Synopsen erstellen mit KI

In der Lage 338 redet ihr bei dem Gesetz zur Einwanderung wieder über fehlende Synopsen in Gesetzentwürfen.
Ich habe mich gefragt, ob man eine fehlende Synopse nicht einfach mithilfe von einer KI generieren könnte. ChatGPT kann ja zumindest auch deutsch. Es ist na klar fraglich wie genau die KI hier ist, aber wenn man die Anweisungen auf einfache Tasks runterbricht könnte es schon gut funktionieren.

Eine schöne Anzeige der bisherigen Änderungen von Gesetzen (wie bei Git) gibt es bereits bei Rewis.

Jetzt kenne ich allerdings keine Quelle wo man gut an die Gesetentwürfe kommt. Eine gesammelte Stelle gibt dafür wahrscheinlich nicht oder? Falls jemand sich auskennt wie man daran kommt gerne Bescheid geben. (Vielleicht kann man diese ja ggf. auch crawlen.)

Ich hätte Interesse es mal an einem Beispiel zu testen.

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Spannende Frage. Ich würde vermuten, das LLM wie ChatGPT wegen ihres stochastischen Unterbaus zu unpräzise dazu sind. Aber vielleicht ihre ich mich da ja.

Ich würde fast behaupten, zum Erstellen von Synopsen braucht man keine KI, zwei Texte zu vergleichen und die Unterschiede darzustellen schafft auch ein ganz normaler Algorithmus ohne jedes KI-Element. Oder ein Praktikant… also dafür braucht man wirklich kein Fachwissen oder besonders komplexe Vorgänge.

Umso lächerlicher ist es, dass es die Regierung nicht hinbekommt… daher ja auch der gelegentliche Verdacht, dass es absichtlich geschieht, damit möglichst wenig Leute wirklich verstehen, was konkret geändert wird. Also es geht nicht darum, dass es irgendwie schwierig oder gar kostenintensiv wäre, Synopsen zu erstellen…

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Das entspricht doch aber nicht dem was gegeben ist. Es hieß im Podcast immer, dass die Entwürfe keine Gesetzestexte sind, sondern nur Änderungsbeschreibungen, die man dann beim bisherig bestehenden Gesetzesentwurf umsetzen müsste, um die neue Form des Gesetzes zu erhalten. Um diese Anweisungen zu verstehen würde es KI á la ChatGPT benötigen.
Mir kam der gleiche Gedanke bei der letzten Lage. Das könnte durchaus klappen. Zumindest teilweise, oder die Anweisung an der richtigen Stelle einfügen.
Aber ich weiß ebenfalls nicht wo man diese Entwürfe einsehen kann.

Vielleicht müssen wir mal die Arbeitsweise der Ministerien an einem Beispiel verdeutlichen. Sagen wir, die Regierungsparteien wollen im SGB II etwas ändern („Bürgergeld“). Vorliegend haben sie den alten Gesetzestext.

Nun setzen sich die Politiker und Juristen zusammen und diskutieren, wie der neue Gesetzestext aussehen sollte, damit hinterher das raus kommt, was erwünscht ist, der Bundesrat (und die Opposition) gibt seinen Senf hinzu, und irgendwann einigt man sich auf einen Text. Selbstverständlich wird hier an Hand von ausgearbeiteten Gesetzestexten diskutiert, sonst würde schon in der Diskussion niemand mehr verstehen, worum es konkret geht (bzw. die Zusammenhänge aus dem Auge verlieren)

Jetzt haben wir einen alten Gesetzestext und einen neuen Gesetzestext.

Jetzt hat der Bundestag zwei Möglichkeiten: Er kann den neuen Gesetzestext einfach vollständig als neues Gesetz erlassen, welches das alte verdrängt. Das wird selten gemacht. Stattdessen wird ein Änderungsgesetz erlassen, welches nur die geänderten Punkte auflistet. Diese Liste der geänderten Punkte wird auf dem Weg zum neuen Gesetz quasi nebenbei erstellt, indem man dokumentiert, was man am Text geändert hat. Aber gearbeitet wird natürlich immer am Text.

