Mythen zur Arbeitslosigkeit

Hallo,

Ich möchte diesen Thread / Themenvorschlag erstellen, weil mir rund um das Thema Arbeitslosigkeit und Arbeitskräftemangel immer wieder die selben Sätze, meist in den Kommentarspalten der (konservativen) Medienhäuser, auffallen.
Wahrscheinlich steckt in jeder dieser Thesen wie so oft ein Funken Wahrheit, größtenteils handelt es sich wohl um Mythen, die sich aber in der Gesellschaft halten. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, wenn diese Thesen in einer der LdN Folgen einem Realitätscheck unterzogen werden würden. Aber ich freue mich natürlich auch hier auf eine berichtigende Diskussion.

These 1:
Arbeit lohnt sich für viele nicht mehr, da zu wenig Netto vom Brutto, zu geringe Löhne, zu schlechte Arbeitsbedingungen. Da lebt es sich besser mit ALGII (Hartz4) und ein wenig Schwarzarbeit. V.a. auch mit Kindern in größeren Familien mit Kindergeld, …. .

These 2:
Die angeblich offenen Arbeitsstellen existieren nur auf dem Papier oder sind zu großen Teilen von Zeitarbeitsfirmen, mit noch schlechteren Konditionen. Offene, gut bezahlte Jobs gibt es kaum (häufig in Bezug auf Industriejobs). Es wird praktisch nur im Niedriglohnsektor gesucht.

These 3:
Wir benötigen keine Zuwanderung, wenn wir viel mehr Arbeitslose in Arbeit bringen würden. Es bedarf Maßnahmen, die die Arbeitslosen von der Couch zur Arbeit bringen.

Ich habe die These so neutral wie möglich formuliert, aber wie den meisten ja bekannt sein wird, schwingen hier die von rechts-außen verwendeten Begriffe der,Deutschen Entindustrialisierung, , der zu hohen Steuerlast und zu geringen Löhne (,die Guten wandern eh aus,) und der Ausländerfeindlichkeit mit. Leider verfangen sich diese Mythen in der Gesellschaft. Deswegen wäre es wichtig, auf diese Fragen in den ,Stammtischdiskussionen, die berichtigenden Antworten geben zu können.

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Zur These 2: Bei den Berufen „Erneuerbaren Energien“ wird händeringend gesucht. Und die werden mittlerweile auch gut bezahlt. Bei den sozialen Berufen das gleiche: Lehrer, im Kindergarten, in Pflegeheimen und Pflegediensten.

Zu These 1: bei gering entlohnen Jobs stimmt das sogar. Man darf ja nicht vergessen, dass das Amt die Miete u.ä. übernimmt, die man bei Erwerbstätigkeit selbst tragen muss.

Wenn man es sich also nach den ALG II Möglichkeiten eingerichtet hat, ist es schwer von außen da wieder rausmotiviert zu werden.

Das gilt eher nicht für diejenigen die sich noch auf dem Abstieg befinden, aber für die die da unten schon angekommen sind. Die lockt man eben mit 50€ mehr in der Tasche am Monatsende nicht zu einem 40 Stundenjob.

@KawaKai: für den ersten brauchst eine Ausbildung und für das zweite eine Eignung. Gerade Sozialberufe sind eher nicht die Domäne rechtskonservativer Menschen.

Das Problem in Deutschland ist, dass die Anlernjobs immer weniger werden aber der Bildungssektor zu schlecht ist um diese Kräfte sinnvoll für die vorhandenen Jobs zu qualifizieren.

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Und wo ist das Problem? Auszubildende werden in den Berufen ebenfalls gesucht und nicht nur wenn man gerade frisch von der Schule kommt.
Zudem ging es ja in der These 2 darum das freie Plätze nur auf dem Papier existieren und im niedrig Lohnsektor wären, was ich stark anzweifel wenn schon versucht wird anzuwerben. Erlebe ich fast regelmäßig wenn ich meine Kaffeepause an der Tanke mache🙈

Also wie es aktuell ist weiß ich natürlich nicht, aber zu meiner Zeit hatten es Handwerksbetriebe bereits schwer überhaupt geeignete Azubis zu finden.

