Solidarität bei Lockerungen für Geimpfte und Genesene

Sie sollten Medikamente und Impfungen nicht sorglos in einem Satz verwenden, weil es zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Ihnen sollte bekannt sein, dass der Schutz vor einer Übertragung ein zentraler Punkt einer Impfung ist. Und dementsprechend verhalten sich Impfungen anders als Nebenwirkungen eines Medikaments.

Das ist schlicht falsch, was Sie behaupten. Bitte bleiben Sie bei der Wahrheit, wenn Sie hier weiter sachlich diskutieren wollen.

DGPI:

Quelle: Stellungnahme der DGI und DGPI zur Wirksamkeit und zum Einsatz der derzeit vorhandenen SARS-CoV-2-Impfstoffe in Deutschland (Stand 17.02.2021) » DGPI: Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie

DGKJ:

Quelle: Impfung gegen COVID-19: Kinder berücksichtigen - Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.

BVKJ:

Quelle: https://www.bvkj.de/politik-und-presse/nachrichten/144-2021-04-12-kinder-und-jugendaerzte-fordern-corona-impfung-fuer-chronisch-kranke-jugendliche-und-ihre-familien-schnellere-impfstoffentwicklung-fuer-juengere-kinder-und-flaechendeckendes-impfen-in-den-praxen

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  1. Auf das Argument der Übertragbarkeit bin ich eingegangen.
  2. Der Grundsatz des individuellen Nutzens gilt auch für Impfstoffe.
  3. Die Forderung nach einer generellen Zulassung von Impfstoffen für Kinder, und im Falle der DGKJ nach einer „ganz besonderen Sorgfalt“ ist ja nicht gleichbedeutend mit der Forderung nach „schnellen Massenimpfungen“, von der ich schrieb.
    Bitte genau lesen, bevor Sie mir Unsachlichkeit und Unwahrheiten unterstellen.

Nach meiner Auffassung unzureichend.

Das habe ich auch nicht in Abrede gestellt.

Ich rede von einem umfassenden Programm, welches natürlich auch Impfungen enthält. Und das bedeutet genau das, was die drei Jugendverbände fordern. Was Sie unter „schnellen Massenimpfungen“ verstehen, kann ich nicht genau sagen.

Sie lassen es aber so wirken, als wenn die Jugendverbände Impfungen von Kindern nicht empfehlen. Und wenn Sie da Missverständnisse vermeiden wollen, dann sollten Sie sich schon deutlicher ausdrücken. „Keinerlei Forderung“ klingt für mich anders.

Die Kinder müssen selbstverständlich in das Impfprogramm mit einbezogen werden, eben wenn die Vakzine dafür zugelassen werden.

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Ich weiß, dass der Beitrag hier jetzt von einem frustrierten Studierenden kommt, aber wieso muss bei solch hohen Inzidenzen trotzdem so stark für geimpfte gelockert werden. Zu einer Zeit, wo man sich als nicht-geimpfte/genesene Person nicht mehr frei draußen bewegen kann ab einer bestimmten Uhrzeit ist das meiner Meinung nach absurd. Wenn man tagsüber dank Homeschooling/Homeoffice/Distanzuni seine sozialen Kontakte nicht pflegen kann und sich dann abends draußen nicht auf Abstand mit Menschen treffen kann ist das ganze schon irgendwie verständlicherweise frustrierend für junge Menschen

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Beispiel 1: Rentner:innen können demonstrieren für mehr Rente (weil sie geimpft sind), Jugendliche aber nicht für mehr Klimaschutz (weil sie nicht geimpft sind). Natürlich „haben“ die Jugendlichen nichts davon, wenn man Rentner:innen Demonstrationen verbietet. Ungerecht ist es trotzdem.

Beispiel 2: Geimpfte dürfen Wahlkampf machen, Nicht-Geimpfte nicht. Auch wenn es mich nicht stört, wenn sich einzelne Personen mit anderen Menschen über politische Themen austauschen, und ich auch nichts konkret davon habe, wenn es ihnen verboten wird, wirft es einen Schatten auf das Ergebnis der Wahl.

