Nein das würde nicht passieren, denn dann würde die Zentralbank einspringen und die Anleihen auf dem Sekundärmarkt aufkaufen → damit wäre eine Zahlungsunfähigkeit ausgeschlossen.
Zinserhöhungen sind das völlig falsche Mittel in dieser Inflation. Das ist ein Preisschock, dabei helfen höhere Zinsen nicht. Und dieser Preisschock ist seit einiger Zeit auf dem Rückzug, nächsten Monat/in ein paar Monaten werden voraussichtlich die Erzeugerpreise in den negativen Bereich fallen. Früher oder später folgen Verbraucherpreise.
Sorry, aber außer Polemik hast du keine konstruktive Kritik an der MMT? Diese würde ich mir ja sehr gerne anhören aber davon lese ich hier nichts.
Dass expansive Fiskalpolitik früher oder später zu Vollbeschäftigung führt lässt sich doch kaum leugnen. Du hast hier kein einziges Argument gebracht, warum das anders sein sollte.
Nee eigentlich verfolgt sie ein festes Zinsziel und lässt die Geldmenge so fluktuieren, wie gerade die Nachfrage nach Geld ist, also sie bedient jegliche Nachfrage nach Geld zu ihrem festen Zins. Ein festes Geldmengenziel verfolgt sie nicht.
Das stimmt nicht.
Sieh oder hör dir mal Maurice Höfgens Erklärungen an. Ich finde, diese klingen durch und durch logisch und keineswegs nach bedingungslosem Schlaraffenland.
Was ist denn allen klar? Deflation und Schrumpfen der Wirtschaft? Was würde denn passieren, wenn plötzlich alle das sparen anfangen? Konsum sinkt, Staat hält sich zurück, Wirtschaft investiert nicht mehr…
Das ist doch gerade das, was passiert. Die Zinsen steigen, was vom Staat und der EZB gewünscht ist, dadurch sinkt die investitionsbereitschaft und dadurch steigt indirekt die Arbeitslosigkeit, der Konsum sinkt. Man hält sich mit Ausgaben grundsätzlich zurück.
Habe ich bisher nicht so verstanden. Ich verstehe es nur als Gegenargument zu vorherrschenden Meinung, man müsse sich aus der Krise sparen.
Darüberhinaus eine Anmerkung zum Sparkurs in seiner letzten Konsequenz:
Angenommen der Staat führt seine Schulden auf Null zurück (Zeitraum langfristig, sparen angesagt), würde er der Wirtschaft ca. 2,7 Billionen entziehen. Das würde mich mal interessieren, wohin dies führt.
Tatsache ist, das seit 2008 die Geldmenge stark erweitert wurde ohne dass es zu einer Inflation kam. Der Zusammenhang kann also nicht ganz so simpel sein.
Also, ich kenne nicht alle Schriften der Wissenschaftler, die sich selbst der MMT zuordnen. Ich habe aber u.a. The Deficit Myth von der US-Amerikanischen Vertreterin Stephanie Kelton quergelesen. In dem sehr stringenten Modell zeigt sie (anhand eines mechanistischen Saldenmodells ohne Erklärung der Wirkmechanismen), dass wenn der Staat Geld schöpfen kann und darf, in dem er Unternehmen und Verbrauchern einfach auf deren Konto Geld gutschreibt, ohne dies vorher durch Steuern oder Staatsschulden beschaffen zu müssen, es keine Steuern oder Staatsschulden mehr braucht, um Staatsausgaben zu tätigen. Ja, Ihr habt’s richtig erkannt: das ist ein Zirkelschluss.
In dieser Parallelwelt dienen Steuern zum Abschöpfen von Geld, wenn die gesamtwirtschaftlich Nachfrage größer ist als die Produktionskapazitäten. Und Staatsverschuldung dient nur noch dazu, den Kapitalmarktzins zu steuern.
Wenn in solch einer Parallelwelt der Staat darauf achtet, dass er den Unternehmen und Verbrauchern nie so viel Geld zur Verfügung stellt, dass deren Nachfrage die Produktionskapazitäten überschreiten, dann können Staatsausgaben keine Inflation erzeugen. Allein, in einer parlamentarischen Demokratie fehlt mir die Phantasie, dass die Politik dieses „Wenn“ beachten wird.
