Operation leisten kann … und es fällt mir schon sehr schwer diesen Euphemismus „angleichende Operation“ in diesem Zusammenhang Begriff zu nutzen. Wenn ich ganz fest der Ansicht bin, dass z.B. mein rechtes Bein nicht zu mir gehört wird man kaum einen Arzt finden, der mir mein gesundes rechtes Bein amputiert, nur weil ich dies so fühle … ich habe dann ein Problem, aber ob ich es wirklich mit der Amputation meines Beines löse?

Und es ist - aus meiner Sicht - schon absurd (Achtung - ich spitze absichtlich zu!!), wenn man sich als Mann eine Perücke aufsetzt, aller Welt erzählt man sei jetzt eine Frau, werde jetzt die Damen-Toilette und / oder die Damen-Umkleide nutzen, will das jeder zu akzeptiere habe, dass ich jetzt eine Frau sei und (biologische) Frauen sagen: Nö, nur weil du dir eine Perücke aufsetzt, bist Du noch lange keine Frau.

Natürlich ist es ein 1st-World-Problem. Niemand in der Sahel-Zone wird sich die Mühe machen und sich mit burnout, Autismus oder ADHS auseinandersetzen.
Trotzdem ist es gut, dass wir die Möglichkeiten dafür haben und in diesen Bereichen forschen und Betroffene versuchen, ernst zu nehmen.
Wenn mir jemand erzählt, dass das Adrenalin unglaublich ist, wenn er Vollgas über die Autobahn rast und es mittlerweile Zwang und Sucht bei ihm auslöst, glaube ich ihm das, auch wenn ich an derartigem keinen Spaß finde, sondern nur Stress. Muss ich nicht gut, nicht sinnvoll finden, kann es aber respektieren. Dass die damit einhergehenden Probleme thematisiert werden, auch richtig und nötig.

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Ich empfinde es als gewaltvoll die Identität einer Person als absurd zu bezeichnen… Dass du es hinnimmst andere Menschen zu verletzen nur weil du ganz offenbar zu ignorant bist dich ernsthaft mit einem Thema auseinanderzusetzen (über welches dir Unmengen von Informationen frei zur Verfügung zu stehen) zeigt klar, dass das eigentliche First-World-Problem du selbst bist; insofern Selbstbezeichnung alter weißer Mann wohl ganz treffend.

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Du kannst dir doch aber vorstellen ein Geschlecht zu haben? Du weißt sicherlich, dass du ein Mann bist - und ich wette wenn dein Gehirn jetzt auf einen Computer geladen würde und du gar keinen Körper mehr hättest, wüsstest du immer noch dass du ein Mann bist. Und würdest du es einfach so akzeptieren, dass du ab jetzt eine Frau bist, wenn es möglich wäre, dass du eines Tages „im Körper einer Frau“ aufwachst?

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… Uuuih … jetzt wird es aber interessant … die gefühlte Identität einer Person anzuzweifeln ist jetzt schon „gewaltvoll“, „verletzend“ und „ignorant“ … na dann ist es doch gut, dass Du so viel Verständnis aufbringst, das reicht dann sicher für uns beide :wink: … aber ich muss nicht für jedes und alles auf der Welt Verständnis aufbringen oder dies gut heißen … mir fallen in diesem Zusammenhang übrigens ganz viele unpassende Vergleiche ein :wink:

… ja … das nennt sich dann Science Fiction und das gucke ich mir gerne bei Steven Spielberg im Kino oder Futurama im Fernsehen an … gestern habe ich mir auch von Roland Emmerich erzählen lassen, (Achtung - Spoiler Ackert!!!) dass der Mond ein hohles Gebilde, ja eigentlich ein Raumschiff ist und dieser Mond auf die Erde stürzt :wink:

Andersrum wird ein Schuh draus.
Warum erzählst du das hier, wenn nicht aus dem Grund, als um Verständnis zu werben, dass du auf die Gefühle anderer keine Rücksicht nehmen möchtest. Das ist ok. Das schöne an einem demokratischen Land ist ja, dass jeder seine Meinung haben darf. Ob der Ansatz, für die Probleme des Mitmenschen kein Verständnis zu haben, ein zielführender Weg ist, selbst Verständnis zu bekommen, wage ich aber zu
bezweifeln. Darum frage ich mich schon, was du dir von dieser Diskussion erhoffst.

