#sylt medienkritik

Wo bleibt eigentlich der mediale Aufschrei wegen von der Leyens und Webers Kooperation mit Melonis Faschisten in der EU?

Offenheit nach rechtsaußen als Machtoption. Unglaublich. Hauptsache, an der Macht bleiben. Um jeden Preis.

Und kaum einer scheint es mitzubekommen… Stattdessen eine Woche heißer Diskussion über #sylt . (Ich schließe mich da ein. Mich regt das Syltvideo natürlich auch auf.)

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Es waren Influencer, Models, Arbeitgeber.
Dass sie uns unbekannt sind, muss nicht heißen, dass sie eine gewisse Einflussrelevanz in Teilen der Bevölkerung haben.
Und damit sind wir eben auch bei einem Punkt, der sich vom Reissack in China (die fünf durchschnittlichen Arbeitnehmer, die sich daneben benehmen) unterscheidet.
Dazu kommt natürlich, dass es für Zeitungen wenig reizvoll ist, negativ über die Mitte der Gesellschaft zu berichten, da sie damit genau den Großteil ihrer Leser treffen. Das gleiche in den sozialen Medien, weil es da besonders viel Widerspruch auf sich ziehen wird.
Genauso hier, wo eine großteils besser gestellte Klientel das Problem in gehobener Schicht nicht wirklich als Problem sehen kann oder will.

Es ist leider so, dass aus deutscher Sicht italienische Faschisten erst ein Problem sind, wenn die in der EU nicht mehr mitspielen. Was in Italien passiert, scheint demgegenüber relativ egal zu sein, mutmaßlich spielt auch Resignation angesichts immer breiterer Normalisierung von Rechtsextremismus eine Rolle. Ich kann mir auch vorstellen, dass nicht alle Medien viele Korrespondenten in Italien haben, die die Meloni-Partei und deren Innenpolitik besser einordnen können.

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Mit den Personen habe ich mich gar nicht so genau auseinandergesetzt. Hieß es nicht Sie wären mittlerweile alle entlassen? Spricht weniger für Unternehmertum. Sonderlich einflussreich waren sie aber meines wissens nicht. Hätten sich die Medien anhand des Videos allein der Frage gewidmet, wie rechtes Gedankengut anhand von Social Media an junge Leute herangetragen wird, hätte ich den großen Wirbel schon eher verstanden. Es ging aber Größtenteils um ihre soziale Verortung in einer einer wohlhabenden Klasse, die Sie meines erachtens auf einer Privatparty als Privatpersonen nicht repräsentieren. Wenn deine soziale Herkunft über die mediale Aufmerksamkeit entscheidet, wenn es nur um moralische nicht aber um strafrechtliche Tatsachen geht, dann frage ich mich schon ob die Medien ihre Prioritäten letzte Woche richtig gesetzt haben.

Zwei wurden entlassen, davon eine angestellte Influencerin.
Korrigiere, nicht Unternehmer, sondern arbeiten in Führungspositionen.

Und nur weil eine Party Eintritt kostet, macht es sie nicht zur Privatparty.
Und natürlich spielt die soziale Verortung auch eine Rolle.

Was mich am meisten gestört hat an der Berichterstattung über dieses in jeder Hinsicht erbärmliche und verachtenswerte Video ist der Umstand, dass offenbar alle (auch Politik und Journalisten) davon ausgehen, das Grölen von „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“ sei strafbar. Ich habe da erhebliche Zweifel und denke an 1 BvR 369/04. Am Ende könnte übrig bleiben, dass man das tatsächlich sagen darf… Die mediale Aufbereitung, der soziale Druck auf die „Täter“, die ausgesprochenen Kündigungen wird dann wieder das rechte Narrativ bedienen, dass man in Deutschland nicht (mehr) alles sagen darf. Ich würde mir generell wünschen, dass solche Auswüchse von Blödheit nüchterner betrachtet und gelassener analysiert werden. Die aktuelle Aufmerksamkeit hat das Video gar nicht verdient.

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Ähnlich wie im Fall Lindemann bleibt von der überbordenden, öffentlichen Empörung am Ende juristisch kaum was übrig. Diese Empörungsbereitschaft, dieser Prangereifer ist eine eklige Entwicklung.
Wird draus gelernt? Ich ahne, nein

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Aufregen darf man sich ja trotzdem.
Und auch, wenn außer den Leibesübungen am rechten Arm nichts strafrechtlich relevant ist, ist es dennoch zivilrechtlich relevant.
Die Kündigungen haben aus Sicht einiger Arbeitsrechtler durchaus Chancen, durchzugehen, da die Positionen, die diese Personen bekleiden, Vorbildcharakter haben.
Und ja, man darf nicht alles sagen, sonst hätte ich mich jedes Wochenende vor irgendwelche AFD-Wahlkampfstände gestellt und gesagt, was ich von den Leuten dort halte.