Beispiel 3: Geimpfte dürfen zur Gebrauchtwagenhandlung, Nicht-Geimpfte nicht. Weil es weniger Kundschaft gibt, können die Geimpften zu günstigeren Preisen einkaufen. Widerspricht den Grundsätzen des freien Marktes (freier Marktzugang, price discovery), aber, hey, Einkaufen ist doch ein Grundrecht!

Beispiel 4: Geimpfte dürfen juristisches Staatsexamen schreiben, Nicht-Geimpfte nicht. Da weniger Menschen in diesem Durchgang Staatsexamen schreiben, ist es leichter, den Traumberuf als Richter:in zu erhalten als es sonst wäre. Natürlich fiktives Beispiel, aber es zeigt die Tücken des Arguments „warum sollte ich mich beschweren, nur weil andere Glück haben?“.

Die Ausübung von Grundrechten ist selten rein privat und persönlich, sondern hat fast immer gesellschaftliche Konsequenzen. Darauf hinzuweisen passt selbstverständlich zur „Grundhaltung einer freien demokratischen Gesellschaft“. Die Beispiele sind natürlich im Detail überzogen: Ich will zeigen, auf welche Fragen man meines Erachtens bei Aufhebungen/Lockerungen achten muss.

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Sämtliche deiner Beispiele sind widerlegt.

  1. niemand redet von Demonstrationen. Wie identifizierst geimpfte und nicht geimpfte Teilnehmer. Außerdem ist das ein hohes Gut, siehe Querdenker Demos.

  2. von welcher Art Wahlkampf redest du? Sie dürfen ja nur andere geimpfte treffen, also nicht von Tür zu Tür ziehen oder in der Fußgängerzone stehen. Was wird geimpften an Wahlkampf konkret ermöglicht, das nicht-geimpften fehlt?

  3. Autohändler sind für jeden offen nach Terminvereinbarung (ich habe persönlich einen Termin morgen, auch ohne kompletten Impfschutz)

  4. jeder durfte und darf Staatsexamen schreiben (ein Freund war dieses Jahr dabei)

Alle deine Beispiele sind nicht nur überzogen sondern rein fiktiv.

Mir ist klar, dass es nicht nur eine rein persönliche Ebene gibt, aber es gibt nunmal Grundrechte. Diese dürfen nicht aus „Gerechtigkeitsempfinden“ heraus eingeschränkt werden. Deine Fragen haben also nicht mit der Grundproblemstellung zu tun

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Ich hänge mich mal hier an, weil ich auch extrem hilfreich fände, wenn das in der Lage mal juristisch fundiert erklärt werden könnte:

  1. Niemand darf in dieser Straße schneller als 50 fahren, egal ob davon im konkreten Fall eine Bedrohung für andere ausgeht. –> juristisch einwandfrei

  2. Niemand darf ohne juristisches Staatsexamen Rechtsberatung betreiben (Eingriff in Berufsfreiheit), egal ob davon im konkreten Fall eine Gefahr für andere ausgeht. –> juristisch einwandfrei

  3. Niemand unter 18 hat das aktive Wahlrecht für den Bundestag, egal wie sinnfrei das im konkreten Einzelfall ist. –> juristisch einwandfrei

  4. Niemand darf in Urlaub fahren, egal ob davon im konkreten Fall eine Bedrohung für andere ausgeht. –> großes juristisches Problem?

Ich verstehe den Unterschied einfach nicht und es würde mir in diese Debatte wirklich weiterhelfen, ihn zu verstehen!

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Welche Gefährdung geht von einem Geimpften konkret aus wenn er/sie in den Urlaub fährt?

Steht das verbleibende Restrisiko im Verhältnis zum Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit sowie körperlichen Freiheit des Geimpften?

