Steigerung der Impfquote

Hallo Ulf, hallo Philip,
ich glaube ja, dass man zur Steigerung der Impfquote lediglich in jeder Corona-Teststation auch Impfungen anbieten sollte.
Damit hätte man bei jeden (evtl. kostenpflichtigen) Test, auch die Möglichkeit sich stattdessen gleich kostenlos impfen zu lassen. Das allein würde schon helfen.

Schöne Grüße,
Stephan

„Lediglich“ klingt so einfach. Aber eine Corona-Teststation kann ich als Nicht-Fachmann in ein paar Tagen mit ein wenig logistischem Aufwand selber hinstellen. Für die Impfung brauche ich aber medizinisches Fachpersonal und Equipment (sterile Instrumente, Kühlung), sowie Prozesse um diel Lieferkette und die nötige Betreuung sicherzustellen.

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Ich finde es wird mir zu sehr auf die Befindlichkeiten von Impfmuffeln und -Gegnern eingegangen. Ich habe mich freiwillig impfen lassen und jeder den ich kenne ebenfalls. So schwer ist das nicht. Ich bin sehr dafür die Tests kostenpflichtig zu machen und zwar wirklich mehr als 5€. Wieso soll die Allgemeinheit noch einen Cent für unsoziale Verweigerer ausgeben? Und sollten ernsthaft finanzielle Anreize kommen hoffe ich auf Klagen dagegen, denn diese Anreize wäre ja ein Schlag ins Gesicht für vernünftige Menschen.

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Ich denke auch, dass wir insgesamt mehr über ‚Freiheiten‘ für Geimpfte reden sollten als über ‚Sanktionen‘ für Nicht-Geimpfte (wobei man hier unbedingt zwischen den staatlichen Maßnahmen und den Maßnahmen, die man aufgrund Hausrecht/Zivil- bzw. Vertragsrecht ohnehin treffen kann, unterscheiden sollte). Trotzdem ist die Frage, wie man die Impfbereitschaft steigert, natürlich wichtig.
Im Deutschlandfunk habe ich vor ein paar Wochen ein interessantes Interview mit einer Ökonomin gehört, die grob sagte, dass es viel Evidenz gebe, würde man auf finanzielle Anreize setzen. Die Beträge müssten dafür aber im dreistelligen Bereich liegen. Ich habe mir dann natürlich auch sofort die Frage gestellt, wie das mit Fairness, Gerechtigkeit usw. zusammgeht, denn ich habe mich aus Überzeugung impfen lassen und kein Geld bekommen. Sie sagte dann, dass man dieses Geld auch denjenigen ausbezahlen muss, die sich schon impfen lassen haben, also im Nachhinein. Das finde ich eine gute Idee, denn am Ende werden die Folgekosten für die Gesellschaft durch die fehlende Impfquote viel, viel höher sein. Fragt sich nur, wie die Auszahlung praktisch vonstattengehen soll… Auch der Idee der LINKEN, z. B. Einkaufsgutscheine für Innenstädte (Gastronomie usw.) auszugeben, kann ich viel abgewinnen. Wahrscheinlich wird sich die stagnierende Nachfrage nach der Impfung aber sowieso bald von alleine lösen, wenn die Zahlen wieder (rasant) steigen werden, vermutlich also ab Herbst.

Hier noch der Verweis auf die angesprochene Studie bzw. Zusammenfassung von Klüver et al.:

PS: In der aktuellen „Lage“ wurde gesagt, dass die Bratwurst-Idee aus Sachsen stammt. Sie wurde aber ursprünglich in Thüringen angewandt – was auch irgendwie naheliegt, ist die Verbindung der Thüringer Bevölkerung zur Bratwurst doch viel inniger… :wink:

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Hallo Ulf, hallo Philip,

vorweg, die erste Stunde der Lage 250 fand ich gut/ok und ich bin bereits 2x geimpft (Biontech).

