Quelle Paygap

Moin,
hier folgt jetzt sicher wieder ein Shitstorm mit 1000 unbelegten Internetquellen, aber könnt Ihr mir nochmal eine seriöse (also eine Studie, eine wissenschaftliche Studie) als Quelle für den genderpaygap nennen? Ich habe im Spiegel vor 1-2 Jahren gelesen, der PayGap sei ca. 20%. Davon sei das meiste aber durch Teilzeit oder geringere Arbeitszeiten zu erklären (was, wie korrekt diskutiert ja auch ein Thema für sich ist), aber dann eben nicht der Paygap „gleiches geld für gleiche arbeit“ wäre. Dieser PayGap, quasi auf den Stundenlohn gerechnet, sei lediglich 7-8%. Falsch? Wie gesagt, habe nur diese Information aus diesem einen Artikel. Aber das mit der Teilzeit wurde ja auch diskutiert. Wie gesagt, lasse mich gern korrigieren, offenbar stimmte das ja wohl nicht?

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https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_027_621.html

Eine weitere These finde ich auch interessant. Solange vor allem Frauen in einem Beruf tätig waren, wurde dieser schlecht bezahlt (Das genannte Beispiel war Programmierer:in). Sobald mehr Männer in den Beruf drangen, wurde die Bezahlung besser.
Fand ich plausibel, als ich es gehört habe, weiß aber nicht, ob es dazu Studien gibt.

Übrigens ist auch der unbereinigte Gender Paygap nicht irrelevant, denn er zeigt, dass vor allem Frauen die Care-Arbeit tragen und deshalb finanziell benachteiligt sind.

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Ontop auf den gender pay gap und den verstärkenden „berufsgruppen pay gap“ kommt noch der gender care gap. Frauen arbeiten demnach mehr unbezahlt als Männer. Das könnte man im Grunde auch in den Gender Pay Gap einberechnen.

Die unbezahlte Arbeit nicht zu berücksichtigen erinnert mich ein wenig an die Bahn, die ausgefallene Züge nicht in die Verspätung mit einrechnet.

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Mai-Thi Nguyen-Kim nimmt das ganze Thema bereinigter und unbereinigter Gender-Pay-Gap in ihrem Buch „Die kleinste Gemeinsame Wirklichkeit“ im Detail und mit entsprechenden seriösen Quellen ganz gut auseinander.

Es stimmt in sofern nicht, dass die hier verlinkte Quelle von 6% spricht.

Bereinigter Gender Pay Gap: Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 6 % weniger pro Stunde.

Der bereinigte Gender Pay Gap ist daher als „Obergrenze“ für Verdienstdiskriminierung durch den Arbeitgeber zu verstehen.

In einer Ehegemeinschaft ist die Frau aber finanziell nicht benachteiligt oder? Eine Person bekommt ggf. weniger Gehalt als die andere, weil sie mehr zu Hause „unbezahlt“ arbeitet. Aber das Einkommen beider Personen gehört durch die Zugewinngemeinschaft ja beiden Partnern und auch Rentenansprüche oder private Altersvorsorge werden geteilt. Den einzigen Nachteil, den ich sehe, sind mögliche verpasste Karrierechancen, die bei einer Scheidung relevant werden, oder übersehe ich noch etwas? :slight_smile:

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Dann ist auch der Gender Pay Gap nur ein Problem, wenn die Frau nicht verheiratet ist, denn im Mittel gleicht es sich ja wieder aus.
Aber nicht alle Frauen, die Care Arbeit leisten, sind verheiratet. So sind mehr Frauen alleinerziehend als Männer.

Auch die Pflege der Eltern machen meist Frauen. Dabei werden nicht spürbar weniger Söhne als Töchter gezeugt.

Man kann aktuelle Statistiken und die Definition auf der Seite der Europäischen Union/ Euopean Commission finden. Einfach auf der Seite die Suchfunktion benutzen, dann kommt einiges. 2021 lag der Gender Pay Gap in Deutschland bei 17,6%. Man kann natürlich auch die Daten einsehen, die die EU für andere Mitgliedstaaten erhoben hat.

https://commission.europa.eu/index_en

https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Glossary:Gender_pay_gap_(GPG)

https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Gender_pay_gap_statistics

Fraglich ist für mich, warum wird der öffentliche Dienst (als größter Arbeitgeber/Dienstherr Deutschlands) nicht mit eingerechnet?

Im öD kann es ja kein Gehaltsabstand bei gleichen Tätigkeiten und Karrierelevel (Stufen) geben, da hier Tarif-Automatik gilt (man ist anhand der übertragenen Aufgaben eingruppiert) bzw. nach Ämtern bei Beamten/Richtern/Soldaten.