Das sind die Abwägungen die es zu beantworten geht. Und hier fällen Gerichte ja genau dieses, wie in der Lage ja auch erläutert (am Beispiel MV vs. Den Zweitwohnsitz-Besucher)

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Wenn ich ihren Rundumschlag lese, handelt es sich eher um einen Jammer- als um einen Frustvirus. Sollen ich oder andere ernsthaft mitfühlen, weil sie einen Feiertag nicht in der Hängematte verbringen konnten? Was ist das für eine Anspruchshaltung, dass eine Gesellschaft wie ein Bausparvertrag funktionieren soll? Man kann natürlich seine zeitlichen und finanziellen Ressourcen so einplanen, als ob alles immer nach dem geregelten Ablauf eines Schuljahres läuft. Klappt wie in den vergangenen 14 Monaten gesehen aber nicht immer…

Ja, aus rechtsstaatlicher Sicht, muss dieser Punkt geklärt werden. Aber Diskussionsbedarf sehe ich da nicht. Mit dem Satz „Und bei Menschen, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit immun sind, fehlt es an diesen Gründen.“ ist doch alles gesagt. Hattet ihr in der Lage vor gefühlt Monaten schon erörtert. Trotzdem wird seit Wochen darüber lang und breit diskutiert und die Diskussion immer wieder angeheizt, ohne dass neue Substanz dazu kommt. Aus meiner Sicht mal wieder ein sehr gelungener Schachzug unserer Regierung, die damit wunderbar von den tatsächlichen Problemen ablenken kann.

Ihr hattet in der Lage ja die Konzepte NoCovid und ZeroCovid erläutert und kritisiert, dass die Politik die Inzidenz über Monate auf hohem Niveau gehalten hat, statt ein paar Wochen Lockdown zu machen. Dieses Vorgehen erfährt jetzt noch eine Steigerung und das Infektionsrisiko in den letzten Monaten steigt dramatisch an für Eltern. Ursachen dafür ist, dass

  1. Die absoluten Inzidenzwerte für Öffnungen immer weiter nach ober korrigiert wurden 35, 50, 100, jetzt 165 für Schulen/Kitas.
  2. Die relativen Inzidenzwerte sich für Kinder und Eltern dramatisch erhöhen, denn von den 165 pro 100.000 Menschen die sich infizieren, sind keine Geimpften mehr dabei. Heißt die Inzidenz konzentriert sich auf die Nicht-Geimpften und da sind es bei 30% Immunen bereit 214 statt 165. Und das steigt weiter an.
  3. Menschen ohne Kinder können sich oft relativ gut schützen. Studenten, Singles oder auch verheiratete Paare ohne Kinder. Eltern können sich dagegen nicht schützen, bzw. müssen dafür einen sehr hohen Preis zahlen. Dadurch konzentrieren sich die Infektionen überproportional bei den Eltern und Kindern auf. 30% geschützt und ein unbekannter Anteil isoliert.

Das heißt, dass sich die Infektionen auf immer weniger Menschen verteilen und damit die Inzidenz in dieser Gruppe dramatisch steigen wird. Ja, irgendwann geht es auch wieder runter, aber das dauert und ein Impftermin für Eltern ist noch nicht in Sicht. Heißt für Eltern und Kinder geht die Pandemie jetzt erst los.

Ich hatte mich schon lange entschieden. Zahlen schnell runter und dann öffnen. Interssiert hat das die Entscheidungsträger aber leider nicht.

Hatte ich nicht erwähnt, abe das ist selbstverständlich richtig und macht die Entscheidung noch schwerer für die Eltern, da die nicht nur sie Schaden erleiden, sondern auch die Kinder.

Mir war das klar, hatte zahlreiche Wissenschaftler vorhergesagt. Dennoch wurde die Inzidenz über Monate extrem hoch gehalten und die Schulen und Kitas bei hohen Inzidenzen geöffnet. Dabei wurden bereits die 80.000 Toten in Kauf genommen. Ich glaube nicht, dass unsere Regierung jetzt noch wirkungsvolle Maßnahme ergreifen wird, um die Zahlen weiter zu reduzieren. Im Gegenteil, es wird Lockerungen geben und damit werden die Infektionen weiter auf hohem Niveau bleiben. Und da nur noch Eltern und Kinder zur Verfügung stehen, erwischt es die. Und das wird in Kauf genommen.

