Sind Hindernisse der Migration überhaupt wünschenswert?

Ich argumentiere hier absichtlich lediglich wirtschaftlich und nicht menschlich, weil das ja sonst eh gerne wegignoriert wird und diese Sichtweise kompatibel mit diversen politischen Ansichten ist: Warum wird sowohl in den Medien als auch von Politikern stets thematisiert, ob man Migranten abschieben kann, und nicht, ob man das überhaupt will?
Erstens, will man als Ausländer, der in einem anderen Land arbeiten möchte und überlegt in welchem, überhaupt in einem Land arbeiten, dessen allererste Priorität es ist, möglichst wenige von seinem Schlag zu haben? Sooo attraktiv ist Deutschland nun auch wieder nicht. Ich denke, dass die Attraktivität unseres Landes massiv überschätzt wird.
Zweitens: Wir haben einen Mangel an Fachkräften. Wir sollten uns eigentlich über jeden einzelnen Migranten freuen.

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Ich würde dir zustimmen: Jede/r, der ohnehin schon da ist sollte nicht teuer und aufwändig abgeschoben, sondern möglichst effizient ausgebildet und integriert werden. Bei den wenigen Schwerkriminellen usw. kann man da gerne Ausnahmen machen. Aber wenn die FDP mal wieder Vorschläge macht, Ländern wie Ruanda Millionen von Euro zu zahlen, damit sie uns die Asylbewerber „abnehmen“, kräuseln sich mir die Fußnägel.

Das Problem: Die Ablehnung der Migration ist bei den meisten Menschen nicht wirtschaftlich oder moralisch begründet. Da geht es eher um Rassismus (Angst for „dem Fremden“) und kulturelle Verunsicherung („Überfremdung“). Denen ist es egal, dass es wohl niemanden geben wird, der ihre Eltern oder sie selbst im Alter pflegt. Hauptsache, sie müssen beim Einkaufen keiner dunkelhäutigen Person ins Gesicht schauen und auf der Straße keine fremde Sprache hören.

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Das ist ja auch in der Lage schon analysiert worden. Logisch wäre die Migranten schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, aber in der politischen Diskussion dominiert hier einmal mehr nicht der logos, sondern der Pathos. Die Debatte ist hochemotionalisiert und gründet nicht auf Logik.

Hmmmm hier würde ich mittlerweile ein kleines Fragezeichen dran machen, weil es durchaus sein könnte (!), dass wir da gerade an nem turning point sind. Die Nachrichten über drohendende Entlassungen und schlechte Wirtschaft etc nehmen derzeit doch spürbar zu - auch jenseits von VW. Also es könnte durchaus sein, dass sich der Bedarf an Fachkräften demnächst spürbar verringert. Das sollte uns aber selbstverständlich trotzdem nicht davon abhalten, dass wir die Menschen hierher kommen (oder seit Jahren schon da sind!) für die offenen Stellen auch qualifizieren.

Der Fachkräftemangel besteht aber (auch) gerade in Branchen, die relativ konjunkturunabhängig sind. Pflege und Erziehung zum Beispiel. Und auch bei Akademikern bewegt sich die Arbeitslosenquote schon seit langem nahe 0%, da wird auch ein bisschen weniger Wachstum nicht zu erheblich geringerer Nachfrage führen. Vielleicht ist ein Grund für die irgendwie schwächelnde Wirtschaft ja auch, dass wir nicht mehr genug kompetente Menschen in Deutschland haben, die die Wirtschaft im Bereich der Innovation und des Wachstums halten.

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This.

Gerade in den Bereichen, wo 1st Gen Migrant:innen oft arbeiten, gibt es einen eklatanten Mangel an Arbeitskräften (nicht unbedingt Fachkräften): Gastronomie, Handwerk, Bau, Pflege, ÖPNV.

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Hier kann die Lösung aber nicht sein, den vermeintlichen Bedarf mit Migrantys der 1st Gen zu decken. Pflege ist mehr als nur die Bereitstellung von Sauberkeit und Nahrung.

