Das ist als Definition von linkem Populismus natürlich Quatsch, denn praktisch alle diese Kritiken finden sich auch und gerade in den Positionen von Rechtspopulisten, typischerweise dann mit einem rassistischen Framing, das letztlich Migration oder (meist verklausuliert) „die Juden“ verantwortlich macht. Und die Konstruktion von mehr oder weniger willkürlichen Feindbildern ist für Populismus jedweder Couleur typisch, siehe oben.
Leider Paywall. Nach Überschrift zu urteilen, beleuchtet der Artikel aber nicht „Populismus“ insgesamt sondern „nur“ Rechtspopulismus, der ohne jede Frage präsenter und potenziell aktuell gefährlicher ist.
Die letzten Beiträge gingen aber explizit um die Frage, ob es auch linken Populismus gibt. Siehe auch den von @Christian_B1 verlinkten Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung.
Deswegen schreibe ich das ja: Der Beitrag der Landeszentrale ist schlicht falsch, denn die dort genannten Merkmale sind gerade nicht typisch für linken Populismus.
Ich glaube ehrlich gesagt der Diskussionsstrang über was ist rechter und was linker Populismus führt in den Wald. Zum einen weil es einige echt zu triggern scheint. Zum anderen weil es für das Thema eigentlich nur am Rande interessant ist.
Mir ging es eigentlich um populistische Medienberichterstattung und wie man ihren Einfluss reduzieren kann. Wenn hierzu noch jemand Idee hat, würde es mich freuen.
Klassisch durch Bildungsarbeit und den Mut den Leuten den eigenen Verstand gebrauchen zu lassen. Wer sich kritisch mit den heutigen Medien beschäftigt (statt nur zu konsumieren) kann sich trotz Populismus und Meinungsjournalismus aus der Vielfalt eine fundierte (d.h. faktenbasierte/wissenschaftliche) und ausgewogene Meinung bilden.
Möglicherweise muss man auch kartellrechtlich prüfen, ob Springer nicht schlicht zu viel Marktmacht hat und diese unlauter missbraucht. Man muss eben manchmal auch das Geschwür etwas entfernen um Fairness zu schaffen.
Hinzu kommt, dass Social Media härter reguliert werden muss. Natürlich ist das wichtigste politische Bildung in der Schule, Öffentlichkeitsarbeit und Bildung für Erwachsene.
Mit solch einer Einschränkung der Pressefreiheit wäre ich äußerst vorsichtig. Bevor man hier ein Exempel liefert, muss man sich bewusst machen, dass auch eine AfD Regierung ein solches Instrument nutzen könnte. Wie Polen oder Russland zeigen, reicht auch oft schon die Androhung um unliebsame Medien zum Schweigen zu bringen.
Das ist ein ganz interessanter Aspekt. Der Döpfner-Skandal hat ja schon auch gezeigt, dass Berichterstattung jenseits ökonomischer und betrieblicher Interessen durch die Menschen an der Spitze stark beeinflusst wird. Z.B. in diesem Fall für die FDP gegen die Grünen.
Die Frage wäre, ob das tatsächlich der relevante Faktor ist, oder eben doch die „höheren Klickzahlen“ populistischer Berichte gegen ein bestimmte Gruppe. Und mit letzterem meine ich insbesondere auch, ob sich ggf. eine populistische Kampagne gegen die Grünen besser verkauft als eine gegen die FDP. Grund dafür könnte z.B. sein, dass die Grünen allgemein sehr moralisch auftreten und daher dieselbe Verfehlung bei den Grünen ein größeres Skandal-Potenzial hergibt als bei der FDP.
Warum sollte das die Frage sein? Ob die Motivation daher kommt ob eine Einzelperson oder ein Unternehmen durch Falschmeldungen Vorteile hat wäre für mich einerlei.
Eben gar nicht. Barnabas hat sachliche Information der Linken in rechten Populismus überführt. Im günstigsten Fall könnte man Unkenntnis unterstellen.