Schränkt nicht jedes Ordnungsrecht Grundrechte ein? Jede Regelung zum Nutzen der Gemeinschaft ist eine übergeneralisierende Limitierung Einzelner. Die Coronabeschränkungen werden hier behandelt, als wären sie Demonstrationsverbot, Hausarrest und Wahlrechtsentzug in einem. Tatsächlich limitieren sie uns in diesem Lockdown light viel weniger. Wenn die Begründung so zwingend und die Unterscheidung so wichtig ist, warum wird dann in fast allen anderen Bereichen so gut wie nicht unterschieden? Ist mein Recht auf Gleichbehandlung aus Art.3 GG kein Grundrecht (BTW ich gehöre zu den Immunen)? Ich bin für Beispiele offen wo so grundlegende Unterscheidungen gemacht werden. Normalerweise sind doch schon Frauenparkplätze Grund genug für eine Verfassungsbeschwerde wegen Diskriminierung. Hier wird doch auch die ganze Zeit differenziert. Maske tragen ist auch für Immune noch zumutbar, Schnelltesten nicht. Da kann ich gut mitgehen. Immune zählen bei Treffen nicht mit. Das geht aus meiner Sicht zu Weit weil sich zu viele Menschen dadurch übergangen und ungerecht behandelt fühlen. Die aktuellen Einschränkungen sind gerechtfertigt in der Abwägung der Grundrechte, auch für Sonderfälle wie Menschen die alleine auf dem Berg wohnen. Sie waren auch die letzten vier Monate für mich trotz Immunität gerechtfertigt, weil sie nur allgemein akzeptiert werden wenn sie auch für alle gelten und alle mitmachen. Es gibt keinen zwingenden Automatismus für die 7% der Bevölkerung mit Impfprivileg nun eine Ausnahme zu machen.

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Offensichtlich ein ganz schwieriges Thema. Ich kann viele Argumente und Standpunkte nachvollziehen, auch wenn es nicht meine Argumente und Standpunkte sind.

Aus meiner Sicht sind die „Lockerungen“ nicht nur akzeptabel, sondern sogar wünschenswert und vorteilhaft für alle, auch für diejenigen, die im Moment (!) noch nicht in den direkten Genuss kommen. Mindestens indirekt profitieren aber alle davon.

Wir haben in dieser Pandemie bisher immer wieder erlebt, dass die Diskussion um eine Frage erst begonnen wird, wenn es brennt. Obwohl man absehen konnte, dass die Entscheidung anstehen wird. Ich sehe das gleiche Problem hier wieder. Es war schon lange klar, dass die Impfungen kommen werden und auch, dass sie nicht sofort für alle da sein werden. Man hätte „die Bevölkerung“, also uns, früher auf diese Situation vorbereiten können.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass diejenigen, die jetzt gegen die Lockerungen sind, den gleichen Fehler wieder machen: Nehmen wir doch einmal an, wir („die Politik“) hätte beschlossen, dass nicht gelockert wird. Ein Beschluss, den viele hier in dieser Runde wohl begrüßt hätten.
Dann würde sich zwingend die Frage stellen: Wie lange soll das so gelten? Dazu habe ich hier noch kein Statement gelesen.

  • Bis ich geimpft bin?
  • Bis 50% geimpft sind?
  • 75 %?
  • 100%?
  • Alle Impfwilligen?
  • Oder soll (aus „Solidarität“) erst gelockert werden, wenn auch für Säuglinge ein Impfstoff zur Verfügung steht?

Jede Wette: Egal, wo und wie man die Grenzlinie ziehen würde, es gäbe immer eine Diskussion darüber mit guten Argumenten auf beiden Seiten.

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Ich bin, wie vermutlich viele, schon lange begeisterter Hörer der Lage, vielen Dank an dieser Stelle für diesen Podcast, er ist wirklich ein fester Bestandteil meines Lebens geworden.

Angemeldet habe ich mich in der Tat aber um euch bei dem Thema „Solidarität bei Lockerungen …“ meine Auffassung zu erläutern, die in einigen Punkten doch von eurer Meinung abweicht.