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Diese Krankheit gibt es und das ist ein Therapieansatz, wenn auch nur die Ultimative Ratio. „ Eine deutsche Studie von 2014 an 21 Betroffenen, deren Bemühung um einen veränderten Körper aus ihrer Sicht erfolgreich war, scheint darauf hinzudeuten, dass das Durchführen der erwünschten Veränderung ein erfolgreicher Therapieansatz sein kann, wenn andere Therapieformen keine Wirkung zeigten.“ (Body Integrity Identity Disorder – Wikipedia)

Auf alles andere sind die anderen ja schon eingegangen. Nur eins noch: glaubst du ernsthaft, jemand unterzieht sich diesem wahnsinnig anstrengenden, sterilisierenden und gesellschaftlich nicht so richtig anerkannten Prozess der medizinischen Angleichung, wenn er*sie keine Transperson ist? DAS wäre absurd.

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Ich würde mal vermuten, dass du nicht „nicht auseinandersetzen“ nicht meinst, dass diese Probleme dort nicht existieren. Denn das tun sie. Und auch Transpersonen gibt es nicht nur in Europa. Viele flüchten allerdings zu uns, ein Beispiel: Suizid: Geflüchtete trans Frau Ella nimmt sich das Leben – warum das kein Einzelfall ist | Zündfunk | Bayern 2 | Radio | BR.de

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Wenn man von einem Thema offensichtlich weder Ahnung noch echtes Interesse an einem Erkenntnisgewinn hat, sollte man sich vielleicht einfach mal raushalten, anstatt Witzchen zu reißen, absurde Vergleiche zu ziehen und sich über Sprachregelungen oder -vorschläge von Leuten, die offenkundig informierter und etwas sensibler unterwegs sind zu echauffieren. Aber tut halt auch weh, wenn der eigene Standpunkt mal nicht maßgeblich ist.

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Auf individueller Ebene haben andere hier glaube ich schon ausreichend argumentiert, dass das Problem für die Betroffenen eine Belastung darstellen kann, die weit über das hinaus geht, was der Durchschnittsbürger so an Alltagsproblemen erlebt.

Auf Gesamtgesellschaftlicher Ebene betrifft es immerhin knapp 1% der Bevölkerung. Zu wenig um es einfach zu ignorieren und genug um sich in gewissem Maße darauf einzustellen.

Habe ich so nicht wahrgenommen. Eher, dass da an der ein oder anderen Stelle eine gewisse Unsicherheit war – was nachvollziehbar ist, wenn man sich nicht tagtäglich inhaltlich und sprachlich mit dem Thema beschäftigt.

Dass es ein Problem für die Empathiefähigkeit ist, wenn man sowas nicht „nachvollziehen“ kann verstehe ich erstmal. Dass Transsexualität existiert ist ja aber wissenschaftlich völlig evident.

Ich würde es so beschreiben: die Aufteilung der Geschlechter in Mann und Frau ist eine Vereinfachung, die gut geeignet ist um viele gesellschaftliche Phänomene zu erklären. Sie beschreibt aber rein biologisch nicht die Realität. Es gibt eben keine scharfe Trennung zwischen Mann und Frau, sondern nur zwei recht große Cluster in der Verteilung. Und wie alle Vereinfachungen versursacht auch diese Probleme, wenn man genauer hinschaut.

Wenn es um den individuellen Fall (auch jenseits der Biologie) geht: wenn sich jemand dazu entschließt, die Hölle einer Hormonbehandlung durchzumachen, neige ich dazu ihm zu glauben, dass er es ernst meint. Es schadet sicher nicht, sich bei sowas ausführlich ärztlich beraten zu lassen. Aber die ärztliche Beratung sollte eben dem Wohl des Patienten dienen und nicht der Erhaltung fragwürdiger gesellschaftlicher Normen (siehe Beratungspflicht bei Abtreibung).

Unabhängig davon ist die Frage, ob du es überhaupt „glauben“ musst. Das wird ja höchstens relevant, wenn die gesellschaftliche Anerkennung von Transsexualität die Freiheiten bestimmter Gruppen einschränken würde. Das sehe ich in der derzeitigen Diskussion nicht.

Ohne jetzt auf den konkreten Fall eingehen zu wollen: die Anerkennung unscharfer Geschlechtergrenzen bringt natürlich zusätzliche Komplexität in die Gesellschaft. Da ist es völlig fair an manchen Stellen auch auf die Probleme hinzuweisen, die das verursacht. Sowas ist m.E. auch kein Ausdruck von Ignoranz oder Intoleranz, solange es das Ziel hat eine konstruktive Debatte zu führen. Thema wäre: wie können wir möglichst pragmatisch nach und nach gesellschaftliche Änderungen vornehmen, um Transsexuellen mehr Lebensqualität zu ermöglichen.

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