Natürlich nicht, weil die nativen Volksgruppen das auch nicht fordern, weil sie auch nicht in der Position sind, das zu erreichen oder erreichen wollten. Die Natives in diesen Staaten wären schon mit vollständiger Gleichberechtigung und vielleicht noch etwas Selbstverwaltung und Ausgleich des Unrechts zufrieden. Damit wären auch viele Palästinenser im Rahmen einer Ein-Staaten-Lösung zufrieden, aber das ist in Israel leider undenkbar. Oder könntest du dir vorstellen, dass Israel die Menschen aus Gaza und dem Westjordanland als gleichwertige Staatsbürger akzeptieren und für die großen Vertreibungen im Rahmen der Nakba entschädigen würde?
Das liegt daran, dass es nicht nötig ist, klar zu stellen, dass der Terrorismus der Hamas natürlich auch absolut falsch ist. Dass der Terrorismus der Hamas ein Problem ist, ist eine quasi unverrückbare Diskussionsgrundlage, etwas, das wirklich „common ground“ in der Diskussion aller halbwegs zivilisierten Menschen ist. Müssen wir das trotzdem jedes Mal, wenn etwas am israelischen Verhalten kritisiert wird, noch mal erwähnen? Da sind wir wieder bei der „Diskussion der Disclaimer“. Muss man wirklich ein „Disclaimer: Der Hamas-Terrorismus ist trotzdem das ultimative böse!“ hinter jede Israel-Kritik packen?!? Wem ist damit geholfen?
Das Problem sind nie Entwicklungen über tausende Jahre, sondern Umbrüche innerhalb weniger Jahre. Deshalb ist es absolut irrelevant, was vor 2000 Jahren war. Es geht darum, dass eine massive Disruption des Status Quo zu Konflikten führt.
Aus meiner Sicht hatten schlicht sowohl den Juden als auch die muslimischen Araber in Palästina nach dem ersten Weltkrieg / Fall des osmanischen Reiches das Recht auf einen eigenen Staat. Wenn das Existenzrecht Israels kritisiert wird, ist die Empörung - mit Recht! - groß, wenn jedoch das Existenzrecht eines arabischen Staates in Palästina verleugnet wird, regt sich kaum noch jemand auf. Und jeder, der sagt, eine Zwei-Staaten-Lösung sei nun undenkbar, weil dazu so viele israelische Siedlungen geräumt werden müssten, tut genau das: Er akzeptiert, dass ein arabischer Staat in Palästina kein Existenzrecht hat, weil die Interessen der illegalen Siedler vorgezogen werden. Und das halte ich für ein massives Problem. Kannst du das nachvollziehen?