Wobei man z.T. auch sagen muss dass die teilweise Recht hohe unnötige Anforderungen haben.

Wir hatten bei uns einen Hauptschüler mit dabei in der Gruppe. Ja er brauchte für die Berufsschule etwas extra Hilfe, aber auch er hat den Gesellen im ersten Anlauf ohne Schwierigkeiten gemacht.

Hinzu kommt, dass vielfach nur auf’s Studium gesetzt wird und eher weniger auf die praktischen Berufe, was auch zu Personalmangel führt.

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Schwieriges Thema. Meine Frau ist Realschullehrerin an einer Brennpunktschule im Ruhrgebiet und da funktioniert das so:

Die Kinder müssen ALLE aufs Gymnasium, ALLE hochbegabt.
Nach einer oder zwei Ehrenrunden merkt man: doch nicht hochbegabt! Ähh sorry nein, die Lehrer sind schuld.
Dann auf die Realschule, aber eigentlich zu 80% Hauptschüler.
Am Ende ihrer Schullaufbahn dann Panik, weil die School-Life-Balance zu sehr auf Life eingestellt war und man doch gerne im Büro arbeiten möchte anstatt sich die Hände schmutzig zu machen.
Also dann noch höhere Handelsschule. Das schaffen dann vl. noch 10%.
ALGII vorprogrammiert.

Dabei gibt es so schöne und gefragte Handwerksberufe!

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Die Zahlen bestätigen dies, aber irgendwie auch nicht.

Haupt- , Real- und Gesamtschulen plus Gymnasien hatte 20/21 addiert 4.408.260 Schüler, davon 2,8 Millionen auf Gymnasien. Das heißt 57% der Schüler sind auf einem Gymnasium.

Somit sind zwar etwa Hälfte aller Schüler auf ein Gymnasium, und macht das Gymnasium damit zur klaren Nummer 1, aber gleichzeitig ist es eben nur die Hälfte der Schüler und nicht 70…80%.

Und wie sie sagen, ein Gymnasium besuchen heißt noch lange kein bestandenes Abitur.

Kann man leider nicht lesen. Interessant wäre ein Statistik nach Jahrgängen unterteilt.

Ich wette, bei den Jahrgängen 5-7 ist die Prozentzahl der Gymnasiasten höher, später geringer.

Das Hauptproblem des „Fachkräftemangels“ ist meines Erachtens weiterhin ein Chancengebermangel. Die Arbeitgeber erwarten, dass diejenigen, die die Schule verlassen, direkt und ohne größere Probleme in ihrem Arbeitsfeld eingesetzt und ausgebildet werden können. Sie sind nicht bereit, die Extra-Arbeit aufzubringen, etwaige Defizite auszugleichen.

Ja, in einer idealen Gesellschaft würden die Schulen es schaffen, den u.a. vom Handwerk geforderten Nachwuchs in einer Qualität zu produzieren, in der er direkt einsetzbar ist. Die Realität ist aber eben eine andere. Jetzt kann man die Politik auffordern, die Bildung zu verbessern - oder man kann selbst anpacken, sich ein paar defizitäre Azubis beschaffen und was anständiges daraus machen. Ersteres ist dummerweise viel einfacher.

Kurzum: Es werden lieber Stellen gar nicht besetzt, als sie mit jemanden zu besetzen, der vielleicht noch etwas Hilfe braucht, um langfristig nutzbar zu sein.

Das ist ein Problem des Niedriglohnsektors - und absolut verständlich.

Die Jobs im Niedriglohnsektor sind gleichzeitig häufig die unbeliebtesten / unangenehmsten und schlecht bezahltesten. In einer fairen Marktwirtschaft müsste ein besonders unbeliebter Job eigentlich besonders gut bezahlt werden - eben als Ausgleich dafür, dass der Job unangenehm ist. Das Gegenteil ist der Fall.

