Okt.22: Was bringt Streckbetrieb in der aktuellen Situation?

Verwundert bei einer bayrischen Uni nicht wirklich.
Abgesehen davon, wirst du als Kunde davon sowieso nichts merken.

Und auch wieder auffallend, wie dann plötzlich statt Versorgungssicherheit der Preis diskutiert wird, denn auch in deiner Quelle ist zu lesen, dass der Beitrag zur Versorgungssicherheit marginal ist.

Man kann nur hoffen dass die Betreiber rechtzeitig eingreifen können, denn wenn etwas schief gehen sollte in den drei Monaten will wieder keiner die Verantwortung übernehmen und alle sind sich dann auch plötzlich einig, dass sie auch vorher schon gesagt haben, was für eine schlechte Idee es doch war die Blöcke bis zum Letzten auf Verschleiß zu fahren …

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Ja das Zitat stammt aus der Tagesschau.
Aber in der Studie wird das nicht explizit abgebildet. Ich kann nicht nachvollziehen bei welchem Zeitrahmen unter welchen Voraussetzungen und in welcher Prognose das stehen soll.
Edit
Auf welches Szenario der Studie sich die Tagesschau beruft.
Edit 2
Grundsätzlich finde ich prozentuale Angaben ohne die zugrunde liegenden Bezugsgrößen einen ganz schlechten journalistischen Stil.

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Also wenn ich in gängigen Visualisierungen der Stromerzeugung über die Stunden der letzten Tage schaue, z.B. hier: SMARD | SMARD - Strommarktdaten, Stromhandel und Stromerzeugung in Deutschland

…dann finde ich kaum eine Stunde, in der kein Gasanteil vorhanden ist. Eher im Gegenteil, es gibt nahezu immer einen substanziellen Gaskraftanteil. Man kann offenbar aktuell schon davon sprechen, dass de facto ein Teil der Grundlast durch Gas gedeckt wird.

Für das sehr kritische Szenario ++ wurde in einer zusätzlichen Berechnung der mögliche Effekt einer Verfügbarkeit der drei Atomkraftwerke Emsland, Isar und Neckarwestheim im Stromnetz untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Wenn man die drei Atomkraftwerke verfügbar hält, kann dies in Stresssituationen im Stromnetz nur einen begrenzten Beitrag leisten. Zur Stabilisierung des Stromnetzes würden die drei AKW in einem sehr kritischen Szenario den Bedarf an Redispatchkraftwerken im Ausland nicht um die Nennleistung der AKW senken, sondern nur um 0,5 GW. […] Es bleiben auch bei einer Nutzung der drei verbleibenden Atomkraftwerke deutliche Eingriffe in den Kraftwerkspark nötig, um die Netzsicherheit zu gewährleisten.

Pressemitteilung BMWK

Hab jetzt keine Zeit mir die 80 Minuten PK anzuschauen, aber sagen die da wirklich, dass die Wahrscheinlichkeit für Blackouts im Streckbetrieb stark sinkt? Das kommt mir irgendwie so vor, als würde das im Widerspruch zur Pressemitteilung des BMWK stehen. Außerdem hätte sich nicht selbst Habeck bei aller Ideologie von Anfang an für den Streckbetrieb eingesetzt, wenn er die Blackoutwahrscheinlichkeit wirklich stark senken würde?

Logisch, wenn der Strom das Abfallprodukt ist.

Leider dürfte es Recht schwer werden herauszufinden wann Gaskraftwerke für Strom laufen und wann für benötigte Prozesswärme und nebenbei den „Abfall“ einspeisen.

Das ist richtig; ich würde näherungsweise annehmen dass wohl der geringste Wert für erzeugten Gasstrom ungefähr diesen Anteil darstellen dürfte, den man nicht wegbekommt, weil das Gas eh für die Wärme verfeuert werden muss. Denn den wird das Kraftwerk ja wenn nötig mit Null-Preis anbieten und somit immer verkaufen.

Dieser „Sockel“ scheint ungefähr bei 2-3 MWh zu liegen. Darunter fällt die Gasstromerzeugung zumindest in den verlinkten Daten nie. Allerdings liegt sie fast ausnahmslos deutlich darüber, in einem Band von 6-12 MWh. Die zusätzlichen ungefähr 3-4 MWh würde ich als „Quasi-Grundlast“ betrachten, die offenbar derzeit von den Gaskraftwerken zusätzlich abgefordert wird - und das auch jetzt schon, wo die Atomkraftwerke noch mit 4 MWh am Netz sind.

