Sorge um den gesellschaftlichen Diskurs

Liebes Lage-Team,

ich höre die Lage nun schon seit knapp vier Jahren und habe seitdem kaum eine Folge verpasst. Ich habe von euch unglaublich viel gelernt und viele Dinge aus einer für mich neuen, sehr wertvollen, Perspektive gesehen.

In der letzten Zeit, habe ich es oft -leider- so empfunden, dass ihr Politik, Meinungen und manchmal auch PolitikikerInnen
vom anderen politischen Ufer recht hart angeht bzw. als „total daneben“ darstellt. Dies fällt mir insbesondere im Kontext der FDP auf. Man merkt, dass ihr deren Ansichten und Herangehensweisen überhaupt nicht gut findet - was ja auch ok ist, mir geht es da genau so. Jedoch, finde ich, sind in den letzten Folgen einige Sequenzen zum regelrechten „FDP-Bashing“ ausgeartet. Dass finde ich sehr schade, denn ich befürchte, dass dies dem gesellschaftlichen Diskurs schadet und letztlich auch zu der von euch so oft erwähnten gesellschaftlichen Spaltung beiträgt. Ich habe die Lage der Nation in den letzten Jahren regelmäßig an Menschen aus meinem Umfeld vom anderen politischen Ufer empfohlen. Insbesondere weil ihr sehr sachlich und respektvoll das Meinungsspektrum darstellt. Das ist enorm wichtig. Ihr habt eine enorme Reichweite. Ich höre und lese oft auch konservative Medien, um nicht ganz in meiner Blase abzutauchen. Allerdings habe ich euch in letzter Zeit nicht mehr an konservativer eingestellte Menschen weiterempfohlen. Denn ich finde, dass ihr etwas an Sachlichkeit und Respekt eingebüßt habt. (…) Bei der CSU ist das ganz ähnlich. Bei der CDU geht es meiner Meinung nach in diese Richtung.
Ich finde das sehr schade. Ihr hattet neulich so einen tollen Ansatz, als ihr FDP-Wähler*innen aufgefordert habt euch mal zu schreiben, was sie so bewegt. Das habt ihr dann aufgenommen und in eurer Art auseinandergenommen. In den letzten Wochen habt ihr diesen Pfad allerdings verlassen.
Dabei ist es momentan wichtiger denn je, dass der gesellschaftliche Diskurs aufrechterhalten bleibt und die Menschen der verschieden Ufer sich gegenseitig versuchen zu verstehen. Hier befürchte ich, dass konservativ eingestellte Menschen euren Podcast recht schnell ausmachen und als populistisch abtun. Das wäre so schade.

Dies ist nur meine Meinung. Ich möchte sie aber teilen, da ich eure Arbeit sehr schätze und euch auch weiter hören und unterstützen werde.

Liebe Grüße
Nicolas

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Insgesamt stimme ich dir zu, dass es wichtig ist, sich objektiv und unvoreingenommen mit allen Positionen auseinanderzusetzen, aber auch mir persönlich fällt es in letzter Zeit immer schwerer, weil die Art und Weise, wie die FDP die Politik blockiert und letztlich damit unser aller Zukunft aufs Spiel setzt, kaum noch zu ertragen ist.
Ich denke, wichtig bleibt der Ansatz des konstruktiven Journalismus, so wie es Ulf und Philip in der vorletzten Lage (ich glaube, das war die Berlinwahl-Folge) genau richtig vorgemacht haben. Darin haben sie Vorschläge gemacht, wie die FDP sich ihren Grundsätzen von Fortschritt und Freiheit gemäß einbringen könnte.
Außerdem heben sie auch positiv hervor, was positiv erscheint.
Ist der Anspruch wirklich totale Neutralität? Ich denke, die Lage ist ein Format, das auch bewertet und einschätzt.
Aber ja: Ein wenig Zurückhaltung und Vorsicht vor zu viel „Bashing“ wäre trotzdem sinnvoll. Da hast du recht.

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In einer der letzten Folgen wurde wiederholt dazu aufgerufen, als FDP-Wähler*in zu erklären wie die Menschen dazu stehen. Besonders schön finde ich, dass eben genau versucht wurde die verschiedenen Strömungen in der FDP zu erfassen und herauszustellen.