—> Die neue Textversion des Gesetzes liegt natürlich bei Verkündung des Gesetzes vor.

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Dafür braucht es keine KI. Es gibt zwei Optionen:

  1. Du hast den alten Gesetzestext und den Neuen -
    Unterschiede zwischen zwei Texten können ganz einfach ohne KI automatisiert ausgearbeitet werden.

  2. Du hast den alten Gesetzestext plus Änderungsvorschläge -
    Ein Algorithmus kann ohne Probleme automatisiert Anweisungen a la „Ersetze bla durch blub in Zeile 4“ oder „Von Paragraph X bis Paragraph Y wird foo immer durch bar ersetzt“ durchführen (vorausgesetzt die Anweisungsstruktur ist in irgendeiner Form definiert). Auch hier ist eine KI nicht notwendig.

Wie außerdem auch schon gesagt wurde, sind das keine komplexen Arbeiten, die auch von Hand nicht allzu lange dauern. Es gibt also absolut keinen Grund, warum es das noch nicht gibt, egal ob manuell oder automatisiert.

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Ich hätte das eher als eine Fingerübung für einen Programmieranfänger beschrieben. Das ließe sich gut als Übungsaufgabe im Informatikunterricht machen - wenn man die Schüler langweilen möchte.

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Sehe ich ähnlich, es ist wirklich nicht kompliziert, in beide Richtungen nicht (also weder Synopsen aus Änderungsartikeln zu erstellen noch Synopsen aus Textvergleichen zu erstellen benötigt besondere Programmierkenntnisse, geschweige denn eine KI).

Das Problem, was man hier allerdings sehr schön sieht, ist das gleiche, das wir ja auch bei anderen In-Themen wie der Blockchain gesehen haben: Es werden hoch-komplexe Lösungen für die Lösung von Problemen verwendet, die eigentlich mit viel, viel leichteren Mitteln gelöst werden könnten. Es ist fast schon so, als würde man nicht mehr das richtige Werkzeug für das Problem suchen, sondern bei jedem Problem schauen, ob man es nicht auch mit dem neusten, modernsten Werkzeug lösen könnte, koste es, was es wolle.

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Es geht doch hier hauptsächlich um diesen Fall. Ich würde jetzt davon ausgehen, dass die Anweisungen nicht allzu genau genormt sind. Ich weiß es aber nicht genau, deshalb wäre es ja hilfreich so etwas mal vorliegen zu haben.
Aber angenommen es ist nicht genormt, dann ist es auch nicht trivial jeder möglichen Änderungsformulierung eine Anweisung zuzuordnen. Zumindest nach meinem Verständnis nicht. Schließlich wären die Änderungsformulierungen so etwas wie formlose prompts, wie sie vor ChatGPT noch nie bearbeitet werden konnten (aus User Perspektive scheint es zumindest so, vielleicht liege ich ja falsch).

Für Textvergleiche ist es natürlich extrem simpel.

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Ich habe mal willkürlich das erstbeste Beispiel herausgesucht. Los geht’s auf Seite 5:

Hier in der verkündeten Version:

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Danke!
Das sieht leider aus wie befürchtet. Sich immer wieder unterscheidende Formulierungen, die man meiner Meinung nach kaum automatisiert in klare Anweisungen für das Programm interpretieren lassen kann, ohne Gefahr zu laufen auf wieder neue Formulierungen zu stoßen, die man nicht mitbedacht hat.
Was meint ihr?

Ich halte den Gesetzestext für relevanter (zweiter Link).
Der besteht nahezu vollstandig aus standardisierbaren Formulierungen wie "In § 16 Nummer 2 Buchstabe a wird das Wort „Energie“ durch das Wort „Klimaschutz“ ersetzt
oder
Die Angabe zu § 31k wird die Angabe zu § 31l
und wird wie folgt gefasst:
„§ 31l Übergangsregelungen zu den §§ 31e
bis 31k“.

Daraus kann man einfach automatisiert den neuen Gesetzestext generieren und übersichtlich dem alten gegenüberstellen.

Bei dem Entwurf (erster Link) geht das natürlich nicht, weil er ja noch gar nicht eindeutig und final ausformuliert ist. Sätze wie „Das Energiesicherungsgesetz wird um klarstellende Vorschriften ergänzt.“ sind einfach sehr vage, da hilft dir auch keine KI.