Die Betonung liegt auf nicht immer. Was soll auch an der Aussage „mit Verlaub sie sind ein Arschloch“ von Wehner populistisch sein? Oder „mehr Demokratie wagen“ von Willi Brandt?
Strauß hingegen hat es in alle Lehrbücher über Populismus geschafft. Populismus war der Kern seiner Politik. Aiwanger und Söder streiten um die Erbfolge
Ich sehe da einen großen Unterschied. Wenn es tatsächlich ökonomische Anreize sind, die solchen Populismus begünstigen wäre es sehr schwer das zu unterbinden. Läge es hingegen an den Interessen mächtiger Einzelpersonen müsste man „nur“ diese Personen austauschen bzw. für mehr Konkurrenz in der Medienlandschaft sorgen.
Mag sein, aber was hilft das für die Diskussion? Glaube jeder sieht ein, dass es Populismus von linker und rechter Seite gibt, der von der rechten aber aktuell die relevante Bedrohung darstellt. Da sind für mich die Beispiele jetzt ehrlich gesagt relativ irrelevant.
Ich glaube, dass ist ein grundsätzlicher Denkfehler.
Den Kommunismus fordert ja schon längst keiner mehr, auch weil man festgestellt hat, dass die Vorstufe nicht weniger menschenverachtend, autokratisch und nationalistisch als die rechte Seite ist.
Wir haben also zwei Denkschulen: Auf der einen Seite Probleme zu lösen, indem wir die Wirtschaft und ihre Führungsvertreter stärken, Eliten schulisch besonders fördern und früh miteinander vernetzen, damit sie später unser Land voranbringen und dann mit dem erwirtschafteten Reichtum allen ein auskömmliches Leben finanzieren.
Auf der anderen Seite durch höhere Besteuerung der Reichen und Bildung, die vor allem Mittelmaß fördert, Reichtum für alle zu ermöglichen.
Beide Denkschulen sind nicht davor gefeit, Gefahren in Zuwanderung oder anderen der rechten Seite zugeschriebenen Denkarten zu sehen.
Die Linke (im Sinne der politischen Richtung) fordert in der Regel die Überwindung des Kapitalismus und das ersetzen durch eine (wie auch immer geartetete) sozialistische Struktur. Das geht über bloße Steuererhöhungen deutlich hinaus. Selbst die Sozialdemokraten/SPD fordern theoretisch den demokratischen Sozialismus.
Deine Forderungen sind eher auf Bundes-SPD- oder Seeheimer-Kreis-Level, aber keine realistische Darstellung linker Forderungen
Das stimmt nicht, siehe die kommunistische Plattform innerhalb der Linken, sowie die Kleinstparteien mlpd, dkp und kpd + Jugendorgas (Rebell, SDAJ und weniger bekannt KJVD)
Das ist eine Aussage, der viele Linke widersprechen würden, da sie als Relativierung des Nationalsozialismus interpretiert werden kann.
Auch international bekennen sich einige große linke Influencer offen zum Marxismus-Leninismus (was du mit Kommunismus meintest). Youtuber und Podcaster SecondThought (1,5Millionen auf Youtube), oder auch Hakim, Yugopnik, BadEmpanada (je 100-250.000 auf youtube)
Das stimmte nur bis 1959, als die SPD das sogenannte Godesberger Programm beschlossen hat, wo sie sich gerade vom Ziel des Sozialismus verabschiedet hat. Der beschlossene „demokratische Sozialismus“ ist genau nicht das, was man gemeinhin unter Sozialismus versteht, wo die meisten Menschen an die DDR denken.
Bitte achte darauf, dass du hier keine Fake News verbreitest.
Die Beispiele von @Barnabas und @Christian_B1, auf die ich mich bezog, stammten aber nicht von mlpd oder kpd, sondern von Grünen und SPD. Insofern müsste man wohl auf politisch relevante Parteien beschränken.
Auch Sahra Wagenknecht würde wohl keiner politische Verwandschaft mit ersteren Parteien unterstellen. Trotzdem wird sie gemeinhin im linken Spektrum verortet.
