Suffizienz - die vergessene dritte Säule der Nachhaltigkeit

Guter Punkt. Appelle an Individuen bringen nichts. Aber in welchem institutionellen Rahmen soll diese Diskussion stattfinden?

Dieser CO2 Fußabdruck vom Umweltministerium [1] zeigt ganz gut das Problem mit den „großen Stellschrauben“:


Auch wenn die Zuordnung zu einzelnen Sektoren nicht trivial ist, wird relativ schnell plausibel, dass weder Veganismus noch Flugverzicht (auf die Gesamtbevölkerung bezogen) der entscheidende Hebel sind. Auch die in der Lage mehrfach genannte Zahl von 40% der Emissionen, die allein durch die Beheizung von Gebäuden entstehen sollen, wird hier sehr schnell als unplausibel herausgestellt. Dagegen gibt es einen riesigen Bereich von „sonstigem Konsum“, der fast ein Drittel der gesamten Emissionen ausmacht.
Insofern liegt der Schlüssel eben schon in der Summe der vielen Kleinigkeiten. Individuell kann das natürlich anders aussehen. Der Vielflieger hat sicher im Bereich Mobilität einen größeren Hebel als der Durchschnitt.

[1]

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Würde die UBA Werte jetzt nicht überbewerten. Mobilität, Heizen, Strom lässt sich gut berechnen. Konsum und Ernährung sind vermutlich grob abgeschätzt. Da jedenfalls jeder seine Spielewiese zum Einsparen.
Wie oben angesprochen würde ich das Individuum auch nicht überbewerten.
Ein anderer Sektor ist die Industrie. Bin gerade in der Energieforschungsfabrik ETA-Fab. Das ist toll zu sehen, was technisch so möglich ist um Energie zu sparen und die Sektoren zu koppeln.
Heute ist 10jährihes Jubiläum.
Glaube nicht, dass man da jemand motivieren kann zu untersuchen einfach nur weniger Produkte herzustellen, statt dieses bei geringst möglichen Energieverbrauch zu tun

Ein besserer Begriff für die deutschsprachige Bevölkerung könnte hier Genügsamkeit sein.

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In der Wissenschaft gibt es das Thema ja schon. Medien könnten das Thema verstärkt aufgreifen, damit es in Parteien vermehrt diskutiert wird und letztendlich in der Politik nicht mehr so tabu-artig unter der Decke gehalten wird.

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Ich bezog mich auf den Teil der Studie mit dem Sparen bei Elektrogeräten in einem Haushalt. Abgesehen davon, ich esse seit 15 Jahren vegetarisch, denke aber, es ist leichter, einfach nicht zu fliegen als seine Essgewohnheiten umzustellen. Denn essen tut man jeden Tag, und fliegen ist kein Grundbedürfnis. Das erste kann man nur indirekt regeln (Fleisch teurer machen, entsprechend der Umweltbelastung), das zweite könnte man ziemlich direkt einschränken (eben nicht nur teurer machen).

Genau das sage ich doch auch. Was ich aber gerne nochmal betonen möchte: Die Grössenverhältnisse müssen ins Licht. Die „Kompensationen“ fürs Fliegen sind ein Witz, eine Provokation für den gesunden Menschenverstand, aber mit der fatalen Folge eines ungehemmten Flugkonsums mit gutem Gewissen gerade bei aufgeklärten Personen. Das traue ich mir bei unseren Grünen Ortsgruppenmitgliedern nur sehr dosiert zu sagen.

Nich alles, was hinkt ist ein Vergleich.

Selbst wenn Du erreichen wolltest, keinerlei CO2-Emissionen mehr zu verursachen, müsstest Du nicht das Atmen einstellen, sondern könntest Deinen CO2-Ausstoss dadurch kompensieren, dass Du dafür sorgst, dass die entsprechende Menge CO2 der Atmosphäre entzogen wird.

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SteileThese. Du kannst jederzeit kompensieren ohne in fragwürdige Waldprojekte zu investieren. Gerade du solltest das wissen.

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Eigentlich müssten wir unseren CO2 Verbrauch (der nicht vom Atmen kommt) sofort auf 0 senken (klar ist das nicht möglich). Es ist nämlich nicht so, dass die 1.5 - 2 ° aus Paris heißen, dass wenn wir das einhalten wird alles gut. Sondern es bedeutet vor allem, dass wir dann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dem Schlimmsten gerade so entkommen. Den Klimawandel sehen wir ja heute schon und ich hab mal gehört, dass CO2 circa 20 Jahre braucht, um seine Wirkung zu zeigen in der Atmosphäre zu zeigen. Das heißt wir spüren gerade die Konsequenzen unseres CO2 Austoßes aus den Anfang 2000ern und selbst wenn wir heute abrupt alle auf Null gehen, wird es die nächsten 20 Jahre erst nochmal schlimmer werden.