Denn, was aktuell in der FDP läuft ist, dass sie einfach alles, was ihnen nicht passt torpedieren. Das lässt sich sehr deutlich auch in Interviews und Talkrunden nachvollziehen. Vor kurzem ging es beispielsweise bei DLF Kontrovers um ein Thema, in dem sich FDP und Grünen Abgeordnete offen im Radio fetzen, teilweise sogar fast auf Kinderniveau.

Einen Minister, der seinen Job nicht macht (wie Volker Wissing) kann man ganz klar und deutlich kritisieren und braucht das auch nicht schönzureden.

Beispiel - die Einsparungen im Verkehrssektor, wie sie von Wissing vorgeschlagen wurden, sind derart unzureichend, dass die Expert*innen sich geweigert haben den Bericht auszuwerten. Dies verstösst ggf. gegen geltendes Recht - und ist der absolute Minimalaufwand.

Dass man sich ernsthaft innerhalb einer Koalition derart uneins ist und immer wieder das bockende Kind FDP mitschleppen muss, finde ich persönlich ernsthaft problematisch. Sinnvolle und progressive Politik könnte man in der Ampel wunderbar umsetzen, aber man kämpft sinnlose Grabenkämpfe um E-Fuels, Tempolimit und anstelle etwas zu verbessern dümpelt man vor sich hin und streitet sich teilweise total unnötig in der Öffentlichkeit.

Jetzt nochmals zum Opening Post:

Als Minister seine Arbeit nicht machen und die Regierungskolleg*innen in der Öffentlichkeit anfeinden ist genau das: „total daneben“ und lenkt von den eigentlichen Chancen der Regierung ab. Wir sehen es in Berlin, was wohl wieder kommt ist schwarz und das ist das eigentliche Problem an der Sache. Während SPD und Grüne teilweise starke Zugeständnisse machen, sitzt die FDP da und meckert über die „linken“.

Sehe ich anders, insbesondere, weil die Klärung der FDP-Identität und ein aktiver Höreraufruf erfolgt ist. Man setzt sich aus meiner Sicht bei der LdN durchaus damit auseinander und möchte es verstehen.

Das mag sogar richtig sein, aber kritisierbare Haltungen und Politik zu beleuchten muss in einer Gesellschaft ausgehalten werden. Insbesondere, weil sämtliche Argumente sachlich erfolgen. Eine Partei, die die beiden anderen Regierungsparteien immer belächelt und offen in die Pfanne haut, braucht man m. E. nicht vor Kritik schützen.

Auch hier wieder muss ich sagen: der Aufruf an Hörer*innen wurde ja aktiv ausgegeben. Bei LdN habe ich schon das Gefühl, dass versucht wird den Diskurs aufrecht zu erhalten.

Auch konservativ eingestellte Menschen müssen sich gefallen lassen, dass ihre Positionen hinterfragt werden. Im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst könnte beispielsweise die FDP mal die Folge hören und sich genau die Fragen stellen, wo man eigentlich stehen möchte. „Linken-Bashing“ ist aktuell bei einigen Menschen in der FDP sehr üblich und man richtet sich dabei gegen die eigenen Koalitionspartner.

Und um ehrlich zu sein: Ich würde tatsächlich auch gerne verstehen, was die FDP antreibt sich derart in der eigenen Regierung zu verhalten.

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Jeder lebt und agiert halt auch in seiner Bubble.

Ich würde die Lage als einen Podcast bezeichnen, deren Hosts dem linksliberalen Spektrum zuzuordnen wären. …

Das Lageforum ist meiner Meinung nach stramm links, alles wird verboten, und alles gleichgemacht, Einkommen, Besitz, Essen, Steuern, Mobilität, etc., das wird sich in Deutschland politisch nicht durchsetzen lassen.

Bei den meisten wird also die politische Haltung der Hosts, sollte sie mal durchklingen, was zugegebenermaßen in letzter Zeit immer häufiger passiert, auf Zustimmung stoßen. Sonst wären sie auch nicht hier.

Das juckt aber auf der anderen Seite des politischen Spektrums niemanden (und damit meine ich nicht solche Totalausfälle wie die AFD). Die hören halt Podcasts von Gabor Steingart und Co.