  1. Leider sagt ihr gar nichts dazu, dass es moralisch mindestens fragwürdig ist, gesundheitliche Eingriffe mit monetären Anreizen zu versehen („Bratwurst“). Warum nicht 1000€ für gespendete Organe? Oder 500€ für ne Niere, 999€ für einen Lungenflügel? Warum testen Pharmafirmen gerne in ärmeren Ländern? (Logisch, weil die Probanden billiger sind) Wenn es dann wieder die ärmeren Schichten ausbaden dürfen, ist das nicht höchstgradig unsozial!??
    Wollen wir diesen Weg beschreiten!??

  2. Impfpflicht: Bitte erwähnt doch auch, dass gebetsmühlenartig wiederholt wurde, es wird keine Impfpflichtige geben, auch nicht durch die Hintertür. Klar kann sie dennoch kommen, aber wenn diese Zusage gebrochen würde, mit dem üblichen rumlawindern („das habe ich so nie gesagt“ „da hatten wir noch andere Rahmenbedingungen“) brauch sich bitte niemand beschweren, dass das Vertrauen in die Politik weiter abnimmt. Gerade ihr versteht doch den unschätzbaren Wert von Rechtssicherheit für eine Gesellschaft und wenn ich mich morgen nicht mehr verlassen kann auf das was heute gesagt wurde verlassen die die es können das Land und es geht vor die Hunde - die Welt ist voller Beispiele.

  3. Anreize für Impfungen: Übrigens habe ich Schwierigkeiten mit einem Demokratieverständnis, in dem die Menschen gefragt werden ob sie etwas wollen oder nicht (sich impfen lassen) und dann so lange auf sie eingeredet wird, (noch sanfter?) Druck aufgebaut wird, bis sie sich irgendwann „endlich“ fügen. Respektiert doch, dass jemand aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen für sich entscheidet „danke, nein“. Muss man ja nicht für richtig halten, aber doch respektieren!?

  4. „6 aus 49 mit Sonderspritze“ echt jetzt!? Ins Lächerliche ziehen für den schnellen und billigen Lacher? Bei nem Thema wo es um Gesundheit und Todesfälle geht? Sorry, aber das habt ihr doch nicht nötig und ist das Gegenteil von einer seriösen Auseinandersetzung! Sorry aber das war m.E. out of place.

  5. Impfnebenwirkungen habt ihr gecovert, für mich zumindest auch ausreichend und ausgewogen.

Was würde ich mir also wünschen? 1) keine Zoten bei ernsten Themen 2) Diskussion mit Bezug zu gesellschaftlichen Prinzipien: Die Bratwurst klingt niedlich aber wofür steht sie/was passiert hier/ist das weiterhin (?) unser Verständnis wie unsere Gesellschaft funktionieren sollte?

Danke und weiter viel Erfolg.

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Hat deine Krankenkasse ein Bonusprogramm? Das wäre ein passender Vergleich, nicht Organhandel.

Menschen entscheiden nicht rational, sonst gäbe es ja gar keine Impfgegner. Die Entscheidung sich nicht zu impfen entsteht auch nicht im Vakuum und aus den Leuten selbst heraus, sondern durch falsche Informationen und Vorstellungen. Dem muss irgendwas entgegen gehalten werden.

Ein Schlag in mein Gesicht wären viele weitere vermeidbare Kranke und Tote und Einschränkungen gesellschaftlicher Freiheiten für viele/alle wegen falsch verstandener persönlicher Freiheit anderer. Ich sage nicht, dass durch Anreize alles gut wird, aber man sollte m. E. jetzt nichts unversucht lassen und ist damit leider spät dran, wie ja eigentlich immer in der Pandemie.
Dir wird übrigens nichts weggenommen, weil andere etwas bekommen und du hast den Vorteil schon länger geschützt zu sein.

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Nur wenn man jetzt noch die Impfmuffel und -verweigerer belohnt, wird bei einer möglichen nächsten Pandemie ein großer Teil warten bis die was für die Impfung bekommen. Diese Verweigerer werden für die durch sie verursachten Toten dann auch noch honoriert. Entweder müssen rückwirkend alle Geimpften eine solche Prämie erhalten oder keiner.

