Es geht mir nicht um das Legitimieren.
Das, was hier stattfindet, ist ein klassischer „Kampf um die Deutungshoheit“ - das kann ich absolut nachvollziehen. Aus linker Sicht will man natürlich nicht von einer „Umverteilung“ sprechen, sondern lieber von einer „Wiederherstellung von Gerechtigkeit“, aus konservativer Sicht wird man natürlich auf die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Eigentumsbegriffs und der Eigentumsrechte verweisen (also quasi auf Tradition) und deshalb monieren, dass man hier etwas „wegnehmen“ würde.
Der Begriff der Umverteilung hingegen ist mMn relativ neutral. Die Kapitalakkumulation sowohl im Feudalismus (Adel und Klerus horten den Großteil des Eigentums) als auch nach der industriellen Revolution (Unternehmer horten den Großteil des Eigentums) waren jeweils Umverteilungen. Eine Umkehrung dieses Prozesses ist ebenso eine Umverteilung. Ich kann verstehen, dass man es gerne anders framen würde, aber ich bin da zu juristisch geprägt, weshalb ich mich an den Wertungen des Eigentumsbegriffs des Grundgesetzes orientiere. Und der Sozialbindung des Eigentums („Eigentum verpflichtet“) liegt der Gedanke zu Grunde, dass Eigentum durchaus eine starke Rechtsposition ist, diese aber eingeschränkt werden kann - und das ist eine klassische Umverteilung (die ich absolut befürworte!).
Wie gesagt, ich habe vollstes Verständnis dafür, dass man aus einer linken Sicht lieber von „Wiederherstellung einer gerechten Verteilung“ sprechen möchte, aber ich nehme lieber den juristischen als den politischen Standpunkt ein.