Und du hast gottgebenes (hier metaphorisch gemeint) Anrecht darauf Fleisch zu essen oder zu Fliegen. Wir alle haben ein CO2 Budget von 0 und bilden massive Schulden bei diesem Planeten, seinen Lebewesen und den zukünftigen Generationen auf. Da lässt sich nichts ausgleichen.

Uiuiui, da wirfst du glaube ich etwas durcheinander. Ich wollte mich ja eigentlich eher raushalten, aber da ist soviel unwissenschaftliches Zeug drin, dass ich das Richtigrücken muss.

  1. Du schreibst

    Eigentlich müssten wir unseren CO2 Verbrauch (der nicht vom Atmen kommt) sofort auf 0 senken

    Dazu sei gesagt, es geht um CO2 Freisetzung. Würden wir CO2 verbrauchen, dann wäre das großartig, denn dadurch würde es abgereichert. Verbrauchen dürfen wir keine fossilen Energiequellen mehr.

  2. Genauer, es geht um Netto-CO2 Freisetzung. Es gibt natürliche Senken. Die wichtigste ist die Photosynthese von Pflanzen. Ich verweise damit mal auf den zugehörigen Wiki-Artikel. Daraus ergibt sich eine signifikante Menge CO2, die jedem Erdenbürger zur Freisetzung freisteht, da sie von den natürlichen Senken ausgeglichen wird. Leider setzen wir aber aktuell viel mehr frei.
    Kohlenstoffsenke – Wikipedia

  3. Das heißt wir spüren gerade die Konsequenzen unseres CO2 Austoßes aus den Anfang 2000ern und selbst wenn wir heute abrupt alle auf Null gehen, wird es die nächsten 20 Jahre erst nochmal schlimmer werden.

    Die Freisetzung der 2000er ist in den globalen Rest-Budgets bereits einberechnet. Deutschland hat laut Klimaentscheid Frankfurt, die sich auf Daten des Umweltbundesamtes beziehen, noch ein Restbudget von:


    CO2-Restbudget – Klimaentscheid Frankfurt

  4. Wir alle haben ein CO2 Budget von 0 und bilden massive Schulden bei diesem Planeten, seinen Lebewesen und den zukünftigen Generationen auf. Da lässt sich nichts ausgleichen.

    In Punkt 1-3 habe ich ja schon auf fachliche Fehler in deiner Argumentation hingewiesen. Damit fällt natürlich auch deine Zusammenfassung zusammen. Ich möchte hier nur darauf hinweisen, dass sich grundsätzlich auch eine höhere Freisetzung ausgleichen lässt. Zu nennen wären Technologien wie Aufforstung oder beispielsweise Carbon Capture and Storage or Utilization.

    Richtiger ist, jede überflüssig emitierte Tonne CO2 erfordert umso mehr Anstrengungen, diese in Zukunft wieder auszugleichen. Daher sollten wir besser jetzt die Freisetzung reduzieren als später.

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Atmen gehört in den Bereich des Konsistenz. Oder ohne Fremdworte ist es Teil eines (kurzfristigen) Kohlenstoff-Kreislauf.
Die Kompensation zusätzlicher Emissionen funktioniert aber nur indem Du für zusätzliche CO2-Entnahme sorgst. Eine bestehende CO2-Senke einfach auf Dich umzuschreiben mag Deine persönliche Bilanz schönen, nicht aber den CO2-Gehalt der Atmosphäre.

Das Problem ist, dass auch die CO2-Senken Grenzen unterliegen. Wie willst Du ganz konkret dafür sorgen, dass mehr CO2 gebunden wird, als ohne Deine Intervention?

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Das ist doch jetzt hier Wortklauberei CO2-Verbrauch und CO2 freisetzen werden umgangssprachlich synonym verwendet. Aber ok, dann präzisiere ich meine Aussage nochmal: Wir dürften eigentlich kein extra CO2 mehr freisetzen, was über unserem natürlichen Anteil am Kohlenstoffkreislauf liegt. Ich habe übrigens extra in meinem vorherigen Post Atmen rausbekommen, weil das quasi alles andere was wir an CO2 freisetzen zu viel ist.

Das hat überhaupt nichts mit meiner Aussage zu tun… Außerdem bezieht sich dieses Restbudget auf das 1.5° Ziel. Meine Aussage war, dass wir auch schon bei den aktuellen +1.2°C negative Konsequenzen sehen, und das nur noch schlimmer wird.

Du bist also der Meinung das Klima bei 1.2° Erwärmung und 1.5° sind exakt gleich und das wir aktuell noch nicht die Folgen des Klimawandels spüren?

Ich bezog mich bei dem Ausgleichen auf die vorherige Diskussion, dass man mehr Verbrauch(freisetzen) nicht durch weniger Verbrauch ausgleichen kann. Um es ander zu formulieren. Wenn man fliegt sinkt unser Rest CO2-Budget, unabhängig davon, ob man Fleisch isst oder nicht.

