Reiche sind oft klassistisch und damit tendenziell auch rechtsradikal

Bzgl. des Sylt-Videos habe ich in der Presse und auch bei Euch ziemlich oft ein Staunen darüber vernommen, dass Reiche Kinder rechtsradikal sein können. Hier wollte ich darauf hinweisen, dass - Achtung, ich pauschalisiere - den Reichen die Ausländer tendenziell egal sind. Aber ab einem gewissen Einkommen/Vermögen gibt es halt nur noch die Rechtfertigung „Ich bin besser als die anderen.“ Und damit ist bereits ein Denken in Klassen vorhanden, da ist es bis zum Rassismus nicht mehr weit. Man muss nur an das blaue Blut denken, das gibt es in dem einen oder anderen reichen Kopf vermutlich immer noch.

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Klassismus und Rassismus hängen eng zusammen, ja.
Mich wundert’s nicht.

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Danke für den Aufschlag. Mir geht es ähnlich, mich wundert es grundsätzlich auch nicht, dass rassistisches Denken in allen Gesellschaftsschichten vorkommt.

Was mich eher überrascht hat, und vielleicht geht es anderen da ähnlich, ist die ungehemmte Zurschaustellung von Ausländerfeindlichkeit. Normalerweise würde ich annehmen, dass gerade Leute mit viel Geld es eher gewohnt sind, darauf zu achten, welches Bild sie in der Öffentlichkeit abgeben. Aber scheinbar fühlte man sich hinter der „150-Euro-Paywall“ des sylter Nobelschuppens so sicher, dass man alle Vorsicht über Bord geworfen hat.

Im Zeitalter von Smartphones finde ich das allerdings eine ziemlich naive Einstellung, auch wenn ich natürlich froh bin, dass wir alle mal sehen, was für Musik beim elitären Nachwuchs so läuft. Und wenn man sich dann vorstellt, dass das die Firmenerben sind, von deren Wichtigkeit uns INSM und ähnliche Buden ständig überzeugen wollen, wird mir Angst und Bange.

Da mag was dran sein. Wer für sich verargumentieren kann, aufgrund seines Elternhauses ein ererbtes Vermögen „verdient“ zu haben, der hat womöglich auch weniger Probleme damit, sich wegen seiner Hautfarbe als ein besserer Mensch zu fühlen. Vielleicht gibt es in der Sozialpsychologie da schon etwas zu.

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Ich meine, diese Idee nicht selbst entwickelt zu haben, abgesehen davon, dass sie naheliegend ist. Aber wo habe ich etwas gehört oder gelesen…? Vielleicht bei Jung und Naiv: Rechtsextremismusexpertin Natascha Strobl oder Elitenforscher Michael Hartmann oder Soziologe Andreas Kemper.

Gefunden habe ich jetzt:
https://taz.de/Rassismus-und-Klassismus/!5706370/

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Trotz allem ist mir der Titel wirklich zu generalisierend. Könntest du ihn auf „Manche“ oder „Viele“ ändern oder „teilweise“ einfügen oder so? @FlorianR

Ich wollte das mit dem „?“ ausdrücken. Aber nachdem das bei Dir nicht ankam, habe ich den Titel geändert und hoffe er beschreibt das Thema jetzt besser.

Mit „Reichtum“ kann natürlich auch eine gewisse Hybris einhergehen - siehe bspw. „Wolf of Wall Street“. Auch wenn der Film sicher überzeichnet ist, soll wohl vieles auf wahren Begebenheiten beruhen. Es geht da um Grenzüberschreitungen, die man sich leisten kann - andere halt nicht. Daher ist die gesellschaftliche Ächtung so wichtig, weil juristisch wird da sicher nicht viel rauskommen.

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Ich glaube Dummheit zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Warum sollte mehr/ weniger Geld jemanden zu einem besseren/ schlechteren Menschen machen.

Die These, dass es sich bei den AfD-Anhängern um gesellschaftlich (bzw. finanziell) Abgehängte handelt, ist doch meines Wissens auch schon lange widerlegt.

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Eine interessante Frage in diesem Kontext ist aber auch, ist dann Bildung allein die Lösung gegen Fremdenhass und Co., wie es oft dargestellt wird.
Es ist durchaus davon auszugehen, das besser Situierte auch eine bessere Schulbildung erhalten.
Es sind nicht „nur“ die Geringverdiener.

Stimme ich zu. Es handelt sich um die moralisch Abgehängten.

Was verstehen wir in dieser Diskussion überhaupt unter „Reich“?

Leute, die 150 Euro Eintritt in einen Club zahlen.