Und ja, wenn die Spaltung der Gesellschaft so weitergeht, haben wir bald amerikanische Verhältnisse. Nur in den USA gibt es keine Linken oder linksliberalen, selbst die Demokraten entsprechen eher der CDU als der SPD.

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Wie man ein komplettes Forum aus mehren tausend Usern (laut Statistik: > 800 aktiven Usern in den letzten 30 Tagen) einfach so „labeln“ kann, entzieht sich mir völlig. Ja, unter den besondere aktiven Mitgliedern des Forums gibt es einige, die dem eher linkeren Spektrum zuzuordnen sind - die meisten davon argumentieren aber sehr differenziert und nicht entlang bestimmter ideologischen Linien. Und es gibt unter den Aktiven auch welche, die sich sicherlich ganz und gar nicht als „stramm links“ verstehen (ich zum Beispiel und mir fallen da noch ein paar mehr ein).

Genau das ist ja das Schöne an dem Forum hier: Hier findet - auch dank der Moderation von @ExMod Vera - tatsächlich ein konstruktiver Diskurs statt, in dem Sachargumente ausgetauscht werden und ad hominem kaum vorkommen und schnell eingedämmt werden.

Und das zeigt, dass die LdN eben eine Hörerschaft mit einem ziemlich breiten politischen Spektrum von Links über liberal bis modern konservativ ansprechen.

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Ist nur meine Wahrnehmung, ich verfolge ja auch nicht alle Threads.

Die besonders aktiven sind halt die, die am meisten wahrgenommen werden.
Und die wenigen, die nicht differenziert aber umso lauter argumentieren, tun ihr übriges.

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Ist das nicht überall im Leben so? „Lautsprecher“ werden eher wahrgenommen und wecken damit den Eindruck, dass sie „mehr“ sind, als sie tatsächlich sind.

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ich lese erst seit etwa drei Wochen wieder etwas aktiver mit und bin überrascht wie wenig links dieses Forum ist; 1. im Vergleich zu meiner (verallgemeinerten) Haltung und 2. dazu wie ich den Podcast tendenziell wahrnehme.

auch wenn ich nicht alle Entscheidungen nachvollziehen kann, sehe ich das schließlich auch so… Es geht ja für die Moderation nicht darum was richtig ist, sondern was konstruktiv ist – einfach, weil das besser zu beurteilen ist.

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Natürlich gibt es in den USA Linke und Linksliberale innerhalb der demokratischen Partei, oder wie würdest du eine Politikerin wie Alexandria Ocasio-Cortez beschreiben? Die progressiven, also linken Demokraten stellen die größte Gruppe der Demokraten im aktuellen Kongress.

Dass durch das US-amerikanische Wahlsystem auch die Demokraten zu einer Sammlungspartei gezwungen sind und sich an der Spitze meist eher zentristisch orientiere Personen durchsetzen (ist auch bei der SPD in der Regel der Fall) heißt noch lange nicht dass es nicht auch dort einflussreiche linke Politiker*innen gäbe.

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Der Schluss aus progressiv folgt links ist nicht ganz korrekt.
In den USA ist die Mitte auf jeden Fall weiter rechts als in Europa.

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Ich bin wohl einer derjenigen, die mit der Meinung des Podcasts über die FDP mitgehen, daher antworte ich hier mal. Für mich trägt der Podcast nicht zu irgendwelcher Spaltung bei. Ich würde nach wie vor mit FDP-Anhängern ein Bier trinken oder auf der Fußball-Tribüne stehen wollen.
Aber die müssten sich dann hin und wieder dennoch von mir anhören, was ich an deren Politik für falsch halte, also fraglich ob das lange gut geht. Ich habe mir die Tage auch eine Folge des Lanz+Precht-Podcastes zum Thema KI und ChatGPT angehört und musste da Precht an vielen Stellen beipflichten, obwohl ich finde, dass bei der Ukraine-Frage eine falsche Meinung hat und ich finde, dass auch er seine Rolle dazu medial zu sehr ausschlachtet.

Als Spaltung der Gesellschaft empfinde ich eher Dinge, wie sie auf AfD-Demos passieren, wenn „die Medien“ kommen oder bei einigen der Friedensaktivisten, wenn jemand eine Ukraine-Flagge auspackt.