Mir scheint es daher durchaus plausibel, dass ein Wegfall dieser 4 MWh den dauerhaft zu liefernden Anteil der Gaskraftwerke noch weiter erhöhen würden und somit negativen Einfluss auf den Strompreis hätten. Und auch, dass dort zumindest derzeit relativ problemlos weitere 3-4 MWh an Grundlastproduktion unterzubringen wären, um den Gasanteil abseits der „eh-da“-Produktion durch KWK weiter zu drücken.

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Deine Zahlen können nicht stimmen.

Leider eine Bezahlstatistik, aber wenn man nur auf 2021 schaut so wurden 450MW Leistung in Betrieb genommen, damit erzeugt man nicht nur 4-5 MWh …

Atomkraft wird in SMARD nicht gesondert aufgeführt, dürfte also unter „sonstige Konventionelle“ aufgeführt sein und liegt bei 200MWh

Der Gesamtverbrauch scheint nicht unter 40.000MWh zu fallen

Irgendwo hast du einen Kommafehler.

Stimmt, ich habe den Tausenderpunkt aus alter Gewohnheit als Dezimalpunkt gelesen. Softwareentwickler-Krankheit.

Die von mir genannten Zahlen müssen also alle als GWh interpretiert werden.

Die Relationen sollte das aber nicht ändern.

Da gibt’s doch „Kernenergie“?

Ich finde die von dir verlinkte Seite nicht ganz so gut. Die Leistung ist hier in GWh angegeben.Gemeint ist ist damit wahrscheinlich die Elektrische Energie innerhalb einer Stunde. Das es oft Schwierigkeiten gibt elektrische Leistung und Energie auseinander zu halten empfehle ich die Seite von Agora Energiewende: Agorameter
Spreche ich zum Beispiel von Grundlast, werde ich meine Werte mit der Einheit Watt versehen. Nutze ich die Einheit Wattstunden meine ich eine erzeugte Energie über eine bestimmte Zeit.
Beispiel Kernkraftwerk:
Ein Kernkraftwerksblock hat eine Leistung von 1 GW. Lasse ich das Kernkraftwerk 1 Stunde laufen mit dieser Leistung habe ich eine Energie von 1 GWh erzeugt. Lasse ich es 24 Stunden laufen dann habe ich 24 GWh erzeugt. Die Leistung ist aber immer noch 1 GW. In deinen Ausführungen muss du deshalb überall nochmal durch die Zeit h teilen. Dann ergibt es auch Sinn.

Diese Unterscheidung ist immens wichtig, da halt von verschiedenen Größen gesprochen wird.

Gruß David

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Okay, den Punkt hast du ^^

Liegt bei 1000MWh.

An sich wollte ich gerne wieder zurück zum eigentlichen Thema. Allerdings eine kurze Anmerkung zur Diskussion um den Sockel an Gaseinspeisung. Die Leistung beträgt in 2022 immer über 5 GW (im Winter eher etwas mehr 7-8 GW, im Sommer 5-6 GW). Man sieht also auch da schon mal, dass KWK, wie oben erwähnt, da einen Einfluss hat und im Winter mehr Wärme benötigt wird als im Sommer. Dazu kommt die Prozesswärme aus der Industrie, die ja auch ganzjährig produziert. Genauso haben industrielle Betriebe aber auch z.T. Gasturbinen zur eigenen Stromerzeugung (da lohnt es sich bei noch günstigen Gaslieferverträgen aber teurerem Strombezug auch die laufen zu lassen). Ein weiterer Aspekt ist, dass Gaskraftwerke auch im Redispatch eingesetzt werden. Aufgrund der Situation im europäischen Strommarkt ist der Bedarf dieses Jahr stark angestiegen. Die Bundesregierung hat da auch schon gesagt, dass ein Teil der abgeschöpften Gewinne am Strommarkt für eine Finanzierung der Kosten eingesetzt werden soll, damit die Netzentgelte nicht zu stark ansteigen.

In Kurz: Das ganze ist recht komplex und nicht mal kurz mit ein paar Annahmen zu bestimmen. U.A. wird das in Strommarktmodellen versucht mit abzubilden. Das bringt mich dann auch zurück zum Ursprungsthema.

Da würde ich schon so fair sein, dass der Uni bzw. den Autorinnen nicht vorzuwerfen, das sie aus Bayern kommen. Etwas Argwohn gerne, aber das klingt ja fast nach einem Gefälligkeitsgutachten und das ist da nicht gemacht worden. Die Autorinnen scheinen sauber und korrekt gearbeitet zu haben. Die 12% stehen übrigens auf S. 6 in Tabelle 3, falls sie wer nicht gefunden hat @Schlossermeister.