Warum sollte ein rational denkender Mensch also einen überdurchschnittlich unangenehmen Job machen, wenn er am Ende des Monats trotzdem nur knapp über dem Existenzminimum liegt?

Was den Bogen zu These 1 schließt.
Aber natürlich wird nicht nur im Niedriglohnsektor gesucht, sondern auch bei Fachkräften. Ich habe auch mal als Bilanzbuchhalter beim Steuerberater gearbeitet und in der Steuerberatung wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Das Problem ist: Jeder Steuerfachangestellte, Steuerfachwirt oder Bilanzbuchhalter, der auch nur die geringsten Ambitionen hat, wird der Steuerberatung spätestens nach ein paar Jahren den Rücken kehren. Denn die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen in der Steuerberatung sind extrem schlecht - der Steuerberater nimmt so viele Mandate auf, bis das Team überlastet ist: 100% Crunch-Time, 0% Down-Time, jeden Tag neue Deadlines und Vertröstungen von Mandanten. Dazu ist die Bezahlung im Vergleich zur freien Wirtschaft extrem mies (es gibt halt keine Gewerkschaften und Tarifverträge in dem Bereich). Das Resultat für Leute wie mich ist daher: Entweder ich bleibe so lange dort, bis ich selbst die Steuerberaterprüfung ablegen darf - oder ich wechsle nach ein paar Jahren in die freie Wirtschaft, weil dort sowohl Arbeitsbedingungen als auch Bezahlung um ein vielfaches besser sind. Und dann jammern die Steuerberater wieder, dass sie keine Arbeitskräfte finden bzw. ihnen die kompetenten Arbeitskräfte weglaufen.

Das Beispiel soll zeigen:
Mängel an begehrten Fachkräfte fallen von oben nach unten. Die Unternehmen, die gut zahlen, bekommen ihre Fachkräftebedarfe gedeckt - während die Unternehmen, die hier nicht konkurrieren können, leer ausgehen. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Nach meiner Erfahrung in der Steuerberatung würde ich nie wieder für weniger als den deutschen Median-Lohn in einem derart stressigen Job arbeiten. Da würde ich auch eher die Arbeitslosigkeit vorziehen. Psychische Gesundheit ist mir wichtiger als Geld, also für 3k Euro Brutto im Monat mache ich mich nicht kaputt, das Verhältnis von Lohn und Stress ist schlicht nicht tragbar… und genau so denkt natürlich auch der Niedriglohnarbeiter, wenn man ihm sagt, dass er Vollzeit im Amazon-Warenlager oder aktuell in der Flughafen-Gepäckverladung arbeiten soll für einen Lohn, der die Einbußen an körperlicher Gesundheit nicht wert ist.

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Tja, und hier ist die große Diskussion.
Konservative (in den USA wie in Deutschland) würden jetzt sagen: Das hohe ALG II ist Schuld, weil die Leute nicht arbeiten müssen, um zu überleben. Aber wohin führt uns diese Logik? Zurück in Leibeigenschafts- oder gar Sklaverei-Verhältnisse. Nach dem Motto: Wenn die Alternative zur schlecht bezahlten Arbeit zu schlechten Konditionen „verhungern“ ist, werden die Leute diese Arbeit schon „freiwillig“ machen. Ist das wirklich eine Gesellschaft, in der wir leben wollen?!?

Das zentrale Problem ist, dass die marktwirtschaftliche Ausgestaltung der Löhne nicht funktioniert. Jeder will in dem Unternehmen arbeiten, das dicke Gewinne macht (Automobilbranche, Banken), weil dort Löhne gezahlt werden, die deutlich oberhalb dessen liegen, was für die Arbeitsbedingungen angemessen wäre. Aber niemand will in Unternehmen arbeiten, die keine dicken Gewinne machen (Gastronomie z.B.), weil dort Löhne gezahlt werden, die deutlich unterhalb dessen liegen, was für die Arbeitsbedingungen angemessen wäre.