Also wenn ich mich online erkundige scheint das mit weiterhin ein Ziel zu sein:
Da steht:
Das Ende des Staatssozialismus sowjetischer Prägung hat die Idee des demokratischen Sozialismus nicht widerlegt, sondern die Orientierung der Sozialdemokratie an Grundwerten eindrucksvoll bestätigt. Der demokratische Sozialismus bleibt für uns die Vision einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft, deren Verwirklichung für uns eine dauernde Aufgabe ist. Das Prinzip unseres Handelns ist die soziale Demokratie.
Es geht eben gerade nicht darum, was man gemeinhin Sozialismus nennt, sondern letztlich einfach einen gerechten Kapitalismus.
Deswegen erweckt einen falschen Eindruck, wer behauptet, die SPD stehe nach wie vor für Sozialismus, weil darunter wohl die meisten Menschen eine Gesellschaftsordnung ähnlich der DDR verstehen dürften. Und beispielsweise die Verstaatlichung der Produktionsmittel strebt die SPD seit Godesberg eben nicht mehr an. Man denke nur an den geradezu fanatischen Widerstand von Franziska Giffey (SPD) gegen eine Vergemeinschaftung bestimmter Wohnungskonzerne in Berlin.
Hier zeigt sich wieder sehr schön, wie wichtig es ist, in einer Diskussion eine gemeinsame Grundlage im Hinblick auf die verwendeten Definitionen zu schaffen. Hier scheint erheblich durcheinander zu gehen, was mit „Populismus“ und „Sozialismus“ genau gemeint ist.
Die Frage ist wirklich, ob wir über „Sozialismus“ im Sinne des Ostblocks (dh. eher „Kommunismus“ oder den „realexistierenden Sozialismus“ der DDR) sprechen oder über den „demokratischen Sozialismus“ der SPD. Dazwischen liegen in der Tat Welten, insofern ist es natürlich inhaltlich falsch, zu sagen, die SPD strebe ernsthaft einen „klassischen/historischen“ Sozialismus an. Andererseits nennt die SPD ihr Ziel eben auch selbst „demokratischen Sozialismus“, also ohne per Definition abzugrenzen, was man nun mit Sozialismus meint, redet man schnell aneinander vorbei.
Ansonsten:
In diesem Thread geht es ja um Populismus - und da würde ich auch sagen, dass weder die Forderung nach Sozialismus der Linken, noch die Forderung nach „demokratischem Sozialismus“ der SPD, als populistisch zu bewerten ist. Nicht jede Forderung nach einer signifikanten Änderung ist populistisch - oder hätte man auch den Gegnern der Sklaverei in den USA damals vorgeworfen, populistisch zu sein, weil sie das ganze Wirtschaftssystem umstellen wollten? Ob der Sozialismus der Linken die versprochenen Ziele erfüllen kann, kann man natürlich bestreiten, aber die Grenze zum Populismus ist mMn erst dann überschritten, wenn
a) einfache Antworten auf komplexe Fragen geliefert werden und
b) dafür massiv Stimmung in der Gesellschaft gemacht wird oder vorhandene Stimmungen emotional (und an allen Fakten vorbei) aufgegriffen werden
Das wäre meine Definition von Populismus - und da fällt die Forderung nach Sozialismus (egal ob „klassischer“ oder „demokratischer“) schon raus, weil das Thema aktuell kaum positiv emotional aufgeladen ist und auch nicht wirklich Stimmung mit diesem Thema gemacht wird, eine wirklich populäre Forderung mit der man Wahlen gewinnen kann ist der Sozialismus aktuell definitiv nicht.
Klar, wenn man die Grenze für Populismus sehr früh zieht, wäre die Forderung nach dem Sozialismus ebenso Populismus wie das Wahlversprechen von Steuersenkungen, Bürgergeld- oder Rentenerhöhungen. Aber dann sollte man sich die Frage stellen, welchen Sinn der Begriff des Populismus überhaupt noch hat, weil dann zweifellos jede Partei „populistisch“ ist und - um Wahlen zu gewinnen - sogar populistisch sein muss.