Die USA scheinen da auch schon deutlich krasser zu sein:

Ich denke aber, dass wir von solcher Spaltung, die quer durch die Familien geht, auch nicht mehr soweit entfernt sein könnten, speziell wenn ich auf die Klima-Krise schaue, die ja viele Komponenten eines Generationenkonfliktes hat.

Andererseits sind es aber häufig ja auch die Konservativen und Liberalen, die ihrem politischem und gesellschaftlichen Gegenüber häufig Abkanzelung und Bevormundung vorwerfen und dann selbst mit Gender-Verboten, Fleischzwang und Vorbeugehaft gegen Klima-Proteste den gesellschaftlichen Diskurs massiv unterdrücken.

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Ich kann die Sorge um gesellschaftlichen Zusammenhang durchaus nachvollziehen. Es gibt aus meiner Sicht immer mehr Situationen und Themen - sei es medial oder im eigenen persönlichen Umfeld - bei denen sich Menschen nach einer Freund/Feind-Logik gegenseitig verschiedenen Lagern zuordnen und es eben nicht mehr in erster Linie darum geht, verschiedene Standpunkte, Interessen oder Motivlagen zu verstehen, unterschiedliche Perspektiven zueinander ins Verhältnis zu setzen oder sogar gemeinsame Strategien zu entwickeln. Die Hauptsache scheint mehr und mehr zu sein, den eigenen Standpunkt als den richtigen zu markieren und sich möglichst deutlich von allen abzugrenzen, die ihn nicht teilen. Vor allem bei emotional besetzen Themen (u. a. Migration, Corona, Gendern, Krieg) scheint es manchmal schon fast als Schwäche zu gelten, auch nur verstehen zu wollen, wie und warum andere Menschen anders ticken. Mitunter ist noch nicht mal eine Verständigung darüber möglich, was denn eigentlich die Frage bzw. das Problem ist.
Natürlich kann es noch sehr viel schlimmer werden - siehe USA. Dagegen haben wir es hier noch fast kuschelig. Aber wenn grundsätzliche politische Konflikte eher in Talkshows und sozialen Medien ausgetragen werden als z. B. in Parlamenten oder persönlichen Gesprächen, führt das langfristig m. E. eher zu mehr als zu weniger Polarisierung.

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Das hat uns aber auch Corona vermiest.
Mit Querdenkern und anderen Verschwörungstheoretikern ist ein Diskurs halt schwierig.

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Ich finde es doch hin und wieder erstaunlich wie das Bedürfnis nach Harmonie in Form ausgeglichener Berichterstattung derweilen als verrohter Diskurs dargestellt wird. Wie sich false balance auf den Diskurs auswirkt, wurde auch in der Lage oft genug besprochen und sonst würde ich mal einen Blick in die USA wagen: Chef des US-Senders Fox News: Murdoch räumt Verbreitung von Wahllügen ein | tagesschau.de

Ich höre die Lage seit der ersten Folge und ich könnte Ulf und Philipp in jeder Folge mindestens einmal widersprechen, teils radikal, manchmal trifft auch der Ton nicht meinen Geschmack. Aber ich höre doch einen informativen Podcast nicht um mit einem guten Gefühl durch die Welt zu gehen, weil er mein Bedürfnis nach Ausgewogenheit streichelt. Eben auch weil es diese Position der Ausgewogenheit nicht gibt, ich kann mich nur selber um Diversität im Konsum bemühen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Lage nicht Spiegel der Gesellschaft ist.