Eine mögliche Lösung wären Mindestlöhne entsprechend der Arbeitsbedingungen - daher: Jobs werden klassifiziert und je nach körperlichen und psychischen Stress gibt es Zuschläge auf die Mindestlöhne. Aber dann kostet das Mittagessen in der Gastro halt plötzlich das dreifache, dafür findet die Gastronomie dann auch ihre Mitarbeiter.

Als Gesellschaft können wir halt nicht alles haben, wir können nur das geringste Übel wählen. Und dafür brauchen wir mE faire, primär den Arbeitsbedingungen entsprechende Löhne, statt primär dem Unternehmenserfolg entsprechende Löhne.

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Da muss ich dir Recht geben. Ich sehe es in meinem Unternehmen, da wird am ersten Tag ein Einstellungstest gemacht und am zweiten müssen sie dann eine Präsentation machen. Was das mit unserem Beruf zu tun hat weiß ich bis heute nicht. Das Ergebnis ist das wir Azubis bekommen die in der Theorie gut sind aber dann nicht fähig sind mit dem Akkuschrauber und den Schraubenschlüssel umzugehen. Hinzukommt das sie bis zur Volljährigkeit fast nix machen dürfen.

Wenn es um Handwerkliches Geschick geht haben auch die Eltern eine gewisse Verantwortung. Wenn ich weiß das mein Kind ein Handwerklichen Beruf erlernen möchte dann kann man es selbst fördern oder wenn ich selbst „ungeschickt“ bin, ihm eine Ferienarbeit nahe legen wo es seine Fähigkeiten erweitern kann.

Naja …

Nicht wirklich, als ich vor über 20 Jahren nach eine Ausbildung gesucht habe, habe ich auch mit Leuten gesprochen die meinten, es würden sich im Handwerk auch Leute bewerben die nicht Mal mehr Kopfrechnen können.

Da ist dann auch nichts mehr mit etwaigen Defiziten ausgleichen.

Auf der anderen Seite hatte ich aber auch welche, die unterhalb von Abitur gar nicht erst einstellen wollten.

Das kommt drauf an was für eine Ausbildung sie machen und wie die Betriebsgröße so ist.

Aber ja Azubis kosten Geld, mit denen kann man keins verdienen.

Vielleicht kommt da immer noch der Sozialarbeiter in mir hoch, aber ich bin halt der Meinung, dass man diese Menschen nicht so lapidar aufgeben sollte.

Wenn jemand nach dem Schulabschluss nicht in der Lage ist, kopfzurechnen, heißt das nicht zwangsläufig, dass der Mensch „dumm“, „lernunfähig“ oder „faul“ ist. Er hat vielleicht einfach nie gezeigt bekommen, wofür Kopfrechnen gut ist.

Es ist immer wieder faszinierend anzusehen, wie schnell Menschen etwas neues lernen können, wenn man ihnen verständlich macht, warum sie es lernen sollten und wie sie es konkret in ihrer Arbeit einsetzen können.

Und selbst wenn eine Dyskalkulie vorliegt und die Menschen wirklich nicht in der Lage sind, kopfzurechnen - was spricht dagegen, dass dieser Mitarbeiter dann halt immer mit einem Taschenrechner rumläuft? Ich sehe nicht, wie das ein unumstößlicher Ausschlussgrund sein soll.

Klar, nun wird ein Handwerker stöhnen und sagen: „Aber ich habe nicht die Zeit, mich so intensiv um meine Azubis zu kümmern!“ und das verstehe ich durchaus. Aber wenn die Alternative ist, gar keinen Azubi zu haben und später nicht genug Mitarbeiter für den Betrieb zu haben, sollte man sich vielleicht überlegen, ob man diese Zeit nicht doch irgendwie schaffen kann.

Wie gesagt, ich denke, viele Menschen wären überrascht, wie viel Potential in manchem „Schulversager“ doch steckt. Viele dieser Schulversager haben nie die Erfahrung gemacht, dass ihnen jemand tatsächlich eine Chance gegeben hat, sondern sind ihr ganzes Leben lang durch alle Raster gefallen, die sie eigentlich auffangen sollten.