Und da der Staat ja jederzeit Geld schöpfen kann und darf, ist Staatsverschuldung völlig unproblematisch - der Staat kann in solch einer magischen Parallelwelt ja jederzeit unlimited tilgen.
Daraus schließen die Anhänger der MMT, dass in unserem Wirtschaftssystem Staatsschulden unproblematisch sind und keine Schuldenbremse notwendig ist.
Oder habe ich da ganz grundlegend was falsch verstanden?
@TilRq
Margaretes Beispiel mit dem Sondervermögen (oder Sonderschulden) zeigt doch, dass das Vermögen einfach geschaffen wird. Es sind doch nicht plötzlich 100 Milliarden mehr Steuergelder da.
Nein, 100 Milliarden € sind natürlich nicht plötzlich entstanden. Aber es werden halt Schulden im Wert von bis zu 100 Milliarden € aufgenommen, wenn sie benötigt werden.
Ob das am Kapitalmarkt passiert oder bei den Notenbanken ist erstmal zweitrangig. Es muss aber in beiden Fällen jemanden geben, der darauf vertraut, dass wir ihm dieses Geld irgendwann zurückgeben.
Je höher diese Schulden werden, umso skeptischer dürften Kreditgeber in einem bilanziell auf Ausgleich designten System, ohne Ermächtigung zum wilden Geld drucken, aber werden, ob das nicht ein Schneeballsystem ist. Irgendwann schreckt man dann von der Kreditvergabe zurück und dann fehlt der Kredit zum zurückzahlen fälliger Kredite.
Bisher klingt mir die MMT, nach allem was ich bislang gelesen habe, wie Hokuspokus und ein Wunschtraum von progressiven Wirtschaftsvertretern, die etwas viel Marc Uwe Kling gelesen haben („Schulden sind ein bisschen wie Gott. Man muss sie nur fürchten wenn man an sie glaubt.“).
Aber ich will nicht ausschließen, dass ich von der Materie einfach zu wenig verstehe.
@TilRq
Die MMT als Theorie erfindet keine „Parallelwelt“, sondern beschreibt die Realität. Sie beschäftigt sich damit, wer Geld schöpfen kann, wie es geschöpft wird, welche Geldkreisläufe es gibt, wie diese interagieren, wie unfreiwillige Arbeitslosigkeit zu erklären ist, was die Höhe der Zinsen bestimmt, was Inflation erklärt, usw.
Sie ist eine Beschreibung der Realität, tu deshalb bitte nicht so als sei sie eine Beschreibung einer „Parallelwelt“. Natürlich kannst du argumentieren, warum sie bei bestimmten Punkten unrecht hat, auch wenn ich das für nicht einfach halte. Die Theorie ist meiner Auffassung, nach einer langen Beschäftigung mit ihr, nach schwer zu widerlegen, wenn überhaupt. Allerdings ist sie aufgrund ihres bilanzorientieren Ansatzes anders als andere ökonomische Theorien überhaupt zunächst falsifizierbar/verifizierbar.
Das was du beschreibst ist in der Realität so, in den USA, aber ebenso in der Eurozone, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Die Staaten geben Geld per Gutschriften auf Bankkonten aus. Staatsanleihen sind wegen selbstgegebenen Regeln notwendig. Im übrigen könnte ein Staat in eigener Währung keine Staatsanleihen verkaufen, ohne vorher Geld ausgegeben zu haben. Denn nur vom Staat kann das Zentralbankguthaben der Banken kommen, mit dem sie die Staatsanleihen kaufen.
Staatsanleihen dienen übrigens auch jetzt nur dazu den Kapitalmarktzins zu steuern. (Allerdings wäre das ohne sie auch möglich.) Denn der Staat als Währungsherausgeber (das ist er) „finanziert“ keine Ausgaben (über Anleihen/Steuern). Er erhöht einfach die Konten, wenn er eine Zahlung tätigt. Aufgrund gewisser rechtlicher Zwänge (in einigen Ländern) müssen die dadurch geschaffenen Zentralbankreserven dann allerdings in Staatsanleihen umgewandelt werden.