Naja, das Hauptproblem der kostenpflichtigen Tests wäre natürlich, dass sich weniger Menschen testen lassen würden und entsprechend auch weniger Kontrolle über die Verbreitung die Folge wäre.
Ich glaube, wir brauchen niederschwellige Anreize in Vierteln, wo die Impf-Quote schlecht ist. Von mir aus auch 0,5l Bier Dosen…

Gruß Jakob

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Ich würde sogar noch etwas weiter gehen. Diese Infantilisierung des politischen / sozialen Diskurses geht mir gehörig auf die Nerven. Lotterien um erwachsene Menschen zum Impfen gegen ein potentiell tödliches Virus zu bewegen? Wirklich?

Und als Nächstes einen Freiflug nach Malle wenn die Leute bei Hochwasser wirklich Ihre Wohnung verlassen (so sie denn mal gewarnt werden)? Einen Eisbecher wenn die Menschen ein brennendes Haus auch wirklich verlassen? Eine Bratwurst wenn sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung vor einem Kindergarten halten?

Nö.

Solange wir von den sprichwörtlichen „mündigen Bürger/innen“ reden (d.h., Kinder mal ausgenommen): Taten haben Konsequenzen. Und zwar bitte für denjenigen, der/die handelt, nicht für die Umwelt.

Wenn ich mich, obwohl wirksamer und weiträumig geprüfter Impfstoff zur Verfügung steht, nicht impfen lasse, trage ich die Konsequenzen. D.h., ich akzeptiere, dass ich z.B. nicht in öffentliche Veranstaltungen komme, ev. notwendige Tests komplett selber bezahle und bestimmte Berufe nicht mehr ausüben kann.

Thomas

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Die Aufgabe des Staates besteht seit Anbeginn der Menschheit darin, kollektives Handeln für ein „höheres“ Ziel zu organisieren, welches mittels individueller Anstrengungen nicht erreicht wird. Vor der Aufklärung gehörten zu diesen Zielen auch die Mehrung der Macht und des Ruhms des Herrschers oder die Durchsetzung religiöser Vorstellungen. Heute ist davon ein rational begründbarer Kernbestand übrig geblieben, der im Amtseid gut zusammengefasst ist „Nutzen mehren, Schaden abwenden“.

Dass eine Erhöhung der Impfquote in dieser Kategorie fällt, ist offensichtlich. Warum es zur Erreichung dieses Ziels verwerflich sein sollte, das Impfen finanziell anzureisen, ist mir schleierhaft. Von der Alkopopsteuer über niedrigere Wassergebühren bei Einbau einer Zisterne bis zur Erlassung von Bafög-Schulden, sind wir umgeben von finanziellen Anreizen für gesellschaftlich nutzbringendes Verhalten, die viel, viel stärker auf Lebensführung oder Eigentumsrechte Einfluss nehmen, als mal kurz den Arm hinzuhalten.

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Ein weiter Aspekt: Wenn jetzt die Leute, die noch nicht geimpft sind, mit monetären Anreizen gelockt werden, bedeutet das, dass beim nächsten Mal mehr Leute sagen: „Ich warte noch, bis die Bundesregierung wieder Prämien auslobt“. Das ist IMHO nicht anzustreben.

Die Sache mit der Lotterie finde ich hingegen eine interessante Idee, solange da alle (auch vor längerer Zeit bereits) Geimpften mitmachen können. Ggf. (ich bin da selbst noch nicht klar positioniert) auch die, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können und die, denen bisher kein Angebot gemacht wurde (Kinder).

Das ist halt die Frage, ob man das als zu respektierende Entscheidung ansehen kann. Wenn wirklich medizinische Gründe vorliegen, dann vollkommen d‘acord. Aber wenn es aufgrund persönlicher Empfindlichkeiten oder eben einfach Falschinformationen ist, dann sehe ich es als Notwendigkeit an in der Pandemie alles dafür zu tun, dass man entsprechende Maßnahmen nutzt, um diese Menschen zu überzeugen. Damit muss nicht gleich eine Impfpflicht gemeint sein, aber doch genug von den auch in der Lage genannten Optionen. Dazu gehört, dass man nach einem Nein weiter Argumente und Anreize setzt, um zu überzeugen.

