Hallo Ulf und Philip
Eure letzte Folge war wie üblich sehr interessant und aufschlussreich. Der humoristische Einstieg war besonders unterhaltsam
Mir ist zugleich rätselhaft, aus welchen Gründen Ihr den „Elefanten im Raum“, sprich die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz und Christine Lambrecht zu Waffenlieferungen an die Ukraine in dieser und der vorherigen Folge so betont ausklammert.
Sicher müsst Ihr immer eine Auswahl gerade aktueller Themen treffen und könnt in einer Folge nicht alle politischen Vorgänge diskutieren. Jedoch ist das Thema von Waffenlieferung, doch gegenwärtig (vielleicht noch vor dem Energieembargo) DAS THEMA in der deutschen Außenpolitik. Mittlerweile dürfte uns allen klar geworden sein, dass die Bundesregierung (vermutlich in erster Linie) nicht im entferntesten an ein Energieembargo denkt. Da wird es müßig hier noch weiter zu diskutieren.
Waffenlieferungen, genaues weiß man nicht, man munkelt nur
Aber es wäre doch von Eurer Seite eine kritische Diskussion der Position von Frau Lambrecht zu Waffenlieferungen geboten gewesen. Sie agiert nicht viel besser als die unsägliche FDP. Anscheinend werden Waffenlieferungen verschleppt, nicht ernst genommen, nicht geprüft, was auch immer. Offiziell wird der Twitter-Account des Bundesverteidigungsministeriums nicht müde zu betonen, man spreche nicht öffentlich über Lieferungen, da die ukrainische Seite um Geheimhaltung gebeten hätte.
Nun fordert niemand Details zu einzelnen Lieferterminen oder -orten. Es fällt jedoch ins Auge, dass andere Länder (Schweden, Polen, Tschechien, Slowakei, Vereinigtes Königreich, USA) sehr offen ihre Unterstützung kommunizieren. Hier verlangt die Ukraine anscheinend keine Geheimhaltung. Sehr eigenartig, will hier jemand Untätigkeit verschleiern?
Frau Lambrecht verteidigt mehr sich selbst als Deutschland
Das letzte Argument von Frau Lambrecht, sie könne keine Schützenpanzer des Typs Marder liefern (ob diese Waffen Sinn machen, ist eine andere Diskussion), da sonst die eigene Landesverteidigung nicht weiter gewährleistet sei, ist einfach lächerlich. Wenn Deutschlands Landesverteidigung von 100 Schützenpanzern abhängt, brauchen wir doch überhaupt keine Bundeswehr mehr. Das Niveau dieser Argumentation ist kaum besser als jenes der FDP zum Tempolimit. Hier verwundert es, dass Ihr diese nunmehr konstanten politischen Fehlleistungen nicht in der letzten Folge aufgegriffen habt, zumal das Thema brandaktueller nicht sein könnte.
Sicht der ausländischen Presse
Ich verfolge primär die ausländische Presse (französisch, englischsprachig & polnisch). Das Ansehen Deutschlands ist aus deren Sicht inzwischen gänzlich ruiniert, viel zu retten gibt es nicht mehr eher jahrelange Aufbauarbeit. Berlin braucht in den kommenden Jahren gar nicht erst daran zu denken, anderen Ländern Ermahnungen zu machen zu Haushaltspolitik oder ähnliches. Hier schadet die Regierung Scholz massivst der deutschen Position in der internationalen Politik. Unsere Nachbarländer in Osteuropa, die weitaus direkter von der Bedrohung durch Putin betroffen sind, finden eigenartiger den Mut, zu Waffenlieferungen, wo Herr Scholz stets das Argument vorschiebt, keine Eskalation provozieren zu wollen. Das politische Berlin schafft weder Tempolimit, noch Reduktion des Verbrauchs, noch Importstopp noch Waffenlieferungen. Stattdessen telefoniert Herr Scholz lieber und Frau Lambrecht erklärt, was sie alles nicht tun kann (von der FDP gar nicht erst zu reden). Und Deutschland beansprucht eine Führungsrolle in Europa und denkt sogar an einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat?
Persönliche Erfahrung im Ausland
Zum Abschluss noch eine persönliche Erfahrung aus Krakau, Polen, wo ich momentan lebe. Nicht nur werde ich von polnischen Freunden permanent nach der Blockade durch die Bundesregierung gefragt (von unseren ukrainischen Gästen sowieso), in Zypern ähnliches, sogar von russischen Freunden vor Ort. Inzwischen wurde ich als Deutscher bereits mehrfach öffentlich angefeindet, ob der Haltung Deutschlands in der Frage von Waffenlieferungen. Die Polen haben hier sehr deutlich verstanden aus den Äußerungen von Herrn Scholz, dass Deutschland im Falle eines NATO-Bündnisfalles KEINERLEI Unterstützung von Berlin zu erwarten hat. Die Anfeindungen, so unfair sie auf individueller Ebene sein mögen, kann ich den Menschen hier vor Ort nicht übel nehmen. Mittlerweile schäme ich mich als Deutscher für mein Land. Umso mehr, als uns durch unsere ukrainische Gäste Augenzeugenberichte von Gräueltaten russischer Soldaten berichtet wurden. Die sind bestimmt kein Fake.
Ich hoffe, Ihr greift in der nächsten Folge dieses wichtige Thema auf