Regierung will Pflegegrad 1 streichen

Wer wird denn durch die Streichung des Pflegegrads 1 belastet? Großkapitalisten? Hier wird Peter (Arbeiter) gegen Paul (ehemalige Arbeiter mit Pflegebedarf) ausgespielt, während sich im Hintergrund Menschen in den oberen 10% der Vermögensstatistik ins Fäustchen lachen, weil der Kelch der solidarischen Finanzierung mal wieder an ihnen vorbei gegangen ist.

Ich kann das mit Bestimmtheit sagen, weil ich alle Seiten dieser Diskussion aus eigener Erfahrung kenne. Mein Sohn hat Pflegegrad 4, ich habe Großeltern und Bekannte mit Pflegegrad 1 und mein Einkommen besteht zu einem geringen Teil aus sozialabgabenpflichtigen Arbeitseinkommen und zu einem sehr viel größeren Teil aus nicht abgabepflichtigen Einnahmen, die in Deutschland in der Regel nur sehr vermögende Menschen generieren.

Die Regierung (oder besser: die CDSU, weil unter der Ampelregierung gab es diesen Ansatz nicht), streicht lieber eine Sozialleistung, die ganz überwiegend finanziell schwachen Menschen zugute kommt, anstatt die großen Vermögen und Einkommen in Deutschland auch nur minimal zu belasten. Kann man gut finden, aber als “Politik für den kleinen Mann” kann man das nicht verkaufen.

Überhaupt ist es Absurd hier die “arbeitende Bevölkerung” gegen pflegebedürftige Menschen auszuspielen, weil ein Pflegebedarf per Definition einer Arbeit entgegensteht, auch wenn der betroffene Mensch vielleicht gerne arbeiten würde. Der Pflegegrad 1 wird meiner Erfahrung nach zudem praktisch ausschließlich an Menschen im Rentenalter vergeben, die ohnehin etwa 80% aller Pflegegeldbezieher ausmachen.

Man könnte den Pflegegrad 1 beibehalten und einen Anstieg der Lohnnebenkosten verhindern (oder sie sogar senken), indem man die Basis der Zahlungspflichtigen verbreitert. Hatte ich im Eingangsbeitrag auch schon vorgeschlagen, was Sie hier geflissentlich ignorieren.

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