Es sind zwei völlig verschiedene Dinge, etwas sagen zu dürfen und etwas ohne gesellschaftlichen Gegenwind sagen zu können.
Juristisch kann ich die Legalität der Aussagen nicht bewerten, aber das ist auch unabhängig von der sozialen Ächtung.

Wenn Menschen für sich entscheiden dieses Verhalten verwerflich zu finden, steht ihnen das doch absolut frei. Ob fristlose Kündigungen hier rechtens sind, ist ebenfalls eine juristische Frage, aber dass es „sozialen Druck“ gibt, der solche Aussagen ablehnt, halte ich für absolut wichtig!

(Dass Social-Media in den Extremen immer auch dazu neigt, Inhalte plakativ und simplifiziert wiederzugeben, ist ein generelles Phänomen und nicht spezifisch für diesen Fall - allrrdings frage ich mich schon, was genau du in diesem Fall vermisst hast, der Fall ist imho ziemlich eindeutig)

Was genau kritisierst du hier? Dass das Hochladen und Teilen von Videos dazu führt, dass die Gefilmten identifizierbar sind? Dass sich Menschen über offen zur Schau gestellten Rassismus & Nationalismus aufregen?

In Deutschland entscheiden Gerichte über Fehlverhalten und keine öffentlichen Pranger. Mag ja sein dass es für akzeptabel empfunden wird, solange es „die Richtigen“ trifft aber ich habe dabei ein grundsätzliches Störrgefühl. Insbesondere dann, wenn Gerichte im Anschluss sagen: nichts strafbares vorgefallen (ja, ich weiß: der Hitlergruß schon).
Wir hatten es doch erst vor ein paar Monaten! Halb Deutschland will Lindemann im tiefsten Kerker sehen und erst die StA bläst den Lynchvorgang ab.

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Dem würde ich durchaus sehr energisch widersprechen.

Als Vater z.B. entscheide ich tagtäglich über Fehlverhalten meiner Kinder und mögliche Konsequenzen. Ich fände es ziemlich problematisch, wenn ich ab sofort jegliche Konsequenzen für Fehlverhalten erst vor einem Gericht erwirken müsste.
Aber auch ich selbst bin nicht frei von Fehlverhalten. Fehlverhalten heißt ja nicht immer gleich strafbares Fehlverhalten. Und selbst strafbares Fehlverhalten heißt noch lange nicht, dass dieses immer auch vor Gericht als solches bewiesen werden kann.

Zum Beispiel Lindemann möchte ich zudem noch anmerken, dass mich das Verhalten vieler Medien und auch Feministen tatsächlich sehr geärgert hat, weil der Fokus so sehr auf strafbaren Handlungen war, dass für mich ziemlich schnell klar war, dass dieser Schuss nach hinten losgehen dürfte. Ich selbst bin schon lange ein Anhänger der Band Rammstein und war auch schon auf mehreren Konzerten, muss aber sagen, dass die Reaktionen durchaus auch ziemlich klar waren, indem eben die Verteidigungslinie um die strafbaren Handlungen herum aufgebaut wurde.
Fehlverhalten beginnt in diesem Fall aber ja nicht bei den strafbaren Handlungen sondern schon bei den Drucksituationen die aufgebaut wurden. Dabei, dass die Frauen eben nicht auf „die Backstageparty“ kamen, sondern auf eine separate „Party“, eine nur mit den Frauen. Dass sie ihre Handys abgeben mussten, dass sie so in eine Situation gebracht wurden in der sie nicht Nein sagen konnten im sicheren Wissen, dass dieses Nein auch zu keinen Problemen führt.
Von mir aus können Musiker und jeder andere so viele Frauen mit aufs Zimmer nehmen wie sie wollen, solange die Frauen sich dazu aus freien Stücken entscheiden und nicht indem sie in Situationen gebracht werden in denen sich viele (nicht alle) aus Selbstschutz gar nicht mehr trauen nein zu sagen. Und genau so wie es gelaufen ist war es eben eine Form des Machtmissbrauchs. Und den darf man kritisieren, egal ob strafbar oder nicht. Den darf ich als Rammsteinfan kritisieren, den dürfen alle kritisieren die die Band schon immer abgelehnt haben und den dürfen auch die Medien kritisieren.