Es sollte schlicht mehr staatliche Förderprogramme geben, die Handwerksbetriebe darin unterstützen, sozial benachteiligte Menschen trotz ihrer Defizite auszubilden.

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Laut Andreas Kemper, Klassismusforscher ist dieses Engagement der Eltern durchaus logisch (der erste Teil), weil es einfach die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sichert. Heute wirst du mit einem Job den du nach der Realschule erlernst mit kleiner Wahrscheinlichkeit genug Geld verdienen um z.B. eine Wohnung für deine Familie erwerben zu können wo gearbeitet wird.
Wenn ein Kind einer Akademikerfamilie dann auf der Realschule landet ist der soziale Abstieg vorprogrammiert. Diese Perspektive hat meinen Blick auf das Thema stark verändert.

Wenn ich mir die Bilder von Schulen so ansehe, deren Zustand, ausgefallene Stunden und meine eigene Biographie so ansehe: Wie viel unterschied nur 1 oder 2 wirklich interessierte Lehrer machen, dann würde ich die Schuld nicht nur bei der angeblichen fehlenden Leistungsfähigkeit der Schüler suchen. Die erste Regel des Dunning Kruger Club ist: Du weisst nicht dass du im Dunning Kruger Club bist. das gilt auch für die Eigenurteile von Lehrern.

Ich bin 82 eingeschult und fast alle die mit mir 88 auf der Hauptschule landeten haben heute Pech gehabt. Moderne Hauptschule ist eine Sackgasse und der kurze Weg zu Hartz4 oder der Start in den zweiten Bildungsweg.

Das ist eine Frage der Entlohnung. wer will denn die Menschen dafür verurteilen, dass sie genug Ressourcen benötigen um gesellschaftlich nicht abzurutschen. +1 für das meme von ‚hände nicht schmutzig machen‘ das lässt doch klar deine Haltung erkennen. Wie ist das dann mit deiner Frau die Lehrerin ist? Gilt das für die auch?

Eine sehr interesaante Sicht auf die Jugendlichen. Als hätte es ein Teil der Menschen verdient in Hartz4 zu bekommen.

In meinem Beruf ist der Fachkräftemangel ein primäres Geldproblem: Die Gehälter in Deutschland sind 50% geringer als in England und so verlieren wir halt Menschen da hin, oder nach Holland, Schweden, Norwegen, Spanien.

p.s. Ich habe übrigens mit 45 herausgefunden, dass ich wahrscheinlich nach diversen Kriterien durchaus in die Nähe von sehr hoher Begabung gekommen wäre als Kind und Jugendlicher. Mit ADHS/Asperger wurde man halt auf der Hauptschule abgestellt. Die Fortsetzung der ‚schwarzen Pädagogik‘ mit der frühen Aufteilung nach Schularten ist eines der größten Probleme Deutschlands. Solche, von wenig Selbstreflektion geprägten Äusserungen von Lerhrerseite wie du sie hier widerspiegelst sind Teil des Problems.

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Ich sehe das Problem an mehreren Ecken:

  1. Seit Jahren werden Abis verschenkt, in manchen Bundesländern mehr als in anderen, z.B. oft in NRW und Hessen. Dadurch werden andere Abschlüsse noch heftiger entwertet bis zur Nutzlosigkeit. Man müsste also das Niveau wieder härter anziehen und in Kauf nehmen, dass eben 50 und mehr Prozent kein Abi kriegen.

  2. Die Lehrerausbildung ist einfach schlecht. Die Ausbildung muss dringend raus aus dem klassischen Uni-System und viel dualer werden. 3 Monate bezahlte Praxis und 3 Monate Blockunterricht. Zum einen verdienen die Anwärter Geld, zum anderen merken sie früher ob die geeignet sind für den Beruf.

