Das ist mE das zentrale Thema überhaupt. Eine wirklich freie (radikale) Marktwirtschaft würde jedes Handeln mit einem Preis belegen, sobald es Menschen, Tieren und dem ganzen System Erde schadet bzw. der Schaden den langfristigen Nutzen überwiegt. Man könnte auch sagen, Menschen mit ausgeprägter sozialer Intelligenz würden aus sich heraus ein solches Handeln unterlassen, weil der Schaden absehbar ist, der Nutzen nur für kurze Zeit und/oder nur für Wenige eintritt (auch wenn man selbst zu den Nutzniessern gehören würde). Soziale Intelligenz heisst dann, so weit wie nur möglich in die Zukunft hinein und so weit wie möglich quasi seitwärts in die übrige Welt hinauszusehen, um die Folgen des eigenen Handelns abschätzen zu können.
Das klingt idealistisch, passt aber doch genau auf den Urtrieb der meisten Menschen, aller Tiere und sogar Pflanzen, das eigene Überleben und das der eigenen Nachkommen bestmöglich und längstmöglich zu sichern. Demnach ist es scheinbar das Versagen der sozialen Intelligenz, die die Menschhat bis nahe an den Abgrund geführt hat, und/oder die gelegentlich zur Macht durchbrechenden vielleicht 5% asozialer, empathieloser Menschen (man möchte sagen pathologisch asozial, aber sie sind doch eine Konstante in der Geschichte, also irgendwie doch normal).
Hätte sich die soziale Intelligenz immer durchgesetzt, hätte es keine Sklaverei und keinen Kolonialismus gegeben und hätte viele Kriege (einige aber doch) nicht gegeben. Denn man konnte voraussehen, dass Unterdrückung eine Gegenkraft aktiviert und eine Zerstörung verursacht, die irgendwann, vielleicht erst nach Generationen zurückschlagen würde.
Ich habe die Überzeugung, dass man die natürlich ganz unterschiedlich angelegte Schlüsselfähigkeit soziale Intelligenz durchaus verbessern kann, vor allem in der Schule. Dass dies so gut wie gar nicht in einer methodischen Weise getan wird, macht insofern Hoffnung auf ein riesiges Potenzial für eine „Menschheitsverbesserung“.
Die Geschichte der europäischen Dominanz beginnt für mich mit den spanischen Eroberern in Südamerika, und ihr Symbol ist die Gier nach Gold, der schnelle, masslose Reichtum. Ich habe immer das Gefühl, dass diese Grundhaltung bis jetzt sich in den Eliten kaum verändert hat, lediglich verfeinert und dass eine beträchtliche Anzahl von Menschen alle Energie aufwendet, um zu dieser Elite aufzusteigen. Dabei gewinnen sie nicht das was sie erhoffen, nämlich „Glück“. Doch, die 5% gewinnen das, was ihnen überhaupt erreichbar ist, sagen wir Macht unbegrenzten materiellen Überfluss. Zufriedenheit und die Freude an einem guten Zusammenleben ist ihnen ja unzugänglich.
Ich glaube aber nicht, dass die Eliten aus diesen 5% bestehen. Viele werden einfach mitgerissen von dieser in sie eingesickerten Mentalität, die das Glück im materiellen Erfolg sehen, bzw. das menschliche Glück nur über den Weg des materiellen, karrieremässigen Erfolgs erreichbar sehen. Bis dahin ist man in einem ständigen Konkurrenzkanof geneigt, Anwandlungen von Rücksichtnahme und Schonung von Mitmenschen und Natur zurückzustellen.
Was wäre also, wenn eine systematische Förderung von sozialer Intelligenz die besagte Raff-Mentalität bestmöglich verdrängen würde? Das wäre ein Prozess über Generationen, aber früher als jetzt kann man ja nicht mehr damit anfangen.