  1. Das Verhalten der Jüngeren zu Beginn/während der 1. Phase der Pandemie:
    Im Gegensatz zu den jetzigen Wissenschaftlichen Erkenntnissen, war damals die absolut eindeutige Einschätzung, dass COVID-19 nur für für ältere Menschen mit Vorerkrankungen überhaupt gefährlich sein könnte. Es gab somit keinerlei Gefahr für die junge Bevölkerung und eurer Logik nach also auch keinen Grund sich überhaupt einzuschränken und trotzdem sind alle solidarisch zu Hause geblieben. Wir haben das, aus voller Überzeugung, gemacht um die ältere Bevölkerung, die vulnerable Gruppe, zu schützen.

  2. Einschränkungen für Geimpfte:
    Entgegen der dargestellten Situation gibt es schon triftige Gründe dafür, dass die Geimpften weiterhin die allgemein geltenden Einschränkungen mittragen, denn die Impfung sorgt für einen Schutz der Geimpften, nur bedingt für einen Schutz des Umfelds. Geimpfte können sich weiterhin anstecken und somit auch weiterhin die Infektion weitergeben, wenn auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit.
    Die Lockerungen für Geimpfte sorgen also direkt dafür, dass die Pandemie nicht so schnell wie möglich beendet und die Zahlen schnellstmöglich signifikant gesenkt werden. Das aber sollte doch das Ziel der gesamten Gesellschaft sein, oder? Und ein paar Woche werden die ohnehin schon mit der Inpfung privilegierten doch noch warten können, wenn damit das Risiko einer vierten Welle deutlich reduziert wird?

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Ich glaube ich habe mich etwas unglücklich ausgedrückt. Mir ging es, um den in der Lage angebrachten Solidaritätsvergleich mit der PKV. Da ich finde, dass der Vergleich massiv hinkt. Ansonsten halte ich die Solidaritätsargumentation auch für eher schwach.

Unabhängig davon bin ich weiterhin der Meinung, dass die Reihenfolge in der nun vorgegangen wird falsch ist.

Zunächst einmal sollten alle Menschen ein Impfangebot erhalten (können). Im Anschluss können dann Lockerungen kommen.
Seit einem Jahr schränken sich junge Menschen extrem ein. Zunächst, um Alte und andere Risikogruppen zu schützen. Dann treten sie beim impfen zurück. Und nun warten sie vermutlich 3-6 Monate länger bis sie ihre Grundrechte zurückerhalten.
Ich halte das für extrem kritisch und gefährlich für unsere Demokratie. Denn bei allen objektiven und sachlichen stichhaltigen Argumenten, treibt das persönliche Unrechtsempfinden die Menschen irgendwann in Richtung der Parteien, die „die Pandemie für beendet“ erklären.

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Ich hatte dich so verstanden, dass deine These lautet: Wer ausgehend von „der Status Geimpft/Nicht-Geimpft ist zufällig erworben“ dafür argumentiert, dass Aufhebungen/Lockerungen nur für Geimpfte ungerecht sind, verlässt die Grundhaltung einer freien demokratischen Gesellschaft. Dieser These wollte ich widersprechen: Nicht alle, die so argumentieren, verlassen den Boden der freiheitlichen Demokratie. Solche Kompatibilitätsthesen lassen sich oft mit überzogenen und fiktiven Beispielen einfacher verdeutlichen. Die Beispiele sollen nicht zeigen, dass bestimmte geltende oder vorgeschlagene Lockerungen für Geimpfte diese oder jene Konsequenz tatsächlich haben werden. Es ging mir hier wirklich nur darum zu zeigen, dass liberale Demokrat:innen nicht automatisch für weitreichende Lockerungen, die nur Geimpften zukommen, sein müssen.