Du magst Recht haben, dass das keine „ideale Lösung“ ist, wenn die Pflegekräfte kein flüssiges Deutsch sprechen, aber wie heißt es so schön: „Beggers can’t be choosers“. Hätten wir unendlich viele Pflegefachkräfte mit super Deutschkenntnissen, würde sich die Frage, dafür frisch eingewanderte Migranten zu nehmen, nicht stellen. Das ist aber nicht die Realität, mit der wir arbeiten müssen.

Die Alternative zu Migranten als Pflegekräfte sind Pflegeroboter, wie sie aktuell entwickelt werden. Ist das wirklich besser?

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Ich weiß nicht, warum diese Diskussion jetzt wieder aufgewärmt wird. Da war doch gerade erst Matthias Lücke im Interview zu Gast, um nochmal klarzustellen, dass die deutsche Wirtschaft durch Flüchtlinge weder messbar zerstört noch beflügelt wird. Also ja - klar macht es qualitativ Sinn, dass Migranten hier in Bereichen arbeiten, wo wir Arbeitskräftemangel haben. Aber ich hielte es für unseriös (und sage das im Konjunktiv, weil ich nicht weiß, ob es wirklich so gemeint war), zu propagieren, dass sich dadurch die wirtschaftliche Lage in Deutschland signifikant zum Positiven wenden würde.

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Auch wenn es mantraartig wiederholt wird: Fluchtmigration (zumindest die, die in den letzten 10 Jahren stattgefunden hat) löst keinen Fachkräftemangel.
Hier mal eine ältere BAMF Statistik:

Aus den Hauptherkunftsländern haben 32% gar keine Schulbildung oder max. die Grundschule besucht. (bei den Afghanen liegt diese Zahl bei 50%)
Und diese Zahlen haben sich wohl in den letzten Jahren noch deutlich verschlechtert, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Von den Jugendlichen, die in Deutschland zur Schule gegangen sind, haben ca. 6% keinen Schulabschluss und dass ist schon dramatisch genug. Von denen haben die meisten keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, und schon gar nicht als hochqualifizierte Fachkraft.

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Dies ist die Quelle der Grafik: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2017/IW-Report_2017_37_Bildungssysteme_in_den_Herkunftslaendern_Gefluechteter.pdf

Zumindest muss man da viel Zeit und Qualifizierung einplanen.
Vor einigen Jahren berichtete ein Arbeitsamtsleiter aus Bayern als Erfahrung aus der Syrien-Flüchtlingsbewegung, das diese Menschen rund 5 Jahre brauchen, bis sie dem deutschen Arbeitsmarkt adäquat zur Verfügung stehen. Vorrangig Sprache und Qualifikation.

Jetzt kann man natürlich sagen, wir legen in Deutschland von Seiten der Arbeitsagentur die Messlatte zu hoch für den Einstieg in Arbeit.
Aber es braucht auch Arbeitgeber die diese Menschen einstellen, da gibt es auch Mindestanforderungen, damit ein Arbeitgeber Geld für eine Arbeitsleistung bezahlt.
Ist übrigens bei Menschen mit Behinderung letztlich auch die Messlatte.

Da ging es um Geflüchtete, nicht um Fachkräfte. Es ist denke ich unumstritten, dass mehr Fachkräfte total toll für die deutsche Wirtschaft wären. Und hier im Thread wurde beides ein wenig parallel diskutiert, auch mit dem Blick darauf, dass man Geflüchtete (mit Aufwand) ja durchaus auch zu Fachkräften machen kann)

Das Argument hier war ja nicht, dass Geflüchtete sofort als fertige Fachkräfte eingesetzt werden können. Aber wenn wir mehr Fachkräfte haben wollen, dann gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten:

  1. Kinder, die hier geboren werden, werden zu Fachkräften ausgebildet
  2. Fertig ausgebildete Fachkräfte wandern ein.
  3. Wir bilden Einwanderer (bzw. deren Kinder) zu Fachkräften aus.

