Neuer Ansatz "Inklusivum" für genderneutrale Sprache ohne Sternchen, auch im Singular

Was spricht den gegen das Gendern mit -li? das Lehrerli zum Beispiel. Geschlechtsneutral, einfach und gut verständlich. Oder wir reden alle nur noch Englisch. Beides einfache Lösungen die zu meinen Lebzeiten für mich vermutlich eh genau so relevant werden wie die neue Rechtschreibung. Hier dreht sich eine Blase um sich selbst und merkt nicht wie egal es 95% der Leute da draußen ist. Ich bin aktuell nur genervt weil jeder mit was neuem um die Ecke kommt. Macht doch euer Sternchen, das kann man beim lesen gut ignorieren und drüber weglesen und einfach die weibliche Form benutzen ohne jedesmal in Gedanken hängen zu bleiben. Außerdem hat sich das doch schon zumindest in der Blase ein wenig durchgesetzt.

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Sexistisches Denken wird von vielen Aspekten beeinflusst, die für die Erreichung einer emanzipiert Gesellschaft alle geändert werden müssen. Sprache ist einer davon.

Da die drei bisherigen grammtikalischen Geschlechter alle nicht neutral sind (auch wenn sich hier noch so viele das unkritisierte Generische Maskulinum zurückwünschen, es bleibt belegt dass es keine neutrale Wirkung hat. Und die neutrale Form ist eben sächlich, und die wenigsten Personen wollen als Sache bezeichnet werden) bliebe die einzige Lösung in der Schaffung eines neuen grammatischen Geschlechts mit der Abschaffung der anderen. Und dafür ist das Inklusivum der einzige mir bekannt konsequent durchgeplante Vorschlag.

Wie gesagt, die wenigsten Menschen wollen mit „das“ und anderen sächlichen Artikeln bezeichnet werden.
„Das Mörderli, das mein Kind umgebracht hat“ fühlt sich dezent unangemessen an.
Wie würdest du den Satz „Dieder Gitarristin dieser Band ist meine ehemaliger Nachbar*in.“ in dieser Form schreiben? Vergleiche dazu denselben Satz im Inklusivum: „De Gitarriste dieser Band ist mein ehemalige Nachbare.“

Schlussendlich steht hinter den meisten Aussagen die Frage, ob mensch die Existenz nichtbinärer Personen, und damit ihr Recht auf sprachliche Repräsentation, anerkennt, oder eben nicht.

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Mal abgesehen vom ja sehr nachvollziehbarem Hintergrund des Genderns (Geschlechtergerechtigkeit, wenn ich mir das verkürzt so erlauben darf):

Für jemanden, der mit der klassischen deutschen Sprache der Dichter und Denker aufgewachsen ist und auch die ein oder andere Rechtsschreibreform durchlebt hat, ist es im Alltagssprachgebrauch sehr gewöhnungsbedürftig.
Auch in der täglichen textreichen Arbeit, speziell für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie auf Websiten finde ich es extrem schwierig, derartige Anpassungen zu berücksichtigen und dabei einen Textfluss zu gewährleisten, der flüssiges und angenehmes Lesen erlaubt.
Auch wenn man entsprechende Texte oder Bücher liest, fällt es schon schwer das „mitzulesen“, vor allem da die eigentliche Intention der Gendersprache oft nicht wahrgenommen wird.

Einfach mal rein pragmatisch- Subjektiv; da dauert die Gewöhnung schon viel Zeit

Weswegen es ja auch freiwillig bleiben soll, dann kann es sich nämlich in jüngeren Generationen durchsetzen und dann in dreißig oder sechzig Jahren Standard werden.
Dann darf man es aber auch nicht verbieten oder Menschen torpedieren, die es nutzen wollen.
Auch sind Leute kontraproduktiv, die dann Fernsehsender oder Podcaster anschreiben, doch bitte zu Gendern, da man den Podcast sonst schlecht bewerten müsse (das Gegenstück dazu natürlich auch).
Vor allem würde aber

ohne Zwang und Verbot nicht funktionieren, denn die weibliche Form dürfte ja nicht mehr verwendet werden, auch wenn man es wollte.

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Die Geschlechtsneutrale Variante muss doch lediglich dort verwendet werden, wo nicht das Geschlecht bekannt ist bzw neutral Angesprochen werden soll. Beim Mörder oder der Mörderin sollte das Geschlecht ja bekannt sein. Ansonsten kommt es nur dir Unangemessen vor aber für Schweizer vermutlich nicht. Umlernen muss man so oder so.

„Wie würdest du den Satz „Dieder Gitarrist in dieser Band ist meine ehemalige r Nachbar*in.“ in dieser Form schreiben?“

Mein Nachbarli spielt Gitarre in der Band. Klingt doch ganz gut :sunglasses:

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So lange die Polizei keine Täterlibeschreibung hat, ist es das nicht.