Und ebenso ist es mit den „Sängern“ auf Sylt. Nur weil 444 wahrscheinlich nicht strafbar ist heißt das noch lange nicht, dass das Singen von 444 nicht als Fehlverhalten klar abzulehnen ist. Das einzige was mich stört ist, dass man sich in diesem Fall so sicher ist, dass es sich hier um Leute mit tiefsitzendem Rassismus handelt. Den das sehe ich zwar als Möglichkeit, aber keineswegs als Gewissheit (habe ich in anderem Thread aber schon ausführlich dargelegt).

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Es geht natürlich um den öffentlichen und nicht privaten Raum.

Bei Prominenten im Backstgage ist Handyverbot mehr Regel als Ausnahme. Würde ich ebenso handhaben. Unabhängig davon, ob ich eine Sexparty oder Smalltalk plane. Das Verbot ist als Indiz für shady Absichten ungeeignet. Außerdem kann man auch ohne Handy „nein“ sagen.

!! Es wurden Dinge gesagt wie „…ob man die noch in den Schoß der Gesellschaft zurückkehren lassen kann…“ auf Basis eines 30 Sekunden Clips

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Es ist nicht „der Backstagebereich“ sondern eine nochmal gesonderte Zone. Eine Zone ohne Personen die im Falle eines Falles helfen könnten. Warum ziehst du die Aussage mit dem Handy heraus, obwohl ich auf den Gesamtumstand und nicht auf das Handy hinaus wollte?
Und zumindest das kann man doch erwarten, dass vorher offen kommuniziert wird. Wieso gilt es als normal Leute unter einem Vorwand („die Backstageparty“) in einen separaten Bereich zu bringen. Wieso kann ein „Meet Till Lindemann“ nicht auch in einem offeneren Bereich stattfinden? Warum kann nicht gleich gesagt werden, dass man Frauen für das Eine sucht? Da wären sicher auch noch genügend Interessentinnen dabei gewesen. Das System so wie es gemacht wurde als Fehlverhalten zu kritisieren finde ich überhaupt nicht verwerflich und wie gesagt bin ich niemand der bei Rammstein nur auf sowas gewartet hat.

Ich will ja nicht behaupten, dass alles was die Medien zu dem Thema von sich gegeben haben Verhältnismäßig sei.

Der Umkehrschluss, dass Medien ein Fehlverhalten nicht kritisieren dürfen, weil einzig Gerichte Fehlverhalten feststellen dürfen ist aber dennoch ziemlich absurd.

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Lindemann wurde hier im Forum in einem anderen Thread sehr ausgiebig diskutiert. Ich bin ganz deiner Meinung, hatte aber nicht den Eindruck, dass es möglich war, die unterschiedlichen Meinungen auf einen Nenner zu bringen.
Ich denke nicht, dass es Sinn macht, hier im Sylt-Thread das Lindemann-Thema nochmal komplett zu diskutieren. Der Verweis ist klar geworden.
Falls dennoch Bedarf besteht, auch Lindemann nochmal zu diskutieren, weil es ja auch neue Recherchen zu ihm gibt, dann am besten in einem neuen Thread.

Das Handyerbot greife ich heraus, weil es häufig als scheinbar plausibles Argument für die unlauteren Absichten Lindemanns verwand wird. „Backstage“ als Platzhalter für die Gelegenheiten, bei denen man Stars abseits der Öffentlichkeit treffen kann. Lass uns das nicht vertiefen, führt ja zu nüscht ;). Mich hat gewundert, wie viele davon überrascht sind, was Rockstars im Backstage machen.

Tatsächlich ist mir hier nur wichtig, dass als Parallele zu Sylt eben klar zwischen einem kritikwürdigen Fehlverhalten und einem Strafrechtlich relevanten Fehlverhalten zu unterscheiden ist.

Ich glaube mit @koebes werde ich hier auch nicht auf einen Nenner kommen. Klar sollte aber wie bei so vielem sein, dass nicht alles was nicht strafbar ist deshalb richtig ist und dass auch die Medien das Recht haben Dinge zu verurteilen, selbst wenn die Justiz eine Strafbarkeit verneint.

Zurück zum Thema:
Meine Kritik an den Medien wäre aktuell eher eine andere. Während man sich bei Sylt noch leicht tat Rassismus zu verurteilen wird jetzt eine Umfrage im Rahmen einer ARD Doku in Medien gerne als spalterisch geframed.
Es ist plötzlich nicht der Skandal, dass sich 21% also tatsächlich mehr als jeder fünfte, mehr weiße Nationalspieler wünscht, sondern der Skandal ist, dass sich der ÖRR wagt so eine Frage vor einer EM zu stellen, wo doch wichtig wäre, dass sich das ganze Land vereint hinter die Nationalelf stellt.