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Offensichtlich nicht, die Afd war anfänglich auch als Professorenpartei verschrien, einen höheren offiziellen Bildungsgrad gibt es m.W. nicht.
Jörg Meuthen – Wikipedia war an einer öffentlichen Hochschule für Verwaltung in Baden-Württemberg Professor und hat Zivildienst gemacht. Schon im ersten Interview im Fernsehen, welches ich gesehen habe, hat er alle anderen Parteien wörtlich als „links-grün versifft“ bezeichnet, damit war mir eigentlich alles klar.
Frauke Petry – Wikipedia Ist eine promovierte Chemikerin, die durch ihre Leistung in den Genuss der Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes kam.
Maximilian Krah – Wikipedia ist promovierter Jurist.
Formale Bildung bringt offensichtlich nichts.

Also alles von Auszubildenden die noch daheim mietfrei wohnen und von den Eltern verköstigt werden und somit ihr ganzes Geld für Party ausgeben bis zum Milliardär?

Und doch nimmt die Zustimmung bei den Wählern mit steigendem Bildungsgrad ab.

Sicherlich muss man dann noch mal differenzieren. Gut in der Schule zu sein heißt ja noch lange nicht auch Dinge wie Empathie erlernt zu haben.
Und viele stecken halt auch recht in ihrer privilegierten Bubble fest.

Ich würde aber auch aus den Professoren in der AfD nicht ableiten, dass Professoren mehrheitlich der AfD nahe stehen, die meisten dürften sich allein aus Zeitmangel schlicht nicht politisch engagieren und die die es doch tun sind dann schon eine recht spezielle Gruppe.

Nein. Du wirst wenige finden die aus einem klassischen Arbeiterhaushalt kommen und 150€ Eintritt in einen Club bezahlen. Selbst wenn sie mietfrei Zuhause wohnen, weil die damit aufgewachsen sind wie viel Geld 150€ sind! Wer sich das leisten kann und/oder sich das leistet ist schon sehr previligiert aufgewachsen.

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Dann ist mein Umfeld wohl einfach eine Ausnahme. Da waren es in den Jahren bis 25 nämlich tatsächlich eher die, die ihr Geld verschleudert haben, während die aus wohlhabenderen Elternhäusern (Ärzte und co.) eher an der kurzen Leine gelassen wurden. Mag aber auch dran liegen, dass die oft Studenten waren und deshalb ihre Fixkosten selbst tragen mussten.

Aber ist ja egal. Als Definition von Reich war die Aussage trotzdem viel zu unscharf.

Darum ging es mir nicht. Bildung muss auch auf fruchtbaren Boden fallen und offensichtlich ist „Herzensbildung“ wichtiger als formale, rein kognitive Bildung. Manchmal frage ich mich allerdings auch, ob es vielleicht ein Soziopathen Gen gibt. Manche können vielleicht nichts dazu, sondern es liegt in ihrer „Natur“?

Aber ich würde nicht Bildung mit Reichtum gleich setzen.
Es gibt sicher mehr Gebildete unter den Reichen, aber weder ist Bildung eine Fahrradnetze l Garantie für Reichtum, noch Reichtum eine Garantie für Bildung.

Sie stimmen auch besonders häufig Aussagen zu, die neoliberale Positionen umschreiben, also etwa: Zu viel Rücksichtnahme auf Schwächere können wir uns nicht leisten. Diese Haltung ist nach unseren Zahlen besonders unter Menschen verbreitet, die sich selbst in der sozialen Hierarchie ganz unten einordnen, und unter jenen, die sich ganz oben einstufen, beide Gruppen neigen eher zu rechtsextremen Einstellungen als die Mitte.
Sylt, Reiche und Rechtsextreme: „Eine Machtdemonstration im doppelten Sinne“ - Politik - SZ.de

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Deswegen sage ich ja, dass Empathie etwas ist, was man nicht zwangsläufig in Schulen und Unis lernt.

Entscheidender als Argument dagegen sind für mich die Zustimmungswerte nach Bildung, die klar dafür sprechen, dass Bildung insgesamt also schon eher positiv ist und Leute davon abhält extremistische oder radikale Parteien zu wählen.

Das war auch nicht meine Intention. Die Bildung bezog sich auf den Einwand von oben.

Unter den Menschen mit Hochschulabschluss dürften vor allem die Leute in sozialen Studiengängen überdurchschnittlich Emphatisch sein, während es bei technischen Studiengängen z.B. eher unterdurchschnittlich sein dürfte.

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Wer an „Jeder ist seines Glückes Schmied“ glaubt und in der Gesellschaft zu den Glücklichen im Sinne von vermögend und/oder mit gehobener Postion zählt, braucht letztlich jemanden, auf den er runterblicken kann, um dieses Vermögen/diese Position zu rechtfertigen. Es ist naheliegend, dass Klassismus auch mit Rassismus zusammenhängt. Womit soll man begründen, dass es einem so viel besser geht als anderen?

Eine andere Ebene ist noch, dass Sparpolitik und gleichzeitige Hetze gegen Bürgergeldempfänger und Migranten Klassenkampf von oben ist, denn „wer seinen größten Feind neben sich vermutet, der schaut nicht nach oben“ (Zitat aus Rede von Heidi Reichinnek).

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