Vor allem klingt es sehr niedlich.

Ich habe in der Tat drüber nachgedacht genau das zu tun. Die Innen-Endung ohne Betonung des I. Hätte kein Problem damit. Die Frage ist wohl eher ob Diverse was dagegen hätten, die hätten dann ja nichts gewonnen? :thinking:

Ist wie gesagt Gewohnheit und was spricht gegen Niedliche Sprache :slightly_smiling_face: lieber niedlich als unnötig kompliziert.

Verniedlichung wird aktuell als Herabwürdigung verwendet. Es hat also einen beleidigenden Unterton. Ob das unbedingt dazu geeignet ist inklusiv zu sein würde ich anzweifeln. Außer man sagt es ist egal wenn man Leute mit Sprache ausschließt oder beleidigt solange es die richtigen trifft.

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Trifft es dann hier nicht jeden? Es geht doch gerade darum jeden Anzusprechen. Insofern wird doch keiner Explizit beleidigt oder ausgeschlossen :person_shrugging:
Manche wollen aber auch unbedingt Probleme sehen wo keine sind…

Ich bin aus der Diskussion raus.

Mir scheint sich das Inklusivum lautlich deutlich besser in die Sprache einzulassen. Das ist ein Vorteil, denn solange etwas so sehr aus dem üblichen Rahmen fällt, inkludiert es nicht unbedingt, sondern zeigt die Andersartigkeit besonders auf. Das ist nicht bei allen Anwendungen geschlechtergerechter Sprache gewünscht.
Der Glottisschlag, der für Viele ungewohnt klang, ist mittlerweile recht stark verankert. Ob das -li die gleiche Entwicklung schaffen würde, kann man wohl nicht seriös vorhersagen. Mein subjektives Sprachgefühl tendiert aber dazu, dem Inklusivum bessere Chancen einzuräumen.

Insgesamt ist das Inklusivum aus meiner Sicht ein schöner Vorschlag! Ich persönlich bin auch ein Freund grammatischer Komplexität. Allerdings würde es für Nicht-Muttersprachlern :wink: noch schwieriger, Deutsch zu lernen.
Letztlich wird die organische Sprachentwicklung „entscheiden“ - zu der auch solche Vorschläge und ihre Rezeption gehören.

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Nicht explizit, aber implizit. Und dafür ist dein Satz ein gutes Beispiel: das von dir verwendete generische Maskulinum spricht im Verständnis der Menschen, denen eine inklusive Sprache wichtig ist, nur Männer an und schließt Frauen und nichtbinäre Menschen damit implizit aus. Die Sensibilität dafür muss man sich erstmal aufbauen, und wer privilegiert genug ist nie von dergleichen impliziter Diskriminierung betroffen zu sein, nimmt sie womöglich gar nicht wahr. Würdest du dich von femininen Formen angesprochen und gemeint fühlen?

Ich hätte noch mal eine grundsätzliche Frage zum Gendern.
Bislang verstehe und handhabe ich es so, dass in der persönlichen Ansprache einer konkteten bekannten Person geschlechtsentsprechend gesochen wird. "Unser Vermieter hat…/ Unsere Chefin möchte…).
Nur in Gruppen unbekannter, oder unbekannten Personen gegenüber gendere ich, da ich die Geschlechtsidentität nicht kenne.
Mit dem aktuellen Sternchen lässt sich das sehr gut parallel handhaben.

Sind Ansätze wie das Inklusivum oder das -li auch als parallele Lösung gedacht? Das würde das wechseln deutlich erschweren.
Oder sollen sie gänzlich übernommen werden?
Ehrlich gesagt finde ich es mehr als gewöhnungsbedürftig, wenn nicht albern, bei bekanntem Geschlecht nicht auch die zugehörige Endung nutzen zu können.

Ich persönlich möchte auch weiterhin gerne als Mann angesprochen werden. Nicht als Neutrum.
Gleichzeitig stehe ich Anderen gegenüber zu ihrer Zugehörigkeit entsprechend angesprochen werden zu wollen.

Hoffe, die Frage ist nicht zu basal. Ich habe zwar den Threat gerne mitgelesen, mich aber wenig darüber hinaus mit dem Inklusivum beschäftigt

Ein Punkt ist auch, dass das Geschlecht in sehr vielen Bereichen auch keine Rolle spielt und spielen sollte. Mir kommt das immer so vor als müsste man neben Berufsbezeichnung, Anrede und Pronomen immer noch ein Foto seiner Geschlechtsteile kleben. Außer bei ausgewählten Fachärzten wüsste ich nicht, wozu das gut sein soll. und dafür würde es ja reichen, dass es auf der Versichertenkarte gespeichert ist. Ansonsten öffnet die permanente Markierung des Geschlechts nur Tür und Tor für bewusste oder unbewusste Diskriminierung.
Insofern bringt vermutlich eine geschlechtsagnostische Bezeichnung für alle am meisten.
Mit der Zeit lässt dann vielleicht (spätestens in folgenden Generationen) auch der Fokus auf Geschlechtsidentitäten und das ständige Bedürfnis nach deren Bestätigung nach.

