Sorge um den gesellschaftlichen Diskurs

Das hat uns aber auch Corona vermiest.
Mit Querdenkern und anderen Verschwörungstheoretikern ist ein Diskurs halt schwierig.

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Ich finde es doch hin und wieder erstaunlich wie das Bedürfnis nach Harmonie in Form ausgeglichener Berichterstattung derweilen als verrohter Diskurs dargestellt wird. Wie sich false balance auf den Diskurs auswirkt, wurde auch in der Lage oft genug besprochen und sonst würde ich mal einen Blick in die USA wagen: Chef des US-Senders Fox News: Murdoch räumt Verbreitung von Wahllügen ein | tagesschau.de

Ich höre die Lage seit der ersten Folge und ich könnte Ulf und Philipp in jeder Folge mindestens einmal widersprechen, teils radikal, manchmal trifft auch der Ton nicht meinen Geschmack. Aber ich höre doch einen informativen Podcast nicht um mit einem guten Gefühl durch die Welt zu gehen, weil er mein Bedürfnis nach Ausgewogenheit streichelt. Eben auch weil es diese Position der Ausgewogenheit nicht gibt, ich kann mich nur selber um Diversität im Konsum bemühen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Lage nicht Spiegel der Gesellschaft ist.

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Ich weiß zwar nicht, auf wen oder was sich Deine Formulierung „Bedürfnis nach Harmonie“ bezieht, möchte aber nur prophylaktisch klarstellen, dass es mir nicht darum geht, dass sich alle lieb haben sollen, sondern um die Art und Weise, wie Auseinandersetzungen um unterschiedliche Standpunkte geführt werden.
Ein Konzept wie „False Balance“ kann dabei im aufklärerischen oder progressiven Sinne wirken, zumal dann wenn es sich auf Fragen bezieht, in denen z. B. ein wissenschaftlicher Konsens vorausgesetzt werden kann (Zum Beispiel die Erkenntnis, dass CO2-Emissionen zur Erwärmung der Atmosphäre beitragen). „False Balance“ kann aber auch zu einem Schlagwort werden, mit dem inhaltliche Auseinandersetzungen verhindert werden anstatt sie zu führen. Das ist insbesondere der Fall, wenn es um unterschiedliche politische Einschätzungen und Entscheidungen geht und dabei eine bestimmte Position für sich reklamiert, einen Konsens zu vertreten und abweichende Einschätzungen für vernachlässigenswert zu erlkären, anstatt inhaltlich zu begründen, warum die eigene Einschätzung besser, überzeugender etc. ist. Das mag im Einzelfall legitim erscheinen (und vor allem bequem sein), ist aber m. E. weniger überzeugend und sehr viel angreifbarer. Zudem bedient das Argument „False Balance“ häufig nur diejenigen, die eh schon von einer Position überzeugt sind.

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Habe ich deutlich anders erlebt, (…)*

´* Die Klammer mit den Pünktchen war eine Kritik an den Administratoren, die zensiert wurde.

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Ich stimme Dir zu 100% zu und mir gefällt, wie präzise und differenziert Du es formulierst. Mir geht es ganz genauso, dass ich die Lage immer wieder im Freundes- und Bekanntenkreis empfohlen habe und ich werde das auch weiter tun. Tatsächlich war es aber in den letzten Wochen zum Teil so, dass ich einzelne Beiträge empfehlen wollte und dann Abstand genommen habe, weil es an irgendeiner Stelle zu undifferenzierten Äußerungen kam. Ich erinnere mich gerade an einen General, der mal eben so abqualifiziert wurde und die FDP bzw. der Parteivorsitzende gleich mit „wahrscheinlich auch ein Porschefahrer wie Christian Lindner, haha“. Das ist eigentlich nicht das Niveau, das ich gewohnt bin.

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Volle Zustimmung und mir scheint auch hier ein falsches Verständnis von Wissenschaften im Allgemeinen mitzuschwingen. Wissenschaft ist kein basisdemokratischer Prozess, sondern es gewinnt das beste Argument. False Balance ist in wissenschaftlichen Themen eigentlich nur anwendbar wo Themen (nahezu) ausgeforscht sind.

Leider wird dieses Prinzip unter dem Schlagwort False Balance manchmal hintertrieben. Beispielsweise musste Karl Lauterbach vorgestern bei „Maischberger“ ziemlich zerknittert zugeben, dass die Schulschließungen im Winter 2020 ein Fehler war und der oft gescholtene und mit False Balance Vorwürfen belegte Herr Streeck (Winter 2020: „Schulen öffnen und dafür Erwachsene stärker reglementieren“, belegt durch einen Einspieler) richtig lag.

Lauterbach begründete seine Position für das Schließen von Schulen im Winter 2020 damit, dass Herr Streecks Meinung ja nur eine seltene Einzelmeinung gewesen wäre (worauf Maischberger weitere Unterstützer verlas). Offensichtlich wäre es hier wertvoller gewesen, auf Streeck zu hören.

Demgegenüber verlas Maischberger auch Lauterbachs Lob für Maßnahmen des oft Mehrheitsmeinungen vertretenden Herrn Söder. Unglücklicherweise sind es diese Maßnahmen, die Lauterbach heute als große Fehler bezeichnet.