Kinder werden nicht genug geboren, dass ist lange bekannt und wird sich auch nicht ändern. Fertig ausgebildete Fachkräfte gehen überwiegend lieber in andere Länder. Bleibt Option 3, auch wenn das viele zu nerven scheint.

Ich hab mich hier drauf bezogen:

Da ging es ja explizit nicht um Fachkräfte.

Scheint mir aufgrund der Mengen und Qualifikationen die wir brauchen nicht realistisch. Da schon eher Option 4, nämlich dass wir als Land attraktiver für Fachkräftezuwanderung werden. Ist eher langfristig angelegt, aber das ist Option 3 ja auch.

Mit der aktuellen Migrationsdebatte schreckt Deutschland nicht nur ausländische Fachkräfte ab, sondern vergrault auch die, die schon in Deutschland sind.

Abgesehen davon, ist es schon ganz schön fragwürdig, es als selbstverständlich anzusehen, dass andere Länder Menschen ausbilden, die wir reichen Länder dann abwerben. Warum ist es so schlimm, wenn es bei vielen Migranten 5 Jahre dauert, bis sie „zu Ende“ ausgebildet sind?

Vielleicht ist der Arbeitskräftemangel aktuell noch nicht so groß, dass es bedrohlich ist, aber er wird es werden. So viele Menschen gehen bald in Rente. Überall wird Personal fehlen. Wenn Ausbildungen teilweise 5 Jahre dauern, wäre es doch besonders gut, jetzt damit anzufangen …

Ich finde übrigens die Zahlen der Flüchtlinge von 2015, die in den Arbeitsmarkt gelangt sind, bei Männern ist die Quote natürlich höher.
Zitat:
Von den 2015 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten hatten knapp zwei Drittel sieben Jahre später eine Arbeit. 90 Prozent dieser Beschäftigten waren sozialversicherungspflichtig angestellt, rund drei Viertel in einer Vollzeitstelle.

Bei den Männern betrug die Erwerbstätigenquote 75 Prozent, bei den Frauen hatten 31 Prozent eine Stelle. Der Leiter des IAB, Brücker, erklärte das im „ZDF-Morgenmagazin“ mit der hohen Kinderzahl der Frauen. Im Durchschnitt seien es drei Kinder pro Frau.

Ein zweiter Grund sei, dass geflüchtete Frauen in ihren Heimatländern oft Berufe wie Lehrerin oder Erzieherin ausgeübt hätten. Um diese in Deutschland weiterführen zu können, müssten sie „völlig neu ihre Berufe erlernen“.
aus:

Aber was @vieuxrenard dort sagt, stimmt doch. Es gibt einen Mangel an Paketboten, LKW-Fahrern und Haushaltshilfen. Und alle Bäckereien und Supermärkte in meiner Region haben auch immer noch Schilder mit Stellenanzeigen stehen.

Was natürlich sein kann, ist dass Geflüchtete in diesen Jobs nicht genug Wertschöpfung produzieren, damit die mit ihnen verbundenen Kosten wieder rein kommen. Gut möglich. Aber das sind ja zwei getrennte Fragen mit unterschiedlichen Lösungen.

Ich bezweifle wirklich, dass wir dazu gesellschaftlich in der Lage und Willens sind. Wir haben und wollen einen starken Sozialstaat, entsprechend ist es unrealistisch, für Fachkräfte mit Spitzenlöhnen werben zu können. Vom Einkommen geht hier einfach zu viel an Steuern und Abgaben ab, um z.B. mit der Schweiz oder den USA zu konkurrieren und ich sehe nicht, wie wir das ändern können.

Die „Willkommenskultur“ habe ich persönlich abgeschrieben. Zu viele Deutsche sind nicht bereit, Menschen anderer Hautfarbe unvoreingenommen zu begegnen, oder Einflüsse anderer Länder und Kulturen als positiv wahrzunehmen. Das betrifft natürlich nicht alle, aber eben doch zu viele, gerade auch in den Behörden.