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Klar würde ich das auch befürworten. In Schweden soll es geschlechtsneutrale Toiletten geben, auch die Vorschrift, dass ein Vorname eindeutig dem Geschlecht zugeordnet werden können muss, kann weg. Den Lehrer geht das auch nichts an, ob der Schüler, der vor ihm sitzt männlich oder weiblich ist, dann werden Mädchen vielleicht auch nicht mehr in der Benotung bevorzugt.

Der Verein betont dass Mensch das inklusivum verwenden kann wie Mensch möchte. Die Motivation hinter der Entwicklung ist allerdings, dass das Gendern zwar bei Gruppen gut klappt, aber bei längeren Texten über eine einzelne Personen, die entweder nichtbinär ist oder deren Geschlecht nicht bekannt ist, schwierig wird - vgl. Der Satz mit demder Gitarristin.

Der gesamte Punkt ist also Sichtbarkeit von Menschen die sich außerhalb des binären Geschlechtersystems befinden.

Der Verein möchte nicht die maskuline Form abschaffen! Wenn du dich als Mann verstehst kann ja mit der bestehenden Grammatik wunderbar über dich als Mann gesprochen werden. Im Gegenteil soll stattdessen über alle, die sich nicht als Mann verstehen, stattdessen nicht mehr als Mann gesprochen werden. „Meine Mutter ist Arzt“ ist halt genauso falsch wie wenn ich dich als Ärztin bezeichnen würde. Und wer Medizin studiert hat und praktiziert, aber weder Arzt noch Ärztin ist, ist dann eben entweder Ärzt*in, oder jetzt halt Arzte.

Genau. Nur haben wir bisher keine. Mit der bisherigen grammatik können wir nur alle Menschen als Mann oder Frau oder Objekt bezeichnen. Darum schlage ich ja vor, über dieses Thema zu berichten, weil es eben erstmals eine Option zur agnostischen Bezeichnung gibt.

Erinnert mich stark an da Gendern nach Phettberg, was IMHO immer noch die beste Variante ist:

( Sowohl Lehrerinnen als auch Lehrer sind entweder ein Lehry oder viele Lehrys. )

Als Schweizer finde ich die hier vorgeschlagene Lösung ein bisschen schräg weil, „de“ im Schweizerdeutschen für „der“ steht.

„De Lehrer und d’Lehreri sind i de Schuel wichtig.“

Da ergibt sich ein fast unauflösbares durcheinander ob nun Mundart „de“ gesprochen wird oder das Inklusivum „de“ verwendet wird. Schon klar, wir 4 Mio Deutschschweizer sind da wohl nicht das ausschlaggebende Kriterium. Aber ich vermute mal bei Österreichern, Bayern und den meisten andere Dialekten hat „de“ sicher auch jetzt schon eine Bedeutung.

Da sehe ich den grossen Vorteil. -y -ys (-ies) sind durch den Einfluss der entsprechenden englischen Wörter (Party, Body, Bunny, Curry, …) in allen Dialekten schon weit verbreitet, und können daher auch leicht gesprochen und verstanden werden.

Aber grundsätzlich bin ich der Ansicht: Jede Sprache die man auch am Telephon benutzen kann, ist irgendwelchen typographischen Spielereien vorzuziehen. Ob jetzt „de Lehrere“ oder „das Lehry“ ist eigentlich egal.

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Es gibt ja so Fälle. Die Krankenschwestern, die Coiffeusen oder die Putzfrauen. Als Mann in diesen Branschen muss man es halt mit Humor nehmen. In diesen tieflohnbranchen kämpft man eh mit anderen Problemen, als der richtigen Bezeichnung. LEIDER.

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Das Gittaristy in dieser Band ist mein ehemaliges Nachbary.

Nachtrag zu oben: Aber dieser Satz macht eigentlich so keinen Sinn. Von meinem ehemaligen Nachbary müsste ich ja eigetlich wissen, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Also könnte ich ganz normal Nachbar oder Nachbarin verwenden.

Nur wenn ich sage würde: „Die Gitarristys in dieser Band sind meine ehemaligen Nachbarys.“ Dann würden da wohl mindestens eine Schwester und mindestens ein Bruder gemeinsam in der Band spielen.