Eine breite Unterstützung ohne faden Beigeschmack ist plötzlich wichtiger als das Problem des Rassismus nicht nur als Problem in den Kommentaren auf Facebook und bei ein paar verirrten „Sängern“ auf Festen zu sehen, sondern als Problem, welches einen breiten Teil der Bevölkerung betrifft.

Rassismus lässt sich immer leicht thematisieren wenn man damit eine einzelne Gruppe wie z.B. Neonazis in Springerstiefeln, Abgehängte Arbeitslose, Reiche oder was auch immer als das Problem klassifizieren kann, wenn aber Zahlen drauf hindeuten, dass jeder von uns in seinem Umfeld auf Arbeit, im Supermarkt, vielleicht sogar in Familie und Bekanntenkreis Leute haben dürfte, die so eine Frage so beantworten, dann möchte man lieber doch heile Welt spielen.

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Ich habe ja auch hier im Thread die Art und Weise der medialen Kritik am Sylt-Video kritisiert, möchte aber betonen, dass ich selbstverständlich dafür bin, dass politisch oder moralisch fragwürdiges Verhalten - um es mal sehr milde auszudrücken - auch öffentlich kritisiert wird. Die Frage ist halt wie. Die hier implizite geforderte Reduzierung öffentlicher Kritik auf offensichtlich strafbare Handlungen finde ich fatal - sei es bei sexueller Nötigung, bei Alltagsrassismus, bei Antisemitismus oder anderen Themen.

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Das ist schon rein empirisch falsch. Es gibt jeden Tag zig Situationen in denen Menschen das Verhalten anderer wahrnehmen oder sogar ganz explizit beobachten und in irgendeiner Form bewerten. Außerdem gibt es soziale Normen und kulturelle Prägungen, deren Bruch von vielen Menschen sofort als Fehlverhalten gesehen würde. Das ist alles völlig unabhängig vom Gesetz.

Was genau soll denn deiner Meinung nach die Konsequenz der nicht-Strafbarkeit sein?
Ich halte das Verhalten dieser Menschen trotzdem immer noch für absolut verwerflich und würde zum Beispiel mit solchen Menschen, wären sie in meinem Umfeld, nicht mehr befreundet sein wollen.
Ist das schon diese oben genannte „öffentliche Empörung“, mit der ich angeblich rechte Narrative bediene?

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Ich komme nochmal auf die Medienkritik zurück und gehe dabei gleichzeitig ein wenig in die Thematik der letzten Beiträge ein. Dass einzelne Menschen an den Pranger gestellt werden, ist ja irgendwie Teil der Boulevardpresse. Ich wünschte es gäbe diese Schrottmedien erst gar nicht, aber im Falle Sylt haben sie eigentlich ihre gewohnte Linie gefahren. Was mich deutlich mehr stört, ist dass ein Großteil der „angesehenen“ Medien die Debatte vor die Wand gefahren hat. Es scheint ja so, als wäre dieses Amour Toujours Meme keine Neuheit. Mir war es völlig fremd, denn die letzten Vorfälle haben es nicht über Lokal- und Regionalberichterstattungsebene geschafft. Nationales Interesse weckte erst das Sylt Video. Von mir aus, kann dieses Video auch der Aufhänger für eine großangelegte Debatte über rechtes Gedankengut in Social Media sein und vielleicht auch inwiefern Ironie ein Teil der Inszenierung ist. Was das ganze nicht verharmlosen soll, für mich aber sehr Interessante Fragen aufwirft (–>Was sagt das über eine Party- Memekultur aus in der es witzig ist, rechte Parolen von sich zu geben? Und an wen ist diese Inszenierung eigentlich gerichtet?) Stattdesen kreiste sich die Debatte um Herkunft, Klasse etc. Völlig unräpresentativ anhand eines Vorfalls in diesem Milieu. Für mich ein Spiegel zu Migrationsdebatten, wo die Herkunft des Täters/ der Täterin darüber bestimmt, ob das Anliegen von nationalem Interesse ist.

Zumindest die Süddeutsche Zeitung hat diesen größeren Kontext gesetzt, da aber paywall konnte es eine breite Masse gar nicht erreichen (aber zumindest die betroffene Oberschicht).

Letztendlich frage ich mich aber schon was bei einem Menschen kaputt sein muss, dass er Ausländer raus ruft und sich dabei nicht bewusst ist, dass so eine Aussage nicht nur ein lustiges Meme ist, sondern auch rassistisch rüberkommen könnte. In welchen Bereichen lässt der sich noch so von Hypes manipulieren und sollte so ein Mensch wirklich über das Schicksal Untergebener in seinem Beruf entscheiden dürfen?

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