Und dann können wir bei Themen wie Sprache und migrantische Subkultur einfach nicht mit anderen Ländern auf Augenhöhe arbeiten. Ein Leben auf Englisch ist hier jenseits einiger weniger Viertel in ein paar Großstädten nicht gut möglich. Ein Ghanaer wird an den meisten Orten keine Gemeinschaft finden, der er sich zugehörig fühlt und die ihn aufnimmt und unterstützt.

Ich halte es für wesentlich einfacher, sich die Zeit und das Geld zu nehmen, Menschen die herkommen wollen über 10 bis 15 Jahre ordentlich auszubilden und zu integrieren. Vielleicht geht die volkswirtschaftliche Rechnung in der ersten Generation nicht auf. Aber dann eben in der zweiten. Eine Gesellschaft ist ein Generationenprojekt, keine Quartalsbilanz.

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Es ist ja nicht schlimm.

Man muss nur als Staat und Unternehmen diese Zeitspanne etwa einplanen, zzgl. Kosten.

Und man kann wohl nicht davon ausgehen, das man frisch Geflüchtete ohne basale Sprachkenntnisse in Deutsch oder fachliche Qualifikation sofort auf den Arbeitsmarkt schubst und hat nach kurzer Zeit gut deutsch sprechende Fachkräfte. Da werden allein die Arbeitgeber in weiten Teilen den Kopf schütteln. Und manche Qualifikationsvorgaben (Z.B. Gesundheitsberufe) haben ja Sinn.
Ich kann zwar alle Migranten zum Regale einräumen schicken, aber haben wir soviele Regale?

Und das Thema Kinderbetreuung haben wir noch gar nicht angesprochen…

Also da liegt der Ball bei uns im Feld …

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Letztlich ist es aber ja so, dass bei 98% der Leuten diese Kosten so oder so auftreten. Wenn wir dafür sorgen, dass diese ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, dann reduzieren wir die Kostenseite und erhöhen die Einnahmenseite. Das ist immer erstmal positiv.

Letztlich gibt es aber auch viele Herausforderungen zu meistern. Wer mit 15-20 oder auch noch älter nach Deutschland kommt und ein Basiswissen hat, welches nicht mal einem unterdurchschnittlichen Mittelschulabschluss entspricht und auch keine weiteren Kenntnisse eines hier benötigten Berufs hat, der wird so erstmal nicht als Fachkraft ausgebildet werden können.

Es müsste oftmals also erstmal eine schulische Bildung nachgeholt werden. Jetzt wollen das aber gerade Erwachsene wohl eher nicht machen, zumindest nicht in Vollzeit. Mit den aktuell in Deutschland vorhandenen Ausbildungswegen ist das dann alles kaum kompatibel.

Ich plädiere deshalb schon länger dafür einerseits vermehrt auch praktische Ausbildungen mit lediglich theoretischen Grundlagen auf sehr einfachem Niveau anzubieten um einen einfachen Einstieg zu bieten. Statt einer vollständigen Ausbildung zum Industriemechaniker könnte solch ein „Industriepraktiker“ dann handwerklich alles lernen was die anderen auch gelernt haben, aber eben ohne den theoretischen Background. Für Menschen die in ihrer Firma ohnehin nach Vorgabe Arbeitsschritte abarbeiten aber auch gar kein Problem. Da wäre der Nachweis darüber, dass man handwerklich die Arbeit beherrscht schon ein Schritt voraus.

Mittels Nachholen von Schule nebenbei und dann Nachholen der Theorie könnte dann auch die Ausbildung zum Gesellen vervollständigt werden.

Am liebsten wäre mir die Ausbildung hier generell modularer zu gestalten. Das könnte auch schwächeren deutschen Schülern beim Berufseinstieg helfen und auch andere könnten das nutzen und z.B. weitere Module belegen um sich breiter aufzustellen, wenn es z.B. ein neuer Job erfordert.