@Margarete:
Mein Punkt war, dass Argentinien durchaus in der Lage ist, die eigene Waehrung abzuwerten, indem man mehr Geld druckt. (Ich bin mir bewusst, dass das negative Kosequenzen hat.)
Dein Eindruck zu Deutschland: Ja, den teile ich. Man sah aber offenbar keine Notwendigkeit, in die Infrastruktur zu investierene etc, so dass man das spaeteren Regierungen, Generationen weitervererbte.
Das ist insofern etwas anderes, weil es dann auch noch schwerer wird, die Schulden zu tilgen, weil die eigene Währung im Wert verfällt.
Aber das Grundproblem, dass ein Darlehensgeber seinem Schuldner vertrauen muss, damit er ihm ein Darlehn gewährt (oder einen risikoadjustierten, d.h. einen sehr viel höheren Zins nehmen muss, damit er das Risiko eingeht) bleibt auch dann, wenn die Kredite in eigener Währung aufgenommen werden.
Ja, das stimmt (wobei Argentinien halt keine Dollar drucken kann und internationale Schuldner keine wertlos gewordenen Pesos (?) für die Tilgung akzeptiert hätte).
@Finn: Geht es Dir darum, dass die Regierung nicht etwa aus Naturgesetzen oder ähnlichen Gründen, sondern aus rechtlichen Gründe kein Geld schöpfen darf? Darin sind wir uns völlig einig.
Die Frage ist, ob das gut ist oder schlecht. Und das ist die Frage, die MMT ja zurecht aufwirft. Und die ich als studierter Volkswirt tatsächlich nicht befriedigend beantworten kann.
Aber als politisch interessierter Mensch mit 45 Jahre politischer Beobachtung unseres parlamentarischen Systems: Wenn wir die Geldschöpfung nicht exklusiv an eine Institution verlagern, die - ähnlich wie die Zentralbank - einer parlamentarischen Kontrolle entzogen ist, sondern - ähnlich wie die Zentralbank - rein regelbasiert agiert, wird es nie gelingen, dass der Staat nicht zu viel Geld schöpft und damit die Inflation anheizt. Weil die Politiker dann eine Goldgrube haben, aus der sie glaube, sich die Wähler kaufen zu können.
Davon abgesehen: Auch wenn das Regierungskonto für einen Tag in die Miese gehen kann … danach muss die Regierung es wieder auffüllen und dafür braucht sie Steuern oder Schulden. Da beist die Maus kein Faden ab …
@RedRidingHood , @Margarete: Natürlich hätte Argentinien Geld drucken können. Durch die Mehrung der Geldmenge im Verhältnis zu den ausstehenden Staatschulden wäre der Kurs des Pesos (?) ins Bodenlose gefallen und die Inflation in die Höhe geschossen.
Und nein, in der Eurozone können Staaten kein Geld schöpfen, weil sie es nicht dürfen. Das kann allein die EZB. Und die Verschuldungsregeln deckeln auch die Verschuldung der einzelnen Staaten (nur dass sich einige Staaten nicht an die Regeln halten und die anderen ihnen dafür nicht auf die Finger klopfen - Beispiel: Griechenland bis zum Crash dort).
Ja, es zwar zu einem nicht geringen Teil die schwarze Null. Es war aber auch eine angebotsorientierte Steuerpolitik, ein vollkommen ungerechtes Erbschaffußsteuersystem und eine Politik, die - schon zu Zeiten, als die Verkehrsminister noch von der SPD kamen, aber auf jeden Fall danach (CSU) die Bahn wissentlich und willentlich kaputtgespart haben, weil BWM und Audi in Bayern sitzen und neue Straßen in Bayern helfen, Wahlen zu gewinnen.
Habe ich auf meiner ToDo-Liste.
… tatsächlich gerade ich ins Stocken. Steuereinnahmen verschieben Giralgeld (= Guthaben bei einem Kreditinstitut, über das der Inhaber durch Überweisung oder Scheck verfügen kann) vom Individuum zum Staat. Inwiefern vernichtet das Giralgeld? Und inwiefern schöpfen Staatsausgaben Giralgeld, wenn der Staat dabei entweder Guthaben aus Steuereinnahmen oder Zahlungszufluss durch Kreditaufnahme an ein Individuum überweist?