Dazu nur die Frage: Wessen Vertrauen verliert man am Ende? Vermutlich eher das der Menschen, die sich durch vernünftige Argumente nicht haben überzeugen lassen. Aber haben wir die nicht ohnehin verloren (da braucht es sicherlich mehr, um sie wieder in die Gesellschaft und zu einem vernünftigen, faktenbasierten Diskurs zurückzuholen, so tragisch es auch ist). Alle anderen können dann dich sicherlich nachvollziehen (wenn alles ausprobiert wurde), wieso dieser drastische Schritt am Ende gegangen werden musste.

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Genau, Bonusprogramm ist in diesem Fall der beste Vergleich! Du sollst motiviert werden, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen (weil es z. B. auch für die Gesellschaft weniger Folgekosten produziert, wenn du dich fit hältst, gesund ernährst usw.), und wirst dabei etwa finanziell unterstützt, bekommst Prämien usw. Es geht in Richtung ‚Nudging‘, aber im Falle der Bratwurst werden Prinzipien des operanten Konditionierens angewandt (Belohnung hinzufügen). Ich sehe aber auch, dass man mögliche Konsequenzen für zukünftige Fragen solcher Art im Blick behalten sollte (nach dem Motto: „Beim nächsten Mal will ich aber ein E-Auto haben!“). Allerdings ist der wichtigere Aspekt hier denke ich, dass das Impfen eben nicht nur einen individuellen, sondern einen gesellschaftlichen Nutzen hat, was es aus meiner Sicht legitim macht. Trotzdem bleibt die Entscheidung jedem selbst überlassen.

Das scheint irgendwie eine neue Lieblingsphrase von vielen zu sein – „Impflicht durch die Hintertür“. Ich weiß gar nicht, was das genau sein soll, bzw. würde ich mir wünschen, dass man genau erklärt, was man darunter versteht. Wenn ein Clubbetreiber oder ein Konzertveranstalter etwa sagt, dass nur geimpfte Menschen Einlass erhalten, ist das keine Impflicht durch die Hintertür, sondern einfach das gute Recht dieser Betreiber, die bspw. möglichen wirtschaftlichen Schaden abwenden wollen (Schließung des Clubs für Wochen, Quarantäne etc.). Anders gelagert ist die Sache dann, wenn der Staat den Zugang zur Grundversorgung einschränkt und dies an einem bestimmten Status, z. B. eine Impfung, knüpft.
Ich glaube z. B. nicht, dass die Bundesregierung das wirklich vorhat, dafür hat sie zu oft betont, dass es keine Impflicht geben wird. Wenn aber manche Ministerpräsidenten darüber nachdenken, dann ist die Sache ja etwas anders. Die überwiegende Mehrheit der Juristen/-innen, glaube ich jedenfalls, ist auch der Ansicht, dass eine berufsspezifische (keine allgemeine) Impflicht durchaus zulässig ist.

Respektieren ja, kann man aber trotzdem für irrational halten. Wolfram Henn sagte dazu vor kurzem in einem Interview: „Es gibt kein Recht auf Unvernunft.“ Da hat er einen Punkt.
Und, wie schon geschrieben, die individuelle Entscheidung hat in diesem Fall nicht nur individuelle Konsequenzen, sondern gesamtgesellschaftliche.

