Hallo allerseits,
die Diskussion hat mich jetzt doch mal dazu verleitet, hier einen Account zu machen. Mich wundert, dass hier die neuen Erkenntnisse aus der letzten Woche in Zusammenhang mit dem Luftwaffen-Leak scheinbar noch nicht eingeflossen sind.
Berichterstattung dazu z.B. hier vom RND: Russland hat Taurus-Gespräch der Bundeswehr abgehört
Ich weiß, der kommt aus einer russischen Quelle, aber die Echtheit der Aufzeichnung scheint ja niemand in Zweifel zu ziehen (im Gegenteil, die Briten zum Beispiel sind richtig sauer über den Leak).
Und für mich stellt sich das schon so da, als würden nicht nur der Kanzler, sondern zumindest auch die an dem Gespräch beteiligten Soldaten (darunter immerhin mit dem Inspekteur der Luftwaffe der ranghöchste Soldat der Teilstreitkraft) das Argument, das es einen qualitativen Unterschied zwischen der Lieferung von Taurus und den vorherigen Systemen gibt nicht für völlig abwegig halten.
Nach meinem Verständnis ist der hauptsächliche Unterschied (an dem sich im Endeffekt auch das Argument des Budneskanzlers aufhängt), folgender:
Bei bisherigen Systemen war es so, dass man den Ukrainern die Benutzung des Systems beigebracht hat, und ihnen dann das System überlassen hat. Die Ukrainer haben dann selber mit dem Wissen, was sie haben, das System zum Einsatz gebracht.
→ Das überschreitet nicht die Grenze zur ‚Kriegsbeteiligung‘.
Bei dem Taurus ist es so, dass die ‚Daten‘, die für einen effektiven Einsatz des Taurus gegen bestimmte Ziele benötigt werden, nicht von den Ukrainern gewonnen/bearbeitet werden können. Die Soldaten sagen, man könne denen ohne Probleme das Meiste beibringen, z.B. den Piloten den Abschuss der Waffe, das würde nur eine Woche dauern.
Aber eben nicht die ‚zentrale Missionsplanung‘, die wohl auf ‚Tagesdaten‘ etc. beruht. Diese müssten von der Budneswehr im Haus gemacht werden. Eine ‚mögliche Lösung‘ wäre, die entsprechenden Bundeswehrsoldaten an die Produktionsfirma auszuleihen, die dann die Daten liefert, sozusagen als Feigenblatt. Und ob man die Daten halt evtl. im Auto nach Polen fährt und übergibt statt eine ‚Datenleitung‘ zwischen der Budneswehr und der ukrainischen Armee zu haben war auch eine Idee.
Aber im Endeffekt bleibt der Punkt, das im Endeffekt Bundeswehrsoldaten von der Ukraine Hinweise bekommen würden, welche Ziele angegriffen werden, dann Vorarbeit (eben die Erstellung dieser ‚datensätze‘) leisten, die dann den Ukrainern die Durchführung der Operation erlauben.
→ Und das könnte, zumindest nach Einschätzung einiger Personen, das ‚Kriegskriterium‘ überschreiten.
Insofern finde ich schon, dass man hier schon verstehen kann, warum der Kanzler hier vielleicht eine Grenze erreicht sieht, wenn das der Informationsstand ist, den er aus der Bundeswehr bekommt. Zumindest scheint es mir naheliegender als ihm eine komplexe Agenda zu unterstellen, bei der er konkrete Zweifel nur vorschützt.
Beste Grüße
EM