Das ist dann aber doch eine der wichtigen Fragen. Eine der, aus meiner Sicht zentralen Annahmen, ist eine Reduktion der Nachfrage um 10% (Tabelle 2). Das ist mit Blick auf die bisherige Entwicklung der Stromnachfrage doch sehr ambitioniert. Zur Einordnung nach der Krise 2007 lag der Stromverbrauch in 2008 6% unter dem Vorjahreswert. Wenn nun aber pauschal 10% zu jeder Stunde weniger Verbrauch besteht, dann werden da allein schon automatisch weniger Gaskraftwerke benötigt, weil die Spitzenlast geringer ausfällt und die Kraftwerke tendenziell nicht benötigt werden. Das sieht man in der Studie auch direkt, wenn die 10% nämlich nicht angesetzt werden, dann ist der Effekt nur noch -4,9% (Tabelle 3).

Durch alle weiteren betrachteten Effekte ist es zudem nicht so ohne weiteres möglich den genauen Effekt der Atomenergie rauszulesen. Von daher halte ich es, zumal die Autorinnen das so auch nirgendwo so schreiben, das Herauspicken der Zahl in den Medien mal wieder für fragwürdig und auch nicht wirklich nutzbar in der Diskussion hier.

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Ja, die Zahlen muss man wenn man auf die zeitlose Leistung kommen will durch eine Stunde teilen. Also wird im Fall der Kernenergie aus 4 GWh 4 GW :wink:

Was mich viel mehr irritiert: es gibt signifikante Unterschiede zu manchen Zeitpunkten zwischen den Daten auf der von mir verlinkten Seite und dem Agorameter. Im Agorameter fällt der Gasanteil quasi nie unter 5,5 GW, auf SMARD liegt er gelegentlich auch mal bei 2-3 GW. Zum Beispiel am 10. Oktober um 05:00 - 2,5 GW vs. 6,2 GW.

Bei SMARD kann man die Rohdaten runterladen, sogar in Viertelstundenauflösung. Ich hab das mal für diesen Zeitraum gemacht und in den Rohdaten finde ich dieselben Werte wie im Diagramm, also aggregiert auf eine ganze Stunde etwa 2,5 GWh erzeugte Energie und somit 2,5 GW. Ist also zumindest kein Darstellungsfehler.

Wem traue ich jetzt? Der Bundesnetzagentur oder der gemeinnützigen GmbH hinter Agora Energiewende?

Meiner Meinung nach ist das Thema viel zu aufgeblasen (was ihr ja in den Kommis auch teilt). In der LdN Folge, in welcher über das Thema gesprochen wurde (vor 1-3Wochen?) war das Fazit, dass die AKWs weiter betrieben werden sollen, weil sie nun mal da sind, aber dass davon keine Wunder zu erwarten sind.

Ich denke das ist nüchtern betrachtet auch die logische Lösung. Mir persönlich geht es gegen den Strich, dass wir unsere Entscheidungen so „leicht“ über den Haufen werfen, bei relativ wenig Nutzen (dennoch denke ich die Lösung ist richtig).

Was mir nur wirklich auf die Nüsse geht, ist der Umfang, mit welchem dieses Thema debattiert wurde. AKW Ja oder Nein ist irrelevant, weil es in beiden Fällen nicht die Lösung ist. Und diese muss angepackt werden, das scheint aber nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu passieren.
Jetzt ist die beste Chance PV zu subventionieren und Windkraft voranzutreiben. Sicherlich sind diese gewissen Schwankungen unterlegen (ich bin kein experte), aber die Lösung wird sie mit einbeziehen!

halbesOfftopic:
Mich fasziniert, die Situation von Habeck. Er wurde durch die Entscheidung der CDU (AKW Ausstieg) und das Versäumnis der CDU (EE Ausbau) dazu gezwungen vor dieser Entscheidung zu stehen. AKWs ausschalten = unpopulär, schwer zu verargumentieren. AKWs anlassen = „Verrat“ eines der Grundprinzipien der Grünen und vermutlich seines eigenen (Atomkraft? Nein danke.)

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Danke für das beherzte Statement, das sich auch als Schlussakkord für diesen Thread eignet. In der Tat verlängert er sonst nur die hier im Forum in vielen Themen über die Jahre intensiv ausgeleuchtete AKW-Debatte ohne neue Fakten hinzuzufügen. Auch brauchen wir keinen weiteren Turnierplatz der AKW-Lobby hier im Forum.

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