Ich habe tatsächlich auch so meine Probleme mit dieser Arbeit. Zunächst haben wir hier die Tatsache, dass ein paper ohne peer-review zu einem ganz anderen Ergebnis kommt, als andere Arbeiten. Das macht stutzig. Fehlende Quellenangaben machen es nicht besser. Ohne dass ich die Rechnungen im Detail prüfen könnte sind mir schon beim ersten Lesen folgende Ungereimtheiten aufgefallen:
CO2 durch Atmung der Tiere als Emissionen zu zählen ist sehr umstritten. In den meisten Arbeiten wird der Kreislauf (Tiere stoßen CO2 aus, Pflanzen nehmen dieses auf, produzieren Sauerstoff, Tiere essen die Pflanzen) über lange Zeiträume gesehen als CO2-Neutral angesehen. Nur die CO2-Emission beim Ausatmen der Tiere als Quelle anzusehen, Senken aber nicht zu berücksichtigen ist in jedem Fall fragwürdig.
Ein weiterer Punkt sind Was-wäre-Wenn Szenarien bei der Landnutzung. Die Annahme, dass eine Weidefläche im Gegenzug für Maßnahmen zur Verbesserung der Klimaneutralität genutzt würde kann man treffen. Sie ist allerdings inkonsistent mit der IPCC Berechnung der Emissionen z.B. aus fossilen Quellen etc.
Diese Inkonsistenz wird dadurch zu einem Problem, dass man Äpfel und Birnen vergleicht, wenn man für Berechnung der Emissionen durch die Tierzucht völlig andere Maßstäbe zugrunde legt, als für alle anderen Emissionen. Sprich: man müsste die Was-Wäre-Wenn Szenarien für alle Arten von Emissionen durchspielen. Ein Gebäude hätte dann zusätzliche CO2-Emissionen, weil man auf dessen Fläche einen Wald hätte pflanzen können. Die Methan-Emissionen aus anderen Quellen (als Tierzucht) müssten ebenfalls basierend auf dem 20-year timeframe ausgewertet werden. Das würde dazu führen, dass die andere Hälfte des Kuchens (die vermeintlichen 49%) ebenfalls deutlich größer würden, wodurch der Anteil der Tierzucht wieder sinken würde.
Aus den Quellen die mir bekannt sind, ergibt sich ein ziemlich konsistentes Bild, dass fossile Energieträger das Gros der menschengemachten CO2-Emissionen ausmachen. Das ist als Aussage auch wichtig, denn hier müssen wir Maßnahmen und Anstrengungen fokussieren. Insbesondere der Titel des papers „lifestock and climate change – what if the key actors in climate change are cows, pigs and chickens?“ führt uns hier in die falsche Richtung. Nicht Rinder, Schweine und Hühner sind die „key actors“ beim Klimawandel, sondern Menschen.
Der Anteil der Viehzucht am Klimawandel ist auch mit seinen 10-20% schon groß genug, um ihn als ernsthaftes Problem zu begreifen. Was ihn vor allem problematisch macht ist, dass man Emissionen aus diesem Sektor sehr schwer kompensieren kann. Ich kann Strom klimaneutral durch Windräder erzeugen, aber ich kann eine Kuh nur schwer klimaneutral züchten. Das allein sollte Motivation sein, dass man hier zwingend tätig werden muss.