Rente vs. Pension

Hallo Philip und Ulf,

vielen Dank für Euren erhellenden Beitrag zur Rentenbesteuerung!

Zwei Korrekturen zur Darstellung habe ich anzumerken:

  • Der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung ist wie dargestellt 18,6% des Bruttoarbeitsentgeltes. Allerdings wird dieser Beitrag hälftig vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber getragen. In Eurem Beitrag hörte sich das so an, als würde der Arbeitnehmer das alleinig zahlen.
  • Bei der Pension habt Ihr ausgeführt, dass Beamte u.ä. grundsätzlich Versorgungsbezüge auf Basis der letzten Besolgungsstufe bekämen. Dies ist so ebenfalls nicht korrekt; es gilt nämlich nur, falls diese Besoldung seit mindestens zwei Jahren bezogen wurde. Bis 2007 gab es eine Drei-Jahres-Frist, die allerdings vom BVerfG für nichtig erklärt wurde. Stellenzulagen sind dabei i.a. nicht ruhegehaltsfähig.

Viele Grüße
Achim

Hallo zusammen,

dazu noch eine Ergänzung: Es ist richtig, dass Beamte und Richter nicht irgendwo einzahlen, allerdings haben inzwischen der Bund und fast alle Bundesländer Versorgungsrücklagen bzw. Pensionsfonds angelegt, um hier etwas vorzusorgen (siehe zB für NRW: https://www.finanzverwaltung.nrw.de/de/pressemitteilung/pensionsfonds-fasst-zehn-milliarden-euro-fur-beamtenversorgung-zusammen; NRW, BaWü, Brandenburg und Hessen legen inzwischen sogar einen Teil dieser Rücklagen gemeinschaftlich nachhaltig an: https://www.finanzverwaltung.nrw.de/de/pressemitteilung/pensionsfonds-der-laender-nordrhein-westfalen-baden-wuerttemberg-brandenburg-und-0; siehe auch: Versorgungsrücklage – Wikipedia). Das ist natürlich nicht vergleichbar zur Rentenversicherung, aber zumindest besteht ein gewisses Problembewusstsein bei der Politik für das, was in den nächsten Jahren auf uns alle zukommen wird.

Viele Grüße
Chris

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Zum ersten Punkt:
Ich finde es irreführend von „Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil“ zu sprechen. Arbeitgeber zahlen den Beitrag ja nicht weil sie außerordentlich nett sind. Das wird sowieso in dem Bruttojahresgehalt indirekt mit eingerechnet. Merkt man ja gut daran, dass Selbstständige „doppelt“ viel zahlen.
Meiner Meinung nach ist die ganze „Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil“-Thematik ein bewusster Trick, um die hohen Sozialabgaben vor den Arbeitnehmern zu verbergen.
(Entschuldige bitte mein gebrochenes Deutsch, ich bin keine Muttersprachlerin)

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Mir kam die der Diskussion des Urtels vorangestellte Unterscheidung zwischen Beamtenpension und der gesetzlichen Rentenversicherung etwas irreführend vor. Juristisch sind das natürlich zwei verschiedene Systeme. Aber praktisch läuft beides aufs gleiche hinaus: der Staat organisiert den Fluß von Einkommen von Steuerzahlern und Arbeitnehmern hin zu den Empfängern von Pesionen und Rentenzahlungen.

Beides sind Umlagemodelle im Gegensatz zu einem Rücklagemodell, bei dem heute eingenommenes Geld investiert wird, das dann in Jahrzehnten für Auszahlungen zu verwenden ist.

Guten Tag zusammen
vielen Dank für den Beitrag und die Ergänzungen!
Ich muss sagen, dass die Teilung zwischen Rente und Pension (neben der „Steuervermeidung“ von Konzernen und Superreichen) die mit größte Ungerechtigkeit für mein Empfinden ist.
Ich verstehe, dass bsp. Richter oder Politiker genug verdienen sollten um nicht zu leicht angreifbar für Bestechung zu sein, aber warum bei Pension das letzte Gehalt und bei Renten das Durchschnittsgehalt herangezogen wird sowie, dass bei Pensionen ein fester %-Betrag, dass heißt durch Gehaltsteigerung auch die Pensionanspruch automatisch(!) mitsteigt und bei Renten nur ein überdurchschnittlicher Gehaltsprung mehr Rentenpunkte ermöglicht finde ich unverschämt.