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Unabhängig davon, wie es sich rechtlich gestaltet ist, ob es ein privater Anbieter oder ein Staat nun darf oder nicht, ist damit m. E. gemeint, dass es zwar formal eine individuelle Entscheidung bleibt, ob man sich impfen lässt oder nicht, man de facto aber zahlreiche Einschränkungen und (etwa mit selbst zu zahlenden Zwangstests) mitunter auch finanzielle Einbußen hinzunehmen hat, wenn man sich nicht für eine Impfung entscheidet. Um den Vergleich mit den Krankenkassen aufzugreifen: Wenn die Bratwurst beim Impfen das Bonusprogramm ist, dann wäre das Pendant zum gegenwärtigen Diskurs über „Impfverweigerer“ eine gesellschaftliche Dichtotomissierung von gesund vs. ungesund lebenden Menschen mit einer entsprechenden Stigmatisierung von Raucher:innen, Übergewichtigen und Nicht-Sportler:innen als Menschen, die ideologisch verbohrt ud/oder mit rationalen Argumenten nicht mehr erreichbar sind - zusammen mit der Androhung, dass sie höhere Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung zahlen müssen (dass Private das schon so machen, weiß ich). Der entscheidende Punkt ist, dass Individuum nun in der Pflicht steht, eine vorbeugende Gesundheitsschutzmaßnahme nachzuweisen, um keinen Einschränkungen unterworfen zu sein - das gab es m. E. bisher in dieser Weise noch nicht und es steht auch überhaupt nicht im Verhältnis zu anderen und zum Teil viel gravierenderen Gesundheitsrisiken, die individuell steuerbar sind, die die Gesellschaft aber stillschweigend mitträgt.

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In welcher Welt lebt ihr? Des einen Unvernunft ist des anderen Grundsatz. Wer entscheidet denn plötzlich für mich was „vernünftig“ ist und was nicht? Sorry aber da geht mir der Hut hoch.

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Na ja, ich (niemand) entscheide das ja gar nicht (für dich). Ich schwinge nicht meinen Holzhammer und komme zu dem Urteil, dass dieses oder jenes Verhalten unvernünftig ist und du es dann anders machen musst. Ich bin einfach (begründeterweise) der Auffassung, dass es so ist. Und die Grundsätze eines anderen kann ich ja auch für unvernünftig halten. Ich empfehle dazu wirklich jedem das Interview von Hubert Aiwanger im DLF vor kurzem. Was er dort gesagt hat, ist nicht nur unvernünftig, sondern auch nicht gerade sehr informiert (um nicht zu sagen „dumm“). Die meisten würden wahrscheinlich das, was auf ‚Querdenker‘-Demos gesagt und vertreten wird, auch nicht für vernünftig halten. Verstehe die Aufregung nicht so ganz…

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Ich vermute mal, die Aufregung kommt durch die Aussage „Es gibt kein Recht auf Unvernunft“. Genau das ist nämlich gerade der Diskurs. Anfang des Jahres hieß es noch: „Es wird niemals eine Impfflicht geben und das ist eine individuelle Entscheidung“. Inzwischen wird jemand wie Aiwanger, der im Grunde nichts weiter sagt, als dass er sich nicht impfen lassen möchte, öffentlich an den Pranger gestellt, unter anderem mit dem Argument, seine Position sei unvernünftig. Da möchte ich dann sagen: Warum die Aufregung?
Anscheinend gibt es bei einer bestimmten Frage gerade sehr wohl Menschen, die sich das Recht herausnehmen, für andere zu entscheiden, nicht nur was vernünftig und was unvernünftig ist, sondern auch welche persönliche Abwägung legitim und welche illegitim ist. Das Problem ist einfach, dass hier mit vollkommen anderem Maß gemessen wird. Ist es vernünftig zu rauchen oder sich ungesund zu ernähren? Ist es vernünftig, eine Parteie zu wählen, die objektiv entgegen meiner Interessen handeln? Ist es vernünftig, irgendwelchen Schrott zu konsumieren, den ich nicht brauche und dessen Herstellung und Vertrieb kostbare Ressourcen verbraucht und der in absehbarer Zeit als Müll irgendwo herumliegt? - um nur mal ein paar Beispiele für unvernünftiges Verhalten zu nennen, die gesellschaftlich vollkommen akzeptiert sind.

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Wenn die Unvernunft andere gefährdet, und eine Pandemie erweitert, dann muss man sich schon fragen, ob man als Politiker noch in der richtigen Position ist. Es mag sein, dass keine Impfpflicht existiert, aber man muss auch keine Politiker schonen, die mit ihrer Dummheit und gesellschaftlichen Ignoranz öffentlich kokettieren.