Aus solchen vagen Willenserklärungen und Vorschlagen im Entwurf auf konkrete Anderungen an Paragraphen im Gesetzestext zu schließen, wäre mit einem LLM (KI) zwar möglich, es gäbe aber keinen Grund zur Annahme, dass diese Voraussagen der KI dann auch wirklich dem entsprächen, was später vom Gesetzgeber beschlossen würde.

Die Datenbasis müssen daher imho immer Gesetzestexte bzw konkrete Entwürfe sein. Auch ein Gesetzesentwurf muss ja irgendwann konkretisieren, welche Änderungen er vornehmen will. Diese Änderungen kann man dann algorithmisch verwerten.

Ich verstehe das Problem nicht.
Die neue Version eines Gesetzes dürfte doch immer schon vorliegen. Daraus dürften dann die Änderungsformulierungen verfasst werde.
Man kann einfach alten und neuen Gesetzestext (den es, wie gesagt, sicher bereits gibt) gegenüberstellen und die geänderte Passage markieren.
Ich sehe da kein Problem.

Ja das sehe ich genauso:

Ich habs oben nur so ausführlich beschrieben, um den Irrtum zu klären, dass man dafür KI bräuchte.

Das Problem ist ja nicht, dass man es technisch nicht hinbekommt, Synopsen zu erstellen.

Das Problem ist es, dass die Politik da unwillig ist!

Das sagt eine ganze Menge aus!

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Das ist eher keine bewusste Entscheidung dagegen, sondern der Umstand dass es keine bewusste Entscheidung dafür gibt. Im ganzen Arbeitsprozess gibt es halt keinen Schritt, in dem eine solche Synopse vorgesehen ist. Der Austausch zwischen Ministerien, mit Expertys bei Anhörungen und schließlich in den Parlamenten passiert mit Textversionen die aus solchen Änderungsanweisungen bestehen. Da bastelt in der Regel niemand eine „und so wird das später komplett aussehen“-Fassung zusammen, unter anderem weil es recht aufwändig wäre das bei jeder Anpassung auch noch mit zu redigieren. Man müsste eine Synopse also quasi gezielt als prophylaktische Serviceleistung für eine eventuell vorhandene „Zuschauertribüne“ irgendwo einbauen.

Die gibt es! Im Koalitionsvertrag!

Es kann mir keiner erzählen, dass die Ministerien intern mit diesem unlesbaren Geschreibsel arbeiten… Das ist doch auch für Juristen nicht ohne weiteres intuitiv ersichtlich was da geändert wird.

Mich würde es sogar wundern, wenn man damit überhaupt in irgendeiner Form arbeitet. Da setzt sich doch nach einem inhaltlichen Beschluss hundert pro irgendein Jurist hin und schreibt den Text so um wie man ihn gerne haben möchte und lässt sich dann von einem Stück Software diese Diffs erst generieren.

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Es ist zugegebenermaßen einige Jahre her, dass ich an solchen Dingern beteiligt war. Ich kann mich aber tatsächlich nicht daran erinnern, dass wir Synopsen gebastelt hätten.

Ich habe jetzt aber mal das Handbuch herausgesucht, und dort sind Synopsen tatsächlich als Möglichkeit vorgesehen (Siehe Link, Randnummer 498 - optional als „oft“ und „können“). Da wäre es interessant zu wissen, ob ich mich falsch erinnere oder ob sich das zwischenzeitlich geändert hat… Jedenfalls: Ich nehme das hiermit zurück und behaupte näherungsweise das Gegenteil. :wink:

Da hast du vermutlich eine recht rosige Vorstellung von der technischen Ausstattung der Ministerien… Das war zumindest immer Handarbeit, und es übersteigt meine Vorstellungskraft dass sich das geändert haben könnte. (Ich höre heute noch einen Kollegen fluchen, der für ein Änderungsgesetz in einem kompletten Text alle maskulinen Personenbezeichnungen suchen und jeweils die Änderung in maskulin und feminin ausarbeiten musste. :smile:)