Und dabei spreche ich als noch als jemadn der es sich leisten kann 100€/Monat privat für die Rente zu sparen. An dieser Stelle mein Beileid für alle die schon während der erwerbstätigen Zeit gerade so über die Runden kommen!

Da diejenigen welche über das Renten- vs Pensionssystem entscheiden allerdings auch diejenigen sind die, wenn nicht direkt dann zumindest mit Menschen zusammen arbeiten welche direkt von den Pensionen profitieren, bin ich leider recht pessimistisch, dass sich daran was ändern wird :frowning:

Vielleicht wird es ja was mit dem Mindeststeuersatz…
Viele Grüße Philipp
P.S.: Tut mir leid wenn ich euren Kommentarraum unpassenderweise dazu verwendet habe mal meinen Frust über die Trennung zwischen Rente und Pension abzulassen!

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Den Gedanken hatte ich auch. So wie ich den Unterschied in der Lage verstanden habe, muss ich quasi meine Rente rechtfertigen und hoffen, dass die Rentenpunkte noch was wert sind. Zusätzlich wird erwartet, dass ich noch irgendwie selbst Vorsorge ( Stichwort überhöhte Immobilienpreise). Wieso müssen Pensionäre nicht genauso Geld abtreten wie ich? Am Ende finanziere ich also deren Pension und die der Rentner, während die Pensionäre im schlimmsten Fall nochmal schnell befördert wurden.

Wie von @Phil bereits beschrieben gibt’s einen entscheidenden Unterschied: Pensionen sind im Allgemeinen deutlich höher als Renten, weil Beamte über die frühen Dienstjahre mit geringerem Einkommen Dienstjahre sammeln, die dann bei der Pension mit dem hohen Einkommen der letzten Dienstjahre multipliziert werden.
Das System der Rentenpunkte hingegen bedeutet für den Angestellten, dass die früheren Arbeitsjahre auch nur wenig Rentenanspruch generieren, und ein hohes Einkommen im Alter nur noch wenig Einfluss hat.

Zudem hat der Angestellte die Unsicherheit, was seine Rentenpunkte eigentlich einmal wert sind.

Klar, man hätte den ganzen Punkt der Pensionen ausblenden können. Allerdings hat das ganze Problem ja damit angefangen, dass das BVerfG die Besteuerung von Rentenbeiträgen deshalb abgelehnt hat, weil sie im Vergleich zu Pensionen unfair ist. Beamte versteuern ihre erworbenen Pensionsansprüche eben auch nicht, wenn sie den Anspruch generieren, sondern wenn sie die Pension erhalten.

Die gesetzliche Rente unterscheidet sich nicht so stark von einer klassischen Kapitalanlage. Auch hier erwirbt der Arbeitnehmer mit seiner Einzahlung „Anteile“, aus denen später eine „Dividende“ gezahlt wird.

Mir geht es genauso. Dieses System ist himmelschreiend ungerecht. Aber was kann man tun? Wer muss sich wie zusammenschließen und bei wem Druck machen, damit sich was ändert? Wer ist die Lobbyvertretung für Einzahlende in die gesetzliche RV, bei der ich mitmachen kann?
Das ganze Thema ist komplex und anspruchsvoll und auf eine gewisse Weise schmerzlich.

Es ist doch ein bemerkenswerter Kontrast, wenn man dann sieht, mit welcher Leidenschaft (auch in diesem Forum) über Sinn und Unsinn eines Tempolimits diskutiert wird…

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kann man so sehen, ist dann leider nur ne ziemlich schlechte Anlage. Opportunitätskosten dafür, das Geld nicht am Aktienmarkt zu investieren, sind immens.
Gut, da kann man jetzt natürlich sagen: die gesetzliche Rente ist ja sicher, und du kannst ja auch noch privat ETFs kaufen. Kann ich, klar. Aber dann sollte private Vorsorge mit bereits versteuertem Einkommen nicht auch noch mit Kapitalertragssteuer bestraft werden, zumal vom Einkommen auch einfach weniger bleibt dann Rentenabgaben. Spekulationsfristen oder IRA-ähnliche Konten sind längst überfällig!