Er ist ein Politiker. Und er kokettiert öffentlich damit und er argumentiert mit Halbwissen und Querdenker-Rhetorik. Eine gewisse Vorbildfunktion sollte man von einem stellvertretenden Ministerpräsidenten eines Bundeslandes, dessen Impfquote sich entgegen der Macher-Rhetorik des Ministerpräsidenten, unter den schlechtesten sechs Bundesländern befindet, erwarten können. Ein öffentliches Mikrofon ist keine Telegram-Gruppe.

Das Rauchen ist an den meisten öffentlichen Plätzen verboten. Und mit ungesundem Essen gefährdet man nur sich selbst, und keine anderen Personen. Erst recht nicht unmittelbar wie mit einer Infektion. Von daher sind die Vergleiche völlig ungeeignet.

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Was genau an Aiwangers Aussagen (ich beziehe mich jetzt auf sein Interview im DLF) ist denn „Querdenker-Rhetorik“, wie Du es nennst? Ich finde diesen Vorwurf sehr pauschal und daher nicht gerechtfertigt. Er begründet eine - wie er immer wieder betont - persönliche Entscheidung. Sich dazu öffentlich zu äußern war ja nicht seine Idee. Der Punkt ist: Man mag seine Position für nicht vorbildhaft, für dumm und sogar für gefährlich halten, aber sie ist deswegen noch lange nicht illegitim oder gar illegal. Und genau um diese Unterscheidung geht es.
Das Argument, was peee anbrachte ist ja, dass es kein Recht auf Unvernunft gebe. Und dem habe ich mit einigen Beispielen widersprochen. Der Aspekt der Gefährdung anderer ist für das Argument erst einmal sekundär.
Aber auch Unvernunft, die andere Menschen gefährden kann, findet sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen und ist mitunter weitgehend akzeptiert, zum Beispiel zu schnelles Fahren mit dem Auto, übermäßiger Konsum von Alkohol etc. Oder was ist mit der Werbung für ungesunde Lebensmittel? Da ist glasklar belegt, dass die den Absatz entsprechender Produkte steigert und somit die Gesundheit der Käufer:innen belastet, sie also gefährdet. Ganz abgesehen davon, dass es bis vor 1,5 Jahren durchaus völlig normal war, mit Grippe-Symptomen ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen weiter in der Gegend herumzulaufen.
Menschen haben nun einmal das Recht dazu, etwas zu tun, was ihnen nicht gut tut - wie bescheuert das auch immer sein mag. Es ist aus meiner Sicht einfach nicht (mehr) überzeugend, an eine mögliche Corona-Infektion und deren mögliche Folgen komplett andere Maßstäbe anzulegen als an alle anderen Risiken, die wir als Gesellschaft tagtäglich in Kauf nehmen.

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Es ist Wahlkampf. Und er spekuliert deutlich auf Querdenker, alleine schon wenn er argumentiert, dass er ja Wähler*innen verschrecken würde, wenn er sich jetzt impfen lassen würde.

Von den wirklich absurden Sprüchen über Impfnebenwirkungen mal abgesehen. Meine Mutter hat Astra Zeneca wie auch Biontech sehr gut verkraftet. Es ist davon auszugehen, dass sie als Risikogruppe eine Erkrankung nicht so locker verkraftet hätte. Und selbst wenn es so wäre: Lieber zwei Tage Schüttelfrost, als einen Zettel am Zeh. Wenn Herr Aiwanger für billigen Applaus von Querdenker:innen verunsicherte ungeimpfte Risikogruppen mit seinen Stammtischgerede gefährdet, dann muss man das kritisieren.

Aber in Bayern kann so Jemand eben ein hohes Amt bekleiden. Ist halt auch eine Aussage.

Es sind und bleiben absurde Vergleiche mit einer potenziell gefährlichen Erkrankung.

Wie gesagt, untaugliche Vergleiche.

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