Progressive Geldpolitik

Was sagt die MMT zu folgendem theoretischen Gedankenexperiment (da die MMT vorgibt eine Theorie zu sein, sollte sie meines Erachtens auch eine sinnvolle Antwort auf ein theoretisches Experiment haben):

Angenommen der Staat schenkt mir regelmäßig einen signifikanten Teil der gesamten Geldmenge. Ich nutze dieses Geschenk (vorerst) nicht und irgendwann sind 99% der gesamten Geldmenge erreicht. Man kann auch zusätzlich noch den Sonderfall betrachten, dass diese Geschenke geheim passieren.

Wenn ich diese Geschenke nicht nutze und niemand Information hat, gibt es keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Wenn ich MMT richtig verstehe, sind diese Geschenke bei Betrachtung der finanziellen Nachhaltigkeit unproblematisch.

Wenn ich aber plötzlich anfange, die Geschenke in großem Umfang zu nutzen, hat das doch massive Auswirkungen auf die Währung und der Staat hat nicht wirklich Handlungsoptionen außer alle bestehenden Ansprüche in dieser Währung letztendlich komplett zu entwerten.

Das gleiche Gedankenexperiment kann man auch mit Staatsanleihen statt Geld durchführen. Sobald ich anfange, die Staatsanleihen zu nutzen (z.B. nach meinem Belieben zu verteilen), bleibt eigentlich keine Option als alle ausgegebenen Staatsanleihen komplett zu entwerten, was eine praktische Insolvenz ist.

OK, das war verkürzt bis falsch. Tatsächlich drückt die MMT eine Reihe von Hoffnungen aus, welche positiven Wirkungen von mehr Staatsschulden ausgehen können und macht einige plausible Aussagen zum Einfluss auf Zinsen und Inflation. Das ist letztlich nicht besser oder schlechter als postkeynsianische oder neoklassische Modelle.

Was mir fehlt, sind umfassende Studien, anhand derer die Aussagen der MMT getestet werden. Es gab in der Geschichte von Staaten viele Fälle von relativ hohen, durch die Notenbank finanzierten Staatsausgaben. Da müsste man doch zeigen können, dass die postulierten positiven Wirkungen von solchen Staatsausgaben eingetreten sind (Fälle von hohe, über den Kapitalmarkt finanzierte Staatsausgaben helfen dabei nicht weiter - daher hilft auch der immer wieder wiederholte Verweis auf Japan nichts). In den Fällen, die mir einfallen, hat der Staat ein Scheiß auf die Produktionskapazitäten gegeben und meist eine Hyperinflation ausgelößt.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Bis dahin kann aber ich als Volkswirt die MMT-Implikaitonen nicht vertreten, nur weil sie innerhalb der Saldenmechanisch logisch erscheinen.

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Da bin ich wohl zu wenig Sozial- und zu viel Naturwissenschaftler.
Mir fällt nur immer auf, dass die Kritik an der MMT, sie würde das Inflationsrisiko bei höheren Verschuldungsgraden unterschätzen, anhand des Beispiels Japan widerlegt wird.

Dass wir nun aufgrund einer praktisch widerlegten Theorie einen sehr hohen gesellschaftliche Preis zahlen, erscheint mir einfach nicht richtig.

Mal ganz praktisch für mich zum verstehen: Wenn der Staat Geld druckt, davon arbeitslose Bauarbeiter bezahlt, um eine Brücke zu bauen und alle kommen nun schneller von A nach B. Auch der Bäcker, der nun kürzer im Lieferwagen sitzt und dafür mehr backen kann, und der Bauarbeiter sich nun mehr Brot kaufen kann.
Wo ist da der Ansatzpunkt für eine Preissteigerung? wird doch eher alles billiger dadurch.

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Noch besser, die vorher arbeitslosen Bauarbeiter zahlen in die Sozialsysteme ein und bekommen weniger staatliche Unterstützung.

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