Bei steigenden Rentenbeiträgen ja vielleicht irgendwann mal eine Sache für die GFF? Gerade weil dann im Vergleich immer weniger für private Alternativen übrig bleibt

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Die Kapitalertragssteuer fällt auf nur auf die Profite an, die deine Anlage macht. Diese müssen einmalig als Einkommen versteuert werden, wie alle anderen Einkommen, z.B. die gesetzliche Rente inkl. der enthaltenen Zuwächse, auch.
Genau genommen ist die Versteuerung dank Kapitalertragssteuer sogar bevorzugt.

Irgendwie merkt man dass sich die LdN Hörer (oder zumindest dieses Forum) grösstenteils aus der gesicherten Mittelschicht oder darüber zusammen setzt, Anders kann ich es mir nicht erklären, wie der Ratschlag sowohl der Lage als auch hier im Forum darauf hinaus läuft: „Jeder für sich“

Wie soll eine prekär lebende Familie privat zusätzlich für ihre Alterssicherung vorsorgen? Was sollen Menschen tun, die keine Ahnung von den Finanzmärkten haben? Was wenn der Markt genau dann mal einbricht, wenn man seine Rente braucht?

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Es war klar, dass die gefühlte ungerechtigkeit der Beamtenpensionen abgesproch wird. Dabei werden aber meines Erachtens nach einige Gesichtspunkte ausgeblendet.

Es gibt insgesamt 17 verschiedene Regelungen für Beamtenbesoldungen (Bundesländer und Bund, ich beziehe mich der Einfachheit halber mal nur auf den Bund, der im übrigen mit der Besoldung an der Spitze liegt. In Berlin wird beispielsweise DEUTLICH weniger gezahlt. Beispiel A9 Berlin: 2687,36€ Bund: 2932,64€ montalich) Im Übrigen ist die Regelwochenarbeitszeit von 41h deutlich höher als bei den meisten abhängig Beschäftigten und höher als in jedem Tarifvertrag…

  1. Die Volle Pension von 71,6% wird erst nach mindestens 20 Jahren Dienstzeit ausgezahlt. (Zudem ist wie oben schon angemerkt die Lage inkorrekt, wenn sie vom goldenen Handschlag spricht - man muss mindestens zwei Jahre ein Amt bekleidet haben, bis dessen Gehalt auch zur Pensionsberechnung herangezogen wird. Zudem sind solche Beförderungen kurz vor Schluss meist nur in politischen oder hohen Ämtern die Regel - es gibt aber halt auch reiche Manager die krasse Abfindungen bekommen, wir reden hier von dem oberen 1% der Beamten.)Warum ist das wichtig? Bei fast allen Beamten investiert der Bund/ das Land viel Geld in die Ausbildung der Beamten, nicht nur bei Polizisten sondern auch bei Finanzbeamten oder gar der allgemeinen Verwaltungen. Da kommen regelmäßig pro Beamten mehr als 100.000€ Ausbildungskosten zusammen. Davon möchte man möglichst lange profitieren - weswegen der Anreiz für Beamte gesetzt wird, möglichst lange im Beamtenstatus zu verbleiben. Dast hat auch Nachteile für die Beamten, die in ihrer persönlichen Entwicklung und Flexibilität (auch Mobilität, falls mal ein Partner umziehen muss etc.) eingeschränkt werden und sich nicht so einfach „einen neuen Job suchen können“.

  2. Richtig sagst du, dass Beamte nicht leicht angreifbar sein sollen. Richter und Politiker sind die Topverdiener der Beamten (Politiker werden ja nur analog bezahlt). Das Gros befindet sich im mittleren und gehobenen Dienst zwischen A6 und A12. Das sind 2417€ bis 3801€ Grundgehalt in der ersten Stufe. Bis A10 liegt man unter dem Durchschnittsgehalt für das es ein Rentenpunkt geben würde. Ich würde wetten (habe keine belastbaren Zahlen geunden), dass der Durschnitt aller deutschen Beamtengehälter nicht deutlich Jahresbrutto über dem deutschen Durschnitt (1 Rentenpunkt) liegt, bei gleichzeitig deutlich überdurchschnittler Qualifikation. Gerade diese Besoldungsstufen (A6-A12) machen die Masse der Arbeit - Polizisten, Verwaltung, Finanzbeamte, Stadtplaner etc. aus. Bei der Bundeswehr liegt es noch deutlich drunter (A3-A11 ist die Masse). Diese sollen dem Staat aber langfristig loyal und treu dienen (Treueverhältnis des Beamtentums). Gäbe es nicht das Ziel und die Sicherheit, die hohe Pension erreichen zu können, wären diese Beamte, die Kriminielle ermitteln, bei Reichen die Steuern eintreiben oder Städte sozial planen und verwalten sollen, viel anfälliger für Korruption und Bestechung. Außerdem soll vermieden werden, dass Beamte (anders als Politiker) für wenige Jahre Kontakte und Interna ansammeln und diese dann in der Privatwirtschaft vergolden.