  3. Gleichstellung und Förderung beruflicher Weiterbildung auf ein Level mit Unis. Ich empfinde beispielsweise einen geprüften Wirtschaftsfachwirt mindestens gleichwertig zum Bachelor BWL, vor allem auf Grund der viel höheren Praxis. Auch der Meister muss auf eine Förderebene von Universitären Ausbildungen gehoben werden.

  4. Mehr Verantwortung muss zu den Betrieben. Leider hat sich eingebürgert, dass ein Azubi quasi direkt gewinnbringend eingesetzt werden muss. Das ist eine üble Fehlentwicklung und sorgt sehr für Fachkräftemangel.

  5. Lehramt muss Kontrolle unterliegen und Verbeamtung muss weg. Diese Unkündbarkeit führt leider oft zu Lehrkräften, die Dienst nach Vorschrift erledigen (subjektive Beobachtung von mir und vielen Freunden). Da würde mir eine stärkere Kontrolle sehr gefallen.

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Ich glaube die BPB widerspricht dir hier teilweise. Woher nimmst du diesen Rückschluss?

Ja, sehr viel Ja.

Bei 4 oder 5 Tausend Lehrern die in BaWü grade im Sommer arbeitslos sind, weiss ich nicht ob das der richtige Ansatz ist. Es unterstellt ja fast sie wären absichtlich schlecht. Ich gehe von massiv schlechten Bedingungen für Lehrer aus.

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Ich würde es an beiden Seiten angehen. Es ist definitiv nicht förderlich, dass viele Lehrer quasi unkündbar sind. Dadurch blockieren vielleicht schlechte Lehrer gute arbeitslose Lehrer. Bei den arbeitslosen Lehrern wären aber auch die Fächer wichtig. Es gibt nun mal Fächerkombinationen, die kaum gebraucht werden (Reli und Musik bspw.).

Subjektive Beobachtung wenn zu meiner Zeit viele aus RLP mit 4er Schnitt nach Hessen oder NRW gehen und plötzlich auf 2 stehen . Die haben nicht alle plötzlich das Lernen entdeckt.

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Was nützt einem Forschung, wenn es dann in der Praxis nicht funktioniert?

Zugegeben habe ich meine Thesen etwas überspitzt formuliert.

Ich sehe aber auch nicht, dass die hochgelobten Gesamtschulen funktionieren.

Genau das! Aber wie kommen wir dahin?

Das wäre ideal. Aber wie sähe das Gerangel um die jeweiligen Stress-Klassen aus?

Würde sich die Gastronomin freuen? Ich vermute, die Anzahl der Gästeplätze würde bedeutend zurückgehen; es könnten sich zwar mehr Menschen dank des neuen Mindestlohns in ihrer Branche mehr leisten und könnten gelegentlich das Dreifache im Restaurant liegen lassen. Aber die Gastronomie würde gewissermassen gesundschrumpfen, denn die derzeit niedrigen Löhne sind nicht „gesund“. Wer diese Auslese übersteht, hätte eher ein besseres Arbeitsleben mit zufriedenen Angestellten…

Wie man zu gerechten Löhnen kommen könnte, wäre ein sehr spannendes Thema. Es hängt so unglaublich viel dran, dass man es als eines der zentralen Themen in modernen Gesellschaften ansehen kann. Gerechte Löhne würden 90% der einkommensabhängigen Probleme lösen. Zig verschiedene Unterstützungsmassnahmen mit riesiger Bürokratie würden wegfallen, Einkommensungleichheit würde sich verringern von beiden Enden her, usw.

Nur wie? Man könnte es an den verschiedensten Szenarien testen, die einem allein gar nicht so leicht einfallen. Und wenn, dann übersieht man leicht die Haken an den eigenen Ideen.

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Ja, und bevor die Ausbildung überhaupt beginnt, müsste dringend eine strenge Eignungsprüfung her! (Bräuchte aber schon neues Denken in den Köpfen der Ausbilder) Dafür bessere Bezahlung für erstklassig ausgebildete Lehrer. Dann wäre der Lehrerberuf so hoch angesehen, wie er es seiner Bedeutung nach verdient.

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