Ich denke, dass die Forderungen nach Solidarität seitens der Geimpften und Genesenen tiefergehende Ursachen haben als ein Falschverstehen des Begriffs oder Neid.
Zum Einen wurde von verschiedenen Seiten in der Politik gesagt, dass es eine solche Ungleichbehandlung nicht geben wird oder zumindest nicht gewünscht wird (siehe bspw. entsprechende Aussagen von Herrn Spahn). Dass dies nun doch der Fall ist, führt bei denjenigen, die sich bislang nicht impfen lassen konnten, verständlicherweise zu Frust.
Zusätzlich sind ebenjene bislang noch nicht oder nur zu einem geringen Teil geimpft, die in der Pandemie von den Einschränkungen am stärksten betroffen waren und z.T. die Auswirkungen der Coronamaßnahmen noch bis weit in die Zukunft spüren werden: Schüler, Studenten, Eltern sowie marginalisierte Gruppen. Diese Gruppen haben meines Erachtens in der Pandemie selbst sehr wenig Solidarität erfahren. Die Hilfen für Studenten sind ein Witz (ca 400€ im Monat bei akuter Notlage gegenüber 850€ durchschnittlicher Lebenshaltungskosten eines Studenten), infektionstechnisch unsichere Schulen und keine guten Homeschoolingkonzepte etc. Die Liste ließe sich sehr lange fortsetzen. Häufig wurde von ebendiesen Gruppen Solidarität eingefordert (berechtigt oder nicht ist in diesem Kontext egal). Dass diese Gruppen dann auch mal Solidarität fordern, ist nicht überraschend, finde ich.
Mein Gefühl als Studentin ist, dass sich viele einfach nicht gesehen fühlen, sich mit ihren Problem von der Politik allein gelassen fühlen. Während gleichzeitig TUI (welche noch weniger Mehrwert hat als die Lufthansa) für mehrere Milliarden gerettet wird.
Würde man diesen Gruppen ernsthafte Hilfsangebote (bessere Hilfsleistungen für Studenten, bessere Schulen, mehr Unterstützung für Eltern ect.) machen und keine leeren Versprechungen in Richtung „Impfprivilegien“ machen, sähe die Debatte ganz anders aus.

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Tut mir leid, ich kann diese Deutung nicht nachvollziehen. In meiner gesamten Replik auf Ihren Beitrag ging es ja nicht um Impfungen von Kindern im Allgemeinen, sondern um die Behauptung, die Impfung von Kindern sei, wie Sie es formulieren, „die einzige Option, die jetzt noch kurzfristig aus dieser schwierigen Lage helfen kann.“ Das deckt sich ja in etwa mit dem Beschluss des Ärztetages, auf den in der von Ihnen zitierten Pressemitteilung Bezug genommen wird. In der entsprechenden Pressemitteilung der Bundesärztekammer heißt es wörtlich:

Das Recht auf Bildung könne im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen Corona-Impfung gesichert werden.

Das heißt für mich sinngemäß: Ohne schnelle und massenhafte Impfungen gibt es für Kinder kein Recht auf Bildung. Die Kommentare unter der von Ihnen verlinkten Pressemitteilung lassen erkennen, dass ich mit dieser Interpretation nicht alleine bin. Und in etwas knapperer Formulierung schrieb ich daher von der „Forderung nach schnellen Massenimpfungen“. Es ist also eine doppelte Einschränkung („schnell“ und „Massen-“). Ich verstehe nicht, wie Sie daraus lesen, ich hätte behauptet, die genannten Fachgesellschaften (nicht „Jugendverbände“, wie Sie schreiben) seien grundsätzlich gegen Impfungen von Kindern.

Schauen wir uns nun einmal an, was die drei genannten Fachgesellschaften zum Beschluss des Ärztetages sagen (ich habe hierzu bisher nur Tweets gefunden).
Johannes Hübner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) twittert dazu:

Werde ich so nicht unterstützen !! Beim Durchsehen der Liste der Antragsteller sehe ich da auch keinen Kinderarzt als Verteter der relevanten kinderärztlichen Fachgesellschafte DGPI, DGKJ oder bvkj aufgeführt ProfDTSchneider Kellerpass tofi42699 DGKJ_eV ??? [Quelle]

und

Und bitte nicht falsch interpretieren: bin sehr froh über die Impfmöglichkeit bei Kindern, aber das muss (wie auch bei den Erwachsenen) absolut freiwillig sein. Keine Impflicht für Kinder durch die Hintertür ! [Quelle]

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) twittert:

Diesen Antrag können wir in dieser Form und in seinen Aussagen nicht unterstützen!