  3. Daher ist die hohe Pension auch ein Bestandteil der Beamtenbesoldung/Versorgung. Wie schon oben gezeigt, verdient ein Großteil der Beamten weniger als das Durchschnittseinkommen. Im übrigen müssen sich Pensionäre auch im Alter privat versichern, was dann auch mal gerne mit 700€ monatlich zu Buche schlagen kann. Gäbe es diesen Anreiz nicht, wären die Berufe, die normalerweise von Beamten ausgeführt werden, schlicht unattraktiv. Schon jetzt sind tausende Stellen sicherer Verbeamtung unbesetzt (wer es also ungerecht findet, darf gerne selbst Beamter werden, schwierig ist das nicht). Zudem verlangen Bürger zurecht eine hohe Qualität und Professionalität ihrer Beamten, die im übrigen auch im besonderen Maße rechenschaftspflichtig sind, auch im Privaten Einschränkungen hinnehmen müssen und neben dem Strafrecht disziplinarisch hart belangt werden können. Das bekommt man eben nicht zum Nulltarif. Eklatant werden die Probleme beispielswie bei Volljuristen, Ingenieuren und Informatikern. Die erhalten zwar mit den Gehältern aus dem höheren Dienst auch eine ordentliche Pension - dennoch verdienen sie in der Beamtenbesoldung meist nur einen Bruchteil der Gehälter auf dem freien Markt. Welcher Jurist mit gutem Staatsexamen würde für knapp 70.000€ Jahresbrutto bei einer Großkanzlei anfangen, wo er das doppelte einstreichen könnte? Welcher versierte IT-Sicherheitsprofi würde für unter 60.000€ bei IT-Security Consulting anfangen, wo er Tagessätze über 5000€ einstreichen kann? Will sagen: Die „normalen“ Beamten werden unterdurchschnittlich bezahlt, und die „Experten“ erst recht. Die Sicherheit im Alter (nach mindestens 20 Dienstjahren!) ist da ein letzter Anreiz.

Im großen und Ganzen muss man sich halt klar sein, dass man, wenn man einen Staat mit guter und unabhängier Verwaltung haben möchte, bei dem auch gut gebildete und professionelle Menschen arbeiten sollen, dies halt auch Geld kostet. Da finde ich das System, die Beamten erst am Ende, nach getaner Arbeit, zu belohnen sogar sinnvoll.

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Das grundsätzlich Problem der Altersvorsorge ist die Demographie. Wenn heute z. B. 20% aller im Land erzeugten Produkte und Dienstleistungen an Rentner gehen, die nicht mehr am Produktionsprozess teilnehmen, dann werden dies in ein paar Jahrzehnten 30% sein. Also bleibt für die Berufstätigen weniger für den eigenen Verbrauch.

Die Frage ist nur, wie die Politik diesen Transfer organisiert. Ob Umlageverfahren oder Kapitaldeckung, beides wird nicht dafür sorgen, dass im Jahr 2035 mehr Menschen ins Arbeitsleben eintreten, als 20 Jahre zuvor geboren wurden.

Die wichtigen Stellschrauben befinden sich daher gar nicht innerhalb der Altersvorgesysteme, sondern sind i) Geburtenrate, ii) Einwanderung und iii) Produktivitätszuwächse.

Da haben die gesetzlich rentenversicherten schon keine Lobby und die die eine Mindestrente bekommen werden erst recht nicht. Da besteht politisch einfach kein Wille etwas zu ändern, höchstens wie Versicherungen oder Betreibern von Fonds noch mehr Geld zugeschustert wird.