(Das war jetzt ein Exkurs, die Gedanken trage ich seit vielen Jahren mit mir herum und finde keine rechte Adresse, um sie mal zu diskutieren. Ich beobachte meine Mitmenschen intensiv, ich freue mich an den guten Menschen, die ich überall treffen kann, die aber oft zu wenig sich zusammenschliessen, und ich sehe leider auch die Menschen, die längst auf einem falschen Gleis unterwegs sind und nicht merken, dass sie sich selbst schaden.)
Jetzt kommt es darauf an, die verstreut „wild“ gewachsenen guten Kräfte zu sammeln, um das Schlimmste abzuwenden. Es ist ja schon viel unterwegs (FFF z.B.), aber man muss natürlich wie @Justjaythings und @rph sagen, einen realistischen Weg finden. Um also wieder pragmatisch zu werden: die nun wissenschaftlich bewiesenen und berechenbaren Schäden müssen in einem ersten Schritt mit ihrem Preis bekannt gemacht werden, bevor sie schrittweise, nicht zu langsam, auf die Güter aufgeschlagen werden. Rücksicht auf bestehende Arbeitsplätze (als ob es keine neuen in neuen Sektoren geben könnte, wie es die Veränderungsunwilligen jedes Mal neu behaupten) und „Wettbewerbsfähigkeit“ der alten Sorte dürfen kein Hinderungsgrund mehr sein. Ich glaube, die ersten Volkswirtschaften, die diesen Weg gingen, hätten einen Wettbewerbsvorteil (weniger materiell als ideell, namlich als Modell für andere). Allein die Preise werden es aber nicht richten. Regierungen müssen alle lebenswichtigen Güter (Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung, Sicherheit) frei halten von jeder Spekulation. Investoren in diesen Sektoren sind entgegen den Vorstellungen der meisten Politiker weder notwendig noch erwünscht. Sie ziehen Gewinn ab aus dem Gemeinwesen. Auch ein skandinavischer Pensionsfond verhält sich wie eine Heuschrecke, wie eine programmierte Maschine, die das Maximum aus der Notlage anderer Menschen herauspresst. In Wesen und Wirkung ist ein solcher Fond nicht besser als superreiche Investoren die einen unsinnigen Reichtum anhäufen. Spekulanten können sich auf dem Kunstmarkt oder Sportmarkt oder sonstigen Luxusmärkten betätigen.
Regierungen werden auch per Gesetz für einen Ausgleich der Lohnhöhen sorgen müssen. Streiks sind nur ein Mittel für in grösseren Massen organisierte Arbeiterinnen mit einem gesellschaftlichen Druckpotenzial der Branche. Aber niemand kann behaupten, dass die vereinzelten Arbeiterinnen weniger hart arbeiten und deshalb weniger verdienen.
Zum Schluss das Wichtigste: Die Erde mit allem Drum und Dran ist ein geschlossenes System, in dem jedes Element auf alle übrigen Elemente wirkt. Je weiter entfernt voneinander, umso verdünnter ist die Wirkung, aber sie ist unausweichlich. Deshalb kann es nicht gut gehen, wenn ein Teil der Welt andere Teile nach wie vor wie Kolonien ausnimmt. Dass man die dortigen Eliten mit der westlichen Mentalität des Materialismus und der rücksichtslosen Konkurrenz „infiziert“ und damit scheinbar das Einverständnis mit der westlichen Mentalität beweist und ihre zeitlose Überlegenheit ebenfalls, ist mE ein Selbstbetrug, der sich ja schon längst rächt. Die „materielle“ Globalisierung muss zurückentwickelt werden, was eben durch die Bepreisung der Umweltschäden mE selbsttätig und organisch passieren würde. Die ideelle Globalisierung ohne Dominanzgehabe irgendeiner Kultur sollte bestmöglich entwickelt werden im Sinne des bestmöglichen Fortschritts der Menscheit als Ganzes.
Hoffentlich ist das Ganze nicht so, dass ich es morgen am liebsten wieder löschen würde wegen Fehler und Lücken usw.