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Dass wir aktuell die klimatischen Auswirkungen der Emissionen bis in die 2000er spüren wird doch nicht durch die Art der Budgetierung widerlegt? Worauf willst Du hinaus? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Es ging doch offenbar primär darum, dass man neben dem 1,5°-Ziel und der Budgetierung auch bedenken könnte, dass die klimatischen Folgen den Emissionen Jahrzehnte nach läuft, sodass wir gut beraten wären früher die Emissionen zu stoppen und jede Emission die Folgekosten in die Höhe treibt auch die innerhalb des Budgets. Das ist eine physikalisch anthroplogische Tatsache, die sich nicht von politischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Modellen beeinflussen lässt.

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Das halte ich für eine steile These. Wodurch sollen denn so viele Emissionen kompensiert werden können? Wenn man genau hinschaut, ist Kompensation i.dR. leider Augenwischerei, in jedem Fall aber nicht so skalierbar, dass jeder „jederzeit“ seine Emissionen kompensieren könnte.

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Mit „grundsätzlich“ meinst Du „theoretisch“, oder? Denn das Aufforsten ist begrenzt und dauert viele Jahre (wenn der Wald nicht abbrennt oder von Schädlingen vernichtet wird) und CCS/CCU mit Entnahme aus der Luft (Direct Air Capture) ist zwar notwendig, aktuell aber nicht in ausreichendem MaßStab verfügbar.

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Z.B. mit jeder finanzierten Effizienz oder Renewables Maßnahme die andernfalls nicht kommen würde. Und die sind unendlich, sogar in DE. Vom globalen Süden brauchen wir da noch nicht mal zu sprechen. Und ich rede hier nicht vom Geld verdienen. Carbon Credits sind eher eine Spende.
Mir geht es gar nicht darum Kompensationen als Mittel der Wahl gut zu heissen, sondern es als Mittel zu begreifen Klimaschutz zu unterstützen. Finde auch, dass Sparen viel wichtiger ist.
Aber solche Hebel mit religions ähnlichem Eifer zu diskreditieren erreicht das Gegenteil von Klimaschutz

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Das müsste nach „Markt regelt“-Logik ja zu sehr hohen Preisen der Kompensation führen. Offenbar ist die Nachfrage noch geringer als das Angebot.

Wir sollten hier zwei verschiedene Arten von Kompensationen auseinanderhalten.
Die Emmissionskompensation kompensiert (fossile) Emissionen durch zusätzliche CO2-Entnahme. Dadurch bleibt die CO2-Konzentration der Atmosphäre konstant. Netto-Emission ist dann 0.

Wovon Du jetzt schreibst ist die Kompensation mit Emissionsreduktion. Damit hält man nicht die CO2-Konzentration sondern nur die CO2-Emission konstant.

Das ist mathematisch und auch klimatechnisch ein entscheidender Unterschied, ob ich das Niveau konstant halte oder den Anstieg.

In der Praxis ist es offenbar bisweilen noch schlimmer. Da kann man Emissionen allein mit der Hoffnung auf zukünftige CO2-Entnahmen kompensieren.

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Die Entnahme spielt aktuell noch keine Rolle und ist auch keine Kompensation wie man sie heute versteht. Wald würde ich da übrigens nicht rein rechnen. Hat irgendwie eine Sonderstellung. Sonst müsste man das Holz dauerhaft dem Stoffkreislauf entziehen. Kann man, tut aber keiner.
Es zeigt, dass es da unterschiedliche Sichtweisen gibt.Wäre zurückhaltend die als gut oder schlecht zu werten.
Der Skandal mit dem Urwald Projekten zeigt auch nur, dass es böse Buben gibt.
Wenn man Emissionen entweder vermeidet (Wind statt Kohle) oder Zwischenlagert(Holz) oder entnimmt (CCS) hat es immer einen positiven Klima Effekt. Und darum geht es uns doch, nicht um Wortklauberei

Die Atmosphäre durchmischt sich. Es ist von der Klimawirkung her ziemlich egal, ob ein CO2-Molekül ausgeatmet wurde oder auf andere Weise freigesetzt wurde.

Du hast natürlich recht, dass dadurch, dass man eine CO2-Entnahme, die sowieso stattfindet, plötzlich für sich reklamierte, für keine zusätzliche Entnahme sorgte.
Zum einen könnte man selbst Mehremissionen an einer Stelle durch Minderemissionen oder gar CO2-Entnahme entsprechender Höhe an anderer Stelle selbst kompensieren.
Zum anderen könnte man durch Kauf entsprechender Zertifikate kompensieren. Dabei sollte man darauf achten, dass diese das Kriterium der Zusätzlichkeit erfüllen. Dieses ist wichtig für Qualitätsstandards für CO2-Kompensationszertifikate. Das Umweltbundesamt stellt in Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte | Umweltbundesamt solche Qualitätsstandards vor. (Auch Stiftung Warentest hat Anbieter von CO2-Kompensationenen bewertet: Atmosfair, Myclimate, Primaklima, Klima-Kollekte: Wie kompensiere ich meine Reise am besten? - DER SPIEGEL , da kann man auch konkret Namen von Anbietern finden).