Österreichische Umweltministerin stimmt entgegen der Anweisung des Kanzlers ab

Vorab: ich bin für das Renaturierungs-Gesetz und finde gut, dass es angenommen wurde.

Andererseits finde ich das Vorgehen der Umweltministerin (soweit mir bekannt) sehr frag- und kritikwürdig. Wenn einzelne Regierungsmitglieder anfangen einfach nach eigenem Willen zu entscheiden, setzt das meines Erachtens einen schwierigen Präzedenzfall und führt auch zu Politikverdrossenheit. Ich bin nicht sicher, ob das langfristig eine gute Entscheidung war.

1 „Gefällt mir“

Ist immer eine Frage der Perspektive. Wenn Wissing es machen würde, würde ich verrückt werden, jetzt von der Umweltministerin finde ich es sehr sympathisch.

:joy:

Das ist doch das politische Konzept der FDP auf Bundes- und vor allem EU-Ebene. Deswegen gilt Deutschland als unzuverlässig.

1 „Gefällt mir“

Mir fällt jetzt kein vergleichbarer Vorgang ein bei der die FDP entgegen eines gültigen Kabinettsbeschluss/ gegen den Willen des Kanzlers auf EU-Ebene abgestimmt hat (was nicht heißt, dass es nicht passiert ist).

Falls ja - ist das natürlich genauso schädlich.

Ganz so eindeutig ist die Rechtslage wohl nicht, zumindest wird in Österreich jetzt fleißig diskutiert.

1 „Gefällt mir“

Nun, die FDP hat bereits eingetütete Gesetze auf EU-Ebene torpediert. Das ist mindestens vergleichbar, wenn nicht schlimmer.

2 „Gefällt mir“

Im Endeffekt ist doch jeder Politiker nur seinem eigenen Gewissen unterworfen. Ja es gibt Absprachen aber gesetzlich ist es denke ich zumindest in Deutschland Recht klar geregelt,oder? Man geht halt die Gefahr ein aus der Partei rausgeworfen zu werden aber im Endeffekt muss man halt aufpassen wen man da zu einer Abstimmung schickt. Zumindest in einer repräsentativen Demokratie wie unserer, wo Personen gewählt werden die dann eigenständig agieren für ihre Amtszeit.

1 „Gefällt mir“

Das ganze ist doch aber kein race to the bottom, bei dem man das eigene Fehlverhalten (wenn man es denn als solches einschätzt) dadurch legitimiert, dass man auf die FDP zeigt, deren Verhalten noch destruktiver ist.

War nur eine Antwort auf @Tim911 .
Ansonsten bin ich natürlich dafür, dass die Natur geschützt wird und verstehe nicht, wofür es eine Umweltministerin braucht, wenn am Ende doch der Kanzler entscheidet.

Zum Gesetz selbst muss man wissen, dass es eigentlich nach Kämpfen mit Manfred Weber & Co auf dem Weg war und dann ziemlich plötzlich im Rat hinterfragt wurde (meiner Erinnerung nach auf Veranlassung des neuen belgischen Ratspräsidenten).

Konkret? Mir fällt kein vergleichbares Vorgehen ein.

Aber ich denke wir können uns darauf einigen, dass das unabhängig von der betroffenen Partei keine gute Praxis ist.

Ja die FDP hat Beschlüsse behindert und verzögert, aber das was jetzt um Frau Gewessler geschehen ist, ist eine andere Dimension.

Für mich ist das ein absolutes Eigentor. Der juristische Streit könnte vor den Gerichten Jahre dauern, das Gesetz dadurch in vielen Ländern nicht ratifiziert, u d am Ende vielleicht sogar für Nichtig erklärt.

Für mich besteht schon ein Unterschied, ob ein einzelner Parlamentarier eine Entscheidung zur Gewissensfrage macht oder ob innerhalb der Regierung jeder macht was er will. Wenn jetzt Wissing eigenständig das „Verbrenneraus“ auf EU-Ebene besiegeln würde, obgleich wir innerhalb der Regierung einen anderen Entschluss vereinbart haben, dann würden doch alle zurecht auf die Barrikaden gehen.