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Eine Zugewinngemeinschaft ist keine Gütergemeinschaft. Oder wie die Wikipedia es ausdrückt:

Der Begriff Zugewinngemeinschaft bedeutet weder, dass alle während der Ehe erworbenen Gegenstände gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten werden, noch dass erworbenes Vermögen beiden Ehepartnern automatisch zur Hälfte gehört.

In einer Zugewinngemeinschaft behält jeder Partner das Eigentum an dem Vermögen, das er in die Ehe einbringt oder während der Ehezeit erwirbt. Erst im Falle einer Scheidung oder dem Tod eines der beiden Partner kann ein Zugewinnsausgleich geltend gemacht werden. Dieser muss jedoch nicht durch Übertragung einer bestimmten Sache, sondern kann auch durch Auszahlung erfolgen. Wenn die Ehefrau zum Beispiel nicht im Grundbuch des gemeinsamen Hauses steht, dann muss sie bei der Scheidung ausziehen, wird aber u.U. dafür entschädigt. Aus dieser Rechtskonstellation können erhebliche Nachteile entstehen.

Naja, das ist schon ein enormer Nachteil. Denn damit hängen ja zum Beispiel auch künftige Einkommensmöglichkeiten und Rentenansprüche zusammen.

Wo steht, dass der ÖD nicht berücksichtigt wird?

Zur Kontrolle habe ich in der statistischens Bundesant Quelle oben unter FAQ nachgesehen und das bestätigt gefunden, wenn ich es richtig verstanden habe.

Allerdings finde ich nicht, dass das irgendetwas besser macht, denn es würde dann ja eher die Prozentzahl verfälschen, sie mit aufzunehmen.
Die Frage ist nicht, wie groß ist der Unterschied im Öffentlichen Dienst, sondern wie groß ist der Unterschied in der freien Wirtschaft.

Im Gegenteil.

Die Frage sollte sollten: Wie groß ist der GPG wirklich? Und zwat unter Einbeziehung ALLER Arbeitnehmer, Beamter etc. Erst dann kann ich mir doch erst ein Bild machen.

Jetzt wirkt es so, als ließe man gerade den Teil der Zahlen weg, der dazu führt, dass die Zahlen (also der GPG) überhaupt nicht so dramatisch wirkt, wie proklamiert.

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Nein, es gibt eine klare Trennung. Wenn du einen Bereich, der nach völlig anderen Regeln funktioniert, aufnimmst, verfälscht das das Ergebnis. Du kannst gern beim Ergebnis „in der freien Wirtschaft“ einfügen.

[Der unbereinigte Gender Pay Gap (GPG) wird berechnet für alle NACE-Gruppen mit Ausnahme der Landwirtschaft, Fischerei, öffentliche Verwaltung, private Haushalte und exterritoriale Organisationen in Unternehmen mit mindestens 10 Beschäftigten.
Die Grundgesamtheit besteht aus allen Arbeitnehmern, ohne Altersbeschränkung oder Einschränkung der Stundenzahl.
Der Bruttostundenlohn (unter Verwendung des arithmetischen Mittels) beinhaltet bezahlte Überstunden und schließt außerordentliche Zahlungen aus.](Gender Pay Gap - Statistisches Bundesamt)

Korrekt wäre auch, die mit einzubeziehen, die bei den Kindern sind - mit 0€.

Nein, denn es sind keine Arbeitnehmer. Dann müsste man auch Privatiers mit Millionenvermögen mit einbeziehen.

Wo liegt denn die klare Trennung?

Selbst in der sogenannten freien Wirtschaft sind unzählige Betriebe tarifgebunden mit Millionen von Arbeitnehmern. Auch da gibt es keine Gehalts-Diskriminierung, da eben nach Tarif bezahlt wird.

Die Schlagzeilen lauten ja stets: „Frauen verdienen 18% weniger“.

Korrekt wäre aber: „Frauen verdienen ggf 6-7 % weniger - über die Gründe lässt sich nur mutmaßen - zudem fehlen in der Berechnung mindestens 12% aller Beschäftigten in Deutschland“.

Das wäre doch nur fair.

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Ich frage mich die ganze Zeit, warum es dir so wichtig ist, bei diesem Thema Fakten zu hinterfragen…

Ich bin für eine offene und klare Faktenlage. Und dass der öD als größter AG in dieser Statistik gerade nicht auftaucht, verfälscht mMe das Gesamtbild. Nicht mehr und nicht weniger. Nachvollziehbare Gründe dafür sind mir aber leider nicht bekannt.

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