Ja, Sprache verändert sich. Das ist auch gut so. Und was sich in der Kolonialzeit, teilweise bis zu den 1970-er Jahren, abgespielt hat ist abscheulich. Und auch heute ist der Rassismus nicht verschwunden, im Gegenteil. Jedoch bin ich gegen Extremismus, in allen Richtungen.
Wenn man Sprache unter Zwang verändern will, wird man meistens scheitern, da die gemeine Bevölkerung sich durch Passivität widersetzt, und gelebte Sprachkultur sich nicht so schnell ändern lässt wenn man keine gängigen Alternativen anbieten kann.
Ich selbst bin Niederländer - und Holländer! - und lebe seit über 30 Jahren in Deutschland. Ich bin geschäftlich viel herumgekommen, und habe viele nicht-weiße Freunde und gute Bekannte in der ganzen Welt. Und das eigentliche Thema - aus meiner Sicht - ist „Respekt“. Respektiere die Menschen wie sie sind. Der Rest kommt wie von alleine - meistens. Egal ob Afrika, Mittleren Osten, Asien, Osteuropa, Süd-, Mittel- oder Nordamerika oder Australien. A-löcher gibt es überall, liebe, nette Menschen auch, und zum Glück sind die Letzten in der Überzahl. Und wenn man mit Respekt für seinen Mitmenschen Ausdrücke verwendet die von manchen als verletzend erfahren werden, sollte man sich vielleicht unterhalten. Und im Laufe der Zeit, wenn es genügend solcher Gespräche gegeben hat, ändert sich die Sprache.
In einer hitzig geführten Diskussion habe ich selbst mal spöttisch den Spruch vom Herrn Rüttgers „Kinder statt Inder“ verwendet, während ein Deutsch-sprechender Indischer Kollege beteiligt war. Vielen Teilnehmern war das sehr peinlich, obwohl aus der Diskussion klar war, dass dies überhaupt nicht meiner Einstellung entspricht. Im Nachgang habe ich dem Kollege den Kontext erläutert, und die Situation blieb völlig entspannt, der Kollege war gar nicht beleidigt und hat klar verstanden wie es gemeint war.
Für uns Westeuropäer ist es ganz normal, dass man in einer Kirche keine Tüte Pommes isst oder eine Zigarette raucht. Man passt sich an. Dann kann man in einer Synagoge doch auch eine Kippa aufsetzen, oder in einer Moschee die Schuhe ausziehen? Respekt ist das Zauberwort.
Ausdrücke wie „jemand den schwarzen Peter zuspielen“ oder „schwarzfahren“ sind keine persönliche Beleidigung wie zum Beispiel das N-Wort. Wenn sie früher schon in einem Kontext der Kolonialherrschaft entstanden sein sollten, haben sie diesen Kontext schon weitestgehend abgestreift und sind zu ‚geflügelten Worten‘ geworden. Wenn man das seinem Gegenüber respektvoll erklärt, ist die Chance nicht schlecht, dass verständnisvoll reagiert wird. Und wenn derjenige - als Betroffener - ebenfalls respektvoll darum bittet, ihm gegenüber den Ausdruck nicht wieder zu verwenden, dann tut man das. Oder?