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Ich weiß zwar nicht, auf wen oder was sich Deine Formulierung „Bedürfnis nach Harmonie“ bezieht, möchte aber nur prophylaktisch klarstellen, dass es mir nicht darum geht, dass sich alle lieb haben sollen, sondern um die Art und Weise, wie Auseinandersetzungen um unterschiedliche Standpunkte geführt werden.
Ein Konzept wie „False Balance“ kann dabei im aufklärerischen oder progressiven Sinne wirken, zumal dann wenn es sich auf Fragen bezieht, in denen z. B. ein wissenschaftlicher Konsens vorausgesetzt werden kann (Zum Beispiel die Erkenntnis, dass CO2-Emissionen zur Erwärmung der Atmosphäre beitragen). „False Balance“ kann aber auch zu einem Schlagwort werden, mit dem inhaltliche Auseinandersetzungen verhindert werden anstatt sie zu führen. Das ist insbesondere der Fall, wenn es um unterschiedliche politische Einschätzungen und Entscheidungen geht und dabei eine bestimmte Position für sich reklamiert, einen Konsens zu vertreten und abweichende Einschätzungen für vernachlässigenswert zu erlkären, anstatt inhaltlich zu begründen, warum die eigene Einschätzung besser, überzeugender etc. ist. Das mag im Einzelfall legitim erscheinen (und vor allem bequem sein), ist aber m. E. weniger überzeugend und sehr viel angreifbarer. Zudem bedient das Argument „False Balance“ häufig nur diejenigen, die eh schon von einer Position überzeugt sind.

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Habe ich deutlich anders erlebt, (…)*

´* Die Klammer mit den Pünktchen war eine Kritik an den Administratoren, die zensiert wurde.

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Ich stimme Dir zu 100% zu und mir gefällt, wie präzise und differenziert Du es formulierst. Mir geht es ganz genauso, dass ich die Lage immer wieder im Freundes- und Bekanntenkreis empfohlen habe und ich werde das auch weiter tun. Tatsächlich war es aber in den letzten Wochen zum Teil so, dass ich einzelne Beiträge empfehlen wollte und dann Abstand genommen habe, weil es an irgendeiner Stelle zu undifferenzierten Äußerungen kam. Ich erinnere mich gerade an einen General, der mal eben so abqualifiziert wurde und die FDP bzw. der Parteivorsitzende gleich mit „wahrscheinlich auch ein Porschefahrer wie Christian Lindner, haha“. Das ist eigentlich nicht das Niveau, das ich gewohnt bin.

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Volle Zustimmung und mir scheint auch hier ein falsches Verständnis von Wissenschaften im Allgemeinen mitzuschwingen. Wissenschaft ist kein basisdemokratischer Prozess, sondern es gewinnt das beste Argument. False Balance ist in wissenschaftlichen Themen eigentlich nur anwendbar wo Themen (nahezu) ausgeforscht sind.

Leider wird dieses Prinzip unter dem Schlagwort False Balance manchmal hintertrieben. Beispielsweise musste Karl Lauterbach vorgestern bei „Maischberger“ ziemlich zerknittert zugeben, dass die Schulschließungen im Winter 2020 ein Fehler war und der oft gescholtene und mit False Balance Vorwürfen belegte Herr Streeck (Winter 2020: „Schulen öffnen und dafür Erwachsene stärker reglementieren“, belegt durch einen Einspieler) richtig lag.

Lauterbach begründete seine Position für das Schließen von Schulen im Winter 2020 damit, dass Herr Streecks Meinung ja nur eine seltene Einzelmeinung gewesen wäre (worauf Maischberger weitere Unterstützer verlas). Offensichtlich wäre es hier wertvoller gewesen, auf Streeck zu hören.

Demgegenüber verlas Maischberger auch Lauterbachs Lob für Maßnahmen des oft Mehrheitsmeinungen vertretenden Herrn Söder. Unglücklicherweise sind es diese Maßnahmen, die Lauterbach heute als große Fehler bezeichnet.

Fassen wir zusammen, das Thema False Balance in nicht ausgeforschten Themenfeldern ist schwierig. Entscheiden sollte nicht wer die Mehrheit der Wissenschaftler hinter sich versammeln kann, sondern wer die besten Argumente hat. Diese Leute sollten auch angehört werden.

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Ja, das ist schon richtig. Meine Verwendung von False Balance oben ist polemisch und weicht von der wissenschaftsjournalistischen Verwendung (die richtig wäre) ab.

Ich war kurz davor einen sehr ähnlichen Beitrag zu schreiben. Danke.

Was mich im Podcast freuen würde:

  • Klarer zwischen Information und Meinung trennen.
  • Öfter die Argumente der “Gegenseite” referieren.

Ich schätze die Lage gerade weil ich politisch eher eine andere Grundüberzeugung habe. Aber in letzter Zeit war die Einseitigkeit teilweise schwer zu ertragen.

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