… in einer Welt, in der der Staat Geld schöpfen kann/darf. Diese Welt existiert weder in der EU noch in den USA (wo die MMT her kommt). Damit bleibt sie theoretisch, während vierle andere Wirtschafts- und Geldtheorien auf realen Beobachtungen beruhen.
Nein, ich habe geschrieben, dass Staatsanleihen rolliert werden: Kurz bevor eine Staatsschuldverschreibung fällig wird, emittiert der Staat eine neue, um die alte tilgen zu können. Verrechnet wird da nix, weil die Gläuber jedes Mal völlig andere sind.
Nein, nur rechnerisch heißt das, dass sie nicht zurückbezahlt werden. Das liegt daran, dass nach dern Regeln der Währungsunion (Stabilitäts- und Wachstumspakt) jeder Staat sich bis zu 60% (?) des Bruttoinlandsprodukt (?) verschulden darf und die Neuverschuldung bis zu 3% des BIP betragen darf. Steigt das Bruttoinlandsprodukt, kann also die Neuverschuldung sowie die Gesamtverschuldung steigen. Schrumpt aber das BIP irgendwann einmal, müssten die Staaten ihren Schuldenstand zurückfahren und mehr Schulden zurück zahlen als sie neue aufnehmen dürfen. Wer’s glaubt …
Aus Sicht der einzelnen Schuldner zahlt die Bundesrepublik jeden Heller und Cent zurück!
Das ist Spekulation (die ich nicht für unrealistisch halte).
Ich habe mich missverständlich ausgedrückt: Meine Forderung an eine Reform einer Schuldenbremse wäre: Nur alle konsumptiven Ausgaben (wie Bürgergeld) sollten aus Steuereinnahmen (und damit von der aktuellen Generation) finanziert werden. Investitionen dürfen dagegen mit Schuldenaufnahme finanziert werden. Das ist heute nicht so.
Das hatte ich zwar auch lange gedacht, lag aber falsch. Auch wenn die Zinserhöhungen im Fall eines Angebotsschock „gnadenloser“ wirken, wirken sie genau so wie bei einer nachfrageinduzierten Inflation: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird gedämpft und geht zurück, die Anbieter müssen die Preise senken, die Inflation geht zurück. Ist aber deshalb „gnadenlos“, weil das die Arbeitslosigkeit erhöht und die Steuereinnahmen senkt. Das ist im Fall einer nachfrageinduzierten Inflation weniger dramatisch, als wenn alle ohnehin aufgrund des Angebosschock beunruhigt sind.
Wahrscheinlich, aber wohl vor allem deshalb, weil die EZB in den letzten Monaten zig mal die Zinsen erhöht hat …
Doch, und die habe ich auch klar und deutlich gemacht: In einer parlamentarischen Demokratie kann Geldschöpfung durch den Staat = durch die Politik höchstens dann ohne Inflation funktionieren, wenn wir die Geldschöpfung an eine ähnlich unabhängige und regelbasierte Institution delegieren wie an die EZB.
Und damit bleibt die Fiskalpolitik fast ebenso beschränkt wie heute …
Das ist ebenso umstritten, wie der Crowding Out Effekt. Ich kann aber nicht sagen, wie hierzu die Evidenzlage ist.
Ja, das stimmt. Da sie aber die kurzfristige Inflation vorhersagen muss, bezieht sie die Produktivität in die Vorhersagemodelle der Geldmenge mit ein.
MMT ist in sich völlig logisch. Es ist eine saldenmechanische (also so was wie eine buchhalterische) Betrachtung, die nie falsch sein kann. Ob aber die Prämissen undvor allem die Schlussfolgerungen daraus richtig ist, ist höchst umstritten.