Parallel oder alternativ könnte ich mir auch Berufsausbildung in Lehrwerkstätten vorstellen, bei der die Ausbildungsdauer z.B. von 3 auf 5 Jahre gestreckt wird und bei der Grundlagen nachgeholt werden. Vielleicht ab dem 3. Jahr in Kooperation mit einem Betrieb.

Es gäbe da ganz viele Möglichkeiten mehr Angebote zu schaffen Leute leichter zu qualifizieren und für den Arbeitsmarkt fitter zu machen.

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Und das wäre eine sehr kurzsichtige Betrachtungsweise, die eben nur die direkte Wertschöpfung berücksichtigt. Wenn ein Arbeitsplatz gleichzeitig benötigt wird und eine geringe Wertschöpfung erzeugt, ist das ein typisches Beispiel für mangelnde Berechnungsmethoden im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung zu Lasten der geringqualifizierten Arbeit. Denn die ganzen Jobs mit hoher Wertschöpfung können diese Wertschöpfung nur durch Arbeitsteilung erreichen - der Ingenieur oder Facharbeiter bei VW kann nur deshalb so hohe Wertschöpfung produzieren, weil andere die weniger prestigeträchtigen, schlechter bezahlten Jobs in Bäckerein, Supermärkten und der Pflege bzw. dem gesamten Sozialsystem erledigen.

Also jede Argumentation, die darauf hinausläuft, dass Migranten oder Geringqualifizierte nicht „ihren Teil beitragen würden“ (bzw. „kein Vorteil für die Gesellschaft“ seien), weil die „Wertschöpfung“ ihrer Arbeit geringer ist als bei anderen, ist meines Erachtens grundsätzlich fehlerhaft.

Bei der Betrachtung ging es so wie ich es aufgefasst habe nicht darum ob dieser Job als solcher ausreichend Wertschöpfung generiert, sondern ob er die Gesamtkosten die Flüchtlinge verursachen kompensieren kann, also inkl. der Kosten derer die nicht arbeiten, etc.

Aber so wie @ped hier sonst argumentiert ist ja klar, dass er das nicht als Kontra sieht, sondern lediglich als Anmerkung.

Weil wie ich schon gesagt habe ist es ja so, dass bei allen die heute hier sind ja auch gar nicht mehr die Frage gestellt werden muss ob man sie rein lässt oder nicht, sondern die einzige Frage ist was machen wir daraus, dass sie heute hier sind. Lassen wir sie Jahre auf eine mögliche Abschiebung warten oder lassen wir sie arbeiten. Wollen wir sie nur als billige Hilfskraft nutzen oder auch aktiv ausbilden.

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Da gilt aber doch das Gleiche:

Wenn wir den Wert der Arbeit der Flüchtlinge nur an ihrer konkreten Wertschöpfung messen und nicht berücksichtigen, welche Wertschöpfung anderer sie ermöglicht (man könnte das als „sekundäre Wertschöpfung“ bezeichnen), ist das mMn keine sinnvolle Betrachtung.

Das Problem bei volkswirtschaftlichen Betrachtungen ist immer, dass das Resultat sehr unterschiedlich sein kann, abhängig davon, bis in welche Ebenen man die Folgen eines Sachverhaltes weiter verfolgt. Das ist ein wenig mein Problem mit der typischen „ceteris paribus“-Betrachtung in VWL/BWL - denn eine kleine Veränderung im System verändert im Prinzip das System an unzähligen Stellen, sodass nie sonst gleiche Bedingungen vorliegen.

Migration z.B. erzeugt auch zahlreiche Arbeitsplätze in Deutschland (deren „Wertschöpfung“ auch wieder davon abhängt, in wie viele Ebenen man das Ganze nachverfolgen will) und verändert an so vielen Stellen das System, dass es kaum möglich ist, wirklich zu sagen, ob Migration unter’m Strich zu einer positiven Wertschöpfung führt. Vor allem, wenn wir auch die zukünftigen Generationen berücksichtigen und davon ausgehen, dass die Nachkommen in der zweiten und dritten Generation vollwertig integriert sind, sieht die Gesamtrechnung schon wieder ganz anders aus.