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Ich bin der Meinung, dass der Staat seine Bürger mit der Rente nicht alleine lassen darf. Aus meiner Sicht ist es essentiell, dass JEDER der einzahlt, eine Rente erhält, von der er seinen Lebensstandard vielleicht nicht halten, aber zumindest in einem ähnlichen Bereich haben kann. Und das funktioniert in anderen Länder ja auch, wie z. B. Österreich, Niederlande oder Schweden.
Private Vorsorge sollte aus meiner Sicht Luxus sein und nicht zwingend erforderlich. Schließlich müssen wir alle, die in Altersarmut kommen, eh über unser Sozialsystem auffangen. Das erscheint mir nicht sinnvoll und vor allem wird hier auch das „Lebenswerk“ von Menschen mit Füßen getreten. Denn das was man als Rente rauskriegt, das ist der Wert, den der Staat den Einzahlungen während der Arbeitszeit beimisst.

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Ich verstehe sowieso nicht wieso es 2 Systeme brauchte. Einfach jeder zahlt in die Rentenkasse und gut ist. Gleiche Regeln für alle. Ich finde dieses Messen mit zweierlei Maß sinnfrei und führt schnell zu Ungerechtigkeiten oder dem Empfinden solcher.

Etwas off topic: Ich finde aus dem selben Grund sollte auch ausnahmslos jeder in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen ohne das Ausklammern von Topverdienern und Beamten. Das würde die Kassen stärken und der medizinischen Zweiklassengesellschaft entgegenwirken.

Danke @Klabautermann für die ausführlichen Rechenbeispiele. Ich merke nur ein paar Details an.

Im Gegensatz zu den 40 Jahren und mehr Vollzeit-Arbeit, die gerne in Renten-Rechnungen angesetzt werden (was bei Akademikern teilweise nicht zu machen ist), scheinen mir 20 Jahre eher kurz.

Dann gäbe es den goldenen Handschlag eben zwei Jahre vor der Pensionierung, gleiches Prinzip. Aber ok, du sagst solche Beförderungen finden selten statt.

Das erscheint mir sehr viel, wenn man es ins Verhältnis zu anderen Ausbildungen setzt, z.B. 11.000€ pro Studienjahr. Die meisten Beamten dürften zudem eher mit „Bücherwissenschaften“ zu vergleichen sein, und die Ausbildung ist i.d.R. kürzer. Statistik: So viel kosten Studenten ihre Unis pro Jahr - DER SPIEGEL

Vorsicht, hier bist du glaube ich auf den Brutto-Netto-Trick zwischen Beamten und Angestellten reingefallen. Ein A10-Beamter bekommt (NRW, Stufe 2) 2962€ brutto, davon aber 2434€ netto. Der Angestellte mit den 40.000€ im Jahr landet bei 2184€ netto.
Gerade in diesem Gehaltsbereich ist der Angestellte mehr von den Sozialabgaben als der Lohnsteuer belastet; und genau die „spart“ sich der Beamte.

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Grundsätzlich finde ich gut, dass hier ein bisschen differenziert wird und auch die Nachteile des ‚Beamten-Daseins‘ thematisiert werden; die geraten leider oft zu sehr aus dem Blick. Trotzdem ein paar Anmerkungen.

Dies ist zutreffend, gilt jedoch nur für Stufe 1. Nach einem Jahr ist man schon in Stufe 2. Die Steigerung im TV-L sind zwar wesentlich höher, aber die Abgaben steigen dafür ebenso.
Ich will die Dimensionen noch ein wenig mehr am Beispiel Berlins verdeutlichen:

  • In A9 hätte ich – bei 100% Arbeitszeit, keine Zulagen, Klasse I – Abzüge von ein wenig mehr als 400 EUR (Lohnsteuer). Netto blieben ca. 2.280 EUR.
  • Für den TV-L (Angestellte) müsste ich, bei etwa gleichen Bedingungen, mindestens in E12 eingruppiert sein, um annähernd das gleiche Netto herauszubekommen (sogar etwas weniger). Es liegen Abzüge von etwas mehr als 1.400 EUR vor.

Für die Besoldungsgruppe A9, die früher dem „mittleren“ oder „gehobenen“ Dienst" zugeordnet wurde, reicht, je nach genauem Einsatz und Tätigkeit, eine abgeschlossene Berufsausbildung, während in der TV-L-Eingruppierung E12 ein Diplom (FH) oder ein Bachelor-Abschluss (Uni) zwingende Voraussetzung ist. Das ist aus meiner Sicht schon happig, wenn man bedenkt, dass Komplexität der Tätigkeit, Qualifikationserfordernisse, Verantwortungsübernahme etc. mit steigender Gruppierung zunehmen (sollten).