Mal ehrlich: Wenn ich heute das Perpetuum Mobile erfinde und darüber einen wissenschaftlichen Aufsatz schreibe, der das Weltenergieproblem lösen könnte, würden sich die etablierten Wissenschaftler am Anfang noch dagegen sträuben, dass deren Weltbild in sich zusammen bricht. Aber irgendwann würden sich mehr und mehr finden, die mir erst ein bisschen und dann immer mehr Recht geben würden (sofern ich tatsächlich recht hätte). So hätte ich das bei der MMT auch erwartet: Ein Staat, der weder seinen Bürgern Steuern abknüpfen noch Schulden aufnehmen muss und für Vollbeschäftigung sorgen kann, weil er Geld drucken darf. Die Grundlagen der MMT gibt es seit 1905. Und sie wird seit vielen Jahren in Fachkreisen, noch viel mehr im Wirtschaftsjournalilsmus und „im Internet“ diskutiert. Ich habe noch keinen zunächst skeptischen Fachfrau/mann gefunden, der den Stein des Weisens endlich verstanden hat, bekehrt ist und es der staunenden Fach- und Journalistenwelt erklärt.
Das ist saldenmechanisch unmöglich: Verbraucher ,Unternehmen, Staat und Ausland können nicht alle zur gleichen Zeit sparen. Die Zinsen würden sinken und die Unternehmen würden investieren, dafür Kredite aufnehmen und so entsparen. Verbraucher würden Baukredite aufnehmen und bauen. Der Wechselkurs würde sich ändern und das Ausland würde bei uns Kredite aufnehmen, weil so schön billig geworden ist.
Dafür brauche ich keine MMT. Wer da bis jetzt nicht kapiert hat, muss in den 60er Jahren in einen langen Schlaf gefallen sein … Oder eben ein irrationaler Änderung einer unbedingten Schuldenbremse sein, ohne dass er oder sie erklären kann, warum die nicht so reformiert werden kann, wie ich das vorschlage.
Tatsächlich haben sich die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Inflation seit den, ich glaube, 80ern tatsächlich geändert. Ich vermute, das hängt mit dem erblichen Aufkommen von Finanzprodukten zusammen, hinter denen keinerlei realwirtschaftlichen Werte mehr stehen. Ich weiß es aber, ehrlich gesagt, nicht.
Die MMT beschreibt eine Welt, in der der Staat Geld schöpfen darf. Ich kenne keinen stabilen Staat, in dem das möglich ist. Und zwar nicht technisch, sondern rechtlich.
Daran besteht kein Zweifel, denn im Zweifel greift die nationale Zentralbank ein und kauft die Staatsanleihen auf. Entweder auf dem Sekundärmarkt (wo die alten Anleihen gehandelt werden), oder direkt auf dem Primärmarkt bei der Anleihenauktion. Für das Endergebnis spielt das im Prinzip keine Rolle, in beiden Fällen wird die Regierung neue Anleihen ausgeben können, um die alten zu bedienen. Das ist völlig unproblematisch und völlig normal.
Nicht ganz. Während der Staatsschuldenkrise (verursacht durch die EZB) lag Griechenlands Staatsschuldenquote bei circa 130%. Jetzt liegt sie bei 206%. Und trotzdem hat kürzlich die Ratingagentur Scope Griechenlands Bewertung seiner Staatsanleihen hochgestuft. Warum? 2010 stand die EZB nicht hinter Griechenland. Inzwischen hat sich jedoch ein Führungswechsel vollzogen und eine griechische Staatspleite würde nicht mehr zugelassen. Daher kauft die EZB im Zweifel die Staatsanleihen. Das Vertrauen „der Kapitalmärkte“ in Griechenlands Schulden fußt also vor allem auf dem Handeln der europäischen Zentralbank, nicht dem tatsächlichem Schuldenstand.
Mit dem Verständnis der MMT lässt sich hier folgern, dass, da die EZB inzwischen wohl keine Staatspleite zulassen würde, die europäischen Staaten (insbesondere Deutschland) praktisch kaum Einschränkungen in ihrer Fähigkeit, Geld auszugeben, unterliegen. Denn, wie gesagt, die Staatsanleihen sind hier nötig um jeden Tag die Regierungskonten wieder über null zu heben, um die nationalen Zentralbanken zu Zahlungen anweisen zu dürfen. Da Staatsanleihen in der Eurozone inzwischen wohl mit großer Sicherheit erfolgreich verkauft werden, werden die Euroregierungen immer (solange die EZB mitspielt) solvent sein.
Ich wiederhole mich, aber: sie beschreibt tatsächlich die Realität.