Wir müssen uns daher entscheiden:
Meinen wir mit Populismus einfach nur, dass Parteien den Wählern versprechen, was sie hören wollen? („neutrale, weite Definition“, bei der die Tatsache, dass eine Meinung populär ist, im Vordergrund steht)
oder
Meinen wir mit Populismus, dass Politiker Dinge gezielt und wissentlich übertrieben oder verzerrt darstellen? („negativ konnotierte, enge Definition“, bei dem die Demagogie im Vordergrund steht)
Diese Frage ist, wenn ich den Thread-Titel richtig deute, der Sinn dieses Threads…
Gehen nicht beide Beschreibungen ineinander über? Ist die zweite nicht eine ausgeprägtere Form der ersten, also eine konsequente Weiterführung der ersten Handlungsweise?
Für mich beginnt das Problem mit dem „Nach-dem-Munde-Reden“ (=Opportunismus) und wird mit zunehmender Fortschreitung und Enthemmung auf einer Skala (nach deiner Definition von weit nach eng) immer gefährlicher (Demagogie).
Leider ist Ulfs Artikel hinter einer Bezahlschranke, aber die Definition, die man bei Google findet, ist gar nicht so schlecht:
„Populismus:
von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen.“
Wer die Grünen für populistisch hält, hat verpasst, wie sie mit ihren Heizungsvorhaben grandios an der Stimmung im Volk gescheitert sind, weil sie sich eben nicht nach dieser gerichtet und völlig versäumt haben, die Menschen aufzuklären, von vornherein finanziell und bei der Planung zu unterstützen und zu überzeugen.
Der Thread hat sich in diese Richtung entwickelt. Auch wenn die Intention eigentlich eine andere war. Ich versuche mal eine Brücke zu bauen:
Es gibt Populismus in Reinform aus eher linken und eher rechten Ecken. So z.B. den Genmais mit Horror-Fratze von Greenpeace oder verschiedene Migrations-Narrative a la „die Flüchtlinge nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ aus der AfD (die Beispiele sind in ihrer Relevanz nicht gleichzusetzen).
Politische Parteien gehen damit unterschiedlich um. Während an der grünen Basis der o.g. Populismus z.T. reproduziert wird, bemüht sich eigentlich die Parteiführung inzwischen zu konstruktiven Kompromissen. So würde ich Özdemirs Position zum EU-Gentechnik Gesetz zwar als fachlich falsch aber politisch nicht populistisch einordnen.
Anders sieht es z.B. bei der FDP und dem Thema Tempolimit aus. Hier steht die Partei recht geschlossen hinter einer populistischen Darstellung.
Medien wirken bei solchem Populismus oft als Katalysatoren. Forschung hat gezeigt [1], dass populistische Nachrichten Bürger in ihren populistischen Ansichten bestärken. Das führt effektiv zu weiterer gesellschaftlicher Spaltung. Interessanterweise allerdings nicht in die klassische rechts-links Spaltung sondern eher in eine Grundskepsis am „Establishment“. Das halte ich für bedenklich. Auch aus diesem Grund mag es ggf gar nicht so zielführend sein, Populismus sauber in „rechts“ und „links“ zu trennen. Schaut man sich die Wagenknecht-Bewegung an, könnte man auch die zugespitzte These in den Raum stellen: ob es linken Populismus gibt, hängt davon ab, wie man links definiert.
Auch Medien haben politische Tendenzen. Seriöse Medien weniger aber dennoch merklich. Aber selbst die Bild springt gerne mal auf einen anderen Zug auf, wenn es sich anbietet. Ich erkenne da eher eine Tendenz Themen zu skandalisieren, bei denen es bereits eine fruchtbare gesellschaftliche Stimmung gibt, als systematisch eine politische Richtung zu bedienen, auch wenn das natürlich in Teilen passiert.
Meine These (die noch nicht wissenschaftlich fundiert ist) wäre daher im Moment, dass der Anreiz ökonomische Vorteile aus populistischer Berichterstattung zu ziehen (Klickzahlen) der aktuell relevante Treiber für Populismus in Medien ist.
[1]