Fassen wir zusammen, das Thema False Balance in nicht ausgeforschten Themenfeldern ist schwierig. Entscheiden sollte nicht wer die Mehrheit der Wissenschaftler hinter sich versammeln kann, sondern wer die besten Argumente hat. Diese Leute sollten auch angehört werden.

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Ja, das ist schon richtig. Meine Verwendung von False Balance oben ist polemisch und weicht von der wissenschaftsjournalistischen Verwendung (die richtig wäre) ab.

Ich war kurz davor einen sehr ähnlichen Beitrag zu schreiben. Danke.

Was mich im Podcast freuen würde:

  • Klarer zwischen Information und Meinung trennen.
  • Öfter die Argumente der “Gegenseite” referieren.

Ich schätze die Lage gerade weil ich politisch eher eine andere Grundüberzeugung habe. Aber in letzter Zeit war die Einseitigkeit teilweise schwer zu ertragen.

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Dafür muss man nur ausreichend weit rechts stehen. Irgendwann ist dann alles links. Wirklich Linke Positionen kenne ich aus Debatte in Deutschland nicht. Es gibt hier nur dieses Hufeisen bei dem sich die Mitte kurz vor dem linken Ende befindet.
Es gibt in der Lage ein paar linke Ansätze, aber als Kommunisten gehen Philip und Ulf nicht wirklich durch.

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Einer von beiden ist ja auch ein ehemaliges SPD Mitglied…

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Führt uns die Einordnung in „links“ und „rechts“ heutzutage überhaupt weiter?

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Und genau dann, wenn man nicht alles komplett liest, entstehen solche falschen Behauptungen.

Darum machen sich Leute Sorgen um den gesellschaftlichen Diskurs.

Die FDP macht genau das, was ihre Wähler erwarten! So viel von dem SPD und Grünen Unfug verhindern, wie irgendwie möglich. Wenn das SPD und Grünen nicht passt, können sie ja Neuwahlen initiieren.

Zunächst einmal tut sie nicht was ihre Wähler erwarten, sonst wäre die nicht unter 5% mittlerweile und würde zu recht überall rausfliegen.

Dann solltest du dein Wording dringend überdenken, denn Unfug ist sonst nur das was du schreibst und gehört in keine halbwegs anständige Diskussion.

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Das ist zwar sehr richtig, das Problem ist aber für Leute wie uns, die nicht im Wissenschaftsbetrieb mitwirken zu erkennen, wer das beste Argument hat.

Dein Beispiel stammt aus der langen Liste: hinterher wissen wir es besser.

Was fehlt denn?

Deine Aussage ist doch komplett zitiert worden.

Ich vermute mal deswegen sinken ihre Umfragewerte auch unter die Hürde …

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Nein, ich habe zwischen den Hosts des Podcasts und dem LageFORUM einen Unterschied gemacht.

Bitte genau lesen!

Aber es handelte sich auch um ein Zitat zweiter Ebene.

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Hab ich, du beziehst dich auf den Zusatz im dritten Post, während er hauptsächlich einen Erklärungsversuch für den zweiten darstellt.

Daher erschließt sich mir auch deine Aufregung nicht wirklich, denn sowohl deiner als auch der zweite Post beziehen sich ausschließlich auf das Forum und der dritte erweitert dies dann wieder auf Forum und Hosts (also das was du Eingangs auch gemacht hast)

Das könnte ja ein Grund dafür sein, bei der Verwendung des Arguments „False Balance“ eher zurückhaltend zu sein.

Auch wenn solche Polemiken ärgerlich sind, finde ich derart persönlich belehrende Bernerkungen als Reaktion darauf einer sachlichen Reaktion eher abträglich.
Unabhängig davon, ob und welche der drei genannten Parteien man persönlich mag, lässt sich doch festhalten, dass deren jeweilige Wähler:innen durchaus widerstreitende Erwartungen an die derzeitige Regierungskoalition haben, oder?

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Damit sprichst du ein sehr wichtiges Problem an. Wie soll ein (…) Rezipient ohne fachwissenschaftlichen Hintergrund den wissenschaftlichen Stand eines Themas einschätzen können, während das selbst aktiven Fachwissenschaftler oft schwerfällt?

Aus meiner Sicht ist das nicht aufzulösen und deswegen gehört der wissenschaftliche Diskurs aus meiner Sicht auch nicht in die breite Öffentlichkeit. Journalisten handeln unverantwortlich, wenn sie Einzelstudien öffentlich besprechen und damit suggerieren, die Ergebnisse seien unumstrittene Fakten. Hier sollten sich Journalisten mehr zurückhalten, denn ihre enorme Reichweite kann fatale Folgen haben, wie beispielsweise im oben benannten Fall. Und so kann eine schlecht begründete, aber von Fachfremden und einigen Fachkundigen für glaubhaft befundene Aussage eben schnell für bare Münze gehalten werden, während die belastbare, aber nicht-intuitive Gegenposition mit „False Balance“-Rufen diskreditiert werden.

Lasst die Wissenschaft Wissenschaft sein. Fachverbände werden schon darüber informieren, sobald es belastbare Neuigkeiten gibt.

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Er spricht von der Lage, ich vom Lageforum. Ich habe nie geschrieben, dass die Hosts Kommunisten sind.

Das sind die Wagenknechts von heute, die bald eine Neue Judäische Volksfront gründen und die Linke damit weiter schwächen werden. Aber da die eh nicht wählbar sind (genau wie die AFD), ist es auch egal.