Nur, dass hier keine Missverständnisse entstehen: Politiker sind keine Beamten (was stimmt: Die Diäten, zumindest für den Bundestag, orientieren sich aber an den Richter-Bezügen)! Das muss man teilweise auch hier im Forum lesen…

Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Zumindest nicht dann, wenn Lehrerinnen und Lehrer in die Statistik mit einfließen. Inzwischen sind ja fast alle Bundesländer, außer Berlin, zur Möglichkeit der Verbeamtung übergegangen.
Ich habe mir die nachfolgende Statistik des dbb nicht im Detail angeschaut, aber zumindest für die A-Besoldung stimmt das nicht (ich würde als Vergleichsgruppe allerdings nicht 6–12 wählen), bei den Angestellten sieht es anders aus:

Zwischen ‚Soll-‘ und ‚Ist-Zustand‘ besteht aber ein ziemlich großer Unterschied. „Verlangen“ kann ich erstmal viel… Es gibt beispielsweise auch noch sehr viele Beamte, die in in Verwaltungen hin- und hergeschoben werden oder in DAX-notierten Konzernen rumhängen. Letzteres ist jetzt vielleicht ein krasses Negativbeispiel, aber Qualität und Professionalität sucht man da meistens vergebens.

Nicht zuletzt sind diese Nachrichten („Operation Abendsonne“) auch ausschlaggebend dafür, welches Bild von Beamten man hat (natürlich betrifft das nicht den Großteil). Leider wurde darüber bisher wenig bis kaum berichtet, dabei taucht das Problem vor dem Ende jeder Legislatur immer wieder erneut auf.

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Guten Tag Herr/Frau Klabautermann,

vielen Dank für Ihre Sicht der Dinge. Gerne möchte ich darauf eingehen und Sie bitten meine Rückmeldung wieder zu kommentieren.

Vorweg: Wie jemand in einem anderen Feed angemerkt hat gibt es ja eigentlich drei Systeme. Eventuell würde sich die „gefühlte Ungerechtigkeit“ auch dadurch erledigen wenn die berufsständische Absicherungen mit in die allgemeine Rentenkasse integriert wären.

Zu 1.
1a) Wenn ich die Seite „Beamtenpension: Beamte später in Pension, Pensionsrechner richtig verstehe wird der „Ruhegehaltssatz“ pro Dienstjahr berechnet. Wenn ich es verstehe sogar erst nach 40Jahren oder habe ich da etwas übersehen?
1b) Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Sie mit Ihrer Aussage recht haben, dass ein „Goldener Handschlag“ nur äußerst selten und dann in denen von Ihnen erwähnten Situationen.
1c) Verstehe ich richtig, dass Sie die These aufstellen: Wenn die Pensionen niedriger wären würden die Beamten eher den Job wechseln?
Ich glaube, dass gerade in den krisenbehafteteten Zeit der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz größer ist als ein Gehalt und diesen Vorteil haben Beamten weiterhin.
(s. auch https://www.hcm-magazin.de/files/smfiledata/2/0/1/6/7/8/3/Whitepaper_Employer-Branding-Studie-2017.pdf)

