Rassismus in der deutschen Gesellschaft und seine Folgen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe Ihre heutige Folge (383) gehört und als deutscher Bürger mit Migrationshintergrund wundert es mich sehr, dass der Vorfall auf Sylt eine Überraschung ist.

Ich lebe seit über 20 Jahren in Deutschland und seit ich mich erinnern kann, gab es immer wieder solche „kleinen“ rassistischen Vorfälle, die kaum jemanden störten. Mich überrascht daher die Empörung mehr als der Vorfall selbst.

Ich wohne sehr gern in Deutschland und als nicht gebürtiger Deutscher hat man einen anderen Blickwinkel auf die deutsche Kultur und ihre Feinheiten. Ich habe in mehreren Städten sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands gelebt und am wohlsten habe ich mich in Berlin gefühlt, da die Stadt mehr als andere deutsche Städte zu bieten hat. Dennoch muss man beachten, dass Berlin im Vergleich zu den meisten deutschen Städten und Dörfern eine extrem liberale Stadt ist.

Nach meiner Erfahrung hat die Bundesrepublik nie erkannt, dass Rassismus ein tief verankertes kulturelles Problem ist. Und das ist schon immer so gewesen. Als die Gastarbeiter in den fünfziger bis siebziger Jahren nach Deutschland kamen, wurden sie in getrennten Stadtgebieten angesiedelt, was eine Verschmelzung der Kulturen verhinderte. Obwohl seitdem etwa 60 Jahre vergangen sind, spricht man in der CDU immer noch von einer deutschen Leitkultur, obwohl Hamburger eine ganz andere Kultur und sogar Sprache als Bayern haben. Leider waren die beiden Volksparteien, CDU und SPD, nie in der Lage, die Vorteile der kulturellen Verschmelzung zu nutzen, um die Innovationskraft Deutschlands weiter zu steigern. Ich finde, dass die „rassistische Kultur“ der AfD schon immer in Deutschland existiert hat. Durch den Abbau des Sozialstaates, Wohnungsmangel und den verlorenen Klassenkampf ist diese Kultur einfach salonfähig geworden.

Dies hat dazu geführt, dass Deutschland heute zu den unattraktivsten Staaten für Expats weltweit gehört und es während der WM 2006 Reisewarnungen für manche Regionen in Deutschland gab.

Man muss die AfD definitiv verbieten und gleichzeitig eine umfassende kulturelle Veränderung herbeiführen, vergleichbar mit dem Kampf gegen das Rauchen und der Durchsetzung des Sicherheitsgurts. Nur so kann Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität weltweit bewahren. Andernfalls wird sich die Republik durch den demografischen Wandel selbst ruinieren.