Guten Tag Herr/Frau Klabautermann,
vielen Dank für Ihre Sicht der Dinge. Gerne möchte ich darauf eingehen und Sie bitten meine Rückmeldung wieder zu kommentieren.
Vorweg: Wie jemand in einem anderen Feed angemerkt hat gibt es ja eigentlich drei Systeme. Eventuell würde sich die „gefühlte Ungerechtigkeit“ auch dadurch erledigen wenn die berufsständische Absicherungen mit in die allgemeine Rentenkasse integriert wären.
Zu 1.
1a) Wenn ich die Seite „Beamtenpension: Beamte später in Pension, Pensionsrechner richtig verstehe wird der „Ruhegehaltssatz“ pro Dienstjahr berechnet. Wenn ich es verstehe sogar erst nach 40Jahren oder habe ich da etwas übersehen?
1b) Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Sie mit Ihrer Aussage recht haben, dass ein „Goldener Handschlag“ nur äußerst selten und dann in denen von Ihnen erwähnten Situationen.
1c) Verstehe ich richtig, dass Sie die These aufstellen: Wenn die Pensionen niedriger wären würden die Beamten eher den Job wechseln?
Ich glaube, dass gerade in den krisenbehafteteten Zeit der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz größer ist als ein Gehalt und diesen Vorteil haben Beamten weiterhin.
(s. auch https://www.hcm-magazin.de/files/smfiledata/2/0/1/6/7/8/3/Whitepaper_Employer-Branding-Studie-2017.pdf)
Zu 2.
2a) Bzgl. der Häufigkeitsverteilung vom Beamtendienst sind auch Wikipedia diese, leider recht alte, Daten zu finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Beamter_(Deutschland)
Aber gehen wir mal davon aus, dass diese Werte auch 2021 noch so ungefähr stimmen.
Dann sind 24%+53,7% = 77,7% der Beamten im Höheren oder Gehobenen Dienst in Deutschland. Nach Wikipedia Angaben fängt der Gehobene Dienst mit A9 an, dass heißt laut www.besoldung-in-bund-und-laendern. mit 2932,64€ Brutto pro Monat, daraus folt, dass mind. ca. 3/4 der Beamten mind. diesen Bruttobetrag erhalten. Leider habe ich keinen genaue Einkommensverteilung für Deutschland gefunden, sondern nur den Gini-Koeffizienten. Diesr liegt laut statista / statistik/daten/studie/1184266/umfrage/einkommensungleichheit-in-deutschland-nach-dem-gini-index/ bei 29,7% in 2019 (100% wären Gleichverteilung), daher ist meine Aussage, dass die Masse deutlich unter dem Schnitt (von ca. 4.000€ Brutto).
Das Problem sehe ich in der Verhältnismäßigkeit: Wenn der Rentenrechner 2022 Rente berechnen Berechnung gesetzliche Rentenversicherung Deutschland nicht falsch liegt, würde ich mit einem Bruttogehlat von 4.000€ (ohne Inflation und Lohnsteigerung, geboren 2000, bisher 0 Rentenpunkte) 1.265€ Rente erhalten und hier sprechen wir von einem Quotienten von ca. 31,6%. Hinzukommt, dass auch ohne ein Aufstieg in eine höhere Besoldungsgruppe die Entgelte (inflationsbedingt) i.d.R. stetig angepasst werden und dadurch der Unterschied zwischen Durchschnitts- und letzte Einkommen nochmals verstärkt wird.
**Also der Unterschied bei dem Beispiel mit 40 Arbeitsjahren: **
31,6% des Durchschnitsseinkommens oder 71,6% des letzten Einkommens ist immens!
2b) Wenn Sie sagen, dass „die Masse der Arbeit - Polizisten, Verwaltung, Finanzbeamte, Stadtplaner etc.“ ausmacht, dann verstehe ich nicht das Argument, „dass Beamte (anders als Politiker) für wenige Jahre Kontakte und Interna ansammeln und diese dann in der Privatwirtschaft vergolden.“ Ich hoffe nicht, dass die Masse diese Tätigkeiten keine Informationen erhalten welche sich für die breite Mehrheit der Beamten nachhaltig lohnt zu verkaufen. Gerne hierbei nochmals konkretisieren, was Sie damit Beispielhaft meinen!
Zu 3.
3a) Hier führen Sie ja nochmals den Punkt von 1. auf, dass Sie den Beamtenstatus/-job ohne die Pension zu unattraktiv ist. Dies kann mit Verweis auf Punkt 1c) weiterhin nicht nachvollziehen.
3b) Verständlich finde ich Ihr Argument, dass in der Spitze die Einkommensätze nicht verhältnismäßig sind.
3c) Der Tagessatz von 5.000€ für einen ITler kommt mir im ersten Moment etwas arg hoch vor. Aber selbst wenn dies stimmt, ist das Netto-/Bruttoverhältnis ein ganz anderes, von dem eigenen Risiko ganz abgesehen.
3d) Ein Punkt welcher mein subjektives(!) Ansehen von Beamten leider mindert, sind die Consultingkosten welche die Bundesregierung ausgibt (und damit will ich nicht sagen dass Beamte schlechte Arbeit machen!!!). Ich weiß es ist etwas über einen Kamm geschert, aber warum sind so hohe Ausgaben für externe Beratungen notwendig, wenn bereits viel in know-how durch die Schulungen und Ausbildungskosten bereits investiert ist?
Zum Schluss: Ich vermute Sie sind als Beamte/r tätig. Trotz der Punkte die ich an dem Rentensystem kritisiere, will ich damit nicht Ihre Arbeit kritisieren und möchte mich für Ihren Dienst auch ehrlich bedanken!
Zusammenfassend glaube ich, dass durch eine Angleichung der Renten/Pensionen aller drei(!, s. oben) Systeme das Konfliktpotential innerhalb der Gesellschaft durch Altersarmut deutlich gesenkt werden könnte.
Viele Grüße
Philipp