Zu 2.
2a) Bzgl. der Häufigkeitsverteilung vom Beamtendienst sind auch Wikipedia diese, leider recht alte, Daten zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Beamter_(Deutschland)
Aber gehen wir mal davon aus, dass diese Werte auch 2021 noch so ungefähr stimmen.
Dann sind 24%+53,7% = 77,7% der Beamten im Höheren oder Gehobenen Dienst in Deutschland. Nach Wikipedia Angaben fängt der Gehobene Dienst mit A9 an, dass heißt laut www.besoldung-in-bund-und-laendern. mit 2932,64€ Brutto pro Monat, daraus folt, dass mind. ca. 3/4 der Beamten mind. diesen Bruttobetrag erhalten. Leider habe ich keinen genaue Einkommensverteilung für Deutschland gefunden, sondern nur den Gini-Koeffizienten. Diesr liegt laut statista / statistik/daten/studie/1184266/umfrage/einkommensungleichheit-in-deutschland-nach-dem-gini-index/ bei 29,7% in 2019 (100% wären Gleichverteilung), daher ist meine Aussage, dass die Masse deutlich unter dem Schnitt (von ca. 4.000€ Brutto).
Das Problem sehe ich in der Verhältnismäßigkeit: Wenn der Rentenrechner 2022 Rente berechnen Berechnung gesetzliche Rentenversicherung Deutschland nicht falsch liegt, würde ich mit einem Bruttogehlat von 4.000€ (ohne Inflation und Lohnsteigerung, geboren 2000, bisher 0 Rentenpunkte) 1.265€ Rente erhalten und hier sprechen wir von einem Quotienten von ca. 31,6%. Hinzukommt, dass auch ohne ein Aufstieg in eine höhere Besoldungsgruppe die Entgelte (inflationsbedingt) i.d.R. stetig angepasst werden und dadurch der Unterschied zwischen Durchschnitts- und letzte Einkommen nochmals verstärkt wird.
**Also der Unterschied bei dem Beispiel mit 40 Arbeitsjahren: **
31,6% des Durchschnitsseinkommens oder 71,6% des letzten Einkommens ist immens!
2b) Wenn Sie sagen, dass „die Masse der Arbeit - Polizisten, Verwaltung, Finanzbeamte, Stadtplaner etc.“ ausmacht, dann verstehe ich nicht das Argument, „dass Beamte (anders als Politiker) für wenige Jahre Kontakte und Interna ansammeln und diese dann in der Privatwirtschaft vergolden.“ Ich hoffe nicht, dass die Masse diese Tätigkeiten keine Informationen erhalten welche sich für die breite Mehrheit der Beamten nachhaltig lohnt zu verkaufen. Gerne hierbei nochmals konkretisieren, was Sie damit Beispielhaft meinen!

Zu 3.
3a) Hier führen Sie ja nochmals den Punkt von 1. auf, dass Sie den Beamtenstatus/-job ohne die Pension zu unattraktiv ist. Dies kann mit Verweis auf Punkt 1c) weiterhin nicht nachvollziehen.
3b) Verständlich finde ich Ihr Argument, dass in der Spitze die Einkommensätze nicht verhältnismäßig sind.
3c) Der Tagessatz von 5.000€ für einen ITler kommt mir im ersten Moment etwas arg hoch vor. Aber selbst wenn dies stimmt, ist das Netto-/Bruttoverhältnis ein ganz anderes, von dem eigenen Risiko ganz abgesehen.
3d) Ein Punkt welcher mein subjektives(!) Ansehen von Beamten leider mindert, sind die Consultingkosten welche die Bundesregierung ausgibt (und damit will ich nicht sagen dass Beamte schlechte Arbeit machen!!!). Ich weiß es ist etwas über einen Kamm geschert, aber warum sind so hohe Ausgaben für externe Beratungen notwendig, wenn bereits viel in know-how durch die Schulungen und Ausbildungskosten bereits investiert ist?

Zum Schluss: Ich vermute Sie sind als Beamte/r tätig. Trotz der Punkte die ich an dem Rentensystem kritisiere, will ich damit nicht Ihre Arbeit kritisieren und möchte mich für Ihren Dienst auch ehrlich bedanken!
Zusammenfassend glaube ich, dass durch eine Angleichung der Renten/Pensionen aller drei(!, s. oben) Systeme das Konfliktpotential innerhalb der Gesellschaft durch Altersarmut deutlich gesenkt werden könnte.
Viele Grüße
Philipp

Für mich fehlt noch ein Punkt in der Diskussion: es wurde erwähnt, dass ein Steuerzuschuss für die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt wird. Nicht erwähnt wird jedoch, dass damit „versicherungsfremde Leistungen“ finanziert werden. Also etwa Renten für Erziehungszeiten, aber auch Renten für Vertriebene oder Spätaussiedler.

Zum zweiten habe ich den Eindruck, dass hier verschiedene Dinge vermischt werden:

  • Bezahlung von Beamten während des Erwerbsleben
  • Attraktivität von Beamtenstellen (für Neueinsteiger)
  • und letztendlich die Altetseinkünfte der Beamten

Ich finde es falsch, mit dem letzten Punkt (Alterseinkünfte) Probleme in den ersten beiden Punkte auszugleichen.