Er hat das Verbrenneraus auf EU-Ebene hinterfragt, als es bereits beschlussfähig war.

Ähnliches bei Lieferkettengesetz u.a.

2 „Gefällt mir“

Hinterfragen, verzögern und sich bei der Abstimmung zu enthalten, ist doch aber was anderes, als eigenmächtig ohne finales Go der Koalitionspartner für ja zu stimmen, mit dem Wissen, dass es die entscheidende Stimme ist.

Frau Gewessler wird von ihrem Koalitionspartner jetzt wegen Amtsmissbrauch angezeigt, plus die Nichtigkeitsklage bei der EU. Und wenn die durch geht, ist das Gesetz tot.

Bundeskanzler Nehammer bezeichnete Gewesslers Zustimmung vor den Medien in Brüssel als Verfassungsbruch und kündigte neben der Nichtigkeitsklage auf EU-Ebene auch an, sie wegen Amtsmissbrauchs anzeigen zu wollen. Er sprach von einem schweren Vertrauensbruch und einem krassen Fehlverhalten seiner Ministerin. Normalerweise müsste dies zum Bruch der Koalition führen, so der Kanzler. Allerdings wird Ende September ohnehin regulär gewählt. Um Chaos in den nächsten drei Monaten zu vermeiden, sieht Nehammer von diesem Schritt ab, wie er erklärte.

Ist es denn ein Amtsmissbrauch? Ist sie gesetzlich dazu verpflichtet sich an Abmachungen zu halten? Wie gesagt wir reden hier von Gesetz, nicht Moral.

Soweit ist das lese hat niemand gegenüber der Ministerin eine Richtlinienbefugnis, heißt rein vom Gesetz her kann sie abstimmen wie sie möchte.

2 „Gefällt mir“

Exakt das ist die juristische Frage.
Wie frei dürfen Minister bei EU Abstummungen entscheiden, v.a. wenn wie hier in diesem Fall in Österreich die Bundesländer betroffen wären.

Selbst die FPÖ sagt ja lediglich sie hätte gegen die Verfassung verstoßen ohne einen bestimmten Paragraph zu nennen. Klingt für mich nach wütendem Kind ohne Grundlage. Das die jetzt laut um sich schlagen ist klar aber am besten ignoriert man die einfach. Sollen sie das gerichtlich klären lassen und dann muss halt notfalls die Lücke, die es ja scheinbar in den Augen mancher gibt, geschlossen werden.

2 „Gefällt mir“

Ok - Whataboutism.
Aber der Bundesagrarminister Christian Schmidt hat 2017 mit dem Ja in der EU:
„mit seinem Abstimmungsverhalten in Brüssel habe das Agrarministerium gegen die Geschäftsordnung der Bundesregierung verstoßen.“
Das Umweltministerium war nämlich dagegen. Er hätte sich somit enthalten müssen.
Damit war die Verlängerung der Nutzung von Glyphosphat in Europa möglich.

4 „Gefällt mir“

Wir hatten das Thema mehrfach im Forum. In beiden Verfahren hat die FDP auf zuvor abgesprochene rote Linien und protokollierte Vorbehalte verwiesen, die im finalen Gesetz unberücksichtigt geblieben seien.

Die Koalitionäre haben diese Behauptung auch nicht bestritten. Daher sehe ich das Problem eher bei den Verhandlungsführern und weniger bei der FDP. Du würdest sicher auch keine Handwerkerrechnung bezahlen, die Dinge enthält, die du explizit vorher ausgeschlossen hast, egal ob dein Nachbar dem zugestimmt hat.

Daran musste ich auch denken. Es hatte keine Konsequenzen und es würde mich wundern, wenn es, abgesehen von politischen, hier anders wäre.
Da in Österreich Wahlen bevorstehen wird die Koalition daran aber nicht zerbrechen. Und von der eigenen Partei wird sie auch nichts zu befürchten haben