Anmerkung zur Diskussion:
Als erstes möchte ich vorweg feststellen, dass ich großer Befürworter eines starken öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) für Deutschland bin. Für mich ist ein guter ÖRR ein Garant für Vielfalt und politische Meinungsbildung. Und auch im Vergleich zu den deutschen Privatsendern ist die inhaltlich Qualität grds. substanziell höher.
Zu meiner Kritik gehört aber auch, dass das Beitragsaufkommen von über 8 Mrd. € (Quelle: Statista) sehr hoch ist. Meiner Meinung nach sollte man durch eine Verschlankung der öffentlich-rechtlichen Struktur (aktuell 74 öffentlich-rechtliche Radio- und 21 Fernsehprogramme; Quelle: Statista, kek-online.de) für eine Entlastung der Beitragszahler sorgen. Ich denke, dass man auch mit weniger Geld ihrem Programmauftrag (Programmauftrag | bpb.de) trotzdem und auch qualitativ gut entsprechen können.
Was mich seit längerem stört ist die Vielzahl der Landesrundfunkanstalten (9) mit eine Unzahl von austauschbaren Programmen (sowohl im Fernsehen und im Radio).
Für mich sollte man in die Diskussion zur Fusion von ARD und ZDF auch den Deutschlandfunk (DLF) mit einbeziehen. Der DLF (Ich bin großer Fan von deren Qualität) könnte zusammen mit dem ZDF den Nukleus für ein bundesweites Fernseh- und Radioprogramm bilden: Das neu Deutschlandfunk [TV] sollte seinen klaren Schwerpunkt in der Informationsvermittlung (Nachrichtensendungen, Reportagen, Dokumentationen und Gesprächsrunden „Talkshows“) haben. Hierzu sollte man ARD-aktuell in Hamburg und das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin und die „alten“ Sender tagesschau24, Phoenix und ZDFinfo mit einbinden. An den „Marken“ Tagesschau/-themen und heute-journal (in Abgrenzung zur Tageschau für Hintergründe und Meinungen und zur Kommentierung aktueller Entwicklungen) sollte man vor dem Hintergrund der Wiedererkennung sollte man festhalten. Es muss auch nicht alles im TV ausgestrahlt werden; eine intelligente Nutzung aller Ausspielwege (TV, Radio, Mediathek - bitte nur eine, Internet, Podcast etc.) sollte ebenfalls berücksichtigt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist der regionale / lokale Bezug der Berichtserstattung. Hier würde ich eine Konsolidierung der 9 Landesrundfunkanstalten zu vier Regionalsendern (ARD Nord, ARD Ost, ARD Süd und ARD West) befürworten. Durch die Möglichkeit der modernen Ausspielwege ist eine Versorgung mit lokalen Information (z.B. Lokalzeit in NRW) ohne großen Aufwand in bestimmten Zeitfenster (Vorabend) möglich. Der Empfang der „neuen“ vier Regionalsender sollte trotzdem bundesweit (wie heute auch) gegeben sein. Im Sinne der Reduzierung der Redundanz vieler Sendungen und damit einhergehend zur Einsparung von Kosten sollten Programme grds. als Gemeinschaftsprogramme gedacht werden. Im Hörfunk gibt es hier schon gute Beispiel (ARD-Hitnacht, ARD-Nachtkonzert, ARD-Popnacht, ARD-Infonacht oder junge Nacht der ARD) aber auch im Fernsehen (Tatort-Produktionen der Rundfunkanstalten der ARD für ihr Sendegebiet). Die Regionalsender sehe ich, wie alle „neuen“ Einheiten „cross-medial“ (insbesondere TV und Radio) zuständig.
Ergänzend hier könnte man sich bundesweite altersspezifische „Spartenprogramme“ (TV und Radio) vorstellen: Bereits etabliert sind hier KiKa (u13), funk (u30), ergänzend müsste man ein Angebot für die „Best Ager“ (ü50) schaffen und ARD One und ZDFneo zusammenführen (Altersgruppe ü30/u50).
Grundsätzlich könnte man darüber hinaus überlegen ARTE und 3Sat zusammenzulegen und ARTE „neu“ (als europäische Fortführung von Deutschlandfunk Kultur und COSMO / Funkhaus Europa) um eine bundesweites Radioprogramm (wie in Frankreich) ergänzen.
Neben dem „modernen“ zukunftsfähigen (auch kostensparenden) neuen Aufbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss dieser als Konsequenz der aktuellen Vorfälle (u.A. der Affäre beim rbb) eine neue aufsichtsrechtliche Struktur (Rundfunkräte) geben. Dieser Rundfunkrat / diese Rundfunkräte hat neben der Einhaltung eines zu erneuernden Rundfunkstaatsvertrags, die Einflussnahme von Politik zu verhindern (Staatsferne); publizistische Freiheit zu gewehrleisten und Vielfalt zu fördern.