Entscheidend ist das Inhaltliche:
die Biontech Zulassungsstudie für Jugendliche 12-15 Jahren ist noch nicht publiziert, nur in Form von Pressemeldungen… [Quelle]

und

… aber auch diese Studie muss sich zunächst einer wissenschaftlichen Bewertung stellen.

Die Daten müssen zudem von EMA, PEI, STIKO geprüft, bewertet, in Zulassung und Empfehlung gebracht werden.

Der Ärztetag hat hier also ohne wissenschaftliche Grundlage entschieden. [Quelle]

Vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) heißt es:

Wir wollen sobald wie möglich gegen #Corona impfen. Nach der Zulassung durch die #EMA und mit #STIKO Empfehlung. Auf freiwilliger Basis. #Impfen ist unser täglich Brot. Wir kennen unsere Patienten, ihre Vorgeschichte und Familie. Und wir haben Räumlichkeiten und Logistik. Go! [Quelle]

Alle drei Verbände unterstreichen also die Wichtigkeit einer ordentlichen Zulassung durch EMA und STIKO, sowie die Freiwilligkeit der Impfung. Zudem kritisieren zwei der Verbände den Beschluss des Ärztetages als verfrüht. Die Einwände betreffen also genau die Punkte, die ich mit meiner Formulierung versucht habe zu beschreiben.
Fairerweise muss ich dazusagen, dass ich mich nur bei einem meiner vier Argumente auf die Positionen der drei Verbände bezogen habe, bei den anderen Punkten sind diese teilweise anderer Meinung. Dass heißt allerdings auch, dass ich mich gar nicht dazu geäußert habe, wie diese Verbände generell zu Impfungen von Kindern stehen.
TL/DR: Thema meines vorherigen Posts waren nicht Impfungen von Kindern im Allgemeinen, sondern die Behauptung, bestimmte Rechte für Kinder seien nur durch eine De-Facto-Impfflicht für Kinder zu gewährleisten.

Die Verweise auf den Querdenker-Account, den Herr Hübner retweetet hat habe ich entfernt.

Wow, einfach nur Wow. Fehlende Empathie wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts, wenn ich das auf ihren Post erwidern würde. Der Muttertag war als Beispiel zu verstehen wie unsere aktuelle Situation ist. Wir denken nicht an Urlaub oder Kino, sondern an das blanke Überleben von Tag zu Tag. Wenn ihnen das zu viel Gejammer ist dann verkennen sie einfach die Situation in der viele Eltern aktuell sind. Es ist kein Gejammer, sondern vielmehr ein Hilferuf. Wenn sie das empathisch nicht erfassen können, dann brauchen wir nicht weiter diskutieren.

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Ich sage nicht der oder diejenige verlässt direkt den Boden der liberalen Demokratie. Meinungen und ein kontroverser Austausch gehören dazu. Ich halte es da sehr mit dem Erkenntnisgewinn durch Diskussion. Ich sage nur, dass diese Meinungen/Empfindungen für die Entscheidung bzgl. Grundrechtseinschränkungen innerhalb eines Rechtsstaats nicht relevant sind. Hätte die Politik nicht agiert, hätten die Gerichte bald entsprechend reagiert denke sagen viele Experten.

Einige Argumentationen im Forum fand ich aber tatsächlich problematisch, wenn man sie in ihrer Tragweite zu Ende denkt und auf andere Situationen anwendet.

Mein erster Beitrag war ja tatsächlich auch in die Richtung eines Solidaritätsproblems (allerdings bezogen auf Impfstoff-Wählerische).

Zum Beitrag noch kurz:
Auch hier sei mir wieder der Hinweis erlaubt: Gerecht != Recht bzw. Ungerecht != Unrecht im juristischen Sinne.

Ansonsten: liberale junge Menschen, lasst uns zusammen tun und für Veränderung eintreten:-)